Die Frage lautete doch "
ob von Euch schon jemand mal in grossen
Höhen (Himalaya,Anden etc.) mit seinem Bike unterwegs war.
Was waren Deine Erfahrungen bezüglich Höhe, Distanzen, Kultur
etc."
Wo ist da das Problem, was zum Thema Biken in Chile zu posten???
Da müsst ihr euch doch nicht gleich auf die Füße getreten fühlen, und mir gleich vorwerfen, dass ich mir etwas beweise müsste und zum Bergtrophäen-Sammeln in Chile unterwegs bin.
Diese Vulkane sind ein Kindheitstraum von mir (ich bin übrigens in der DDR geboren, nicht in Österreich), ich habe über drei Jahre daran gearbeitet, diesen zu realisieren.
@Himalayan:
Keine Sorge, ich war 7 Monate in Chile (und weitere 3 in Argentinien und Bolivien), habe viele Freunde dort und arbeite an verschiedenen Projekten mit Hilfsorganisationen zusammen, wie auch einem Projekt zur Erhaltung der Kultur der
Quechua-Indianer in Ollagüe, genau dort wo ich mit dem Bike unterwegs war.
Meine Freundin lebt übrigens in La Paz.
Es wird gerne schnell geurteilt und kritisiert, auch wenn man die Hintergründe nicht kennt, und bei jungen Leuten geht das ja umso besser, da wird ja alles immer nur gemacht, um sich oder jemanden anderen etwas zu beweisen.
Nur weil jemand jung ist, heißt das nicht, das er nicht diese Leidenschaft für Berge, andere Kulturen und indigene Kulturen hat.
Dazu vielleicht ein Auszug aus dem Bericht über die Skitour auf den Vulkan Llaima in Chile, über das Ende der Tour:
"[
] Wir liegen nach dem Essen auf dem Waldboden, jeder hängt seinen Gedanken nach.
Für mich ist ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen. Heute sind es andere Touren, die mich reizen - Steilabfahrten, die 5000- und 6000er der Anden, etc.
Aber dieses Gefühl, sich 5 Jahre später einen Traum erfüllt zu haben, ist phantastisch.
Es war bei weitem nicht der höchste oder schwierigste Berg den ich bestiegen habe - aber eine der Erlebnisreichsten.
Dazu dieses überwätigende Natur, und das Gefühl, in diesem Moment ein Teil von ihr zu sein - genau diese Harmonie mit der Natur, nach der ich so lange gesucht habe.
Doch während für mich ein Traum in Erfüllung ging, waren es wohl andere Gedanken, die Michael beschäftigen.
Vor unsere Südamerika-Reise hatte er außer Sportklettern - wozu ich ihn brachte - nie viel mit Bergen zu tun. Als er mit mir in die Anden aufbrach, wollte er weniger nach Südamerika, sondern mehr weg von seinem bisherigen Leben in Österreich und die Welt sehen.
Die Tour auf den 4155 m hohen Cerro Agua Salada in Argentinien vor ein paar Wochen und die Tour heute waren Neuland für ihn, genauso wie einfache Leben "on the road", das wir seit 3 Monaten führten, bei dem wir nur mit einem Rucksack unterwegs waren, von Ort zu Ort und von Berg zu Berg zogen, und dabei andere Kulturen und Menschen aus aller Welt kennenlernten.
Als uns später so langsam der weniger träumerische Gedanke kommen, dass wir wohl zu Fuß nach Cherquenco zurück müssen, hilft unser Glück erneut nach.
Es taucht plötzlich ein Bus auf, dann noch einer, bis um die 8 Busse vor der Militärhütte halten. Es sind Schulbusse mit Schülern aus Temuco. Die Schüler aller Alterklassen stürmen aus dem Bus, und es dauert nicht lange, bis die Soldaten der Militärhütte mit den etwa 12-jährigen im Schnee tollen.
Einige andere sind nur etwas jünger als ich, und wir kommen mit drei Mädels ins Gespräch, worauf hin wir auch mit ihrer Lehrerin sprechen, die einwilligt, uns im Bus nach Temuco mitfahren zu lassen.
So sind wir etwas später in einem Bus voller bestens gelaunter chilenischer Jugendlicher auf dem Weg zurück nach Temuco
nun, ich weiß nicht warum, aber das war ein perfekter Abschluss für unsere Tour.
Wann immer ich heute den Glücksbringer in meiner Geldtasche sehe, den mir Sisel, eines der Mädels, schenkte, bin ich für einen kurzen Augenblick wieder am Llaima.
Vielleicht sollt ich das Wort "Glücks-bringer" hier etwas anders sehen - dann an etwas wie die Tage am Llaima erinnert zu werden, das ist wirkliches Glück!"
Oder vom Ollagüe-Bericht:
"An diesem Abend, als ich über meinen Spaghetti sitze, komme ich ins Gespräch mit den einzigen anderen Gästen im Hostel. Sie sind Chilenen, die eine Reportage über Ollagüe drehen. Etwas später gesellen sich zwei Frauen zu uns -
Quechua-Indianerinnen.
Sie erzählen von Ollagüe und ihrem Leben hier. Ollagüe ist der letzte Ort in Chile, in dem die Sprache der
Quechua in der Schule gelehrt wird. Die Erhaltung ihrer Traditionen und Kultur in einem zunehmend modernen und entwickelten Chile wird immer schwerer. Sie hoffen nun, durch mehr Touristen etwas Entwicklung hierher zu bringen, um dadurch ihre Kultur zu erhalten.
Die Chilenen, die die Reportage drehen, arbeiten an einem Projekt, um den Tourismus hier zu fördern.
Ich lerne an diesem Abend viel über die
Quechua, und lerne Ollagüe selber als einen sehr ursprünglichen Ort kennen, wie ich ihn in Chile noch nie gesehen habe. Hier, mitten in der Wüste, weit entfernt von der nächsten großen Stadt, sitze ich an einem der schönsten Abende meines Lebens mit Indianern und anderen Chilenen an einem Tisch, habe und bin tief dankbar, dass ich mit gerade mal 19 Jahren eine solche Erfahrung machen darf!"
Zu dem Projekt in Ollagüe vielleicht noch einen Link:
"www.x-peditions.net/ProjektOllagüe.html"
Angehängt mal zwei Pics von der Schulklassen und meinem Freund Mik bei dem Fairhandels-Produzenten "El Ceibo" (Kakao) in La Paz, bei dem wir eine Photodoku zur Promotion des Fairen Handels gemacht haben. Etwas später war ich bei denen auf der Plantage im Regenwald (letztes Pic).
Ach so - wegen dem Bike auf dem Rücken: Auf diese Vulkane führen alte Zufahrtswege zu verlassenen Minen, auf denen man wegen dem schlechten Zustand des öfteren Schultern muss. Abfahren kann man aber in der Regel ohne Unterbrechung.
In diesem Sinne -
Ride on,
Peter