Gravelbike Stack und Reach richtige Rahmengröße

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Hallo Leute,

ich bin derzeit auf der Suche nach einem neuen Gravelbike und versuche das Thema Rahmengrößen besser zu verstehen.

Ich bin 1,80m groß und habe eine Schrittlänge von 90cm, Armlänge ca. 58,5cm. Also sehr lange Beine.

Momentan fahre ich ein 58er Stevens Trekkingbike, Stack liegt hierbei bei 627 und Reach bei 401. Das Rad fühlt sich auch super an, ich sitze sehr gemütlich.

Ich habe im Netz die Formel Innenbeinlänge x 0,69 aufgeschnappt, das würde bei mir 62,10 ergeben und somit auch sehr gut zum Stevens passen.

Wenn ich nun meine Körperwerte in die diversen Rechner eintippe kommen aber zu 99% kleiner Rahmengrößen heraus.

Beispielsweise das Cannondale Topstone Apex 1 hier spuckt mir der Rechner Größe MD aus. Wenn ich nun nach Stack und Reach gehe liege ich sogar mit Größe L (610 / 394) noch unter meinem jetzigen Rad.

Was meint ihr hierzu? Ergeben die Rechner Sinn? Oder soll auch aufgrund meiner Körpermaße eher auf die Stack Formel und 621mm gehen?
 
Ich dachte mir halt bevor ich 15 Händler abklapper such ich mir erstmal ein Rad raus welches mir von der Geometrie am meisten zusagt um dann gezielt danach zu suchen
 
Sei froh, dass du 15 Händler in deiner Nähe hast :)

Du brauchst ein kurzbauendes Rad mit hohem Stack. Bei Cannondale bist da falsch.

Und nicht vergessen: Stack ist nicht alles, auch der Reach des Rennlenkers muß berücksichtigt werden!
 
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Macht es denn dann keinen Sinn die beiden Geometrien so zu vergleichen?
 
Ich bin 1,80m groß und habe eine Schrittlänge von 90cm, Armlänge ca. 58,5cm. Also sehr lange Beine.
Wirklich sehr lange Beine. Ganz sicher auch richtig gemessen?
Momentan fahre ich ein 58er Stevens Trekkingbike, Stack liegt hierbei bei 627 und Reach bei 401. Das Rad fühlt sich auch super an, ich sitze sehr gemütlich.
Stack und Reach taugt einigermaßen um Rahmen gleicher Bauart miteinander zu vergleichen, speziell bei MTB. Für "sitzende Tätigkeiten" wie Rennradfahren, wozu Gravelbiking im weitesten Sinne dazu zählt, reicht das nicht. Flatbar-Geometrie kann man auch nicht direkt mit Dropbar-Ergonomie vergleichen.

Tatsächlich relevant für die Sitzposition und einhergehende Ergonomie ist die Sattelhöhe, die Position des Sattels hinter dem Tretlager und dann die Entfernung vom Sattelaufsitzpunkt, also wo Du tatsächlich aufsitzt, bis in die Grieffe (Griffweite bzw. tatsächlicher Reach). Da spielt dann noch die Sattelüberhöhung mit rein, also wie viel tiefer sind die Griffe im Relation zum Sattel.

Um das ansatzweise theoretisch ermitteln zu können, brauchst Du vor allem die Oberrohrlänge (effective Top Tube), Vorbaulänge, Lenkerreach, Sitzrohrwinkel und noch ein paar Kleinigkeiten. Nicht so einfach, da man oft nicht alle Maße direkt serviert bekommt.

Aber auch das alles hilft nur wenig, ohne eine Referenz. Man muss also schon ausprobieren, wie man denn sitzen möchte bzw. kann.
Ich habe im Netz die Formel Innenbeinlänge x 0,69 aufgeschnappt, das würde bei mir 62,10 ergeben und somit auch sehr gut zum Stevens passen.
Innenbeinlänge x 0,885. Damit kommt man zumindest an einen brauchbaren Ausgangswert. Simpler ist, sich auf den Sattel zu setzen und die Kurbel/das Pedal mit der Ferse auf die tiefste Stellung zu bewegen. Man sollte gerade so noch auf dem Pedal bleiben können. Dabei darauf achten, dass man nicht auf dem Sattel seitlich verrutscht.
 
Anhang anzeigen 1976801Macht es denn dann keinen Sinn die beiden Geometrien so zu vergleichen?
Auf dem Bild unten sind zwei Boxen, eine pro Rad. Dort draufklicken und man kann Ergonomie-Maße eingeben wie Sattelhöhe, Vorbaulänge, Lenkerreach usw. was die Sache etwas aussagekräftiger macht. Unten bekommt man dann noch ein paar Werte, die tatsächliche Bikefit-Relevanz haben.

Es macht Sinn, Rahmen gleicher Bauart miteinander zu vergleichen. Wie schon gesagt, ein Vergleich Trekking-Rad zu Gravelbike taugt aber nicht.
 
Anhang anzeigen 1976801Macht es denn dann keinen Sinn die beiden Geometrien so zu vergleichen?
Nein, macht so keinen Sinn.

Denke dir bei beiden Rahmen den Vorbau dazu - und beim Rennlenker dann nochmals 8cm Reach, wenn du in den STI greifst. D.h. du würdest in dieser Position rund 8cm länger sitzen bei gleicher Vorbaulänge.
 
Wirklich sehr lange Beine. Ganz sicher auch richtig gemessen?

mehrmals mit Wasserwaage und Meterstab

Innenbeinlänge x 0,885. Damit kommt man zumindest an einen brauchbaren Ausgangswert. Simpler ist, sich auf den Sattel zu setzen und die Kurbel/das Pedal mit der Ferse auf die tiefste Stellung zu bewegen. Man sollte gerade so noch auf dem Pedal bleiben können. Dabei darauf achten, dass man nicht auf dem Sattel seitlich verrutscht.

Das ist aber eine andere Formel, die ist mir auch bekannt.

Ok verstehe dann komme ich wohl um ein Probesitzen nicht herum. Und wenn ich dann ein Gravelbike gefunden habe das mir passt, dann kann ich es auch mit anderen vergleichen 👍
 
Ich bin 1,80m groß und habe eine Schrittlänge von 90cm, Armlänge ca. 58,5cm. Also sehr lange Beine.
Oberrohrlänge 540mm bis 560mm, unter Umständen maximal bis 580mm. Die Länge musste dann mit dem Vorbau ausgleichen, sprich bei 540mm Oberrohr ein Vorbau von 120mm, bei 560mm Oberrohr Vorbau von 100mm, bei 580mm Vorbau von 80mm. Kann auch gut alles 20mm kürzer sein, was ich sogar vermute mit derartig langen Beinen. Kommt ganz darauf an, was Dein Körper so möchte.
Stack um die 600 rum. Minimum 580 würde ich sagen. Dann brauchst aber viele Spacer und eventuell Rise im Lenker. Apropos Lenker: der sollte eher wenig Reach (unter 80mm) und auch Drop (ca. 125 mm) haben aller Wahrscheinlichkeit nach.
Breite gleich Schulterweite. Breiter macht imo keinen Sinn.
Momentan fahre ich ein 58er Stevens Trekkingbike, Stack liegt hierbei bei 627 und Reach bei 401. Das Rad fühlt sich auch super an, ich sitze sehr gemütlich.
Möchtest Du denn auch weiterhin "gemütlich" sitzen? Dann wird es schwieriger mit Gravelbikes, aber nicht unmöglich.
Wie gesagt, Gravelbiken ist eigentlich eher dem Rennradfahren zuzurechnen. Da will man flacher und gestreckter sitzen und schneller fahren. Es gibt da zwar auch andere Sichtweisen zu, aber imo kann man dann auch gleich ein MTB kaufen. Macht zumindest den Fahrradkauf leichter.
Das ist aber eine andere Formel, die ist mir auch bekannt.
Meine ist die Richtige. Deine Sitzhöhe von Tretlager zu Sattel oben sollte bei 796mm deutlich besser liegen als beim Faktor 0,6irgendwas.
 
Vielen Dank für die klasse Antwort, damit kann ich zumindest mal ein Rad suchen das halbwegs in die Richtung geht und dann vielleicht einen Händler finden der es auch noch vorrätig hat.

Ich muss jetzt nicht unbedingt weiterhin gemütlich sitzen, darf schon etwas sportlicher sein, will ja dann auch voran kommen.

Meine ist die Richtige. Deine Sitzhöhe von Tretlager zu Sattel oben sollte bei 796mm deutlich besser liegen als beim Faktor 0,6irgendwas.

Schrittlänge x 0,69 wäre auch eine Formel für den Stack und nicht für die Sitzhöhe.
 
Ich muss jetzt nicht unbedingt weiterhin gemütlich sitzen, darf schon etwas sportlicher sein, will ja dann auch voran kommen.

Schrittlänge x 0,69 wäre auch eine Formel für den Stack und nicht für die Sitzhöhe.
Ok. Formel für Stack war mir nicht geläufig. Braucht man idR nicht. Sattelhöhe ist zentral (wortwörtlich) für die Ergonomie. Stack ergibt sich dann aus gewünschter (oder möglicher) Sattelüberhöhung.

Von einer Trekking-Geometrie auf Rennrad-Geo umzusteigen ist ein unter Umständen langwieriger Umgewöhnungsprozess. Man sollte/muss auch aktiv auf eine gute Körperhaltung achten, also auf Winkel am unteren Rücken und im Nacken achten. Man neigt hier leicht zu Schonhaltungen, die einen in Verspannungen und Schmerzen führen.

Bei einer Rennradsitzhaltung muss man einen Teil seines Gewichtes mit dem Oberkörper abstützen, ob man will oder nicht. Da muss das Cockpit recht genau an der richtigen Stelle im Raum sein, sonst zwickts oder drückts. Wichtig ist, dass die Schultern ungefähr mittig bleiben und nicht nach vorne gestreckt werden müssen (zu weiter Reach) oder sich hinten "aufschupfen" (zu kurzer Reach). Also Yoga Katze oder Kuh unbedingt vermeiden!
Die Winkel der Hoods (Bremsschaltgriffe) dürfen auch das Handgelenk nicht abknicken, sonst bekommt man taube Hände. Waagerecht ist eine gute Ausgangsposition, aber am Ende muss man es fühlen. 1° zu viel macht oft schon den Unterschied.

Sattel ist auch grundlegend anders, wenn man es ernst meint. Man sitzt kaum auf den Sitzknochen sondern viel mehr auf dem Schambein. Sonst geht der Oberkörperwinkel nicht. Das muss man wissen und entsprechende Maßnahmen treffen, oder man kauft sich einen Sattel nach dem anderen und wundert sich, dass es nichts bringt.

Für eine genauere Modellberatung müsstest Du wissen, was für Strecken Du wie fahren möchtest bzw. soll es Bikepacking in der Wildnis oder eher Sportfahrten mit hohem Asphaltanteil sein oder oder oder?
Budget ist noch wichtig.
 
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