Einige Anmerkungen zum Beitrag:
? aber das sie gezielt vom Baum auf einen vorbeifahrenden Radler springen, ist doch sehr unwahrscheinlich.
Zecken klettern an Gräsern, Sträuchern usw. hoch, um auf ein mögliches Opfer zu warten. Sie lassen sich dann einfach abstreifen, krabbeln evtl. erst mal stundenlang auf dem Körper herum, bis sie eine ?gute? Stelle finden, wo sie leicht an Blut kommen. Sie bevorzugen Haut, die dünn und eher feucht ist. Das sind Kniekehlen, Achselhöhle, Leisten- und Genitalbereich, bei Kindern oft Haaransatz oder zwischen den Haaren versteckt. Aber Bauch und Rücken sind für sie auch kein Tabu.
??Zecken muss man ausdrehen!? Völliger Quatsch, die Tiere beißen sich fest, von Bohren keine Spur. Drehen erhöht die Wahrscheinlichkeit die Zecke zu zerteilen und Reste in der Wunde zu lassen, was gar nicht geschickt ist.
Zecken beißen sich nicht wirklich fest. Sie haben einen regelrechten Schneid- oder Sägeapparat, mit dem die Haut aufgeritzt wird. Dann wird der Saugapparat mit einer Art ?Zement? in der Haut verankert und dann kann das Saugen los gehen. Da die Zecke gut verankert ist, braucht sie sich nicht fest zu halten, sie geht dann auch beim Duschen nicht ab! Noch nicht einmal beim Abtrocknen.
? Die Gefahr auf einem Wanderweg mit dem Bike bei höherer Geschwindigkeit einer Zecke die Möglichkeit zu geben auf die Kleidung überzugehen ist eher gering.
Darauf würde ich mich lieber nicht verlassen. Zecken harren an Gräser oder Blätter geklammert in totaler Ruhe aus, bis was ?Passendes? vorbei kommt. Da sie das erste ihrer vier Beinpaare ausgebreitet halten, brauchen sie nicht lange, um sich beim Kontakt mit der Kleidung oder dem Bein schnell fest zu halten. Um wie viel % großes Tempo hier hilft, sollte erst mal überprüft werden.
? Am besten also direkt nach der Tour unter die Dusche, auch wenn das Wasser die Zecke nicht tötet kann sie dennoch vom Körper gespült werden!
Auch das kann ein gefährliches Sicherheitsgefühl hervorrufen. Wo es viele Haare gibt, ist ausreichend Möglichkeit für Zecken, das Duschen am Körper zu überstehen und dann ganz in Ruhe auf Suche nach einer guten Stelle zum Saugen gehen.
? da hier (im Darm) die Bakterien sitzen und mögicherweise dann von der Zecke in den Wirt (also hier den Biker) erbrochen werden können
Die Schraubenbakterien sind an der Darmwand der Zecken fixiert und lösen sich, wenn die Zecke gesaugtes Blut in den Darm bekommt. Danach können sie über die vorhandene Wunde in den Körper gelangen. Oft heißt es, dass das erst nach 12 oder gar 24 Stunden passieren könne. Da kann man seine Borrelien schon längst im Blut haben.
? Ist das Entfernen bei kleineren Zecken nicht möglich empfiehlt sich notfalls den Hausarzt aufzusuchen
Das kann sehr gefährlich werden, wenn man die winzigen Nymphen oder die noch kleineren Larven (mit nur 6 Beinen!) am Freitag oder Samstag entdeckt und erst am Montag zum Arzt kommt!!! Bei diesen Winzlingen kann man die Haut gut straff ziehen (da kann ja vielleicht jemand helfen) und mit einem gut scharfen Taschenmesser, einer Rasierklinge oder einem Skalpell sorgfältig schräg über die Haut fahren, so dass alles, was außerhalb des Stech- und Saugapparats über die Haut übersteht, entfernt wird.
? Daher bedarf es eines hierfür gewappneten Arztes der anhand der Symptome und der Blutwerte die Diagnose stellen kann.
Das Tückische daran ist, dass nicht die Borrelien nachgewiesen werden, sondern die Antikörper, die der Körper gegen die Eindringlinge bildet. Das braucht 6 bis 8 Wochen nach dem Zeckenstich und wenn das Immunsystem nicht so richtig gut drauf ist, kann man als nicht infiziert eingestuft werden, denn die Serologie sagt nicht genug.
? bei Verdacht auf Borelliose frühzeitig ein Termin bei einem dafür spezialisierten Arzt.
Die Bezeichnung ?Facharzt für Borreliose? gibt es leider nicht, so dass man meist nicht wissen kann, ob der Arzt, zu dem man geht, wirklich ausreichend Kenntnisse über die Symptomvielfalt und die Tücken der nicht standardisierten Testkits hat.
? große Blutbilder sind oft völlig im Normbereich
Im großen Blutbild ist die Borrelienserologie aber nicht enthalten!
? Der Westernblott gilt als wesentlich sensitiver als der Elisa, leider gilt das Thema Borreliose bei einem nicht eindeutigen Elisa Ergebnis oft als erledigt.
Die (gesetzlichen) Krankenkassen zahlen in der Regel nur den ELISA, der Westernblot muss dann selbst bezahlt werden, wenn der Arzt das nicht gegenüber der Krankenkasse vertritt! Sehr kurzsichtig von den Krankenkassen, denn wenn eine Borreliose erst mal chronisch ist und dann noch versehentlich als MS diagnostiziert wird, fallen für die Kassen Kosten von über die Jahre gerechnet evtl. 100.000 ? oder mehr an. Es wird ja nicht besser, wenn eine MS-Therapie gegen Borrelien eingesetzt wird. Im Gegenteil, das Kortison drückt jegliche Immunreaktion gegen die Borrelien auf Dauer in den Keller.
? Ein positives Ergebniss hier beweist zwar nicht das eine Infektion auch übertragen wurde
Wichtig zu beachten ist auch, dass eine infizierte Zecke nicht zwangsläufig ein aussagekräftiges PCR-Ergebnis bringen muss. Also gibt eine negative PCR keine absolute Sicherheit, dass keine Übertragung von Borrelien stattgefunden hat. Trotzdem auf mögliche Symptome aufpassen!
Noch ein Wort zu fullspeedahead
Ich habe 10 Jahre ?Borreliosekariere? hinter mir, davon 2 Jahre auf Krücken und inzwischen 8 Jahre Erwerbsunfähigkeit. Es macht wirklich keinen Sinn, panisch auf eine Zecke zu reagieren, aber leichtsinnig darf man auf keinen Fall sein. Wer Fragen hat und von den Erfahrungen Betroffener lernen möchte, findet auf
http://onlyme-aktion.org/ Betroffene, die aus eigener Erfahrung und durch viel Weiterbildung erworbenes Wissen weiter geben können. Und am 11. Mai gibt es einen Protesttag in Berlin wegen der Missstände bei Borreliosediagnostik und Therapie. Einen offenen Brief an Daniel Bahr (Bundesgesundheitsminister) findet man unter
http://onlyme-aktion.org/mitmachen/...ief-an-bundesgesundheitsminister-daniel-bahr/ . Mit der Unterzeichnung helft ihr uns Betroffenen und den künftigen Patienten. Die Missstände, die abgestellt werden müssen, findet ihr in diesem Brief. Über eine Unterstützung unserer Arbeit für Betroffene würden wir uns sehr freuen. Die ersten 3.000 Unterschriften haben wir zusammen.