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Raffineur, interessantes Projekt hast Du da.
Hier im Thread geht es ja nicht um MTB oder Faltrad, sondern um Zahnriemen. Der Vorteil des „Keine-dreckige-Kette-haben“ dürfte beim Faltrad ausserdem noch höher zu bewerten sein als beim MTB.
Ob Dein Projekt technisch machbar ist, weiß ich nicht.
20 mm Riemen wegspannen klingt erst mal wenig, bei meinem Prophet waren es 32 mm.
Shimano Alfine willst Du einbauen. Der Vorteil dürfte sein, dass Du Dich da nicht mit Rohloff rumärgern musst. Der Nachteil ist, dass Du keinen Riemenspanner an die Nabe basteln kannst, wie ich es bei meiner Rohloff-Nabe gemacht habe, weil bei der Alfine rechts neben der Nabe kein Platz ist. Du willst den Spannarm wohl am
Schaltauge lagern und mit einer Schenkelfeder spannen, so wie Bernds es gemacht hat? Ich habe gerade bei Bernds noch mal auf die Website geschaut, da finde ich kein Rad mehr mit Zahnriemen. Ich denke auch, dass so ein Spanner ungeeignet ist, weil Du damit keine gleichmäßige Riemenspannung bekommst über den ganzen Federweg, wie bei meinem System. Was Bernds da gemacht hat, hat einen völlig anderen Hintergrund. Der Hinterbau ist ungefedert und der Spanner dient dazu, die geringe „Chainstay“-Änderung des flexenden Hinterbaus auszugleichen. Die Spannrolle geht also kaum Weg. Dadurch, dass die Spannrolle relativ nah am Ritzel sitzt, übernimmt sie gleichzeitig die Funktion des Snubbers, verhindert also das Überspringen des Riemens. Die mit der Spannrolle erzielte Riemenspannung würde dazu nicht ausreichen.
Du kannst aber die von Dir errechneten 65 mm Weg der Spannrolle nicht mit einem so kurzen Spannarm erreichen, der muss länger sein. Dann brauchst Du aber zusätzlich einen Snubber mit Rolle, sonst springt der Riemen permanent über, weil Du die Riemenspannung wegen der starken Biegung entgegen der Normalrichtung gering halten musst. Der optimale Platz für die Snubberrolle ist nahe der Stelle, wo der Riemen auf das Ritzel läuft. Den Snubber könntest Du wohl nur am
Schaltauge befestigen. Dann müsste das ein Teil sein, das sich am
Schaltauge lösen und wegdrehen lässt für den Radausbau. Gleichzeitig muss dies Snubberteil das Lager für den Spannarm aufnehmen und eine Befestigung für die (ohnehin ungeeignete) Schenkelfeder haben. Oh, oh!
Auf dem Foto siehst Du, wie ich das gelöst habe.
Der Spannarm dreht sich frei auf der Nabe. Der ist nur so nach oben gebogen, damit man aus normalem Blickwinkel so wenig wie möglich davon sieht. In dem Loch oberhalb der Spannrolle sitzt ein Speichenkopf, der mit einem Drahtseil verlötet ist. Das Drahtseil wird über eine Rolle an der Schwinge nach vorn umgelenkt. Am anderen Ende des Drahtseils sitzt eine schwache Zugfeder, die am Rahmen (nicht an der Schwinge!) befestigt ist. Dadurch hat die Feder und somit der Riemen immer dieselbe Spannung über die gesamten 140 mm Federweg. Da die Snubberrolle und die Spannrolle an einem Arm sitzen, hat die Snubberrolle, egal wie viel Federweg gerade genutzt wird und dementsprechend Riemen gerade weggespannt wird, immer die ideale Position am Ritzel und ich kann eine extrem geringe Riemenspannung fahren, ohne dass der Riemen überspringt. Wie gering die Spannung ist, sieht man ja auf dem Foto. Die Feder zieht an dem Seil mit ca. 5 Newton. Der Riemen ist an der Rolle darum nicht abgeknickt, sondern macht einen großen weichen Bogen. Da der Riemen im Vergleich zu einer Kette fast nichts wiegt, funktioniert das Ganze auch im rauen Gelände.
Dass sich nach langer Herumbastelei zum Schluss alles so optimal ineinander gefügt hat, ist nicht nur mein Verdienst, das war irgendwie auch Glück.
jopo