Nach langem Probieren und vielen Versuchen einer Werkstatt habe ich mich jetzt darauf beschränkt, die Ursachen des permanenten Knarrens aus dem Rahmenbereich meines Focus Jam 6.8 (Modell 2020, gekauft Okt. 2021) selbst einzugrenzen. Offenbar hatten die in der Werkstatt keine Lust. Obwohl ich sogar nach Austausch von Teilen wie Lager usw. gefragt habe.
Und zwar legte ich mein Augenmerk auf die Sattelstütze sowie auch auf die dicken schwarzen Lager-Schrauben am Hinterbau oberhalb und unterhalb des hinteren Dämpfers. Dort befinden ja die zwei verschieden großen Innensechskant-Schrauben mit Aufschriften 18 Nm (2 x oben) und 20 Nm (2 x unten).
Ich besorgte mir dann einen
Rose 2 - 24 Nm
Drehmomentschlüssel-Satz, der auch von einer anderen Fahrrad-Werkstatt bei mir vor Ort benutzt wird und für "sehr gut" befunden wurde (dieses Set kostet nur 45,00 Euro)...
Zuerst lockerte ich erstmal die Sattelstütze und erzeugte bereits dabei schon kurz dieses mir bekannte Knarzen… Ich säuberte alles sehr gründlich, fettete Sattelstütze und Aufnahme mit OKS-Spray 451 ein, säuberte die Schrauben an der Sattelstützenklemme und verwendete abermals OKS, sprühte das Ganze damit ein... Da im Falle dieser Schrauben mir nicht bekannt war, wieviel Nm ich einstellen musste, zog ich die Schrauben mit einem passenden Sechskant-Inbus manuell nach „Gefühl“ fest. Natürlich wohlwissend: Nach „fest“ kommt „ab“…
Anders bei den Schrauben am Hinterbau, welche schon optisch mehr Respekt einflößten… Ich fing oben an, löste nacheinander die Schrauben, aber nicht komplett… Mir war es dann doch zu riskant, die Lager wieder passend und korrekt zusammen zu kriegen. Bin hier keinesfalls der Mechaniker vorm Herrn…
Ich säuberte die leicht rausgedrehten Schrauben, sprühte wieder Gewinde und Schraubenaufnahme mit OKS 451 ein, und zog dann die Schrauben mit meinem neuen
Drehmomentschlüssel oben (18 Nm) beide wieder fest. Das Gleiche dann unten (20 Nm)…
Was soll ich sagen ?
Ich bin jetzt danach mehrmals mit dem Bike gefahren (jetzt auf nagelneuen
Maxxis Dissector), natürlich oft bergauf, eigentlich wie immer meine Trainingsstrecke, da das Knarzen und Knarren gerne dann beim Treten bergauf auftrat. Hier auch verstärkt bei warmen Temperaturen. Zweimal bin ich daher zudem bei über 30 Grad gefahren…
Ein Wunder… Das Knarzen ist vollkommen weg.
Ich werde jetzt vor und nach längeren Touren generell mal die Drehmomente prüfen und die Schrauben dabei erneut einfetten.
So hoffe ich, dass ich dann das störende nervige Knarzen am Hinterbau nun dauerhaft vermeiden kann… Es scheint jedenfalls definitiv nicht am Tretlager oder sonstigen „üblichen Verdächtigen“ zu liegen… Da ich technisch wie gesagt nicht so versiert bin möchte ich natürlich gar nicht erst anfangen, mir Gedanken über Lagereinpressungen und neu gedrehte Teile zu machen.
Gut… Eigentlich brauche ich ehrlich gar kein Fully, da ich jetzt nicht so krass Enduro fahre oder mich im nur Gelände austobe. Ich glaube auch nicht, dass das Jam für intensives Enduro-Fahren oder gar ruppiges Downhill ausgelegt ist. Das war mir auch bewusst, bei einem Bike, dass gerade mal bei 2.799,0 Euro liegt. Was ich als Auslaufmodell 2021 auch nicht mal bezahlt habe dafür...
Aber ich fahre das Jam 6.8 sehr gerne, weil man so herrlich darauf sitzt und sportlich und wendig damit fahren kann. Und wird's dann trotzdem steinig und holprig oder steiler und etwas "matschig" macht es auch Spaß...
Ich bin jetzt erstmal guter Dinge. Drückt mir die Daumen. Möchte mein Focus Jam nämlich ungerne weggeben… Sonst hätte ich mir auch keine neuen Dissector mehr aufgezogen…
Und überhaupt… Was Grundsätzliches:
Viele behaupten oft, auch hier im Forum, dass solche Bikes wie das Focus was für's „Brötchenholen“ sind und nur taugen zum Einkaufen bei Lidl… Mmmh… Etwas überzogen und borniert solche Aussagen, denn das Jam 6.8 war zumindest noch bis zum Modelljahr 2021 sehr gut ausgestattet (DT-Swiss Laufräder und Naben, XT- Schaltung und
Bremsen, Recht gute Fox-Dämpfer und eine Prima Fox-Rhythm Gabel) und relativ leicht.
Bereits das Nachfolgemodell war schon locker 500,00 Euro teurer und schwerer bei abgespeckten Parts !
Man müsste also für Gleichwertiges das nächst höhere Focus-Jam-Modell nehmen. Eigentlich entspricht mein altes Jam 6.8 technisch heute sogar eher dem teuren 8.9 (vom Carbon-Rahmen mal abgesehen).
Ein E-Bike mit gleicher oder ähnlicher Ausstattung kostet mind. das doppelte und liegt dann schon im 6.000er oder sogar im 7000er Preisbereich. Außer man bekommt mit etwas Glück eines im Auslauf vielleicht für rund 4.500,00 € bis 5.000,00 €... Wie weit soll das gehen ? Hat man nur dann ein gutes Bike, wenn es von Santa Cruz, Specialized oder
Orbea kommt und 14.000 Euro kostet ?
In den 90ern lag meine Preisgrenze bei 1000,00 DM... Später habe ich mich auf 1.500,00 Euro bis 2.000,00 Euro "hochgearbeitet" (Black Forest, was ich sogar noch habe)... Jetzt habe ich zusätzlich zwei Bikes (Carbon-HT und Fully) für um die 2.500,00 Euro bis 3.000,00 Euro Neupreis... Da ich definitiv und aus Überzeugung kein E-Bike fahren werde wird wohl diese Preisgrenze bei mir nicht mehr überschritten.