Mich interessiert warum Du nix davon hältst?
Erstens bin ich - wie auch schon ein Vorredner - allgemein kein Fan von Elektronik die über die Beleuchtung hinaus geht am Fahrrad.
Gut gemachte, rein mechanische Dämpfungen laufen über Shimstacks und Nadelventile, evtl. noch Federventile. Alles Millionenfach bewährte, robuste Technik. Mit elektronisch gesteuerter Dämpfung kommen Stellteile (Motoren), Sensoren, Kabel, Prozessoren, Akkus, ... . Alles zusätzliche Technik, die kaputt gehen kann. Dazu gibt es Akkus, die geladen werden müssen. Unschöner wird auch alles, da es einfach einige zusätzliche Teile gibt, die untergebracht werden müssen und mit Kabeln verbunden werden müssen. Das alles ist auch noch Gewicht.
Und das alles waren erstmal nur die Punkte aus der B-Wertung.
Bezogen auf die Funktion kann man extrem gute, rein mechanische Dämpfungen bauen. Inzwischen sind auch die großen Hersteller auf dem Stand das zu tun. Solche Federungen haben gar keine Ansprechzeiten, die eine Elektronik zum verarbeiten einfach braucht, sei sie auch noch so schnell. Mit guten Hinterbausystemen kann man sehr Antriebsneutral bauen, da ist gar keine Elektronik dazu notwendig.
Will man sehr aktive Fahrwerke bauen, hat man vielleicht ein klein wenig Wippen hier und da, das ist aber im All-Mountain, Enduro und Downhillbereich gar nicht wirklich störend (finde ich) und wenn man Passagen hat, wo es wirklich stört sind diese so lang, dass man da auch leicht durch zuschaltbaren Plattformen manuell etwas gegen tun kann. Nötig ist das heute tatsächlich ja auch nur noch bei sehr aktiv ausgelegten Bikes, viele andere Räder sind ja so neutral, dass man Plattformen ja kaum braucht.
Im CC Bereich macht Elektronik noch am meisten Sinn, aber da kann ich auch strammer auslegen und auf Elektronik verzichten.
Eine tatsächliche Verbesserung einer richtig gut gemachten normalen Federung im Bezug auf die Federperformance wird es mit Elektronik kaum geben. Oftmals vereinfacht Elektronik mechanische Systeme und gleicht das dann durch Steuerung aus. Dafür gibt es viele Beispiele, auch am Auto. Oft ist der Elektronikeinsatz hier sogar billiger und wird deswegen gemacht. Differenzialsperren wären so ein Beispiel. Zu 90% funktionieren mechanische besser und die 10% sind dermaßen aufwendig und auch wieder teuer, dass man riesen Rechenleistungen benötigt, oder es sich um vorgesteuerte mechanische Systeme handelt. Für Federungen gilt ähnliches. Es gibt sehr gute oder besser funktionierende Systeme, die gesteuert sind bei Autos und Motorräder. Nur wird man die kaum an ein Fahrrad bringen. Zusätzliche ist die Entwicklung und Abstimmung teuer. An einem Vergleichsweise "günstigen" Produkt wie einem Fahrrad indiskutabel. Der Abstimmungsaufwand wird auch hoch, soll das System sich "natürlich" für den Fahrer anfühlen und nicht wie ein System, das agiert nach dem was von unten kommt, aber die Aktion des Fahrers außer acht lässt.
Ich denke, es wird ordentlich funktionierende Systeme über kurz oder lang für bestimmte Einsatzbereiche geben. Für andere wird es wenig Sinn machen, auch weil es schwer wird gut funktionierende normale Systeme in diesen Bereichen zu toppen. Oder die Vorteile wenig im Fokus des Einsatzbereichs liegen. Wenn es in den nächsten Jahren doch anders gelingt, ziehe ich meinen Hut. Einzig interessant fände ich absinken von Gabeln in sehr steilem Gelände oder beim Bremsen zu verhindern, ohne den Fahrkomfort zu verschlechtern. Das schaffen aber auch moderne "Parallelogramm-gabeln", nur sind die sehr exotisch und optisch so ungewohnt, dass sie einen schweren Stand haben. Bleiben für mich aber immer noch erstgenannte Argumente, die das E am Bike für mich dennoch sehr reizlos aussehen lassen.