Erfahrungsbericht zur Suche nach einem neuen Hardtail

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12. November 2010
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Liebe MTB-ler,

ich lese schon seit einiger Zeit im Forum mit, da ich auf der Suche nach einem neuen Bike bin (bzw. war :)). Da es hier sehr viele Threads gibt, welches Rad wohl das passendste ist, möchte ich meine Erfahrungen der letzten Wochen schildern. Vielleicht hilft es dem ein oder anderen bei der Entscheidungsfindung.

Zur Ausgangslage: Ich bin in meiner Jugend ;) relativ viel Rad gefahren (MTB und Straße) und dies war eines meiner liebsten Hobbies. Das MTB war (bzw. ist) ein Team Marin, allerdings ohne Federung im (fast) Originalzustand. Da sich über die Jahre die Familie mehr in der Vordergrund geschoben hat und das Radfahren eher eine Randerscheinung war, hat das Marin locker ausgereicht um hie und da mal den Kinderänhänger zu ziehen oder am Abend ein paar km in Wald und Wiese abzuspulen. Inzwischen sind die Racker aber größer und haben auch eine Leidenschaft fürs Radeln entwickelt, was mich dazu gebracht hat wieder mehr im natürlichen Terrain des MTB unterwegs zu sein. Da das Marin inzwischen ein Alter von 16 Jahren erreicht hat (was auch schon ein wenig über mein Alter aussagt :cool:) und die Technik an der ein oder anderen Stelle nicht mehr ganz up-to-date ist, habe ich begonnen mich nach einem neuen Radl umzusehen. Hardtail war gesetzt, da ich aus rein persönlichen Gründen kein Fully haben will. Preisrahmen sollte so 1.000 - 1.200 € sein, also solides Mainstreambike.

Der erste Weg war zu unserem lokalen Fahrradhändler, bei dem wir die letzten Jahre eigentlich alles rund ums Rad besorgt hatten (inkl. der MTB's für die Jugend). Sehr nett und kompetent gabs eigentlich keinen Grund sich woanders umzusehen. Leider hatte dieser kein geeignetes Angebot für mich, da die Ausläufer entweder von der Größe nicht gepasst haben oder vom Preis. Man muss dazu sagen, dass der Freundliche nur Scott Räder vertreibt und meine Ausstattungsvorstellung im Bereich Scale 35, Scale 40 liegt und da sind die 2011 Modelle einfach ausserhalb meines Budgets.

Der nächste Schritt war eine Recherche im Internet, um mal einen Überblick zu bekommen, wie denn der Markt im Moment aussieht. Früher war ich relativ gut informiert was Fabrikate, Ausstattungen, etc. betrifft, inzwischen habe ich aber so gut wie keine Ahnung mehr von den Details. Erleichtert konnte ich zumindest feststellen, dass es noch die meisten mir bekannten Hersteller gab. Also die wichtigsten öffentlich erhältlichen Artikel über Komplettbikes, Komponenten, Rahmen, etc. durchgeforstet und einige Foren quergelesen (wie z.B. dieses hier).

Nach kurzer Zeit bin ich schon auf das erste "Problem" gestoßen, welches immer und überall ausführlich diskutiert wird. Versender oder Händler. Ich denke die gröbsten Unterschiede dürften jedem klar sein und so hab ich mir die Kandidaten mal näher angesehen. Danach war die Marschrichtung insofern klar, dass es entweder ein Bike einer traditionellen Marke vom Händler wird (als Auslaufmodell, da sonst ein Kompromiß aus Budget und meinen Vorstellung nicht machbar war) oder ein Bike vom Versender. Folgende Marken/Hersteller kamen in die engere Auswahl:

Marin

Aufgrund der guten Erfahrungen mit meinem Team war Marin eigentlich gesetzt. Allerdings habe ich kein großes Angebot an Marin Räder ausfindig machen können. Dazu kommt, dass die Räder eines bestimmten Modells mit unterschiedlicher Ausstattung angeboten werden, was die Vergleichbarkeit stark erschwert hat. Die Suche nach einem Marin ist daher relativ schnell erlahmt.

Scott
Hier habe ich mich auf das Scale 40 eingeschossen, da preislich halbwegs im Rahmen und akzeptables Gewicht. Das Scale 35 wäre auch denkbar gewesen, allerdings wollte/brauchte ich keinen Carbonrahmen und war daher emotional auch nicht sonderlich begeistert dafür einen Aufpreis zu zahlen. Die Gewichtsersparnis wäre allerdings schon wieder ein gutes Argument gewesen. Gute Auswahl an Angeboten. Vorteil durch die Unterstützung durch meinen freundlichen Händler. Favorit!

Canyon
Bei Canyon hat mich vor allem der Rahmen begeistert. Da es von einigen Magazinen als der "Race-Tipp" empfohlen wurde, erschien es mir ziemlich gut für mich zu passen. Nicht dass ich heute noch MTB-Rennen fahren möchte, aber das Marin hatte eine (für heutige Verhältnisse) sehr gestreckte, sportliche Geometrie und alle Räder die ich probegesessen und -gefahren habe hatten bei ebenfalls "sportlicher" Ausrichtung eine komfortablere Position als das Marin. Ausstattung und Gewicht in Ordnung. Preis gut.

Poison
Auf Poison bin ich durch einen Artikel in der BIKE gestossen. Als Testsieger in der 1000€ Klasse hatte das Zyankali als Allrounder überzeugt. Dazu kam eine gute Ausstattung bei sehr gutem Preis und die Möglichkeit das Bike auch noch nach eigenen Vorstellungen mit anderen Komponenten auszurüsten, falls gewünscht.

Transalp
Transalp war mir bisher völlig unbekannt (ok, Poison auch :p). Einige Beiträge hier im Forum haben mich auf diesen Händler aufmerksam gemacht. Rahmen ok (aber nicht sonderlich schön), Ausstattung gut bis sehr gut, Preise ebenfalls. Ein weiterer Vorteil für mich -bitte nicht lachen- man kann den Rahmen völlig ohne Deko und Beschriftung haben. Das war mir ziemlich sympathisch und hat Transalp auf meine Liste für die engere Auswahl gebracht.

Ich kann nicht genau sagen, warum ich andere (z.B. Radon, Cube, etc.) nicht die engere Auswahl genommen habe, aber aus nicht rational erklärbaren Gründen haben diese Marken keinen Reiz auf mich ausgeübt (gilt genauso für Bergamont, KTM, etc., etc.). Bitte versteht dies nicht als Kritik. Ist einfach meine persönliche Befindlichkeit.

Die Reihenfolge der Favoriten war folgende:
Scott, Canyon (dicht gefolgt), Poison, Marin, Transalp

Daher der Entschluss bei einem entsprechenden Angebot kurzfristig zuzuschlagen.

So weit, so gut. Nur kommt es meistens anders als man denkt ;). Während der Beobachtung des Marktes und Warten auf das für mich passende Angebot bin ich -natürlich zufällig- auf Stevens getroffen. Stevens was bis dato kein Thema für mich (obwohl ich jahrelang ein Rennrad mit Stevens Rahmen gefahren bin). Die Vorstellung aber, dass Stevens auch gute MTB's baut, war mir völlig fremd. Es handelte sich um ein Manic. Design gefiel mir sehr gut, Top-Ausstattung (komplett XT, nicht nur dort wo man hinschaut, Fox Gabel, Laufräder, etc.). Testsiegerbericht auf der Homepage aus dem Jahr 2007. Ganz schön alt, ob das wirklich was zu sagen hat :confused:. Bei der Suche nach Händlern im Umkreis bin ich dann auf einen gestossen, der ein Manic 2010 für 1.400€ angeboten hat. Von der ersten Begeisterung getragen bin ich dann kurzfristig dorthin und habe mir das Bike ausführlich angesehen und probegefahren. Und was soll ich sagen, passt perfekt. Die Geometrie ist geringfügig komfortabler (wenn man es so beschreiben kann) als beim Marin. Ich sitze nicht mehr ganz so gestreckt, aber immer noch angenehm "sportlich". Ausstattung komplett XT, wie mein Marin, Gewicht 10,5kg. Damit war klar, das dies mein Bike ist.

Damit hatte die Suche ein unerwartet schnelles Ende. Die Saison ist zwar vorbei (auch die Zeiten in denen ich im Schnee durch die Gegend getigert bin), aber ich freue mich schon aufs nächste Jahr.

Was letztendlich den Ausschlag gegeben hat waren folgende Punkte:
1. Bike passt von der Geometrie und Ausstattung zu 99% auf meine Vorstellungen (Preis leider nur fast, aber so musste ich das Budget etwas aufstocken). Gerade bei der Geometrie war ich bei den Versendern sehr skeptisch, da man die Räder nicht so einfach probefahren kann. Theoretisch könnte man diese zwar wieder zurückschicken, aber wer will schon so einen Aufwand (wenns anders auch geht).
2. Ich habe einen Händler (wenn auch leider nicht meiner), bei dem ich auch mal etwas reparieren oder einstellen lassen kann. Die einfachen Dinge könnte ich vielleicht auch selber erledigen, aber mit zunehmenden Jahren lässt die Motivation einfach nach noch stundenlang am Radl zu schrauben.
3. Mir war das Bike von Anfang an sehr "sympathisch". Schwer zu erklären, aber das Bauchgefühl war zu 100% pro Stevens.

Ich hoffe der Bericht ist interessant für alle die in der gleichen Situation sind wie ich. Fahrradkauf ist -ähnlich zum Auto- auch immer eine emotionale und nicht nur rationale Sache, daher gibt es sicherlich kein Patentrezept.

Viel Spass an alle die noch suchen und auch viel Spass für jene, die wie ich, schon ihren "Liebling" gefunden haben.
 
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