Ich muss mich immer wieder wundern über die Argumentationen derer, die einen
Helm ablehnen. Mit dem Arm sein Gesicht beim Sturz geschützt, weil ein
Helm sowieso nicht geholfen hätte...weiß nicht, was ich von solchen Aussagen halten soll. Und so gut das Verhalten anderer beobachten, abschätzen und antizipieren, dass man gefährliche Situationen vermeidet, grenzt schon fast an Superheldenfähigkeiten. Ein Freund von mir wollte mich mal in seinem Auto nicht mitnehmen, weil ich mich immer angeschnallt habe. Als ob ich seinen fahrerischen Fähigkeiten nicht trauen würde, warf er mir vor. Seinen Fähigkeiten würde ich schon vertrauen, aber nicht den Fähigkeiten der anderen war meine schlichte Antwort.
Ja, ich gebe meinem Vorredner recht, dass ihn sein
Helm beim Sturz aufs Gesicht nicht geschützt hätte.
Mir hat mein
Helm Anfang Juni auch nicht den mehrfachen Nasenbeinbruch erspart, den ich bei einer Kollision mit einem LKW erlitten habe.
Aber den mehrfachen Schädelbruch und das daraus resultierende Leben als gehirnamputierter Invalide oder gar den Tod nachdem ich vom LKW abgeprallt und mit dem Hinterkopf auf dem Asphalt eingeschlagen bin! Das ist mir erspart geblieben sowie meiner Frau das Leben als Witwe und unserem baldigen Nachwuchs als Halbwaise. So ähnlich hat es auch die Polizei ggü. ihr ausgedrückt, als sie meine Frau über meinem Unfall informiert haben. Gerechterweise muss ich hier aber auch zugeben, war mal ausnahmsweise nicht der LKW-Fahrer schuld am Unfall. Nur ist das für den Ausgang der Sache nun wirklich ziemlich unerheblich.
Aber bitte, wer ohne
Helm fahren will, soll es tun. Das meine ich weder ironisch noch polemisch noch provokant. Aber man sollte wissen, was man tut.
Aber richtig schlimm finde ich die Mamis und Papis, die mit dem Töchterchen oder Söhnchen radeln gehen. Dem Kleinen wird der
Helm aufgezwungen, die eigentlichen Vorbilder (die Eltern nämlich) eiern mit dem eigenen Rad gänzlich unbehelmt nebenher. Dazu fehlen mir die Worte. Zumindest die öffentlich äußerbaren. So kann sich bei den Kindern eine Akzeptanz des Helms nur schwer entwickeln.
Ach ja, ich fühle mich eigentlich in keinster Weise von Autofahrern "schlechter" behandelt als ohne
Helm. Sowohl mit als auch ohne
Helm ist das Verhalten der Autofahrer ggü. Radlern zu häufig unter aller Sau.
Persönlich lehne ich die Helmpflicht ab. Zumindest stehe ich ihr eher skeptisch gegenüber. Diese wäre ja wirklich nur ein Grund für die Versicherungen zu sagen: "Nee, wir zahlen nicht, weil a) das Opfer keinen
Helm aufhatte oder b) wir zahlen nicht den ganzen Schaden, weil das Opfer nicht
Helm mit der Norm xyz aufhatte."
Daher halte ich auch das bereits erwähnte und andernorts schon diskutierte Gerichtsurteil zum Nachteil der verletzten Frau für das falsche Signal.
Aber möglicherweise bin ich ja persönlich auch nur einfach helmaffin, weil ich mein ganzes Erwachsenenleben mit der einen oder anderen Form von Helmen in diesem oder jenem Lebenszusammenhang nur beste Erfahrungen gemacht habe.
Wie gesagt, jeder so wie er meint. Aber mein Mitgefühl für den unbehelmten Mitradler mit der schwersten Kopfverletzung, die mit
Helm maximal eine Druckstelle gewesen wäre, hält sich dann doch eher in engen Grenzen.
In diesem Sinne noch einen angeregten und informativen Diskussionsverlauf (ok, das war doch ein bißchen ironisch;-))