Rüber und nüber
Die Streckenplanung - Dank an
@momentmal für seinen Bericht letztes Jahr plus der graubündner Gravelroute zum Hinterrhein - wurde vom sich zierenden Sommer etwas durchgemischt.
Start um 08:00 in Bregenz bei schönstem Morgenwetter und nach Überquerung der beiden Achen (Bregenz und Dornbirn) ging es direkt in den Windkanal am Rhein entlang. Mehrere Stichproben über diverse Tage ergaben stets das selbe Ergebnis: egal welche Richtung und welche Tageszeit: Gegenwind. Aber egal, es ging endlich los und mei, der Wind lässt sich wegkurbeln.
In Buchs nen Schwenk zur Ortsmitte, Früüüüühstück. Und weiter am Kanal entlang… Der Rhein brachte in diesem Teil allerhand Starkregenschotter und sah entsprechend reichlich brühig aus. Später sah ich, dass der Vorderrhein deutlich stärker als der Hinterrhein Segmente und allerlei führte.
Durch Chur huschte ich euphorisch und wollte noch bis Thusis kommen, da zeigte sich eine dunkle, sehr dunkle Regenwand am Horizont. Der Regenradar versprach ebenfalls Regen und Gewitterfront, das ließ ich mal besser sein. War ja kein Rennen und mitten ins Schietwetter eintauchen und Zelt aufstellen reizte mich nicht. Also zurück durch die Stadt und am Camping eingecheckt. Passte gerade so und noch blieb alles trocken, auch zum Kochen reichte es.
Morgens Start Richtung Thusis, vorbei an Weizenfeldern, bei denen unzählige Mohnblüten deutlich über dem Korn zu schweben scheinen. Hatte ich so noch nie gesehen, bzw. wahrgenommen.
Erst kurz vor Thusis schlängelt sich der Weg wieder in die Nähe der Autobahn, gerade rechtzeitig um den Rasthof Via Mala zu streifen. Auftanken brauche ich nicht, Schümli ist dort deutlich kostenmaximiert und Adblue könnt ich selbst liefern ;-) also weiter und rein in die alte Straße der Via Mala, hoch durch das verlorene Loch.
Upps, ok, Gegenwind ist eines, kernige Rampe was anderes. Wie gut, dass es nicht sommerlich heiß, sondern nieselig frisch ist = always look on the bright side! Das Wetter bringt es wohl auch mit sich, dass wenig Verkehr ist, zuerst kaum Wanderer, dann kaum Fahrzeuge. Wobei die Dichte an hochgezüchteten Boliden schon deutlich röhrt… der restliche Verkehr weicht wohl den Baustellen aus und bleibt auf der Schnellstraße. Gut so.
Auftauchen am Suferer See in noch stabile wenn auch graue Wetterlage, die sich bis Splügen zu kübelndem Regen wandelt. Wie war das: bei Regen fahr/zelte/xxx ich nicht?
Bei dem Regen plus Gewitter mag ich nichtmal dran denken das Zelt aufzustellen. Hotelzimmer? uuuupps, no way. Die Prognose für die nächsten Tage sieht auch nicht gut aus.
Schließlich stehe ich gemeinsam mit vier Schnellradlern (kamen an den Tag vom westl Teil des Bodensees) an der Haltestelle des Postautos (dadaadadaadatüüüütadaa) und lasse mich ins zwar nasse aber doch wärmere (13 statt 4°C) Bellinzona bringen.
Nicht weiter drüber nachdenken….und dank Hostel die Nacht trocken verbracht. Auch am nächsten Tag war die Aussicht Regen bei 3-5°C am Bernardino nicht lockend.
Als Alternativprogramm kurbel ich bei schönstem Tessiner Sonnenschein durch tropisch anmutenden Wald zur Tibetanischen Hängebrücke - wenigstens 500Hm um nicht nur entspannt (aka gelangweilt) an den Strand zu rollen.
Am letzten Kilometer vor der Brücke streike ich: Im Wald hatte es an einer Strecke extrem nach nassem Tier gerochen und geraschelt ohne dass ich erkennen hätte können wer/was das war. Hund war nirgends, evtl. Meister Petz? Jedenfalls war ab da die Bärenglocke am Bimmeln aber so wirklich meine Gedanken zu beruhigen vermochte sie nicht.
Der Weg war plötzlich schmal, verblockt und verstuft und Lust auf Rad mit Gepäck schleppen um nur die Brücke zu bestaunen reizte nicht. Lieber ausgiebig am Brunnen die Ruhe und Vogelgezwitscher genießen, die tessinische Hitze war ganz schön heiß.
Anschließendes Rollen zum See, Eisdiele (!!!) und dann zum Camping Bellinzona.
Neuer Tag, neues Glück: Aussicht gut, Prognose stabil.
Leider brachten sämtliche Recherchen kein Ergebnis bzgl. Camping oder günstiger Unterkunft als Möglichkeit für einen Zwischenstopp talaufwärts. Somit geht es mit dem Postauto retour bis zum Villagio San Bernardino. Und nun endlich aufi den Pass hoch - eben von der anderen Seite her. Der Camping am Aufstieg sieht tatsächlich wie out of function aus.
Nun denn, gut, dass ich nicht darauf vertraut hatte. Geduldiges Kurbeln, iii wie kalt… mit pfiffigem Wind. Kissen aus Enzianen und allerhand buntem Geblüh säumen den Weg. Verkehr gibt es kaum (Danke an die Baustelle).
Als ich am See auf Passhöhe über die Kuppe rolle meine ich in eine andere Welt über zu gehen: bin ich zu weit gefahren, ist das Island? Damit hatte ich nicht gerechnet, hatte den See aus sommerlichen Ausfahrten erfrischend in Erinnerung.