Welches Level an Physikstudium bräuchte man, um mathematisch den Unterschied zwischen BH und Schweinehopp zu definieren.
Da reicht Schulphysik, ist schließlich klassische Mechanik. Speziell wenn man Reibungseinflüsse weglässt, wäre das auch mathematisch gar nicht so kompliziert. (Merke: Differentialgleichungen aufstellen, ist meistens nicht so kompliziert, sie zu lösen dagegen sehr!)
Um das sowohl physikalisch als auch mathematisch genau zu beschreiben, dürfte das größte Problem sein, die Kraftentfaltung des Körpers vernünftig in eine Formel zu packen. Für eine Überschlagsrechnung reicht es dagegen, die Energie zu kennen, die man als Fahrer schafft quasi nach oben zu entwickeln. Da liegt nämlich das Geheimnis der Fahrtechnik. Beim Schweinehop ist das im Prinzip einfach ein gerades Hochspringen aus dem Stand. Da kannst du ja recht einfach feststellen, wie hoch du da idR kommst (am besten machst du das mit einem Gewicht entsprechend des Bikegewichts in der Hand). Beim Bunny Hop kommt aber eine zweite Bewegung hinzu, die den Schwerpunkt des Systems nach oben bewegt, nämlich die Bewegung, die das Rad aufs Hinterrad zieht. Auch dies ist bereits eine Beschleunigung des Schwerpunkts nach oben, die eben die normale Sprungbewegung unterstützt, die sich beim gekonnten Bunny Hop ja flüssig an die erste Bewegung anschließt. Aufgrund der Kombination der Bewegungen kommt man höher, der Körper entwickelt ja bei zwei Bewegungen mehr Energie als bei einer. Das Problem ist nur, dass solange man die Bewegung nicht gut koordiniert (anders gesagt die Technik noch nicht kann), die Energie des ersten Schritts quasi im System verpufft und jedenfalls nicht nach oben wirkt. Dazu kommt, dass man anfangs meist nicht in eine gute Position für die folgende Sprungbewegung nach oben kommt und die deshalb wenig effektiv ausführt (anders als beim Schweinehop).
Die erste Bewegung des Bunny Hop ist mechanisch gesehen übrigens eine Drehbewegung und man nutzt das Hinterrad als Hebel, was dann die Aufwärtsbewegung des Schwerpunkts bewirkt. Es sind also zwei verschiedene Arten von Bewegung, die kombiniert werden. Da hier Hebel eine Rolle spielen, ist eine Berechnung ohne Berücksichtigung der Bikegeometrie nicht möglich, was es natürlich deutlich komplizierter macht als das reine Gerade-hoch-Springen des Schweinehops.
Kommen noch Feder-Elemente ins Spiel, wird es physikalisch und mathematisch um einiges komplizierter, weil die Federn eine Schwingung ausführen, die zudem noch gedämpft ist. Zu gekoppelten Schwingungen braucht man eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass sich gekoppelte Federn gut eignen, um nicht-deterministische Phänomene zu beschreiben.
Ansonsten kann man noch sagen, dass sowohl bei Bunny Hop als auch Schweinehop auf einer geraden Strecke in Fahrtrichtung keine Änderung der Schwerpunktsgeschwindigkeit bewirken, diese bleibt (bei Vernachlässigung von Rollreibung und Luftwiderstand) konstant. Es genügt also rein die Bewegung in y-Richtung (senkrecht zur Fahrtrichtung) zu betrachten. Das liegt einfach daran, dass es in Fahrtrichtung keinerlei Ansatzpunkte für Kraftentwicklung gibt, da man bei der Bewegung weder bremst (also wirklich in die Bremse greift) noch beschleunigt (ins Pedal tritt). Das gilt aber natürlich nicht für die einzelnen Teile des Systems, da sich das System durch die Bewegung des Fahrers ausdehnt und zusammenzieht.
Abschließend noch, man betrachtet für die einfache Betrachtung den Schwerpunkt. Man darf also nicht übersehen, wo der Schwerpunkt am Beginn und am Ende liegt. Ich kann das Bike zum Beispiel auch einfach entlasten, indem ich tief gehe. Der Schwerpunkt macht in dem Fall quasi eine Fallbewegung ist in dieser Zeit praktisch „schwerelos“. Das kann zB bereits zum Überwinden niedriger glatter Wurzeln hilfreich sein. Trifft man dagegen auf ein erhabenes Hindernis, ist das eher kontraproduktiv, weil das Bike dann einen heftigen Schlag nach oben erfährt; dadurch dass die Federung nicht belastet ist, erfolgt dort nur wenig Energieaufnahme. Deshalb gilt auch, wenn man springt, kommt man besser drüber.
Und noch: Springen mit Absprung ist komplett anders, dort bewirkt der Untergrund eine Änderung der Geschwindigkeit in der Anfahrt - nicht betragsmäßig, aber in der Richtung. Und alle Betrachtungen eines derartigen Sprunges mit Absprung als schiefen Wurf sollten berücksichtigen, dass die Analogie endet, wenn man keinen starren Körper betrachtet. Das „aktive“ Abspringen dient dort in der Regel, das System Bike-Fahrer möglichst als starres System zu erhalten.
Ende von TL

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Alle 8 Seiten dieses Threads tun weh und wenn man es genau nimmt das ganze Fahrtechnik Forum.
Ist doch lustig. Hast du beim Lachen Schmerzen?