Brodie Sovereign 1994 - Dawn of the dead (Forest Fire Edition)

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Hallo liebe Gemeinde,

endlich komme ich dazu, mich nach langer Vernachlässigung mit einem meiner ersten Bikes überhaupt zu beschäftigen. Den Fortschritt will ich hier festhalten und vielleicht findet ihr es ja genauso spannend wie ich.

2006 habe ich den Rahmen mit IRD Vorbau und Gatorblade auf Basis dieses Bildes von @RetroRocky bekommen.
DSC_0006a.JPG


Vorher war es wohl ein Messe-Rad von Wellmann und gehörte u.a. dem jetzigen Crema Cycles Inhaber Ken Bloomer. Damals war es etwas ... sagen wir farbenfroher. CNC Orgie Delux.
https://www.instagram.com/p/BPu_hgYlwPV/?utm_source=ig_web_copy_link
hier gehört das ja wohl rein:

Absolutes Einzelstück: Original Brodie Sovereign, von Paul Brodie in Canada selbst von eigener Hand geschweißt. Sonderlackierung "Forest Fire", von Toxic Harold (Pauls damaligem Lackierer) als Einzelstück perfekt mit unbezahlbarem Aufwand lackiert. Dieser Rahmen wurde extra für den damaligen Importeur Jörg Wellmann angefertigt, er hat mir den Rahmen aber ungefahren 1994 verkauft. Seitdem in meinem Erstbesitz.Rahmenhöhe 19", Oberrohrlänge 59cm. Ringle Vorbau, Syncros Lenker, Salsa Griffe, Rock Shox Federsattelstütze, STM (Italien) Federgabel, Naben, STM Titan Schnellspanner, XT Schaltung und V-Bremsen, XTR 9 fach Schalthebel und Umwerfer, FIR Felgen, Flite Kevlar Titansattel. 11,5 Kg.

Als ich ihn bekam, hatte der Rahmen bereits eine Delle im Oberrohr und an der rechten Kettenstrebe war großzügig der Lack ausgebessert. Damals war das Bike genau das, was ich suchte - preislich erschwinglich, nicht alltäglich und in einem Zustand, bei dem man kein schlechtes Gewissen haben musste damit auch wirklich zu fahren.
In meiner Studienzeit bin ich damit quasi alle Touren gefahren. Gleichzeitig war es mein Stadtrad. Bis zu dem Moment, an dem die Kettenstrebe so sehr flexte, dass die Kurbel beim Wiegetritt am Rahmen schliff. Es folgte eine laaaaaaaange Zeit des Vergessens. Ohne Mist, zwei Umzüge, drei Jobs und zwei Kleinkinder später schaute ich mir den Rahmen vor ca. 6 Monaten das erste mal richtig genau an.
Was ich dabei entdeckte ...


... folgt im nächsten Post in Kürze :troll:

Danke an @expresso'93 fur die moralische Unterstützung und Hilfe!
 
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Ihr müsst jetzt stark sein. Hier der ungeschönte 'Fundzustand'.

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i) ich bin nicht stolz auf den verwahrlosten Zustand
ii) der Riss in der Kettenstrebe könnte von einem massiven Chainsuck Einschlag herrühren - der 2. Sockel für das AntiChainSuck Device ist abgerissen
iii) als ich das gesehen habe, war ich kurz davor, den Rahmen als Wallhänger zu verkaufschrotten
iii) das arme Rad, ich fühle mich schlecht
 
Hat der Abriss des 2ten Sockels in der Kettenstrebe ein Loch hinterlassen? Die Kettenstrebe selbst hat ja auf dem Foto auch schon ordentlich braune Pest.....Da hast Du Dir aber echt was vorgenommen. Schade um den schicken Paintjob. Aber das wird ein spannender Auferstehungsfred, ich drück die Daumen für ein Gelingen. Treppen würde ich damit allerdings runter laufen....auch nach der Reparatur.
 
Der Paintjob ist Mega, darum ist ja die Reparatur Schade, weil sie den Paintjob zum Teil ruinieren wird. Ich denke, der Lack muss zum schweißen vorher ab? Oder bin ich da neben der Spur? Und wenn er einmal dabei ist, wird er den Rahmen ja wahrscheinlich sofort konservieren und die braune Pest komplett vertreiben. Zumindest schätze ich @DasletzteRaven so ein. Dabei wird Farbe verloren gehen und ob man den Paintjob dann wieder retten kann, weiß ich nicht. Deswegen ja die Sorge. Auferstehung ist halt nicht ganz einfach....
 
Der Sockel ist glatt abgerissen. Da der originale Lack direkt an diese Stelle anschließt, ist eine Nacharbeit durch Vorbesitzer (z.B. schleifen) mMn auszuschließen. Hier mal ein kleines Teaser-Bild. Ich war auch total baff - das muss wirklich ein enormer Einschlag gewesen sein. Soviel vorab, was hier an Lack schon runter ist, war nur das, was nachträglich überpinselt wurde. Der Übergang zur originalen Lackierung war beim abtragen gut zu erkennen. Einzig einen kleinen Bereich um den Riss musste ich wegschleifen.

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Vorsicht, jetzt kommt ein langer langweiliger Absatz. Da mich das Thema aber sehr bewegt, will ich es bei dieser Gelegenheit auch festhalten:
Die Diskussion zum Lackzustand und seiner Erhaltung ist etwas, worüber ich mir gerne viele Gedanken mache. Irgendwie ist das für mich auch das Salz in der Suppe. Der geleckte NOS Rahmen wäre für mich vermutlich gar nicht so erfüllend. Aus meiner Sicht driftet dieser Gesichtspunkt immer auch etwas ins philosophische ab. Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass es DIE Patentlösung nicht gibt. Vielmehr geht es um individuelle Wünsche und Vorstellungen. Ich frage mich, was will ich erhalten? Die Geschichte des Rades? Einen bestimmten Gesamteindruck (vll. sogar mit Ausbesserungen)? Ausschließlich das Handwerk von Paul? ... Das wird schnell vielschichtig und läuft eben auf eine individuelle Lösung hinaus.
Ich schaue sehr oft diese Serie von Julian Baumgartner (Gemälde) oder die Blogs von Gundula Tutt (KfZ), die sich beide beruflich mit solchen Fragen auf mMn sehr reflektierte Art und Weise auseinander setzen. Manchmal wünsche ich mir, soetwas auch professionell zu machen. Ein bisschen künstlerische Ader habe ich aus der Familie bekommen und den handwerklichen/methodischen Teil lebe ich ebenfalls gerne aus. Na ja, aber wie es immer so ist, wenn es kein Hobby mehr ist geht auch der Spaß irgendwann verloren.

Und wie soll es nun dem Brodie Rahmen ergehen?
Ich möchte vorerst so minimal-invasiv herangehen wie möglich, wobei ich dem Rad zugestehe, nicht mehr im harten Waldeinsatz gefahren zu werden. Sollte es trotzdem nicht halten, kann ich ja stufenweise immer weiter gehen. Heißt im Klartext - die Kettenstrebe wechseln ist die letzte aller Möglichkeiten.
Der Gesamteindruck des Rades soll aber schon wieder hergestellt werden. Ich bin bereit, einige Zeugen der Zeit und auch die Reparatur der Strebe im Sinne eines harmonischen Gesamteindruckes auszubessern. Kleine Roststellen sind völlig iO, größere wie an der Zugführung nahe der Sitzstrebe eher nicht. Alles unter der Premisse, so viel wie möglich der originalen Arbeit von Paul und Harald zu erhalten. Die Strebe soll mit allen Mitteln erstmal drin bleiben.
Der Paintjob ist gut erhalten. Es gibt Unterwanderungen und hier und da blüht es ein wenig. Das will ich vorsichtig unterm Lack passivieren und anschließend versuchen, diese Stellen so gut es geht zu konservieren. Vll. mit Wachs. Vll stellenweise mit ein bisschen Klarlack.

Genug geschwafelt :)
 
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Es geht direkt im Sinne des vorherigen Posts weiter. Obwohl es optisch 1A passt, ist der Rahmen mMn nicht für die Gatorblade gemacht - hat ja auch Federgabelgeometrie. Deshalb musste die Starrgabel gehen und eine in meinen Augen sehr unaufgeregte und elegante Interloc Shock Fork hielt kürzlich Einzug.
Hier angekommen zeigte sich, dass die Gabel wirklich noch schön saftig geführt wird und lacktechnisch gut dasteht. Nur die Elastomere sind hin.
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Eine typische IRD Anleitung gibt es auch :cooking:.
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Hier noch eine spannende Sammlung an Links mit Preisvergleichen zur Gabel.
Zu den Elastomeren kommen wir später. Erstmal möchte ich mich um die unschönen Abschürfungen an der Gabelkrone kümmern. Klar, lackieren wäre eine Möglichkeit. Ich bin kürzlich aber über ein interessantes chemisches Schwärzungsmittel für Alu gestolpert (Aluminium Black). Die Ergebnisse, die durch das Internet geistern sind so lala. Matte Oberfläche, hält mittel.
Nun hat die Interloc Gabelkrone aber eben genau so ein mattes Finish. Das Produkt gibt es auch als Stift für kleines Geld zum gezielteren Auftragen. Anders als beim brünnieren von Stahl (über Eisenoxide) scheint das Schwärzen von Alu wohl u.a. über (Ammonium)Molybdänverbindungen zu laufen, welche auch matt schwärzlich erscheinen. Genaues konnte ich dazu auf die Schnelle nicht finden. Gesagt getan ...

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Ich bin wirklich zufrieden mit dem Ergebnis und will das demnächst auch bei kleineren Stellen an Sattelstützen probieren. Die Oberfläche wird gewachst und dann schauen wir, ob die schlechte Festigkeit der Beschichtung wirklich zum Problem wird. Neben den Elastomeren muss auch der Gabelschaft verlängert und auf 1 1/8 vergrößert werden. Es wird also nicht langweilig hier :)
 
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Anderer Gabelschaft wird aber auch spannend. Zerlegen der Gabel dürfte einfach sein, Schrauben raus und man hat ein Puzzle. Aber wenn Du den Querschnitt des Gabelschafts änderst auf 1 1/8, geht dann auch wieder alles zusammen? Die Gabelrohre scheinen geklemmt zu sein in der Krone. Musst Du sie dann auch auf den neuen Querschnitt trimmen? Oder verstehe ich das Gabelkonzept grad komplett falsch?
 
Anderer Gabelschaft wird aber auch spannend. Zerlegen der Gabel dürfte einfach sein, Schrauben raus und man hat ein Puzzle. Aber wenn Du den Querschnitt des Gabelschafts änderst auf 1 1/8, geht dann auch wieder alles zusammen? Die Gabelrohre scheinen geklemmt zu sein in der Krone. Musst Du sie dann auch auf den neuen Querschnitt trimmen? Oder verstehe ich das Gabelkonzept grad komplett falsch?
MMn hast du es exakt beschrieben. Das Klemmaß unten an der Krone hat ein deutliches Übermaß. Ich vermute, die Interloc Schäfte sind ne Sonderanfertigung. Entweder ich lasse mir das Unterteil drehen und schweiße dann einen 1 1/8" Schaft dran oder ich kürze direkt den originalen 1" Schaft zurecht und schweiße dort einen 1 1/8" Schaft dran. So die graue Theorie - glaube das wird komplizierter. Ich werde hier nachträglich mal ein Bild vom Schaft mit Maßen einfügen ...

Alternative Lösung: https://www.mtb-news.de/forum/t/aufbau-kuwahara-tandem.926258/post-18355445
Diskussion im engl. sprachigen Forum zum Thema: https://www.retrobike.co.uk/threads/interloc-racing-ird-crown-1.423379/

edit 12.11.2022:
Et voila, le Schaft mit wilder Bemaßung.
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Hat nicht @Raze das schwarze Ausbesserungsmittelchen immer empfohlen?
Auf der Seite von Birchwood gibt es so einen schwarzen Ausbesserungsstift sogar in zwei Glanzgraden:
https://www.birchwoodcasey-deutschl...esserung-von-alu-und-stahl-bruenierungen.htmlIst das ein anderer Stift wie bei dir @DasletzteRaven?
Ja, meiner ist ein anderer. Habe mir diesen hier besorgt https://www.birchwoodcasey-deutschland.de/aluminum-black-pen-alu-bruenierstift.html

Der von dir verlinkte klingt mir so nach Edding?!
 
Der von dir verlinkte klingt mir so nach Edding?!
Finde ich auch, zumal er für zwei unterschiedliche Metallsorten passen soll. Wobei Edding auf Alu eigendlich nicht glänzt und nicht sonderlich gut hält. Von daher wäre der Ausbesserungsstift zumindest in glänzend bei mir einen Versuch wert: Geht um eine schwarz glänzende Kurbel.
 
Södelle, hier also das Vorgehen bei der Kettenstrebe. Soviel sei vorab verraten - eine erste kurze Ausfahrt hat der Rahmen schonmal ausgehalten :)

Zuerst mit 1000-2000ter Nassschleifpapier von Hand die Risse übervorsichtig freigelegt.
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Dabei gemerkt, dass vieles überpinselt war. Folglich kam alles bis auf den Originallack runter. Das, was in der unten stehenden Abbildung blank ist, entsprach also schon damals, als ich den Rahmen bekam, dem Ausmaß der Ausbesserung.
Anschließend habe ich die Rissenden angebohrt (Durchmesser ca. 1,2mm, hatte ich daliegen) damit sich die Risse nicht weiter entwickeln. Die Risse selbst habe ich mit einem kugelförmigen Schleifaufsatz mit den Dremel aufgeweitet (wirklich fast bis das Rohr durch war). Warum? Das anschließende Laserschweißen hat nur wenige Mikrometer Eindringtiefe - man braucht also viel Platz zum füllen ansonsten liegt die Naht nur auf der Oberfläche auf. Bei der Schleifaktion kam mir kein Rost aus dem Inneren des Rohrs entgegengerieselt, was mich sehr zuversichtlich stimmt. Ich versuche heute Abend mal Bilder mit der Endoskopkamera vom Inneren der Strebe zu machen (wenn Sie reinpasst) und trage die Erkenntnisse hier noch nach :troll:

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Das abschließende Ergebnis nach dem Schweißen.

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Ich habe die Schweiẞnähte noch ein klein wenig geglättet und freue mich schon aufs lackieren :)
 
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@DasletzteRaven sieht total top aus, aber meinst Du das hält auch tatsächlich auf Dauer?
Ich wünsche es dem schönen Rahmen auf jeden Fall!

Bin absolut kein Schweißspezi, da gibt es hier im Forum bestimmt viel mehr KnowHow als bei mir. Was aber für mich logisch erscheint: gerade bei so dünnwandigen Bauteilen ist bei z.B. Freihand WIG der schwer zu steuernde Energieeintrag und damit die Bildung von spröden Härtegefügen im Randbereich der Nähte das Problem. Da ist Laserschweißen schon deutlich sanfter.
Wir haben auf jeden Fall versucht alles zu berücksichtigen. Stahlsorte, ungespannt verschweißen, Energieeintrag auf die Wandstärke angepasst, usw. Man wird es sehen. Klingt vll doof und wie aus einem Werbefilm aber der Rahmen wurde bei Spezis aus der Luftfahrt beackert 🤖✈️🚀🛰️
Das muss doch halten :D
 
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...rein Optisch überzeugt mich das Auffüllen der Risse durch "Astronautschweisen' nicht.
Aber ich wünsche mir (dir) das das alles auf die Dauer auch so hält. :daumen:



Grade neben der Risse ist das Material doch auch gut knusprig, oder ?!
 
Energieeintrag auf die Wandstärke angepasst
Rein interessehalber - wie ist denn die Wandstärke der Kettenstrebe in diesem Bereich?

Sieht auf jeden Fall toll gemacht aus und ich hoffe sehr, dass es auch dauerhaft hält! Mir gefällt die Herangehensweise an das Projekt sehr! Wird eigentlich wieder ein "Gewindestutzen" für die Antichainsuck-Platte angebracht?
 
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