Alpencross 2005 Tourbericht

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1. Dezember 2002
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am Kyffhäuser
Hallo,

habe wieder meine Eindrücke von der Trans Alp, die ich Ende August/Anfang September zusammen mit Hexe 63 gefahren bin, aufs Papier gebracht. Wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!

Hall in Tirol - Brenta Dolomiten - Gardasee

8.753,5 Stunden ist es her. Oder klingen vielleicht 525.210 Minuten besser? Egal, jedenfalls lag soooo viel Zeit zwischen der Ankunft am Gardasee Ende August 2004 und dem Start zum diesjährigen Alpencross in Hall. Einen Sponsor – ha ha. Mehr Urlaub – is nich. Ein Lottogewinn – dann sollten wir sicher erst mal einen Tippschein kaufen. Na ja - Mensch kann nicht alles haben im Leben! Und gut so, denn sonst würden wir uns bestimmt nur halb so dolle auf die Dinge freuen können, die wir so gerne tun. Also wollen wir mal das positive Denken nicht vergessen! 8.753,5 Stunden Vorfreude auf die nächste große Alpentour. Das hört sich doch viel besser an!

Und das sollte genügend Zeit für die Planung der Alpenüberquerung und natürlich auch zum Training sein. Im letzten Jahr waren wir zu viert unterwegs. Dieses Jahr plante ich von Anfang an die Tour mit meiner Partnerin Birgit zu fahren. Für sie würde es die erste mehrtägige Mountainbiketour. Anfang Mai ging es zum „Test“ für ein paar Tage an den Gardasee. Die Trails am Passo Staulenca und auch die nicht leichte Tour zum Tremalzo bereiteten ihr keine Probleme. Fahrtechnisch und konditionell wird das also machbar sein.
Ursprünglich sollte unser Startpunkt in Landeck liegen, doch da sich Normann bereit erklärte, unser Auto von Österreich mit zum Gardasee zu nehmen, disponierten wir um und entschieden uns für Hall in Tirol (ca. 8 km vor Innsbruck). Ein Begleitfahrzeug war für uns kein Thema. Vielleicht kommt das in ein paar Jahren mal, wenn wir den Rucksack nicht mehr tragen wollen? Maximal 70 Kilometer und nicht mehr als 1.700 Höhenmeter plante ich für die sieben Tagesetappen. Wobei besonders zu Beginn der Asphaltanteil höher sein sollte als der Trailanteil, gewissermaßen zum Warmfahren. Wie im letzten Jahr half uns bei der Planung das Buch Traumtouren Trans Alp von Ulrich Stanciu, nur dass ich die Tour mit Hilfe der CD dieses mal selbst „zusammengeschneidert“ habe. Ein richtiger Berg oder Pass pro Tag sollte reichen. Und bei fahrtechnisch anspruchsvollen Abschnitten bzw. extremen Steigungen oder Abfahrten plante ich aus Rücksicht auf Birgit die kürzeren Etappen. Hüttenübernachtungen sollten dabei sein, Asphalt, Schotter, Trails, geile Aussichten.... Eben alles das, was so einen richtigen Alpencross ausmacht. Birgit musste, so wie ich im letzten Jahr, noch allerhand Bike-Wear kaufen. Auf den Packzetteln fehlte bald kein Häkchen mehr. Anfang August fuhren wir mit komplett gepackten Rucksäcken eine Tour von Kelbra über das Josephskreuz und durch das Wippertal bis Biesenrode und am nächsten Tag dort eine Runde über die Marathonstrecke und wieder zurück über die Kohlenstraße bis nach Kelbra. Um ein Haar war das zu viel, denn Birgit klagte über starke Schmerzen im linken Knie. Danke meinem Freund Jochen! Pünktlich zum Alpencross sollten die Schmerzen nur noch in der Erinnerung existieren.
Birgit brachte die Tourenlisten für die einzelnen Tagesetappen in mühevoller Arbeit auf A5 Format und schweißte sie ein, damit denen eventueller Regen nichts anhaben könnte (im letzten Jahr war das ein Problem). Meine Aufgabe war die Technik der Bikes auf Vordermann zu bringen. Ein paar Sorgenfalten kamen da bei mir noch dazu, weil ich an meinem Bike 5 Tage vor der Abfahrt u. a. noch die Kurbel und durchgescheuerte Schaltzüge ersetzen musste. Doch ganz habe ich das Schrauben nicht verlernt. Alles ist rechtzeitig fertig geworden. Ich kümmerte mich natürlich auch um die detaillierte Routenfestlegung und die Vorbereitung der 7 Kompasskarten, die wir alle noch anschaffen mussten, wobei ich auch einige Ausweichrouten für eventuelle Wetterumschwünge plante. Das Hotel am Startort und am Gardasee sowie die beiden Hüttenübernachtungen habe ich telefonisch reserviert.
Die Rucksäcke sind gepackt. Alles ist fertig, es kann losgehen!



Tag 0 die Anreise nach Hall in Tirol


Sonnenschein. Urlaubswetter. Ohne Hektik starten wir gegen halb neun in Kelbra, machen einen kleinen Abstecher nach Gonna, um Gerhard den Laptop und die Adresse vom Hotel in Hall zu geben (hier holt Normann später unser Auto ab), wünschen viel Glück für den Marathonstart in Biesenrode und fahren bei schönem Wetter auf der Autobahn zügig Richtung Süden. Die Herta-Fans, denen wir begegnen, wissen hier noch nicht, dass sie bei Bayern München die volle Ladung einstecken werden. Stau auf der Münchener Ostautobahn – was soll´s, wir haben Zeit. Die ersten Berge, schön, immer wieder schön. Warum stehen die nicht bei uns zu hause? Bald kommt Ösiland oh - Vinette kaufen und an der Windschutzscheibe anbringen!
Der Inn führt noch irre viel Wasser, habe ich so noch nicht gesehen, vor drei Tagen war die Inntalautobahn noch teilweise überflutet und gesperrt. Ein Wegweiser: „Hall – Mitte“ o k schon da, dann trete ich mal auf das Pedal in der Mitte, damit ich nicht an der Ausfahrt vorbeirausche. „Gasthof Schatz genau an der Bundesstraße“ einfache Beschreibung und genauso einfach ist´s zu finden (sorry Gerhard und Normann). Rauf aufs Zimmer und in die Waagerechte – Lenkzeit überschritten – ich darf müde sein! Den Patscherkofel kann ich gut vom Bett aus sehen. Er hüllt sich mehr und mehr in Wolken. Erinnerungen an das letzte Jahr werden wach, in Sterzing sah das genauso aus. Als wir dann irgendwann im Gastraum zum Abendessen sitzen, beginnt es in Strömen zu regnen. Und es regnet und regnet und regnet....trotzdem Gute Nacht!

Tag 1

Hall in Tirol- Patsch – Matrei – Steinach – Vianders – Gossensass

Und es regnet und regnet und regnet.... trotzdem einen wunderschönen Guten Morgen! Das Mistwetter kann uns die gute Laune nicht verderben! Das Frühstücksbuffet ist natürlich nicht fertig, weshalb sollte auch irgendwas anders sein als vor einem Jahr? Aber es war doch irgendwie nicht das gleiche? Die erste Tagesetappe hatte ich zum mehr oder weniger gemütlichen Einrollen geplant. Im letzten Jahr standen da gleich mal massig Höhenmeter auf dem Programm und fahrtechnisch war ich auch ab Beginn gefordert. Heute konnte uns das nicht verrückt machen, sicher war die Aufregung deshalb nur halb so groß. Die Sattelalm sollte die einzige Herausforderung darstellen.
Kurz vor halb neun ist bei strömendem Regen in Hall kein Mensch vor der Tür.

Per Selbstauslöser schießen wir das Startfoto. Unsere Alpenüberquerung beginnt. Es geht durch Hall, wir überfahren die Autobahn und auf einer kaum befahrenen Nebenstraße geht es durch Ampass und Aldrams rauf zur Olympiarodelbahn von Igls. Unten liegt Innsbruck. Das versteckt sich unter einer dichten Wolkendecke und auch oben um den Patscherkofel hängt die dicke Suppe. Als wir durch Patsch fahren reißen endlich die Wolken auf und der Regen lässt langsam nach. In Mühltal wird eine Brücke erneuert, die kurze Umleitung geht steil bergauf um uns später genauso steil zurückzuführen. Die provisorische Piste ist übel schlammig, wir fahren sehr langsam, um uns nicht schon am 1. Tag eine Fango-Packung zu verpassen. So ca. ab Ellbögen sehen
wir auf der anderen

Seite des Tales auf der Bundesstraße unzählige Rennradfahrergruppen, die auch in Richtung Brenner unterwegs sind. In Matrei machen wir auf einer schönen alten Holzbrücke die erste kleine Verpflegungspause. Ein historischer Ort. Wisst ihr, was hier 1809 passierte? Wisst ihr nicht? Ich bin schockiert! Stichwort: „Andreas“. Und macht´s klick? Immer noch nicht? Wohl nicht viel los mit euren Geschichtskenntnissen? Dann will ich mal helfen: an dieser Stelle erfolgte am 25. Mai 1809 durch Andreas Hofer die Aufstellung der Nord- und Südtiroler Schützen für die Schlacht am Bergisel. Muss Mann/Frau doch wissen! Grins...grins...grins… Später fahren wir ab Matrei immer wieder einige Kilometer mit Rennradfahrern zusammen. An der Beschriftung der Servicewagen lesen wir „Ötztalbikemarathon“. Wir erfahren, dass die Teilnehmer 238 km und 5.500 Höhenmeter zurücklegen wollen. Für mich sind das die Harten der Harten. Die kennen offensichtlich keine Schmerzen? Verwundert sind wir über die zahlreichen weiblichen Starter. Lustig war, dass uns die vielen Zuschauer genauso angefeuert haben. Doch auf Grund unserer ungewöhnlichen Rennräder mit dicken Reifen und Federgabeln und der großen Rucksäcke guckten viele, als wir näher dran waren, ziemlich verdutzt. Aber: Isch konnt dene ja nisch saachen, dass mir Ossis sin un nisch wisse, dass mar da mit dso andare Radels fahre muss. Mir sin nu ma nisch so schlau... Wir hatten einen riesen Spaß. Wir bogen in Gries rechts ab, doch da bereits so etwa ab Steinach Birgits linkes Knie schmerzte

wurde die Sattelalm am Abzweig kurz vor Vianders endgültig aus dem Routenplan gestrichen. Ich haderte vorher schon mit mir, ob es bei dem Wetter überhaupt Sinn machen würde. Und da waren ja auch noch die Erzählungen von dem durchgeknallten Almbauern, einem bekennenden Mountainbikehasser, der u. a. schon Wegzoll von Bikern erpresst haben soll. Und der Ausweichweg wird bei Regen als außerordentlich schwierig beschrieben. Also was soll´s....? Keine grüne Grenze. Kein Stress auf dieser Tour! Es ging wieder zurück runter nach Gries und auf der Brennerbundesstraße weiter hoch zum Brennerpass. Gegen das Angebot aus einem fahrenden Verpflegungswagen konnten wir uns nicht wehren, die behandelten uns echt so, als wären wir Starter beim Marathon. Es gab leckere Schokokugeln. Ich sollte da nächstes Jahr starten, einen Grund hätte ich schon. Immer öfter beobachteten wir, wie die Besenwagen alle diejenigen, die sich wohl doch überschätzt hatten, aufsammelten. Der Schlusswagen winkte

dann genau am Brennerpass auch unser inoffizielles Rennen ab. Zeitüberschreitung – so´n Mist. Im nächsten Jahr sind wir besser drauf! Die Staatsgrenze Österreich – Italien, danke EU! Kein Mensch interessiert sich für die „Grenzgänger“. Vor Jahren waren hier noch Kontrollen, bin ich hier doch schon mehrfach zum Winterurlaub durchgereist, wenn die Brennerautobahn Stau meldete. Ab jetzt geht es nur noch bergab. In schneller Fahrt erreichen wir wie der Blitz Gossensass, das heutige Tagesziel. Eine Unterkunftsempfehlung aus

dem Mountainbikeforum im Pflerschtal hatte ich in der Tasche, doch Gossensass gefiel uns ganz gut und so bezogen wir unser 1. Tourquartier im Hotel Schuster im Ortszentrum.
Es war noch früher Nachmittag, so konnten wir ganz in Ruhe durch den Ort schlendern und ein paar Motive suchen, Cappucino genießen und es uns später auf der Terrasse der Pizzeria Europa gemütlich machen. Von unserem Tischnachbarn, den es irgendwann in diese Gegend verschlagen hatte, erfuhren wir, dass er mal zwei Jahre Hirte auf der Sattelbergalm war. Und nach seiner heutigen Wandertour in die herrliche Bergwelt ließ er sich frische Gamsleber servieren, die, wie er wusste, heute erst ein Jäger dem Restaurant anbot. Den Namen des Gletschers, auf den wir aufsahen, kannte er, wie die anderen Einheimischen, jedoch auch nicht.
Die Sonne hat die Regenwolken endgültig vertrieben. Die Nudelpfanne für uns zwei war prima. Keiner ist erschöpft und Birgits Knie hat sich auch beruhigt. Unsere Regensachen können wir laut Wetterprognose vorerst verstauen. Die erste Tagesetappe bekommt den Haken. Ein schöner erster Tag.

Kilometer 55,63

Höhenmeter 1.059

Fahrzeit 5 Stunden 24 Minuten
 
Tag 2

Gossensass – Sterzing – Jaufenpass – Innerwalten –
St.Leonhard – Meran- Marling

Halb sieben lasse ich vorsichtig Licht an meine Augen. Irgendwie ist es heller als es gestern um diese Zeit war. Die Sonne strahlt die Berggipfel an, nur ein paar

Schönwetterwolken werfen hier und da ein bisschen Schatten. Der Gletscher sieht gleich doppelt so groß aus. Obwohl Birgit bereits geduscht ist, scheint sie nicht besonders munter zu sein. Wir hatten beide unruhig geschlafen, die leckere Nudelpfanne am Vorabend war wohl doch zu groß? Beim Frühstück amüsiert sich der Hotelier darüber, dass keiner den Feuerberggletscher kannte. Hundertprozentige Klarheit habe ich jetzt trotzdem nicht, denn ich konnte den Namen in keiner Karte nachlesen. Hoffentlich hat der uns nicht veräppelt?!
Die ersten Kilometer geht es heute runter nach Sterzing. Am Zwölferturm

machen wir kurz halt. Im letzten Jahr begann hier unsere Dolomitentour. Es öffnen gerade die ersten Läden. In einer Stunde wird es hier wimmeln, dann ist die Ruhe vorbei. Aus Sterzing raus nehmen wir Anlauf zum Jaufenpass. Das ist der erste lange Anstieg. 1.147 Höhenmeter am Stück verteilen sich auf einer Länge von gut 19 Kilometern. Die Steigung ist nicht besonders stark und zu Beginn gibt es wenig Autoverkehr. Schnell klettern wir Höhenmeter um Höhenmeter die Passstrasse hinauf. Zwischendurch haben wir herrliche Ausblicke in die Täler und die meisten Berge sind frei von Wolken. Nach etwa 700 geschafften Höhenmetern ist die erste Rast. Ein Zweierteam grüßt bei der Durchfahrt. „Auch Alpencross?“ – „Ja, zum Gardasee“ – „Wir auch, wir sehen uns in Riva“ – „Viel Glück!“ – „Euch auch!“ und schon verschwinden sie hinter der nächsten Kehre. Nach um zehn nahm der Straßenverkehr deutlich zu. Die meisten Motorisierten waren wirklich rücksichtsvoll, jedoch gab es immer wieder einige, die mit rasender Geschwindigkeit im Zentimeterabstand an unseren Lenkern vorbeiflogen. Ich habe ziemlich oft geflucht. Zum Glück ist nix passiert.

Einerlei war uns das nicht. Fast genau um zwölf haben wir die letzten Serpentinen und das Jaufenhaus passiert und sind am Jaufenpass in 2.094 m
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Höhe angekommen. 12 Grad sind nicht ungewöhnlich kalt in dieser Höhe, aber für den anstehenden Downhill packen wir uns doch in winddichte Klamotten.
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Wir beschließen, es nicht zu übertreiben, auch wenn´s natürlich schon juckt, mal nicht so dolle an den Bremsgriffen zu ziehen. Die Erinnerung an die letzte Vorderrad-Reifenpanne auf der Abfahrt nach Arco im letzten Jahr ist noch frisch genug, als dass ich es jetzt richtig krachen lassen wollte. Wir machen langsam, und sind deshalb trotzdem nicht langsamer als die meisten Autos. Ab und zu wird gestoppt. Die Felgen sind kochheiß, null Bock auf Knallpannen! Auf
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der sonnigen Terrasse des Gasthof Innerwalten machen wir Pasta-Mittags-Pause. Prost! Dazu schmeckt Birgit ein kühles Hefeweißen und mir ein Radler. Ein Anstieg steht nicht mehr auf dem Plan, ansonsten wäre natürlich jeder Tropfen Alkohol tabu. Nach einer guten Stunde Pause geht die Abfahrt weiter.
Schnell lassen wir Innerwalten und Walten hinter uns. Richtung Süden haben wir einen herrlichen Blick in das Passeiertal.

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Vor den fünf Spitzkehren vor St. Leonhard müssen unsere Bremsen noch einmal kräftig verzögern. Weiter nutzen wir ab St. Leonhard den Radweg (Passerweg), der genau am Passer (Fluss) entlang bis nach Meran führt. Der Planet drückt jetzt am Nachmittag gewaltig. Bestes Wetter für die riesigen Apfelplantagen. Rote Äpfel, gelbe, grüne – alle
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sehen aus wie gemalt. Eine Ewigkeit fahren wir durch die Plantagen. Hin und wieder wechseln wir über Holzbrücken das Flussufer. Ursprünglich wollten wir irgendwo kurz vor Meran unser nächstes Nachtlager aufschlagen, doch den Abzweig nach Kuens hatten wir mehr oder weniger bewusst verpasst. Im Fluss schaffen sich ein paar Jungens mit einem aufgeblasenen LKW-Schlauch. Rafting light, die Strömung sieht nicht gefährlich aus. Der Passerweg endet kurz vor Meran. Ein paar Meter müssen wir steil bergauf um gleich bergab in den Ort zu fahren. Direkt hinter der Brücke am Ortseingang biegen wir rechts ab auf einen
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schönen Weg, der uns durch einen Park direkt auf die Kurpromenade von Meran führt. Dem Kaffeeduft können wir nicht widerstehen... Pause! Zwischen Palmen und unzähligen bunten Blumen packe ich nebenbei die Karten aus, um nachzusehen, in welcher Richtung es aus Meran rausgehen sollte. Nachdem wir uns den Überblick verschafft hatten ging es weiter. Weit kommen wir jedoch nicht, vielleicht 200 Meter, genau gesagt bis zum Kurhaus. Nächste Pause! Was denn jetzt schon wieder? 35 Grad – Eiswetter! Hmm..... lecker.
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. Gleich 18:00 Uhr, jetzt aber wirklich weiter!. Als wir an der Pferderennbahn von Meran vorbei fahren, fällt mir die schöne Marlinger Kirche das erste mal auf. Marling liegt ca. 150 Höhenmeter über Meran.
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Den Weg hoch finden wir erst beim zweiten Versuch. Der Rad- Wanderweg ist ganz schön steil. Ich bereue alle meine Sünden seit der Mittagspause. Radler, Cappucino, Eis – ich hätte besser ein Powergel verdrücken sollen. Ich fühle mich auf einmal ausgelaugt. Birgit sehnt sich auch nach einer Dusche. Kurz vor der Kirche halten wir, um ein Foto von dunklen Weintrauben zu knipsen, die wie ein Dach den Weg überspannen.
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Hinter uns steht das Haus Alpenberg. Der Parkplatz ist voll, aber fragen kostet nix. Prima! Ein Doppelzimmer ist noch frei, das passt. Die Bikes kommen in einen Holzverschlag. „Keine Sorge – hier ist noch nichts weggekommen!“ beruhigt mich die nette Frau Gasser. Der Swimmingpool sieht verlockend aus, doch wir springen schnell unter die Dusche und schlüpfen in unsere Ausgehuniformen.
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Einige Meter oberhalb der Kirche stehen mehrere Restaurants. Das Gasthaus Neuhaus sagt uns am meisten zu, und wir sollten hier auch nicht enttäuscht werden. Nach dem Essen und ein paar Gläsern Rotwein schwanken wir in unsere Kojen. Eine beschwipste Gute Nacht!


Kilometer 68,99

Höhenmeter 1.233

Fahrzeit 9 Stunden 35 Minuten
 
Tag 3

Marling – Gasthaus Tschigg – Almboden – Oberhof –
Pawigl – St. Pankraz – Ulten – St. Walburg

Das Schlafmittel Rotwein hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Ausgeruht nehmen wir um halb acht auf der Terrasse am für uns reichhaltig gedeckten Frühstückstisch platz.
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Mit der herrlichen Aussicht auf Meran schmeckt der Kaffee doppelt so gut. Schon die Morgentemperaturen kündigen einen verdammt heißen 30. August 2005 in Süd Tirol an. Selbst unter dem Wein- und Kiwi-Dach steht schon die Hitze.
Bereits in Marling beginnt die knackige Steigung hoch zum Gasthaus Tschigg. Nach ein paar Metern Fahrt verklemmt sich meine Kette zwischen dem Ritzelpaket und den Speichen. Gerade noch rechtzeitig vor dem Umkippen klicke ich aus den Pedalen. Nichts kaputt, weiss der Teufel, warum die Kette abgesprungen ist? Sicher, damit ich mal wieder Schmiere an meinen Fingern haben sollte?
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Die Sonne knallt voll auf den Hang, uns fliest der Schweiß in Strömen. Einige Abschnitte schieben wir, z. t. 25 % Steigung sind einfach zu heftig. Weiter oben ist es nicht mehr ganz so steil. Wir fahren zickzack, nicht weil wir nicht geradeaus fahren könnten, sondern weil wir versuchen im Schatten zu bleiben. In das Gasthaus Tschigg kehren wir nicht ein, auch wenn natürlich die Terrasse ca. 600 Meter über Meran sehr einladend aussieht.
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Weiter hoch geht es auf Schotter in Richtung Vigiljoch.
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Am Almboden rasten wir. In der Tränke ist kein Tropfen Wasser mehr. Der Platz ist irgendwie idyllisch. Ein Biker freut sich, dass ich eine Karte dabei habe, er will seine Tagestour weiter hoch bis zum Vigiljoch fahren.
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Auf uns wartet der erste Trail unserer Tour, der Eggerhofsteig (Weg Nr. 31). Ein traumhafter Pfad am Hang entlang. Immer mal wieder geht es ein Stück hoch, aber es gibt eigentlich keinen wirklich langen Anstieg. Durch die Baumlücken sehen wir auf das etwa 1.100 Meter unter uns liegende Lana.
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Die Bikes schieben wir ganz selten, eigentlich nur, wenn die Schotterwacken an den kurzen knackigen Anstiegen zu groß sind und die Hinterräder deshalb keinen Gripp mehr haben. Ich würde meinen – normalerweise zu 99,9 % fahrbar.
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Vorbei geht es an der Lebenberger Alm. Die sieht ziemlich verwahrlost und verlassen aus. Doch um die wunderschön blühenden Geranien muss sich wohl irgendjemand kümmern. Die Seilbahn und der Sessellift sind in Betrieb und bringen viele Wanderer auf den Berg. Es ist nicht mehr weit bis nach Oberhof, aber das Hotel Vigilius hat nicht nur eine einzigartige Architektur sondern auch eine traumhafte Lage, deshalb ist hier erst mal Mittagspause.
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In der Sonne ist es nicht auszuhalten. Wir ergattern zwei Plätze unter einem Sonnenschirm und füllen unsere Kohlenhydratspeicher erst mal mit Pasta, mit was auch sonst? Ich freue mich auf die kommende Trailabfahrt. Bei Birgit überwiegt mehr die Aufregung. Aber ich möchte gleich vorweg sagen: sie war wirklich tapfer! Gleich die ersten Meter (Weg Nr. 34) geht’s brutal steil bergab. Die Sattel schieben wir weiter nach unten, damit zumindest das Überschlaggefühl ein wenig gebremst wird. Kurz vor Oberhof steigt Birgit dann aber doch ab.
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Ich rutsche mehr als dass ich fahre auf diesem losen Schotter. Der Trail kürzt später den Asphaltweg, der die kleinen Ortschaften verbindet, immer wieder ab. Sicher hätten wir wesentlich eher wieder „festen Boden“ unter unsere Räder bekommen können, aber das ist ja langweilig. Schließlich machen wir eine Mountainbike-Tour! An einigen Stellen sind Rinnen zum besseren Wasserablauf in den Wald-/ Felsboden gestemmt.
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Dumm, dass manche so tief sind, dass genau die Vorderräder rein passen und bei dem ohnehin starken Gefälle dann natürlich die Hinterräder zum Überholen ansetzen. Birgit wird so eine Rinne zum Verhängnis. Sie fängt sich glücklicher Weise am Hang ab, hat aber danach zwei Schnittwunden am linken Bein, sicher von den scharfen Farnen. Also schnell Verbandszeug raus und „zutapen“. Schließlich sollte sie nicht noch mehr Farbe verlieren, ich glaube das Trailen ist noch nicht so ihr Ding.
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Woher sollte die Sicherheit auch kommen, dafür fehlte ihr bisher einfach die Gelegenheit zum Üben und wenn wir bedenken, dass sie gerade mal seit zwei Jahren auf dem Mountainbike sitzt, dann fährt sie so, wie sie fährt, wirklich schon super! Kurze Zeit später an einem zu steilen Absatz, hier steige ich auch mal wieder vom Bike, damit ich nicht über den Lenker fliege, bekomme ich beim Blick auf meine Hinterradschwinge einen ordentlichen Schreck. Sieht aus wie Alustaub. Löst sich mein Rad langsam auf? Aber ich sehe keinen Defekt und der Staub hängt ja auch überall sonst am Bike, auch das von Birgit sieht nicht anders aus. Der Boden ist so metallhaltig, dass der Staub gewissermaßen als Andenken unseren Rädern einen Metallicschimmer verpasst. Der „Silber-Trail“ ist bald zu Ende. Auf Asphalt geht´s noch weiter runter, bis wir auf die Hauptstraße im Ultental einbiegen und die Kette wieder auf die weiter links liegenden Ritzel verweisen müssen – es geht bergauf. Das Schloss Eschenlohe steht wie in Wachturm auf einer Anhöhe mitten im Tal. Zwischen St. Pankraz und dem Pankrazer See durchfahren wir den ersten Straßentunnel. Trotz Steigung wird Birgit im Tunnel immer schneller. Ja der Lärm der Autos auf dem Kopfsteinpflaster konnte einem schon Angst machen. Die Luft ist auch nicht besonders rein. Augen zu und durch. Ich habe große Lust in den See zu springen, mein Ciclo misst immer noch 34 Grad.
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Doch es ist schon nach 17 Uhr und wir wollen noch hoch bis St. Walburg, deshalb wird nix aus der Abkühlung im klaren Wasser. Die Sonne ist erbarmungslos, wir quälen uns durch drei weitere Tunnel und machen vor Ulten noch eine kleine Pause. Dann sehen wir endlich das Ortschild von St. Walburg. Mitten im Ort, ca. 100 Meter unterhalb der Hauptstraße beziehen wir bei Frau Zöschg in der Pension Zogglerhof unser nächstes Nachtlager.
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Zum Abendessen lassen wir uns auf der Terrasse der Pizzaria Walburger Hof nieder. Die Staumauer des Zoggler Stausees versteckt sich bald im Dunst. Aber es ist eigentlich nicht kalt.
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Neben uns sitzen zwei Berliner Biker und zu uns gesellt sich Otto aus Salzburg. Alles Alpencrosser. Jeder hat tolle Geschichten parat. Otto hatte heute satte 3.800 Höhenmeter hinter sich. Ab Oberhof ist er den selben Weg gefahren, wie wir. „Aber einen See, ne an einem See bin ich nicht vorbeigefahren, oder ich habe da schon nix mehr gemerkt?“ Ist er aber definitiv, denn an die Tunnel konnte er sich noch erinnern. Der war wirklich platt, der arme Kerl. Er bestellt zwei halbe Liter Holundersaft und einen halben Liter Bier. Der Kellner fragt, wie viele noch kommen. Eine viertel Stunde später sind die Gläser leer. Die Berliner berichten uns von ihrer unvergesslichen Hüttenübernachtung am Eisjöchl mit 12 Musikern. Die machten die ganz Nacht durch – einer hatte immer gesungen. Als früh halb fünf endlich Ruhe war, standen die ersten auf, um auf den Berg zu steigen und den Sonnenaufgang zu beobachten. Also hatten sie eine Nacht fast ohne Schlaf. Wasser hatte die Hütte auch nicht mehr. Nichts für empfindliche Nasen. Egal. Hauptsache wir schaffen´s alle ohne böse Stürze und Defekte bis zum Gardasee! Für den nächsten Tag hatte jeder eine andere Richtung geplant. Bei uns steigt nach den Erzählungen die Spannung. Was wird uns morgen wohl in der Haselgruber Hütte erwarten? Der dritte Tag unserer Alpenüberquerung geht zu Ende.


Kilometer 31,46

Höhenmeter 1.654

Fahrzeit 8 Stunden 30 Minuten
 
ich habe lange überlegt ob ich deine beiträge durch mein sinnloses geschwafel unterbrechen kann aber dann fiel mir ein das ich ja einen administrtor kenne der das nach hinten schieben kann



toller bericht :daumen:

super fotos :daumen: :daumen:



ein bischen neid kommt auch auf :heul:


mach weiter


micha
 
Tag 4

St. Walburg – St. Nikolaus – St. Gertraud – Rabbijoch – Haselgruber Hütte

Guten Morgen in St. Walburg – gut geschlafen und schon wieder ein Jahr älter geworden. Bald gut gefrühstückt und die Bikes aus dem Keller geholt. Wir brechen auf zum Zoggler Stausee. Gestern haben wir nur die Staumauer gesehen über die es heute gehen soll. Ich erwarte einen schönen großen See, auf den Karten jedenfalls sieht der nicht klein aus. Doch was wir sehen, war wohl nix. Zumindest nicht am letzten Augusttag 2005.
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Uns begrüßt nur ein Pfützchen. Um den See in voller Größe bewundern zu können, müssen wir sicher im Frühjahr noch einmal kommen, wenn die Schneeschmelze den Speicher gefüllt hat. Am Ufer, ich nenne das so, obwohl es bis zum Wasser jetzt ganz schön weit ist, stehen nacheinander Steine und große Holzstücke, die mit verschiedenen Sprüchen verziert sind.
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Später kommen wir an einem Wasserrad vorbei. Bis wir St. Nikolaus erreichen, dauert es eine Weile. Ich glaube über drei Koppelzäune mussten wir klettern und natürlich die Bikes heben. Von St. Nikolaus bis St. Gertraud, dem letzten Ort im Ultental, fahren wir auf der Teerstraße. Die wird langsam steiler und ist am Ende meist nur noch einspurig. Ziemlich am Ortsanfang von St. Gertraud steht eine Wassersägemühle. An der fahren wir vorbei und auch an dem Abzweig, der hier schon direkt auf den Weg zum Rabbijoch führt. Das machen wir bewusst, weil wir gerne noch hoch zur Kirche des Ortes möchten. Diese steht auf dem höchsten Punkt in St. Gertraud.
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Die tolle Aussicht in das Ultental entschädigt uns für den kleinen steilen „Umweg“, den wir gemacht hatten. Viele von den schnell gewonnenen Höhenmetern verlieren wir nicht, bald kommen wir nach einem kurzen Trail auf den Schotterweg im Kirchbergtal, der hoch zum Rabbijoch führt.
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Die Steigung ist nur mäßig und somit ist der Weg gut fahrbar. Viele Wanderer sind unterwegs. Trotz der Höhe (ca. 1700 m) misst das Thermometer noch fast 30 Grad und es ist ganz schön schwül. Unendlich viele Kühe weiden und stehen oft mitten auf dem Weg. Zwei von ihnen mussten für eine Fotosession herhalten.
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Die ließen sich nicht die Ruhe nehmen, nicht mal „gemuht“ haben die. Faule Viecher, nur das Fressen im Kopf? Liegen da und gucken dumm.
Die Hütte der Kirchbergalm liegt auf 1.891 Metern. Genau zur Mittagszeit kommen wir an. Während das etwa 14 jährige Mädchen die Gäste bediente, übten sich die kleineren Jungen der Almbauern schon mal als Schäfer. Nein das ist nicht korrekt. Gibt es eigentlich Küher? Das versteht ihr wieder nicht, was? Ein Schäfer passt auf die Schafe auf und hat einen Schäferhund. Und wie heißt der Hund, der auf die Kühe aufpasst?........ Richtig! Küherhund. Wieder was dazu gelernt! Die kleinen Nachwuchsalmbauern machten sich fix und fertig, der große schwarze Hund sollte tatsächlich die Kühe umhertreiben. Der Hund gab sich alle erdenkliche Mühe, die Befehle der Jungen auszuführen, die Kühe jedoch ließen sich von dem Gebelle nicht beeindrucken. Für uns war das ein lustiges Schauspiel.
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In nordwestlicher Richtung sehen wir auf einen riesigen Geröllhang. Die Bergspitze direkt vor uns misst immerhin 2.788 Meter. „In den Wänden“ heißt dieser Höhenzug. Gewaltig. Die Pasta für nur fünf Euronen hatte uns sehr gut geschmeckt. Wir verabschieden uns mit ängstlichen Blicken zum Himmel. Dunkle Wolken kündigen einen Wetterumschwung an. Bis auf knapp 2.500 Meter wollen wir rauf. Laut Wettervorhersage sind zum Nachmittag Gewitter angekündigt. Hoffentlich erwischt es uns nicht!
Der Weg zieht ab der Hütte brutal steil hoch, so dass mit fahren bald nicht mehr viel ist. Nach einem Wasserfall kommt noch einmal ein kleines Hochplateau und die Bärhap Alm.
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Ab hier beginnt der Pfad über das Rabbijoch. Die Baumgrenze liegt schon weit unter uns. Eine Mondlandschaft mit einem Trampelpfad, so würde ich diese Gegend beschreiben.
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Die Gewitterwolken haben sich z. t. aufgelöst. Es ist diesig. Trotzdem haben wir noch eine verhältnismäßig gute Sicht, alles andere wäre auch zu traurig, denn das Rabbijoch ist der höchste Punkt unserer Tour und hier wollen wir natürlich auch was sehen.
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Passo di Rabbi 2.449 Meter. Geschafft. Irgendwie schön. Wie, das kann ich nicht in Worte fassen. Ich bleibe mal bei Mondlandschaft, das ist sicher die beste Beschreibung.
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In südlicher Richtung auf 2.425 m liegt die Haselgruber Hütte. Von oben sehen wir schon auf das Dach. Bei Dunkelheit und ohne Licht ist die Hütte bestimmt schwer auszumachen. Die Farben gleichen denen der Berge ringsherum. Außen an sich nicht besonders einladend, sind wir drinnen um so mehr von der gemütlichen Atmosphäre überrascht. Die Hüttenwirtin empfängt uns sehr freundlich und auch an unser Telefonat, das schon einige Wochen zurück lag, konnte sie sich erinnern. Halb vier – es ist noch früh am Tag. Geburtstags-Kaffeetrinken, das Doppelzimmer beziehen, Duschen und nun?
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Wir gehen wandern. Radschuhe wieder an, weil mit Sandalen sollte man im hochalpinen Gelände nicht auf Wanderschaft gehen und rauf zum Haselgruber See laufen, der nicht weit von der Hütte entfernt ist. Die Idee, hier hoch zu wandern war gut. Uns beeindrucken glasklares Wasser und herrliche Lichterspiele und Spiegelungen. Im Westen sehen wir auf den Collecchio, dem nur 43 Meter an 3.000 fehlen. Karge Geröllhänge tauchen ein in das tiefblaue Wasser. Ein Platz zum Träumen 2.464 Meter über den Dingen. Unbeschreiblich schön.
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Zum Abendessen füllt sich der Gastraum. Eine Gruppe Wanderer und zwei Bikergruppen sitzen an den anderen Tischen. Eine weitere erschöpfte Bikergruppe kommt später noch dazu, gerade so vor Einbruch der Dunkelheit. 19:00 Uhr sehen wir draußen die Hand vor Augen nicht mehr. Dichter Nebel leutet die Nacht ein. Von der Halbpension lassen wir die Hälfte weg. Pasta, Schnitzel, Nachtisch das alles ist zu viel. Morgen haben wir viel vor, da möchten wir so viel wie möglich fahren, nicht schon den Berg herunterkullern. Grappa und Ramazotti sorgen für bessere Verdauung und für eine kleine Bettschwere. Wir kriechen in unsere Hüttenschlafsäcke, machen die Augen zu und freuen uns auf den nächsten Tag. Gute Nacht auf 2.425 Metern Höhe.


Kilometer 22,43

Höhenmeter 1.337

Fahrzeit 6 Stunden 40 Minuten
 
n1 tour......und auch sehr schoen das du das vermeintlich "schwaecher" Geschlecht mit eingebunden hast und ihr die chanche gibst dich fertig zu machen ;) :D :lol: :daumen:
 
Tag 5

Haselgruber Hütte – Rabbi – San Bernardo – Male –
Carciato - Dimaro – Malga Mondifra – Rifugio Graffer

Auf der obersten Etage sind wir die ersten Hüttengäste, die es aus den Betten schaffen. Gemeinschaftliche Sozialräume bedeuten immer irgendwie Stress und diesen konnten wir so umgehen. Zehn vor sieben, die Frühstückstische sind bereits gedeckt, müssen wir unbedingt erst einmal vor die Hütte. Gänsehaut. Wahnsinn. Wir stehen über den Wolken. Etwa 300 Höhenmeter unter uns hört die oberste Wolkenschicht auf. Ein Anblick, wie aus einem Flugzeug.
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Der Tag fängt gut an. Das Frühstück ist super. Auf Nachfrage verrät mir die Wirtin, dass sie nicht fünf Töchter hat, sondern nur eine und vier Söhne. Da hat Ulrich Stanciu bestimmt ihre Schwiegertöchter mitgezählt, dann geht’s ja auf. Sie rät uns ab, den Weg 108 ins Tal zu nehmen. Der soll derart verblockt sein, dass meist Tragen angesagt ist. Also queren wir den Geröllhang zuerst in östliche Richtung (Weg 135) und finden uns genauso gut hinunter nach Rabbi. Oben der schmale Querweg ist bis auf wenige Stellen, an denen Muren abgegangen sind, sehr gut fahrbar. Schwindelfreiheit natürlich vorrausgesetzt!
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Dann geht es z. t. steil bergab, der lose feuchte Untergrund ist nichts für Angsthasen. Einmal zu schnell geworden – kriegst du die Karre nicht mehr zum Stehen. Es ist so, als kommt der ganze Berg ins rutschen. Kein Risiko – sonst fliegst du ab! Aber das alles ist nur halb so aufregend wie das: auf einer Singletrailabfahrt in die Wolken einzutauchen, das ist ein unbeschreiblich geiles Gefühl. Am liebsten würde ich wieder hoch schieben und das ganze noch einmal wiederholen. Die steilsten Stellen sind schon extrem ausgefahren, etwa so, als wären hier gerade 350 Biker bei einem Marathon langgerast.

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Weiter unten kommen einige Stufen und Felsabsätze dazu. Ab und zu auch dicke Baumwurzeln. Etwa 600 Höhenmeter unterhalb der Haselgruber Hütte endet das Freerideparadies und beginnt der Schotterweg nach Rabbi. Sicher könnten wir streckenweise weitere Trails neben dem Hauptweg nutzen, aber weil diese sehr verblockt aussehen, bleiben wir auf dem Schotter. Eine andere Gruppe Biker macht heute die gleiche Tagesetappe wie wir. Immer wieder bis zum Abend treffen wir die drei. Auf den Downhills lassen sie es schon mächtig krachen, ich staune über die junge Bikerin, die auch die fahrtechnisch schwierigen Passagen sehr sicher fährt. Doch später an den Uphills sind wir meist schneller und die Karte können wir sicher auch ein wenig besser lesen. Ab Rabbi fahren wir auf Asphalt durch San Bernardo hinunter ins Val di Sole nach Male. Die mehr als 1.600 Höhenmeter-Abfahrt ließ unsere Bremsbeläge gewaltig schrumpfen. Besonders das löse Geröll auf dem Trail wirkte wie Schmirgelpapier. Vor der nächsten Abfahrt, also morgen, muss ich die Beläge austauschen.

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In Male gibt’s einen Verkehrsstau vor der Einmündung auf die Hauptstraße. Die Polizei hat Absperrbänder gezogen. Verunfallte Fahrzeuge sehen wir nicht – ist wohl schon alles geräumt? Wir müssen rechts abbiegen. Schön, gegen leere Straßen habe ich nichts einzuwenden. 30 Meter weiter springt ein Polizist auf die Straße und hält uns an. Komisch, hier sind ja auch überall rot/weiße Bänder gespannt. Sein Italienisch klingt nett, aber was will der uns denn sagen? Er zeigt auf unsere Räder und kurbelt mit beiden Händen vor seinem Bauch. Mir geht ein Licht auf. Aaaah – kapito. Es kommen Radfahrer. „Si si“ er nickt und lächelt. Es dauerte nicht lange, dann kam auch schon das Feld. Jede Menge Profiteams, sehr viele junge Fahrer. Vielleicht ein Nachwuchsrennen? Ich habe mich nicht näher erkundigt. Im Zentrum von Male werden die Werbebanner abgebaut und die Zuschauergruppen lösen sich langsam auf.

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Wir verlassen den Ort und fahren im Val di Sole auf dem Radweg rauf nach Carciato und runter nach Dimaro. Ab hier geht´s heute nur noch bergauf. In der ersten 180 Grad Kehre oberhalb von Dimaro verlassen wir die Hauptstraße und fahren im Val Meledrio auf einem festen Schotterweg in Richtung Madonna di Campiglio. Es ist wieder verdammt schwül. Die langen Sachen können wir verstauen. Zwei Biker, ich schätze sie so Mitte fünfzig, möchten ebenfalls zur Rifugio Graffer. Die beiden ziehen weiter und wir verdrücken erst mal die Brötchen, die wir uns in der Haselgruber Hütte geschmiert hatten.

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Nach der kleinen Stärkung sind wir wesentlich fitter. Eine Stunde später überholen wir die beiden „älteren Herren“. Dann treffen wir die Gruppe, die gestern so spät ankam, dafür waren sie heute früh auf dem Trail ins Tal die Downhill-Könige. Mit Hi-Tech – GPS Gerät ausgerüstet und trotzdem unsicher, wie´s weiter gehen soll. Mein Routenplan und die Landkarte geben uns Aufschluss. Gestern war der älteste (ca. 40) von ihnen völlig platt, jetzt ist der jüngste (Ende 20) am Tiefpunkt und ist nur am Schieben. Aus der Schwüle wird weiter oben Hitze. Zum Glück geht der gesamte Aufstieg durch einen dichten schattigen Wald. Die schroffen Felswände sagen uns, dass wir in den Brenta-Dolomiten angekommen sind.

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Endlich stehen wir an der Malga Mondifra. Hier ist erst einmal die geplante Mittagspause. Über eine Treppe geht’s rauf in den Gastraum. Süd Tirol war gestern, hier spricht keiner mehr deutsch. Wir scheinen die Wirtin mit unserer Fragerei nach Pasta zu nerven. Offensichtlich gibt es hier immer nur ein Tagesgericht. Heute ist das fettiger Gulasch mit Kartoffeln. Diese Menü verkneifen wir uns besser, denn bis zur Rifugio Graffer sind es noch knapp 600 Höhenmeter und wir möchten den Weg nicht mit dem Mittagessen düngen. Für die Flasche Wasser und eine Dose Cola knöpft sie uns verknatzt fast fünf Euro ab, Küsschen – wir kommen nie wieder! In den Rucksäcken haben wir noch genügend Proviant, also Wasserflaschen auffüllen und tschüss Malga Mondifra. Drei Kilometer weiter, etwas oberhalb von Campo Carlo Magno, einem Nachbarort von Madonna di Campiglio, lassen wir uns zur Pause nieder. Ein paar Minuten schlafe ich in der Mittagssonne. Der Wind ist frisch und auch erste Wolken ziehen schon auf.
Der Weg hoch zur Hütte führt mitten durch das Skigebiet von Madonna. Mehrfach kreuzt die Kabinenbahn unseren Weg, der mit zunehmender Höhe immer steiler wird. Abschnittsweise schieben wir, ich kann mir nicht vorstellen, dass hier noch jemand fährt. Die Schiebepisten (zumindest bergauf) sind in der kalten Jahreszeit bestimmt herrliche Skipisten. Irgendwann werden wir die mal im Winter testen. Dann natürlich mit einem oder zwei Brettern an den Füßen, ohne Bikes. Das Bergmassiv des Pietra Grande (2937 m) hüllt sich fast komplett in dunkle Wolken, die der Wind manchmal bis auf die Almwiesen herunter drückt.

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An der Mittelstation der Seilbahn steht die Dreiergruppe (mit der Bikerin), sie hatten uns überholt, als ich Mittag die Schäfchen gezählt hatte. Auf den letzten Metern vor unserem Tagesziel zeigen sie uns dann doch noch, dass sie nicht nur bergab ordentlich Power haben. Ein kleiner Zielsprint die letzten 250 Höhenmeter – ne ne wir kneifen, wir können auch mit dem zweiten Platz gut leben. Auf der Skipiste brettert mit sagenhaftem Speed ein Downhiller ins Tal. So wie die Piste aussieht, scheint der nicht der einzige zu sein, der hier runterbläst. Das Wetter hat wieder durchgehalten. Trocken, vom Schweiß mal abgesehen, erreichen wir die Rifugio Graffer (2.263 m). Zwei Minuten hinter den Siegern, aber dafür nicht ganz so abgekämpft.

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Die Räder können wir unter einem kurzen Schleppdach unterstellen. In der Hütte ist allerhand los. Schnell checken wir ein und beziehen unser Doppelzimmer (ha ha wieder Glück gehabt) unter dem Dachboden mit Blick ins Tal. Die Duschmarken kosteten extra, der Duschautomat gibt uns ausreichend Zeit zum Abspülen aller Tageskampfspuren. Beim Abendessen gibt’s sogar Wahlmenü. Waren gestern auf der Haselgruber Hütte noch die Mountainbiker in der Überzahl, sind wir heute eher Exoten. Überwiegend Bergsteiger und Kletterfreaks, die unschwer an ihrem Outfit auszumachen sind, übernachten hier oben. Nach dem Essen gehe ich noch ein paar Minuten vor die Tür. Die untergehende Sonne und die Wolken sorgen jede Minute für ein neues Bild. Die Felsen leuchten rot. Das Tal versteckt sich schon unter dichtem Nebel. Ein faszinierendes Naturschauspiel.

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Der Sessellift bringt im felsigen Gelände im Winter die Skifahrer noch ein ganzes Stück über die Hütte hinaus. Obwohl ich begeisterter Skifahrer bin frage ich mich, ob das denn sein muss? Ich bin kein Umweltschutzfanatiker, aber so etwas darf man der Natur doch nicht antun! Die Felsen sind abgehobelt, begradigt worden. Grausam! Das geht zu weit!

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Die beiden älteren Biker vom Vormittag scheinen nach Madonna abgebogen zu sein. Und auch die drei Downhillexperten kommen nicht mehr an. Im Gastraum sitzen wir noch eine Weile mit zwei Kletterern aus Sachsen und dem anderen Biker-Dreierteam zusammen, die sich noch nicht sicher sind, welche Route sie morgen fahren werden. Es gibt heiße Diskussionen. Zuerst die Frauenstimme: „Ich habe null Bock auf drei Stunden tragen! Lass uns keine Experimente machen!“ „Das wird schon nicht so schlimm!“ „Das versprichst du mir immer!“ .......... bla bla bla..... Solche Sorgen haben wir nicht, unser Weg steht fest. Birgit und ich wünschen uns nur, dass es morgen früh halbwegs trocken ist und freuen uns auf den Vallesinella-Trail, das nächste Highlight unserer Alpentour.


Kilometer 45,46

Höhenmeter 1.640

Fahrzeit 8 Stunden 30 Minuten
 
da werd ich blass vor neid..euch geht echt zu gut...auch wenn es anstrenegnd ist...dieser ausblick und die landschaft entschaedigt fuer alles doppelt und dreifach :love:
 
Tag 6

Rifugio Graffer – Vallesinella – Passo Bregn da I`Ors – Albergo Brenta –
Pez – Zuclo – Bondo

Raus aus dem Hüttenschlafsack und den ersten gespannten Blick aus dem Fenster richten. Wie lange können wir noch vor schlechterem Wetter fliehen? Vorgestern und gestern haben wir schon Schwein gehabt und heute? Die Bergspitzen leuchten in der aufgehenden Sonne dunkelrot. Unter uns ziehen ein paar Nebelschwaden durch, wieder bestes Bike-Wetter.

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Zum Frühstück schmieren wir uns wieder Brötchen für die Tour und schmuggeln diese erfolgreich an den Kellnerinnen vorbei. Mit den Mitgliedsausweisen des Deutschen Alpenverein kostete die Halbpension pro Kopf nur 31,- Euro, Nichtmitglieder müssen wesentlich mehr berappen. Mein Fazit: Rifugio Graffer voll ok!
Vor der Abfahrt steht erst einmal Bike-Service an. Ich kontrolliere alle Schrauben, wechsele die hinteren Bremsbeläge und lasse an allen Reifen die Luft ab, weil die Ventile schief standen. Nachdem ich die Reifen ein Stück gedreht habe und alle wieder voll aufgepumpt sind, stellt mir Birgit eine eigenartige Frage: „Ist das in Ordnung, wenn das hier an meinem Hinterrad so zischt?“ Schei.... Plattfuß.

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Als Übeltäter mache ich einen klitzekleinen Dorn aus, der im Mantel steckt. Der Schlauch wird geflickt und dann geht es endlich mit leichter Verspätung auf den Vallesinellatrail.
Zu Beginn ist der Pfad auf leichtem Gefälle sehr gut fahrbar. Birgit hat in der tiefen ausgewaschenen Rille trotzdem Balanceprobleme - scheint heute nicht ihr Tag zu sein.

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Der Trail führt auf eine tiefe Schlucht zu. Gegenüber sehen wir auf eine mächtige Felswand. Genau hier liegt noch alles im Schatten. Kalt und gruselig. Zickzack geht’s in die Tiefe, bis wir später ein ganzes Stück den Hang queren können.

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Birgit ist unsicher und fast nur zu Fuß unterwegs, obwohl sie gestern solche Abschnitte schon gefahren ist. Es ist eben nicht ein Tag wie der andere. Abstürzen sollte hier natürlich keiner, 500 Meter Flugphase wären an vielen Stellen auch ohne Flugschein möglich. Etwa ab der Baumgrenze sitzt Birgit dann auch wieder öfter auf dem Rad. Wurzeln und grobes Geröll machen das Fahren aber nicht einfacher. Immer wieder kommen kleine Kletterpassagen dazu.

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Ich finde den Trail trotzdem super. Ist das jetzt zu steil oder noch fahrbar? Ist fahrbar! Den Hintern schön hinter den Sattel und weiter! Mit dem Vorderrad rolle ich geschmeidig über eine Wurzel. Einen halben Meter tiefer kommt die nächste Stufe, die auch von einer Baumwurzel gehalten wird. Mein Vorderrad verweigert weitere Drehbewegungen und verklemmt sich und wie der Blitz hebt sich mein Hinterrad hoch. Bevor ich das alles registriere lehne ich schon mit dem Rucksack kopfüber an dem Baum, an dem ich haarscharf vorbeizirkeln wollte. Ich glaube ich habe dann erst einmal gelacht. Mit einem kurzen Ruck nach hinten fällt das Hinterrad in Zeitlupengeschwindigkeit zurück auf den Boden. Ich bin stolz auf mich – geiler Stunt! Zweiter Versuch – heute lieber nicht! Ein Stück weiter unten kreuzt eine Mure genau unseren Weg. Ich bin ein kleines Stück voraus gefahren, wo bleibt Birgit? Eben war sie doch noch an mir dran. Ich schiebe die 50 Meter zurück bis zu der Mure und sehe sie ca. 100 Meter unterhalb. Sie hielt den Schotter für den Weg ins Tal. Verrückt. Definitiv nicht ihr Tag heute! An der Malga Vallesinella di Sopra sollen wir laut Routenplan den mittleren Weg zur Rifugio Vallesinella nehmen. Der linke Weg sieht nicht schlechter aus und nur auf diesen Wegweisern lesen wir Rif. Vallesinella.

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Weiter unten sehe ich eine Holzbrücke, kann nicht verkehrt sein. Wassertropfen auf den Kompass-Karten bedeuten Wasserfall. Der ersten Brücke folgen weitere immer über die Wasserfälle. Zwischendurch sind die Absätze mal gut schiebbar, mal besser kletterbar, Fahrrad tragbar, aber nie fahrbar! Und diese schönen Holzbrücken sind so schmal, dass die Lenker zu breit sind und wir die Räder auf den Hinterrädern drüber schieben müssen. Warum werden wir so hart bestraft? Einen ungetrübten Blick für den Wasserfall hatten wir bei dem Stress nicht mehr. Uns entgegenkommende Wanderer dachten sicher, dass wir nicht ganz dicht sind, hier mit den Bikes runterzuklettern? Vallesinella - der geilste Trail unseres Alpencross 2005 und ab der Malga Vallesinella die härtesten und längsten 100 Höhenmeter Abstieg unserer Tour.

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Irre viel Zeit lassen wir hängen, eigentlich wollte ich um diese Zeit schon 500 Höhenmeter Anstieg geschafft haben. Zum ersten mal seit dem Tourstart in Hall habe ich Bedenken, dass wir den Plan heute nicht einhalten können. Bis zum Schotterweg schlängelt sich der Pfad weiter am Bach entlang über glitschige Steine und nasse Wurzeln, die rutschig wie Schmierseife sind. Auf dem Schotter ist Birgit dann auf einmal entkrampft. Sie bläst mit 40 Sachen volles Rohr mit runter. Unterhalb der Rifugio Vallesinella sind einige extreme Gefälle auf losem Schotter dabei, aber Birgit zieht voll mit – ihre Angst ist plötzlich w wie weg. Prima!
Im Val D `Agola ist Schluss mit der Raserei. Bergauf glühen nicht mehr die Felgen, dafür kommen unsere Beinmuskeln um so schneller wieder auf Betriebstemperatur. Das Flussbett des Rio Valagola ist teilweise beeindruckend breit und lässt nur erahnen, was für Wassermassen hier bei der Schneeschmelze runterrauschen. Der feste Schotterweg ist selten zu steil, so dass wir schneller vorankommen, als wir dachten. Die Malga Val d `Agola ist geschlossen – nichts mit leckerer Pasta vor dem Hammeranstieg zum Passo Bregn da I`Ors. Uns bleibt nichts weiter übrig, als uns mir Powerbar und Corni-Riegeln am Seeufer zu stärken. Der See liegt idyllisch mitten im Wald zwischen der Brenta-Guppe in östlicher Richtung und dem Höhenzug Coste di Gruale hinter uns.

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Laut Tourbeschreibung erwartet uns jetzt eine gewaltige Schiebe- Tragepassage. Gleich am Ende des Sees beginnt der Anstieg. Der Pfad ist zu Beginn ziemlich verblockt und geht dann über eine Wiese und später in den Wald mit brutaler Steigung. Zehn Schritte ... schnauf ... schnauf ... acht Schritte ... schnauf ... schnauf ... schnauf ... sechs Schritte ... und so weiter, aber das Tragen der Bikes ist nicht erforderlich.

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Weiter oben ist der Pfad schmaler und nicht mehr ganz so steil. An den Himbeersträuchern komme ich nicht ohne eine Kostprobe zu nehmen vorbei.

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Zwei Biker überholen uns und wollen heute noch bis nach Riva fahren. Hoffentlich haben die Licht dabei?! Den Passo Bregn da I`Ors erreichen wir schon eine gute dreiviertel Stunde nach unserer Mittagspause am See. War also nicht so schlimm wie erwartet und damit liegen wir wieder ganz gut in der Zeit. Der Himmel ist komplett wolkenverhangen. Ich habe das dumme Gefühl, dass es uns heute erwischt.

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Die 200 Höhenmeter - Trailabfahrt, die bis fast zur Malga Nambi geht, ist auch gut fahrbar. Auf der Schotterpiste bis zur Albergo Brenta lassen wir´s wieder richtig fliegen. Während wir uns dann zum Mittag Pasta schmecken lassen, können die Felgen abkühlen. Die Gewitterwolken sehen alles andere als friedlich aus. Dumpfer Donner ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass es in Kürze losgeht. Oben am Pass wird´s inzwischen schon regnen, in unserer Richtung ist´s noch einigermaßen hell. Deshalb schnell bezahlen und los.

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Vielleicht zwei Kilometer weiter unten hat uns dann das Gewitter mit Platzregen eingeholt. Regensachen an und weiter. Ein Jeep fährt rechts ran und lässt uns freundlich vorbei, dabei haben wir doch nur ganz vorsichtig gedrängelt. Wir wünschen uns Scheibenbremsen, die Bremswirkung bei Nässe lässt stark zu wünschen übrig. Am Ende einer schnellen Rechtskurve bei etwa 50 km/h driftet auf dem nassen Asphalt ohne Vorankündigung mein Hinterrad weg. Mit viel Glück fange ich den Schlenker ab und komme ohne Sturz zum Stehen. Mist, Ventil abgerissen. Das ist nicht reparabel. Die Felge hat glücklicher Weise nichts abbekommen, den Schlauch habe ich schnell ersetzt.

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Ursprünglich wollten wir einen kleinen Bogen über Stenico fahren, aber bei dem Regen biegen wir gleich rechts nach Pez ab. In der Waschküche dürften wir eh nicht viel sehen. Wir fahren durch Ragoli und hinter Preore wechseln wir die Talseite.

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Oberhalb von Zuclo nutzen wir ein Stück Asphalt-Radweg um später auf Schotter noch ein ganzes Stück, ca. 300 Höhenmeter hoch zu klettern. Unsere Räder und Sachen sind schlammverschmiert. Auf der kurzen Abfahrt nach Bondo werden auch die letzten sauberen Stellen mit der braunen Soße überzogen. In Bondo müssen wir das erste mal nach einer Unterkunft suchen. Weil hier am Wochenende ein Fußballturnier stattfindet, sind die meisten Betten belegt.

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Ein Doppelzimmer können wir dann aber doch noch in der Albergo Emilio beziehen. Ein neu gebautes Hotel. Schöne Zimmer – alles i.O. Uns ist es peinlich, so dreckig wie wir sind, durch das saubere Hotel zu laufen. Die „Ganzkörperaufbereitung“ und das Waschen unserer Sachen nimmt heute mehr Zeit in Anspruch als an den vorangegangnen Tagen. Der Schlamm ist fast so hartnäckig, wie der rot/braune Kyffhäuserlehm. Zum Abendessen begnügen wir uns mit einem Salatteller, das Mittag (am Nachmittag) ist noch nicht so lange her. Der Regen hält den ganzen Abend an. In der Nacht träumen wir von besserem Wetter.


Kilometer 50,10

Höhenmeter 1.149

Fahrzeit 9 Stunden 56 Minuten
 
Tag 7

Bondo – Lardaro – Deserta – Malga Cadria – Malga Vies –
Lenzumo – Molina die Ledro – Pre´ - alte Ponale – Riva

6:00 Uhr: Zum letzten mal auf unserer Tour weckt uns der Wecker. Die Reifen der vorbeifahrenden Autos rauschen immer noch auf feuchter Straße. Aber nass ist es nur noch unten, der Himmel ist schon himmelblau. Für Nachmittag sind wieder Gewitter vorhergesagt, aber vielleicht kommen wir drumherum, wir denken, dass wir zum frühen Nachmittag in Riva ankommen.

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Es gibt vier Übergänge in das Ledro-Tal. Wir entscheiden uns für den Pfad über die Malga Cadria und damit sicher für die schwierigste Variante. Aus Bondo raus geht es leicht bergab bis wir links die Hauptstraße verlassen und zum Warmfahren hoch zur Motocross-Strecke strampeln und oberhalb von Roncone eine Nebenstraße nutzen. Später gehts bergab nach Lardaro.

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Der letzte Anstieg unserer Trans Alp mist für die Statistik jetzt genau 1.217 Höhenmeter am Stück. In Lardaro stehen wir auf gut 700 Metern Höhe. Die ersten 380 Höhenmeter und gut sechs Kilometer bis Deserta fahren wir auf einer kaum befahrenen Teerstraße. Deserta ist wie ein Geisterort. Die meisten Häuser sind verrammelt. Sicher alles mehr oder weniger Sommer- oder Wochenendresidencen für gutbetuchte Städter?
Ab Deserta wird aus der Teerstraße grober Schotter. Die Nähe zum Gardasee kann der Weg nicht leugnen. So groben Schotter gibt’s nur hier. Etwa ab 1.380 m fahren wir ein Stück im Wald (immer schön bergauf, das wollen wir mal nicht vergessen) bis weiter oben ein schmaler Pfad beginnt.

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Der Pfad geht zickzack durch dichtes Gestrüpp. Viele Stellen sind so zugewachsen, dass wir kaum die Räder neben uns schieben können. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht hangabwärts ins leere treten und abstürzen. Wir transpirieren wie verrückt und die feuchten Gräser und Brennnesseln geben uns den Rest. Unsere Beine jucken wie wild. Gestrüppfrei sind eigentlich nur die Stellen, an denen Muren abgegangen sind, die wiederum auf andere Weise unser Fortkommen nicht gerade beschleunigen. Ich sehe immer öfter nach oben und versuche in dieser Wildnis den Übergang auszumachen. Unten sehen wir, wo der Pfad hochkommt, aber oben kann ich nur raten. Eigentlich sieht oben alles so brutal steil aus, dass ich keine Ahnung habe, wo´s drüber geht.

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Der letzte Anstieg scheint mit uns zu spielen, uns wird kein einziger Meter geschenkt. Die letzten etwa 50 Höhenmeter Anstieg unserer Tour klettert Birgit ohne Bike über die Stufen. Ich habe zwei mal das Verknügen. Ein mal mit Birgits und ein mal mit meinem Bike auf dem Rücken. Oben auf 1.914 m angekommen sind wir völlig platt. Das war wirklich noch mal ein Hammeranstieg.
Bis zur Malga Cadria eiern wir durch tief ausgewaschene Rillen. Im ersten Weltkrieg muß das eine heiß umkämpfte Gegend gewesen sein. Oder die Krieger rechneten damit? Überall sind Löcher in den Fels gehauen.

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Die Malga ist geschlossen, nichts mit Mittags-/Nachmittagspause. Wir beschließen gleich abwärts zu fahren, weil der Himmel schon wieder ein Gewitter ankündigt. Birgit schiebt hin und wieder. An einigen Stellen steige ich auch besser ab, die Felsabsätze sind manchmal doch zu groß. Dann kommt ein Abschnitt, von dem aus man wunderschön auf den ca. 900 Meter tiefer liegenden Ledrosee blicken kann.

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In der ausgewaschenen Rille liegt loses Geröll, doch auf der Rasenkante kann man ganz gut die Steine umfahren. An einer Felskante halte ich, um den Ledrosee auf einem Foto festzuhalten. Birgits Rad liegt weiter oben am Pfadrand. Sicher ist sie mal „in die Büsche“. Einen Moment warte ich. Aber jetzt werde ich doch unruhig. Ist sie gestür...? Den Gedanken habe ich noch nicht zu Ende gedacht, da renne ich auch schon bergauf. Tatsächlich gestürzt. Sie liegt im Dornengestrüpp auf dem Rücken unter ihrem Rad. Ihr linkes Knie blutet stark. Mit dem schweren Rucksack konnte sie sich nicht so einfach aus dieser misslichen Lage befreien. Und sicherlich ein wenig unter Schock stehend, blieb sie erst einmal still liegen. Mein Puls war zu keiner Zeit seit dem Start in Hall vor sieben Tagen so hoch wie jetzt. Birgit kann alles bewegen. Glück im Unglück. Sie ist mit dem Knie genau auf einem großen Stein gelandet, das hätte auch wesentlich böser ausgehen können. Die Prellungen behandeln wir mit Eisspray und das offene Knie und die Risse von den Dornen verbinden wir. Alter Schwede, dieser letzte Tag hat es noch mal in sich!

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Der weitere Weg nach unten ist auch weniger Spaßabfahrt. Bis zur Malga Vies ist der Pfad viel zu steil zum fahren. Auf dem Geröll ist es so, als ob man einen Kohlenhaufen runterläuft. Mit einem Unterschied, wir bekommen keine schwarzen Füße. Etwa 50 Meter oberhalb der Malga Vies erwischt uns das Gewitter.

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Ein paar Feuerwehrmänner, die einen Ausflug machten, warten auf uns und bieten Birgit an, sie mit ihrem Pickup mit ins Tal zu nehmen. Doch Birgit möchte nicht, ab hier soll es auf einem Schotterweg gut 730 Höhenmeter runter bis Lenzumo gehen. Und so was fuhr sie ja schon ziemlich sicher. Was wir nicht ahnen konnten, war das extreme Gefälle, dass uns jetzt überraschen sollte. Sicher boten uns deshalb die Feuerwehrleute ihre Hilfe an. Die steilsten Stellen sind mit Beton befestigt. Bei trockenen Verhältnissen mag das alles gehen, aber jetzt wo Sturzbäche den Weg runterrauschen, ist die Abfahrt alles andere als ein Verknügen. Wir stoppen immer wieder, um unsere Hände kurz auszuschütteln. Birgit schiebt die extremsten Abschnitte. Die Sattel haben wir versenkt, in normaler Stellung würde es garantiert gleich über den Lenker gehen. Mir reißt auf so einer Betonplatte das Ventil am Vorderrad ab. Die Luft ist sofort raus. Aus den Klickpedalen schaffe ich es nicht mehr. Ich kippe auf die Seite und rutsche mit funkendem Pedal ein ganzes Stück auf dem Beton talwärts. Außer ein paar Bremsspuren an meiner Regenjacke gibt´s keine Schäden zu beklagen. Ich habe mir nichts wehgetan. Im strömenden Regen verbaue ich unseren letzten Reserveschlauch. Jetzt darf bis zum Gardasee kein Ventil mehr abreißen!

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Endlich Lenzumo und wieder Asphalt unter den Reifen – durchatmen. Schnell sind wir unten am Ledrosee. Auf den Trail am Südufer verzichten wir und bleiben auf der Straße. Für einen kurzen Moment macht der Gewitterregen eine Pause. Wir fahren durch Molina di Ledro, durch Pre und durch Biacesa ab in Richtung Riva. Kurz vor dem Straßentunnel unterhalb von Biacesa fahren wir rechts in den alten Tunnel der Ponale Straße. Nach ein paar Kurven sehen wir zum ersten mal den Gardasee.

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Ich bekomme eine Gänsehaut. Erst im Mai waren wir hier, aber jetzt die letzten Meter einer Alpenüberquerung runter zu fahren, ist doch ganz was anderes. Wir fahren die Alte Ponale Straße bis nach Riva.

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Nach 1.846 Höhenmeter Abfahrt stehen wir gegen 18:00 Uhr auf einer Höhe von 68 Metern.

Riva del Garda, der Platz vor dem Hotel Sole. Wir haben´s geschafft! Wir sind angekommen am Ziel unserer Trans Alp Träume 2005. Unbeschreiblich, auch wenn ich das jetzt schon das zweite mal erlebe. Mein Puls hämmert. Mehr Adrenalin geht glaube ich nicht........

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Wir fahren am Strand entlang und übernehmen in Torbole unser Auto von Normann. Schnell beziehen wir das vorgebuchte Hotel Roma und konservieren und schmücken uns für die Ankunftsfeier. Gerhard, Gabi, Susen und Normann (u. Hund Pamela) haben in Torbole auf dem Hauptplatz in einer Pizzeria einen Tisch erkämpft und können mit Mühe die Kellnerin davon abhalten, unsere zwei Plätze zu besetzen. Wir hatten natürlich von vielen Erlebnissen zu berichten. Birgit hat ihren ersten Alpencross mit Bravour bestanden. Es gibt was zu feiern! Sieben Abende mussten wir diszipliniert sein, heute dürfen wir ausbrechen und sind dabei am Ende fast versumpft. Vino Rosso, dieses schmackhafte, dunkelrote Getränk, dass man vor dem Genießen aus Karaffen in große Gläser umfüllt, damit es noch besser schmeckt – sollte man verbieten! Morgen klingelt kein Wecker, Sonntag ist unser Urlaubs-Ruhetag, was soll´s, vergessen wir für einen Abend das anständig sein...


Kilometer 45,18

Höhenmeter 1.387

Fahrzeit 8 Stunden 52 Minuten

Das Resümee​


Wunderschöne sieben Tage dauerte unsere Trans Alp 2005 und liegen schon hinter uns. Keinen Tag, keine Minute von der herrlichen Zeit in den Bergen zusammen mit Birgit und auch keinen Tropfen Schweiß möchte ich davon missen.

Höhenmeter gesamt 9.459

Kilometer gesamt 319,25

Fahrzeit gesamt 57 Stunden 45 Minuten​

Gegenden die uns bisher völlig unbekannt waren, haben uns unendlich beeindruckt. Viele Bilder habe ich ständig im Kopf, z. B. den Haselgruber See und das Rabbi Joch oder den Sonnenaufgang in der Brenta Gruppe. Viele nette Bekanntschaften konnten wir machen. Stundenlange Aufstiege und schwere Passagen bergab zeigten uns immer wieder unsere physischen und fahrtechnischen Grenzen.
Gegenüber der Dolomitentour vom letzten Jahr fehlten in diesem pro Tag im Schnitt gut 400 Höhenmeter. Die Entscheidung, die Etappen zu entschärfen, war goldrichtig. Wir hatten wesentlich mehr Zeit die Natur intensiver zu erleben. Die Trailabfahrten konnten wir genießen, die langen Anstiege wesentlich langsamer angehen und in Ruhe einteilen. Klar, vielleicht hören sich 2.800 Höhenmeter am Tag besser an als 1.050. Unsportlich sind wir deshalb gewiss trotzdem nicht, und wem sollen wir denn was beweisen? Für mich jedenfalls steht das Naturerlebnis im Vordergrund und der Spaßfaktor hat oberste Priorität, daran wird nicht mehr gerüttelt!
An manchen Tagen waren wir trotzdem ziemlich lange unterwegs. Regen hat uns ordentlich gewaschen und Hitze und Schwüle verlangten uns besondere Anstrengungen ab. Besonders Birgit konnte an ihrer Fahrtechnik feilen und hat in den sieben Tagen sehr viel dazu gelernt. Leider wurde sie von ihrem goldenen „Pferdchen“ einige male sehr unsanft abgeworfen. Zum Glück hat sie sich nie so verletzt, dass wir nicht weiter fahren konnten. Die Technik unserer Bikes hat gehalten, die Plattfüße sind völlig normal, das passiert eben. Die ausgewählte Route war zu keinem Zeitpunkt langweilig. Asphaltabschnitte lassen sich sicher nicht vermeiden, doch wenn ich z. B. an die motorisierten Raser am Jaufenpass denke, dann werde ich bei künftigen Routenplanungen solche Abschnitte bestimmt versuchen zu reduzieren. Selten wies der Routenplan Fehler auf, und zumindest mit Hilfe der entsprechenden Kompass-Karten waren wir nie orientierungslos. Gut war, dass wir die Hüttenübernachtungen reserviert hatten. In der Rifugio Graffer hätten wir sonst sicher Pech gehabt. Ansonsten findet man in den Orten immer ein Zimmer ohne Voranmeldung. Klagte ich im letzten Jahr noch über den zu schweren Rucksack, so hatte ich in diesem Jahr keine Probleme damit, obwohl der nicht weniger wog. Die Ausrüstung war perfekt ausgewählt, wir vermissten nichts.

Wie im letzten Jahr möchte ich Ulrich Stanciu DANKE sagen. Für Biker wie uns, die nicht schon jeden Weg in den Alpen kennen und für ihre Touren eine verhältnismäßige Planungssicherheit möchten, ist sein Buch Traumtouren Trans Alp mit der mitgelieferten CD zur individuellen Routenplanung allererste Wahl! Und natürlich möchte ich mich auch bei Birgit bedanken – das war eine tolle, unvergessliche Zeit und hoffentlich fahren wir noch viele solche Alpentouren zusammen!

Das Alpencrossen entwickelt sich bei mir langsam zur Sucht. Aber ich denke nicht an Entzug, so lange ich die Zeit dafür habe und die Gesundheit mitspielt, werde ich meine Trans Alp Träume in die Realität umsetzen. 2006 sollen´s schon zwei Touren werden, eine mit Birgit und eine mit der Besetzung vom letzten Jahr. Die Planung hat eben begonnen....



Lutz Schneider Oktober 2005


So. habe fertig!​
 
Glückwunsch und Danke!
Wer ähnliches schon selbst erlebt hat, gerät bei den schönen Bildern und feinem Text ins Schwärmen.


K.
 
tachchen....

das ist eindeutig quälerei............................... :D :D :D

da lob ick mir doch meen kyffhaeuser...wa...der is so kleen un schnuckelich..wa..... :D

„Ist das in Ordnung, wenn das hier an meinem Hinterrad so zischt?“ - Aber sicher............................................................................................ :cool: :D
 
Da krieg ich doch glatt ne Gänsehaut!

Den Rabbipass habe ich selbst schon im Jahr 2002 überquert und weiss daher wovon du redest!
Im nächsten Jahr werde ich wenn es die Zeit zulässt auch wieder eine Transalp fahren allerdings werde ich auf eine organisierte Tour zurückgreifen da ich für eine sorgfältige Planung keine Zeit habe .

MFG Marco
 
Tja Lutz, Bilder geguckt haben wir schon zusammen, den Bericht gelesen habe ich auch schon mal.
Es war anschaulich, es war nachfühlbar, es war emotional, es war spannend, es war traurig und vor allem war es unterhaltsam. :daumen: :daumen: :daumen:
Aber heute an einem von einer Erkältung erzwungenem Ruhetag, den Bericht nochmal zu lesen, die Bilder nochmal an zu schauen und das ohne Zeitdruck. Es war wie Heilung per Hypnose, es geht mir besser. Danke Lutz. :love:

Peter
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Bin ich froh, dass ich mich noch nicht zum Sterben auf das Sofa gelegt habe.
 
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