Hallo,
habe wieder meine Eindrücke von der Trans Alp, die ich Ende August/Anfang September zusammen mit Hexe 63 gefahren bin, aufs Papier gebracht. Wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!
Hall in Tirol - Brenta Dolomiten - Gardasee
8.753,5 Stunden ist es her. Oder klingen vielleicht 525.210 Minuten besser? Egal, jedenfalls lag soooo viel Zeit zwischen der Ankunft am Gardasee Ende August 2004 und dem Start zum diesjährigen Alpencross in Hall. Einen Sponsor ha ha. Mehr Urlaub is nich. Ein Lottogewinn dann sollten wir sicher erst mal einen Tippschein kaufen. Na ja - Mensch kann nicht alles haben im Leben! Und gut so, denn sonst würden wir uns bestimmt nur halb so dolle auf die Dinge freuen können, die wir so gerne tun. Also wollen wir mal das positive Denken nicht vergessen! 8.753,5 Stunden Vorfreude auf die nächste große Alpentour. Das hört sich doch viel besser an!
Und das sollte genügend Zeit für die Planung der Alpenüberquerung und natürlich auch zum Training sein. Im letzten Jahr waren wir zu viert unterwegs. Dieses Jahr plante ich von Anfang an die Tour mit meiner Partnerin Birgit zu fahren. Für sie würde es die erste mehrtägige Mountainbiketour. Anfang Mai ging es zum Test für ein paar Tage an den Gardasee. Die Trails am Passo Staulenca und auch die nicht leichte Tour zum Tremalzo bereiteten ihr keine Probleme. Fahrtechnisch und konditionell wird das also machbar sein.
Ursprünglich sollte unser Startpunkt in Landeck liegen, doch da sich Normann bereit erklärte, unser Auto von Österreich mit zum Gardasee zu nehmen, disponierten wir um und entschieden uns für Hall in Tirol (ca. 8 km vor Innsbruck). Ein Begleitfahrzeug war für uns kein Thema. Vielleicht kommt das in ein paar Jahren mal, wenn wir den Rucksack nicht mehr tragen wollen? Maximal 70 Kilometer und nicht mehr als 1.700 Höhenmeter plante ich für die sieben Tagesetappen. Wobei besonders zu Beginn der Asphaltanteil höher sein sollte als der Trailanteil, gewissermaßen zum Warmfahren. Wie im letzten Jahr half uns bei der Planung das Buch Traumtouren Trans Alp von Ulrich Stanciu, nur dass ich die Tour mit Hilfe der CD dieses mal selbst zusammengeschneidert habe. Ein richtiger Berg oder Pass pro Tag sollte reichen. Und bei fahrtechnisch anspruchsvollen Abschnitten bzw. extremen Steigungen oder Abfahrten plante ich aus Rücksicht auf Birgit die kürzeren Etappen. Hüttenübernachtungen sollten dabei sein, Asphalt, Schotter, Trails, geile Aussichten.... Eben alles das, was so einen richtigen Alpencross ausmacht. Birgit musste, so wie ich im letzten Jahr, noch allerhand Bike-Wear kaufen. Auf den Packzetteln fehlte bald kein Häkchen mehr. Anfang August fuhren wir mit komplett gepackten Rucksäcken eine Tour von Kelbra über das Josephskreuz und durch das Wippertal bis Biesenrode und am nächsten Tag dort eine Runde über die Marathonstrecke und wieder zurück über die Kohlenstraße bis nach Kelbra. Um ein Haar war das zu viel, denn Birgit klagte über starke Schmerzen im linken Knie. Danke meinem Freund Jochen! Pünktlich zum Alpencross sollten die Schmerzen nur noch in der Erinnerung existieren.
Birgit brachte die Tourenlisten für die einzelnen Tagesetappen in mühevoller Arbeit auf A5 Format und schweißte sie ein, damit denen eventueller Regen nichts anhaben könnte (im letzten Jahr war das ein Problem). Meine Aufgabe war die Technik der Bikes auf Vordermann zu bringen. Ein paar Sorgenfalten kamen da bei mir noch dazu, weil ich an meinem Bike 5 Tage vor der Abfahrt u. a. noch die Kurbel und durchgescheuerte Schaltzüge ersetzen musste. Doch ganz habe ich das Schrauben nicht verlernt. Alles ist rechtzeitig fertig geworden. Ich kümmerte mich natürlich auch um die detaillierte Routenfestlegung und die Vorbereitung der 7 Kompasskarten, die wir alle noch anschaffen mussten, wobei ich auch einige Ausweichrouten für eventuelle Wetterumschwünge plante. Das Hotel am Startort und am Gardasee sowie die beiden Hüttenübernachtungen habe ich telefonisch reserviert.
Die Rucksäcke sind gepackt. Alles ist fertig, es kann losgehen!
Tag 0 die Anreise nach Hall in Tirol
Sonnenschein. Urlaubswetter. Ohne Hektik starten wir gegen halb neun in Kelbra, machen einen kleinen Abstecher nach Gonna, um Gerhard den Laptop und die Adresse vom Hotel in Hall zu geben (hier holt Normann später unser Auto ab), wünschen viel Glück für den Marathonstart in Biesenrode und fahren bei schönem Wetter auf der Autobahn zügig Richtung Süden. Die Herta-Fans, denen wir begegnen, wissen hier noch nicht, dass sie bei Bayern München die volle Ladung einstecken werden. Stau auf der Münchener Ostautobahn was soll´s, wir haben Zeit. Die ersten Berge, schön, immer wieder schön. Warum stehen die nicht bei uns zu hause? Bald kommt Ösiland oh - Vinette kaufen und an der Windschutzscheibe anbringen!
Der Inn führt noch irre viel Wasser, habe ich so noch nicht gesehen, vor drei Tagen war die Inntalautobahn noch teilweise überflutet und gesperrt. Ein Wegweiser: Hall Mitte o k schon da, dann trete ich mal auf das Pedal in der Mitte, damit ich nicht an der Ausfahrt vorbeirausche. Gasthof Schatz genau an der Bundesstraße einfache Beschreibung und genauso einfach ist´s zu finden (sorry Gerhard und Normann). Rauf aufs Zimmer und in die Waagerechte Lenkzeit überschritten ich darf müde sein! Den Patscherkofel kann ich gut vom Bett aus sehen. Er hüllt sich mehr und mehr in Wolken. Erinnerungen an das letzte Jahr werden wach, in Sterzing sah das genauso aus. Als wir dann irgendwann im Gastraum zum Abendessen sitzen, beginnt es in Strömen zu regnen. Und es regnet und regnet und regnet....trotzdem Gute Nacht!
Tag 1
Hall in Tirol- Patsch Matrei Steinach Vianders Gossensass
Und es regnet und regnet und regnet.... trotzdem einen wunderschönen Guten Morgen! Das Mistwetter kann uns die gute Laune nicht verderben! Das Frühstücksbuffet ist natürlich nicht fertig, weshalb sollte auch irgendwas anders sein als vor einem Jahr? Aber es war doch irgendwie nicht das gleiche? Die erste Tagesetappe hatte ich zum mehr oder weniger gemütlichen Einrollen geplant. Im letzten Jahr standen da gleich mal massig Höhenmeter auf dem Programm und fahrtechnisch war ich auch ab Beginn gefordert. Heute konnte uns das nicht verrückt machen, sicher war die Aufregung deshalb nur halb so groß. Die Sattelalm sollte die einzige Herausforderung darstellen.
Kurz vor halb neun ist bei strömendem Regen in Hall kein Mensch vor der Tür.
Per Selbstauslöser schießen wir das Startfoto. Unsere Alpenüberquerung beginnt. Es geht durch Hall, wir überfahren die Autobahn und auf einer kaum befahrenen Nebenstraße geht es durch Ampass und Aldrams rauf zur Olympiarodelbahn von Igls. Unten liegt Innsbruck. Das versteckt sich unter einer dichten Wolkendecke und auch oben um den Patscherkofel hängt die dicke Suppe. Als wir durch Patsch fahren reißen endlich die Wolken auf und der Regen lässt langsam nach. In Mühltal wird eine Brücke erneuert, die kurze Umleitung geht steil bergauf um uns später genauso steil zurückzuführen. Die provisorische Piste ist übel schlammig, wir fahren sehr langsam, um uns nicht schon am 1. Tag eine Fango-Packung zu verpassen. So ca. ab Ellbögen sehen
wir auf der anderen
Seite des Tales auf der Bundesstraße unzählige Rennradfahrergruppen, die auch in Richtung Brenner unterwegs sind. In Matrei machen wir auf einer schönen alten Holzbrücke die erste kleine Verpflegungspause. Ein historischer Ort. Wisst ihr, was hier 1809 passierte? Wisst ihr nicht? Ich bin schockiert! Stichwort: Andreas. Und macht´s klick? Immer noch nicht? Wohl nicht viel los mit euren Geschichtskenntnissen? Dann will ich mal helfen: an dieser Stelle erfolgte am 25. Mai 1809 durch Andreas Hofer die Aufstellung der Nord- und Südtiroler Schützen für die Schlacht am Bergisel. Muss Mann/Frau doch wissen! Grins...grins...grins Später fahren wir ab Matrei immer wieder einige Kilometer mit Rennradfahrern zusammen. An der Beschriftung der Servicewagen lesen wir Ötztalbikemarathon. Wir erfahren, dass die Teilnehmer 238 km und 5.500 Höhenmeter zurücklegen wollen. Für mich sind das die Harten der Harten. Die kennen offensichtlich keine Schmerzen? Verwundert sind wir über die zahlreichen weiblichen Starter. Lustig war, dass uns die vielen Zuschauer genauso angefeuert haben. Doch auf Grund unserer ungewöhnlichen Rennräder mit dicken Reifen und Federgabeln und der großen Rucksäcke guckten viele, als wir näher dran waren, ziemlich verdutzt. Aber: Isch konnt dene ja nisch saachen, dass mir Ossis sin un nisch wisse, dass mar da mit dso andare Radels fahre muss. Mir sin nu ma nisch so schlau... Wir hatten einen riesen Spaß. Wir bogen in Gries rechts ab, doch da bereits so etwa ab Steinach Birgits linkes Knie schmerzte
wurde die Sattelalm am Abzweig kurz vor Vianders endgültig aus dem Routenplan gestrichen. Ich haderte vorher schon mit mir, ob es bei dem Wetter überhaupt Sinn machen würde. Und da waren ja auch noch die Erzählungen von dem durchgeknallten Almbauern, einem bekennenden Mountainbikehasser, der u. a. schon Wegzoll von Bikern erpresst haben soll. Und der Ausweichweg wird bei Regen als außerordentlich schwierig beschrieben. Also was soll´s....? Keine grüne Grenze. Kein Stress auf dieser Tour! Es ging wieder zurück runter nach Gries und auf der Brennerbundesstraße weiter hoch zum Brennerpass. Gegen das Angebot aus einem fahrenden Verpflegungswagen konnten wir uns nicht wehren, die behandelten uns echt so, als wären wir Starter beim Marathon. Es gab leckere Schokokugeln. Ich sollte da nächstes Jahr starten, einen Grund hätte ich schon. Immer öfter beobachteten wir, wie die Besenwagen alle diejenigen, die sich wohl doch überschätzt hatten, aufsammelten. Der Schlusswagen winkte
dann genau am Brennerpass auch unser inoffizielles Rennen ab. Zeitüberschreitung so´n Mist. Im nächsten Jahr sind wir besser drauf! Die Staatsgrenze Österreich Italien, danke EU! Kein Mensch interessiert sich für die Grenzgänger. Vor Jahren waren hier noch Kontrollen, bin ich hier doch schon mehrfach zum Winterurlaub durchgereist, wenn die Brennerautobahn Stau meldete. Ab jetzt geht es nur noch bergab. In schneller Fahrt erreichen wir wie der Blitz Gossensass, das heutige Tagesziel. Eine Unterkunftsempfehlung aus
dem Mountainbikeforum im Pflerschtal hatte ich in der Tasche, doch Gossensass gefiel uns ganz gut und so bezogen wir unser 1. Tourquartier im Hotel Schuster im Ortszentrum.
Es war noch früher Nachmittag, so konnten wir ganz in Ruhe durch den Ort schlendern und ein paar Motive suchen, Cappucino genießen und es uns später auf der Terrasse der Pizzeria Europa gemütlich machen. Von unserem Tischnachbarn, den es irgendwann in diese Gegend verschlagen hatte, erfuhren wir, dass er mal zwei Jahre Hirte auf der Sattelbergalm war. Und nach seiner heutigen Wandertour in die herrliche Bergwelt ließ er sich frische Gamsleber servieren, die, wie er wusste, heute erst ein Jäger dem Restaurant anbot. Den Namen des Gletschers, auf den wir aufsahen, kannte er, wie die anderen Einheimischen, jedoch auch nicht.
Die Sonne hat die Regenwolken endgültig vertrieben. Die Nudelpfanne für uns zwei war prima. Keiner ist erschöpft und Birgits Knie hat sich auch beruhigt. Unsere Regensachen können wir laut Wetterprognose vorerst verstauen. Die erste Tagesetappe bekommt den Haken. Ein schöner erster Tag.
Kilometer 55,63
Höhenmeter 1.059
Fahrzeit 5 Stunden 24 Minuten
habe wieder meine Eindrücke von der Trans Alp, die ich Ende August/Anfang September zusammen mit Hexe 63 gefahren bin, aufs Papier gebracht. Wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!
Hall in Tirol - Brenta Dolomiten - Gardasee
8.753,5 Stunden ist es her. Oder klingen vielleicht 525.210 Minuten besser? Egal, jedenfalls lag soooo viel Zeit zwischen der Ankunft am Gardasee Ende August 2004 und dem Start zum diesjährigen Alpencross in Hall. Einen Sponsor ha ha. Mehr Urlaub is nich. Ein Lottogewinn dann sollten wir sicher erst mal einen Tippschein kaufen. Na ja - Mensch kann nicht alles haben im Leben! Und gut so, denn sonst würden wir uns bestimmt nur halb so dolle auf die Dinge freuen können, die wir so gerne tun. Also wollen wir mal das positive Denken nicht vergessen! 8.753,5 Stunden Vorfreude auf die nächste große Alpentour. Das hört sich doch viel besser an!
Und das sollte genügend Zeit für die Planung der Alpenüberquerung und natürlich auch zum Training sein. Im letzten Jahr waren wir zu viert unterwegs. Dieses Jahr plante ich von Anfang an die Tour mit meiner Partnerin Birgit zu fahren. Für sie würde es die erste mehrtägige Mountainbiketour. Anfang Mai ging es zum Test für ein paar Tage an den Gardasee. Die Trails am Passo Staulenca und auch die nicht leichte Tour zum Tremalzo bereiteten ihr keine Probleme. Fahrtechnisch und konditionell wird das also machbar sein.
Ursprünglich sollte unser Startpunkt in Landeck liegen, doch da sich Normann bereit erklärte, unser Auto von Österreich mit zum Gardasee zu nehmen, disponierten wir um und entschieden uns für Hall in Tirol (ca. 8 km vor Innsbruck). Ein Begleitfahrzeug war für uns kein Thema. Vielleicht kommt das in ein paar Jahren mal, wenn wir den Rucksack nicht mehr tragen wollen? Maximal 70 Kilometer und nicht mehr als 1.700 Höhenmeter plante ich für die sieben Tagesetappen. Wobei besonders zu Beginn der Asphaltanteil höher sein sollte als der Trailanteil, gewissermaßen zum Warmfahren. Wie im letzten Jahr half uns bei der Planung das Buch Traumtouren Trans Alp von Ulrich Stanciu, nur dass ich die Tour mit Hilfe der CD dieses mal selbst zusammengeschneidert habe. Ein richtiger Berg oder Pass pro Tag sollte reichen. Und bei fahrtechnisch anspruchsvollen Abschnitten bzw. extremen Steigungen oder Abfahrten plante ich aus Rücksicht auf Birgit die kürzeren Etappen. Hüttenübernachtungen sollten dabei sein, Asphalt, Schotter, Trails, geile Aussichten.... Eben alles das, was so einen richtigen Alpencross ausmacht. Birgit musste, so wie ich im letzten Jahr, noch allerhand Bike-Wear kaufen. Auf den Packzetteln fehlte bald kein Häkchen mehr. Anfang August fuhren wir mit komplett gepackten Rucksäcken eine Tour von Kelbra über das Josephskreuz und durch das Wippertal bis Biesenrode und am nächsten Tag dort eine Runde über die Marathonstrecke und wieder zurück über die Kohlenstraße bis nach Kelbra. Um ein Haar war das zu viel, denn Birgit klagte über starke Schmerzen im linken Knie. Danke meinem Freund Jochen! Pünktlich zum Alpencross sollten die Schmerzen nur noch in der Erinnerung existieren.
Birgit brachte die Tourenlisten für die einzelnen Tagesetappen in mühevoller Arbeit auf A5 Format und schweißte sie ein, damit denen eventueller Regen nichts anhaben könnte (im letzten Jahr war das ein Problem). Meine Aufgabe war die Technik der Bikes auf Vordermann zu bringen. Ein paar Sorgenfalten kamen da bei mir noch dazu, weil ich an meinem Bike 5 Tage vor der Abfahrt u. a. noch die Kurbel und durchgescheuerte Schaltzüge ersetzen musste. Doch ganz habe ich das Schrauben nicht verlernt. Alles ist rechtzeitig fertig geworden. Ich kümmerte mich natürlich auch um die detaillierte Routenfestlegung und die Vorbereitung der 7 Kompasskarten, die wir alle noch anschaffen mussten, wobei ich auch einige Ausweichrouten für eventuelle Wetterumschwünge plante. Das Hotel am Startort und am Gardasee sowie die beiden Hüttenübernachtungen habe ich telefonisch reserviert.
Die Rucksäcke sind gepackt. Alles ist fertig, es kann losgehen!
Tag 0 die Anreise nach Hall in Tirol
Sonnenschein. Urlaubswetter. Ohne Hektik starten wir gegen halb neun in Kelbra, machen einen kleinen Abstecher nach Gonna, um Gerhard den Laptop und die Adresse vom Hotel in Hall zu geben (hier holt Normann später unser Auto ab), wünschen viel Glück für den Marathonstart in Biesenrode und fahren bei schönem Wetter auf der Autobahn zügig Richtung Süden. Die Herta-Fans, denen wir begegnen, wissen hier noch nicht, dass sie bei Bayern München die volle Ladung einstecken werden. Stau auf der Münchener Ostautobahn was soll´s, wir haben Zeit. Die ersten Berge, schön, immer wieder schön. Warum stehen die nicht bei uns zu hause? Bald kommt Ösiland oh - Vinette kaufen und an der Windschutzscheibe anbringen!
Der Inn führt noch irre viel Wasser, habe ich so noch nicht gesehen, vor drei Tagen war die Inntalautobahn noch teilweise überflutet und gesperrt. Ein Wegweiser: Hall Mitte o k schon da, dann trete ich mal auf das Pedal in der Mitte, damit ich nicht an der Ausfahrt vorbeirausche. Gasthof Schatz genau an der Bundesstraße einfache Beschreibung und genauso einfach ist´s zu finden (sorry Gerhard und Normann). Rauf aufs Zimmer und in die Waagerechte Lenkzeit überschritten ich darf müde sein! Den Patscherkofel kann ich gut vom Bett aus sehen. Er hüllt sich mehr und mehr in Wolken. Erinnerungen an das letzte Jahr werden wach, in Sterzing sah das genauso aus. Als wir dann irgendwann im Gastraum zum Abendessen sitzen, beginnt es in Strömen zu regnen. Und es regnet und regnet und regnet....trotzdem Gute Nacht!
Tag 1
Hall in Tirol- Patsch Matrei Steinach Vianders Gossensass
Und es regnet und regnet und regnet.... trotzdem einen wunderschönen Guten Morgen! Das Mistwetter kann uns die gute Laune nicht verderben! Das Frühstücksbuffet ist natürlich nicht fertig, weshalb sollte auch irgendwas anders sein als vor einem Jahr? Aber es war doch irgendwie nicht das gleiche? Die erste Tagesetappe hatte ich zum mehr oder weniger gemütlichen Einrollen geplant. Im letzten Jahr standen da gleich mal massig Höhenmeter auf dem Programm und fahrtechnisch war ich auch ab Beginn gefordert. Heute konnte uns das nicht verrückt machen, sicher war die Aufregung deshalb nur halb so groß. Die Sattelalm sollte die einzige Herausforderung darstellen.
Kurz vor halb neun ist bei strömendem Regen in Hall kein Mensch vor der Tür.
Per Selbstauslöser schießen wir das Startfoto. Unsere Alpenüberquerung beginnt. Es geht durch Hall, wir überfahren die Autobahn und auf einer kaum befahrenen Nebenstraße geht es durch Ampass und Aldrams rauf zur Olympiarodelbahn von Igls. Unten liegt Innsbruck. Das versteckt sich unter einer dichten Wolkendecke und auch oben um den Patscherkofel hängt die dicke Suppe. Als wir durch Patsch fahren reißen endlich die Wolken auf und der Regen lässt langsam nach. In Mühltal wird eine Brücke erneuert, die kurze Umleitung geht steil bergauf um uns später genauso steil zurückzuführen. Die provisorische Piste ist übel schlammig, wir fahren sehr langsam, um uns nicht schon am 1. Tag eine Fango-Packung zu verpassen. So ca. ab Ellbögen sehen
wir auf der anderen
Seite des Tales auf der Bundesstraße unzählige Rennradfahrergruppen, die auch in Richtung Brenner unterwegs sind. In Matrei machen wir auf einer schönen alten Holzbrücke die erste kleine Verpflegungspause. Ein historischer Ort. Wisst ihr, was hier 1809 passierte? Wisst ihr nicht? Ich bin schockiert! Stichwort: Andreas. Und macht´s klick? Immer noch nicht? Wohl nicht viel los mit euren Geschichtskenntnissen? Dann will ich mal helfen: an dieser Stelle erfolgte am 25. Mai 1809 durch Andreas Hofer die Aufstellung der Nord- und Südtiroler Schützen für die Schlacht am Bergisel. Muss Mann/Frau doch wissen! Grins...grins...grins Später fahren wir ab Matrei immer wieder einige Kilometer mit Rennradfahrern zusammen. An der Beschriftung der Servicewagen lesen wir Ötztalbikemarathon. Wir erfahren, dass die Teilnehmer 238 km und 5.500 Höhenmeter zurücklegen wollen. Für mich sind das die Harten der Harten. Die kennen offensichtlich keine Schmerzen? Verwundert sind wir über die zahlreichen weiblichen Starter. Lustig war, dass uns die vielen Zuschauer genauso angefeuert haben. Doch auf Grund unserer ungewöhnlichen Rennräder mit dicken Reifen und Federgabeln und der großen Rucksäcke guckten viele, als wir näher dran waren, ziemlich verdutzt. Aber: Isch konnt dene ja nisch saachen, dass mir Ossis sin un nisch wisse, dass mar da mit dso andare Radels fahre muss. Mir sin nu ma nisch so schlau... Wir hatten einen riesen Spaß. Wir bogen in Gries rechts ab, doch da bereits so etwa ab Steinach Birgits linkes Knie schmerzte
wurde die Sattelalm am Abzweig kurz vor Vianders endgültig aus dem Routenplan gestrichen. Ich haderte vorher schon mit mir, ob es bei dem Wetter überhaupt Sinn machen würde. Und da waren ja auch noch die Erzählungen von dem durchgeknallten Almbauern, einem bekennenden Mountainbikehasser, der u. a. schon Wegzoll von Bikern erpresst haben soll. Und der Ausweichweg wird bei Regen als außerordentlich schwierig beschrieben. Also was soll´s....? Keine grüne Grenze. Kein Stress auf dieser Tour! Es ging wieder zurück runter nach Gries und auf der Brennerbundesstraße weiter hoch zum Brennerpass. Gegen das Angebot aus einem fahrenden Verpflegungswagen konnten wir uns nicht wehren, die behandelten uns echt so, als wären wir Starter beim Marathon. Es gab leckere Schokokugeln. Ich sollte da nächstes Jahr starten, einen Grund hätte ich schon. Immer öfter beobachteten wir, wie die Besenwagen alle diejenigen, die sich wohl doch überschätzt hatten, aufsammelten. Der Schlusswagen winkte
dann genau am Brennerpass auch unser inoffizielles Rennen ab. Zeitüberschreitung so´n Mist. Im nächsten Jahr sind wir besser drauf! Die Staatsgrenze Österreich Italien, danke EU! Kein Mensch interessiert sich für die Grenzgänger. Vor Jahren waren hier noch Kontrollen, bin ich hier doch schon mehrfach zum Winterurlaub durchgereist, wenn die Brennerautobahn Stau meldete. Ab jetzt geht es nur noch bergab. In schneller Fahrt erreichen wir wie der Blitz Gossensass, das heutige Tagesziel. Eine Unterkunftsempfehlung aus
dem Mountainbikeforum im Pflerschtal hatte ich in der Tasche, doch Gossensass gefiel uns ganz gut und so bezogen wir unser 1. Tourquartier im Hotel Schuster im Ortszentrum.
Es war noch früher Nachmittag, so konnten wir ganz in Ruhe durch den Ort schlendern und ein paar Motive suchen, Cappucino genießen und es uns später auf der Terrasse der Pizzeria Europa gemütlich machen. Von unserem Tischnachbarn, den es irgendwann in diese Gegend verschlagen hatte, erfuhren wir, dass er mal zwei Jahre Hirte auf der Sattelbergalm war. Und nach seiner heutigen Wandertour in die herrliche Bergwelt ließ er sich frische Gamsleber servieren, die, wie er wusste, heute erst ein Jäger dem Restaurant anbot. Den Namen des Gletschers, auf den wir aufsahen, kannte er, wie die anderen Einheimischen, jedoch auch nicht.
Die Sonne hat die Regenwolken endgültig vertrieben. Die Nudelpfanne für uns zwei war prima. Keiner ist erschöpft und Birgits Knie hat sich auch beruhigt. Unsere Regensachen können wir laut Wetterprognose vorerst verstauen. Die erste Tagesetappe bekommt den Haken. Ein schöner erster Tag.
Kilometer 55,63
Höhenmeter 1.059
Fahrzeit 5 Stunden 24 Minuten