Hallo liebe Leidensgenossen!
In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich die Beiträge hier aufmerksam verfolgt. Die vielen "Erfahrungsberichte" haben mir sehr geholfen, insbesondere im Hinblick auf den jeweils aktuellen Zustand zu bestimmten Zeitpunkten und die Belastbarkeit und Wehwehchen in den jeweiligen Wochen.
Gerne möchte ich auch einmal berichten, wie es bei mir bislang verlief:
Der Schicksalstag
Es ging los mit dem Klassiker: Im April wollte ich (Ende 30) nach 10 Jahren Pause unbedingt mal wieder mit dem Handballspielen anfangen. Die erste Trainingseinheit lief super, die zweite hat dann meine Achillessehne nicht überlebt, als ich aus dem Stand und mit schon strapazierten Bändern lossprinten wollte. Das war Freitags.
Erfahrungsbericht:
Tag 1 Post-OP
Direkt am Montag operiert worden mit Paessler-Naht (minimalinvasiv). Am Morgen nach der OP kamen direkt zwei junge Hüpferinnen für die Physiotherapie zu mir und sind mit mir (und meiner neuen unliebsamen Begleitung - dem Vacoped Schuh) den Krankenhausgang einmal auf und ab sowie ein paar Treppenstufen hoch und runter (mehr schlecht als recht mit den Krücken und Belastung des kranken Fußes nicht wirklich vorhanden, ich bin da nur leicht auf den Boden "aufgetitscht").
Auf meinem Behandlungsplan stand, dass bereits in der 1. Woche bzw. 1 Tag nach OP schon "schmerzadaptierte Vollbelastung im Vacoped" vorgesehen sei. Ich hatte zwar keine sonderlichen Schmerzen beim Ruhigstellen (hochlegen), allerdings war an eine Vollbelastung im Schuh nicht am entferntesten zu denken. Da hatte mit den Signalen die ich vom Körper bekam einfach zu viel Angst, dass ich direkt dort bleiben und wieder unters Messer muss. Ich hätte auch nicht gewusst, wie das überhaupt hätte möglich sein sollen, weil mit 30° im Vacoped (Spitzfusstellung) und der breiten Sohle des Vacoped der Höhenunterschied der Beine extrem war (ich habe für das andere Bein auch keinerlei Ausgleich bekommen - Kassenpatient halt).
Wochen 1-3 Post-OP
So habe ich dann die ersten 3 Wochen fast ausschließlich gelegen (verletztes Bein meistens angewinkelt mit seitlich aufliegendem Knie) und beim wenigen Gehen von A nach B meine Brust- und Trizepsmuskulatur trainiert, weil ich immer nur einbeinig mit dem kranken Bein angewinkelt in der Luft gegangen bin.
Die Treppe war am Anfang das größte Hinterniss. Da bin ich einbeinig hoch- bzw. runter "gesprungen", während ich mich mit der einen Hand am Geländer festgehalten und hochgezogen habe und in der anderen Hand die Krücke(n). Durch die Belastung hat das andere Bein schon geächzt...
An aufrechtes Sitzen war in den ersten 3 Wochen gar nicht zu denken, das wurde sehr schnell unangenehm/unaushaltbar.
Die Wundheilung verlief zum Glück super. Aber bei den Verbandswechsel in Woche 1 und 2 hat sich das verletzte Bein wie ein rohes Ein angefühlt und ich habe es immer mit meinen Armen festgehalten, damit sich der Fuss so wenig wie möglich bewegen konnte, während der Schuh ausgezogen wurde/war.
Die für Woche 1 bis 3 im Behandlungsplan stehende "Röntgenkontrolle bei Verwendung von Ankern" hat (keine Ahnung warum) nicht stattgefunden. Die "Isometrie in der Orthese" habe ich immer mal wieder probiert und meine Zehen etwas bewegt. An das Ergofahrrad ab Woche 3 war aber nicht zu denken bzw. erst ab Ende der dritten Woche habe ich mich langsam gefühlt, als würde es etwas bergauf gehen. Dann kam die Verstellung des Vacoped auf 15° am Ende der Woche 3, wobei ich den Unterschied nicht stark gemerkt habe - Belastung des Fußes oder gar Ergofahrrad waren aber nicht möglich. So war der Fuß in den Wochen 1-3 faktisch die ganze Zeit ruhig und still.
Wochen 4 bis 6 Post-OP
Für die Wochen 4 bis 6 war im Behandlungsplan eine "passive Mobilisation" vorgesehen und so wollte ich in Woche 4 dann eigentlich dann auch mit Physiotherapie beginnen. (Früher hatte ich auch nirgendwo einen Termin bekommen und es sagt einem auch niemand, dass man eigentlich nur maximal 3x 6 Termine verschrieben bekommt als gesetzlich Versicherter - die reichen bei 2 Terminen/Woche also gerade einmal 9 Wochen.)
Allerdings war die Physiotherapiepraxis, in der ich war, extrem schlecht ("An Achillesehne traue ich mich nicht so recht ran"). Deshalb habe ich dort dann nach 3 Terminen ohne wirklichen Fortschritt abgebrochen.
Zu dem Zeitpunkt habe ich es (ca. in den Wochen 3 bis 6) allerdings immer mal wieder versucht, den Fuss im Vacoped wenigstens (teil)zubelasten, was auch immer besser funktionierte und in der Folgewoche 7 wollte ich dann das Ergofahrrad ausprobieren.
Wochen 7 bis 8 Post-OP
Weil der Termin beim Orthopäden zur Kontrolle und zum "Schuh ausziehen" für den ersten Tag von Woche 9 vereinbart war, habe ich mich trotz unguten Gefühls ab Ende Woche 7 und in Woche 8 damit beschäftigt, den Fuß im Vacoped (endlich) vollzubelasten. Dazu habe ich stetig immer mehr Gewicht drauf gegeben - anfangs wenig und nur ganz kurz und zum Ende der Woche 8 dann das ganze Körpergewicht (kurzer Einbeinstand bzw. Treppenstufen wieder "abwechselnd" gegangen), wobei ich allerdings immer die Krücken benutzen musste für das Gleichgewicht und das abfangen von "Lastspitzen".
Woche 9 bis 10 Post-OP
Am Anfang von Woche 9 (also Anfang Juni) war es dann endlich soweit und der Vacoped wurde wieder in seinen Karton verbannt.
Leider war zu dem Zeitpunkt der Allgemeinzustand schon katastrophal:
Hinkegang, Schiefstand des Beckens, Muskulatur in Wade und Oberschenkel nicht mehr existent und Schnappfinger durch die Quetschungen der Hand durch das durchgängige Nutzen der Krücken (okay, die zwei Messebesuche auf Krücken waren dabei auch nicht hilfreich). Zu allem Überfluss war mein linker Fuss auch stark verfärbt und geschwollen, da durch die fehlende Muskulatur alles schlabberte und sich das Blut im Fuss staut (siehe Foto).
Seit Woche 9 trage ich daher nun neben dem Fersenkeil in beiden Schuhen auch einen Kompressionsstrumpf damit das Blut zirkulieren kann. Mit einer (zum Glück jetzt guten Physiotherapie) kämpfe ich mich nun zurück.
Leider geht aber alles gefühlt nur seeeeehr langsam voran:
Beim Gehen hinke ich immernoch sehr stark und ziehe das gesunde Bein (zu) schnell nach. Die operierte Achillessehne fühlt sich beim Gehen extrem gespannt an und ich habe das Gefühl, sie ist "zu kurz" für einen normalen Gang.
Ich hoffe, es wird schnell besser. Aktuell schwindet bei mir die Hoffnung, dass es irgendwann wieder richtig normal wird
Wie war es bei euch, nachdem der Vacoped weg war?
Vielleicht könnt ihr ja mal berichten:
Habt/hattet ihr auch das Gefühl, dass die Sehne zu kurz ist und beim Gehen extrem spannt? Ging das weg? Wann und wie?
Wie war eure Erfahrung mit der Blutzirkulation. Gab es bei euch auch diesen extremen Blutstau im Fuss und wann ist das besser geworden?
Liebe Grüße an alle Leidengenossen!
Euer Einbeiniger
