Mal meine Story, warum ich damals überzeugt im Laden gekauft habe - es heute aber nur unter bestimmten Voraussetzungen tun würde. Und warum ich verstehe, wenn Händler Bikes von Brands ablehnen, die sie selber nicht verkaufen.
(TL,DR am Ende)
Ich habe mich 2017 entschieden, ein vollwertiges MTB zu kaufen. Nach endloser Internetrecherche und dem Lesen in den Bike-Bravos sowie MTB-News, war klar: ich muss testen. Und das geht im Norden halt nur beim Händler, Festivals sind selten. Da ich nur wenig Ahnung vom Basteln an hochwertigen MTBs hatte, war klar - es kommt für jeden shize zum Händler in Reparatur. Platz und Spezialwerkzeug hatte ich nicht, das Einkommen hat damals aber gestimmt. Also los, Bikes testen. Und genau hier unterschied sich für mich der Versender. Nen Canyon und Co. hätte ich nie in die Hand bekommen. Stattdessen Specialized, Santa Cruz, Cannondale und so weiter. Ein Händler stach dabei heraus, er hatte die Bikes die mich interessierten und wichtig: er war Teil einer lokalen MTB-Community, in die ich durch ihn mit aufgenommen werden konnte. Dazu der Plan, regelmäßig Werkstatt-Lounge-Bike Abende zu veranstalten, wo man bei Bier und Biles mit anderen Fahrern und Leuten aus der Industrie ins Gespräch kommt. Das hat überzeugt, und es ist dann eines seiner Stumpjumper geworden. Soweit so gut. Der Upsell mit Aftermarket-Teilen hat nur mäßig geklappt.
Helm und co habe ich gleich bei ihm noch gekauft, an Pedale wurde beim Verkauf nicht gedacht, so dass wir bei Auslieferung vor dem Regal standen, in dem noch 3 verschiedene Pin-Pedale lagen. Eine aus Plastik, eine von Speci für irgendwas über 100 EUR und eine halbwegs ok-ische No-Name-Einkaufsgemeinschaft-Eigenmarken-Pedale für 50 EUR. Verkäufer meinte zu der „yo - passt schon“, obwohl mir gleich klar war, er würde die bei sich nicht anbauen. Also die dann genommen, ich wollte nach Hause radeln und direkt mit dem Bike durchstarten, nicht erst noch ne Woche auf nen Paket von BC oder Bike24 warten. Mit der Pedale bin ich bis heute nicht zufrieden, da nur 6 Pins pro Seite. Aber sie funktioniert und ist nicht defekt, weshalb sie erstmal dran bleibt. Hätte man direkt bei Aufnahme der Bestellung des Stumpis auch anders lösen können.
Die ersten Wochen verstreichen und durch aktive Nachfrage bekommt man den nächsten Termin zur Ausfahrt mit der Crew. Der Newsletter mit genau solchen Terminen (damals nich im Aufbau) kam nie. Schade, das wäre der erste Newsletter gewesen, den ich wirklich gerne bekommen hätte. Nach dem 1. Service (im Preis des Bikes inkludiert) war dann auch Funkstille. Das Community-Thema war, zumindest für mich, nicht mehr spürbar da ein Zugang nur über direkt im Laden melden gegeben war. FB, Homepage, Email wurde nicht aktiv bespielt. Da ich kurze Zeit später dann eh umgezogen bin, fehlte mir der Zugang vollends. Resultat: Ich hatte keinen Grund mehr, zum Shop zu gehen. Über die Community hätte ich mich noch gerne eingebracht - so weit weg war der Laden dann auch nicht. Aber da habe ich es zu dem Zeitpunkt wohl nicht reingeschafft, bzw. wurde die auch nicht aktiv gepusht. So war ich raus und hatte mit dem Shop nichts weiter zu tun. Da das Bike funktionierte und ich ohne Anlaufstelle in meiner neuen Umgebung auf mich gestellt war, habe ich mir die basale Wartung dann selber beigebracht habe. Das war vor ca. 2,5 Jahren.
Heute habe ich die komplette Ausrüstung: angefangen beim Feedback-Sports Elite Pro seit letzter Woche (davor Lidl-
Ständer), über alle Spezialwerkzeuge und Wartungskits, die ich für meine (mittlerweile mehreren Bikes) nur bekommen kann, bis hin zu hochwertigen Drehmoment-Schlüsseln, Schaltaugenlehre und wat weiß ich nicht alles. Da ich mir alle Services zutraue, bin ich jetzt bereit Versernder-Bikes zu kaufen. Bike-Shops, sehe ich eigentlich nicht mehr von innen, und wenn die ganz großen - wo ich reingehe und mir das raussuche was ich brauche, mich aber niemand berät (das erwarte ich dort nicht).
Warum finde ich es jetzt ok, hochwertige MTBs von Fremd-Marken abzulehnen (wenn der Kunde nicht eh schon bei mir mit anderen Bikes ist)? Ganz einfach: wenn ich z.B. auf Specialized und Scott spezialisiert bin, dann kenne ich die Bikes und weiß, wie lange Reperatur XY geht, welches Teil ich brauche und wo ich das herbekomme. Wenn mir dann jemand mit ner Trust-Gabel an einem Kona DH-Bike kommt, was ich noch nie gesehen kann, sind die Mechaniker erstmal 30min mit googlen oder erforschen beschäftigt, bis sie wissen wie man sich dem Problem / dem Bike und der Ersatzteilversorgung nähert. Das ist einfach ne Frage der Spezialisierung. Anders können Shops keine Skalierung erzeugen, und die Wartung / Reparatur durch standardisierte Abläufe halbwegs lukrativ gestalten. So glaube ich das jedenfalls. Wichtig ist doch, dass Bike-Shops immer ihre Nische finden und sich in irgend einer Art spezialisieren. Vom alternativen Studenten-Bike-Schrauber in seiner Hinterhofwerkstatt, der alles nimmt bis zur Highend-Schmiede mit eigener Kaffee-Lounge, die nur selbst verkaufte Fahrräder serviced, gibt es alles und hat auch alles seine Berechtigung. Ich muss dann als Shop aber auch meinem Anspruch gerecht werden und in meiner Nische wirklich gut sein und auf die Bedürfnisse meiner Zielkunden eingehen - oder die Bedürfnisse kontinuierlich und nachhaltig beeinflussen. Irgend etwas dazwischen funktioniert selten langfristig.
TL,DR: Bike im Shop gekauft, nicht an der angekündigten Community partizipieren können, keinen Grund mehr gehabt in Shop zu kommen, umgezogen, schrauben selber beigebracht. Heute würde ich Versender-Bikes in Betracht ziehen. Glaube, es ist ok sich zu spezialisieren und nur Bikes der eigenen Marken anzunehmen.