Liebes Forum,
fast 3 Jahre später steht bei mir der nächste Aufbau an und gerne würde ich wieder eure Hilfe in Anspruch nehmen. Dabei wollte ich auf diesen Thread verlinken habe dann festgestellt: Irgenwie fühle ich mich schlecht dabei, nachdem ich den Thread dann irgendwie "geghostet" hatte. Aber ihr könnt vielleicht nachvollziehen, dass man Abends im Zelt oder am Lagerfeuer doch irgendwie andere Gedanken hat als Sachen ins Internet zu schreiben.
Aber jetzt wollte ich das mal nachholen und zumindest ein paar Eindrücke teilen,
Die Kurzfassung: Nach 3 Jahren habe ich so einige Abenteuer mit dem Rad hinter mir. Am Nordkapp bin ich wohlbehalten angekommen, weitere Touren in Skandinavien folgten, dann noch die Carretera Austral in Patagonien und dann wieder Skandinavien sogar mit Boot im Gepäck (siehe unten). Auch dieses Jahr geht es wieder in den Norden.
Im Laufe der Zeit habe ich mein Setup immer wieder angepasst und optimiert. Trotzdem werden es viele wahrscheinlich als "Old School" bezeichnen, aber man muss ja auch nicht jeden Trend mitmachen ;-)
Hier ein paar Eindrücke:
Nach dem Bild im vorherigen Post immer weiter Richtung Norden und dabei versuch mich immer möglich westlich, nahe an der norwegischen Grenze zu halten, das sa dann oft so aus:
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Ab Jokkmokk (höhe Polarkreis) gibt es dann keine Schotterwege mehr (zumindest keine durchgehenden) und man ist auf die Hauptrouten gezwungen. Entsprechend schneller ist man dann unterwegs.
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Ich bin dann weiter über Gällivare, dann an der Schwedisch-Finnischen-Grenze entlang, wieder rüber nach Norwegen und dann an der Küste bis ans Kapp.
In der Gegend wo dieses Schild stand (bzw. ein paar hundert km davor) gibt es theoretisch auch wieder abschnittsweise alternative Routen auf Gravel (Stichwort "Arctic Post Route") aber dafür hatte ich keine Zeit mehr, deswegen war ich ab Jokkmokk dann ausschließlich auf Asphalt unterwegs. In Jokkmokk habe ich dann übrigens auch mein 34er Kettenblatt montiert.
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Am 2. September 2021 dann am Ziel. Das andere Rad gehört einem Tschechen mit dem ich die letzten Tage zusammen gefahren bin.
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zurück ging's dann übrigens bis nach München komplett auf dem Landweg. Zuerst mit dem Postboot bis Trondheim, dann per Zug+Fähre+Zug. Insgesamt nochmal eine Woche Rückreise.
Nächstes Abenteuer dann ein Jahr später im Sommer 2022 im August. Da war ich sogar zwei Mal oben in Skandinavien. Einmal alleine auf einer (fast ausschließlich) Gravel-Tour von Oslo-nach Trondheim.
Immernoch mein luxoriöse Zwei-Personen-Zelt volle Kochausrüstung etc., also auch hier mein Old-School-Setup:
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und ein zweites Mal dann eine etwas kürzere Tour von Göteborg bis Stavanger im September 2022 mit Freundin. Sieht schwer bepackt aus, aber in der großen Rolle befindet sich hier nur eine große Matratze aus Evazote, das wiegt fast nix.
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Im Februar und März 2023 dann mal wieder eine Fernreise. Eigentlich hatte ich der Sache mit Interkontinentalflügen und Fahrrad ja irgendwie abgeschworen. Aber: Meine Partnerin ist Chilenin, da stand mal wieder ein Heimatbesuch an. Die Carretera Austral in Patagonien hatte ich schon seit bestimmt 10 Jahren auf meiner Bucket List. Also blieb mir/uns keine Wahl, außer das Ganze zu verbinden.
Setup wieder ähnlich. Mit vollen Packtaschen auch vorn wieder. Wollten einfach einen gewissen Komfort, was Zelt und Kochen usw. angeht nicht missen und auch die Lastverteilung auf die beiden Räder war (beabsichtigt) etwas ungleich.
Die Carretera Austral ist eine 1200km lange Schotterstraße, wobei immer mehr asphaltiert wird. Zur Zeit sind etwa 50% Asphalt. Wenn Schotter dann gibt es alles von kompakten Dreck, der sich wie Asphalt fährt bis zu sehr grob mit vielen Schlaglöchern. Dann auch noch recht viel Wellblech. Insgesamt war das Gravel-Bike meiner Freundin nicht so gut geeignet, deswegen muss jetzt auch für die nächsten Touren was Neues her mit breiteren Schlappen.
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Nach gut 1200 km, kommt man dann in Villa O'Higgins an. Dort endet die Straße.
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Für den motorisierten Verkehr ist hier Schluss. Zu Fuß und per Rad kann man aber nach Argentinien rübermachen. Zuerst per Boot über den Lago O'Higgins, auf der anderen Seite gibt es dann einen Trail durch das Niemandsland zwischen Chile und Argentinien, dann nochmal eine Bootstour über den Lage del Desertio. Nach 30 km Schotterstraße und landet man in der Tour-Hochburg El Chalten (Ausgangspunkt für Cerro Torre, Fitz Roy usw.). Nach der Isolation auf dem letzten Abschnitt der Carretera eine ganz andere Welt. Hier war unsere Tour dann auch zu Ende.
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Im nächsten Jahr (2023) dann ein neues Abenteuer: Was ich länger mal machen wollte: Nördlich vom Polarkreis durch das Fjell von der Ostsee an den Atlantik. Aber abseits des Straßenverkehrs, abseits der Hauptrouten. Problem dabei: Es gibt keine durchgehenden Wege (und ich habe die Karten stundenlang abgesucht). Irgendwann hatte ich dann was gefunden: Von schwedischer Seite gibt es nördlich von Jokkmokk eine 160 km lange Sackstraße zur Fjellstation Ritsem und von da nochmal eine 20 km lange Schotterstraße die am See Sitasjaure endet. Der ist 35 km lang und das andere Ende befindet sich in Norwegen. Das faszinierende daran: Auch am anderen Ende des Sees von der norwegischen Seite gibt es eine Schotterstraße über die man in einen Fjord in der Nähe von Narvik runter kommt. Das Problem aber: Es gibt keine Wege am See entlang. Nicht mal Wanderwege oder irgendwelche Quad-Tracks.
Also blieb mir nur eine Wahl, nämlich die hier:
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Das Boot mit Paddel und Schwimmweste wiegt etwa 3kg. Also musste ich etwas abspecken. Kleineres Zelt, weniger Kochequipment usw. Mein Setup sah dann so aus:
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Nach wie vor mit Packtaschen und Gepäckträger, aber alles etwas kleiner und leichter. Ein kleines 1-Personen-Zelt jetzt in der Rahmentasche. Im Drybag am Lenker das Boot mit Zubehör. Auch auf das Harness hatte ich hier verzichtet. Ich habe mir so ein kurze Cabonstange besorgt und die mit zwei Abstandshaltern am Lenker befestigt. Also eine Art DIY-Version von diesem Rockgeist BarJam. Die Sache ist einfach die, dass man an das Boot ja nicht so oft ran muss. Vorher, als dort das Zelt war, war das mit dem Harness einfach komfortabler.
In Schweden hatte ich bei der letzten Einkaufsmöglichkeit für ca. 1 Woche Proviant eingepackt. Bin davon ausgegangen, dass ich schon ein paar Tage am See ausharren muss bis sich ein gutes Wetterfenster ergibt. Aber ich hatte wahnsinniges Glück und bin beim besten Wetter über den See. Das war übrigens exakt an dem Tag als im Süden von Norwegen dieses Unwetter "Hans" runter ist, das ganze Brücken weggerissen hat. Im Norden war da schönstes Wetter.
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Zwei Tage hat die Paddelaktion gedauert. Das war der Übernachtungsplatz:
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Auf der norwegischen Seite. Hier sieht man ein Bisschen die Lenkerkonstruktion (und den Blick zurück nach Schweden, zumindest einen Teil davon).
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Hier gibt es auch eine kleine und sehr gemütliche Hütte des norwegischen Wandervereins
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Nochmal zwei Tage später in Narvik am Atlantik
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Danach ging es für mich wieder Richtung Süden (in Norwegen). Kein größeres Projekt, aber hatte da noch einiges auf der Bucket List. Bin auch nochmal über zwei Seen rüber: Balvatnet im Junkerdal Nationalpark und der Aursjøen im Dovrefjell. Letzteren kann ich sehr empfehlen, ersteren eher weniger. Danach noch diverse Pässe im Süden wie Sognefjell, Aurlandsvegen und ein paar andere, wo ich bisher einfach nicht "zufällig" vorbei gekommen war.
Wer sich für die Tour im Detail interessiert (zumindest den ersten Teil), den habe ich auch
hier bei Komoot hochgeladen. Der Rest folgt (hoffentlich) irgendwann.
Wie geht's weiter? Diesen Sommer starte ich (zusammen mit Freundin) die
European Divide am nördlichen Ende bei Kirkenes. Wegen anderweitiger Verpflichtungen (Arbeit und so) schaffen wir das leider nicht an einem Stück. Unser Plan ist jetzt einfach so weit zu fahren wie wir kommen. An der selben Stelle geht's dann im nächsten Jahr weiter.
An meinem Bike gibt's wenige Veränderungen. Die Größte: ich habe die Gabel getauscht. Von Stahl zu Carbon. Das ist einfach fast 1 kg Gewichtsunterschied. Bei der Tour wird ein größeres Zelt dabei sein. Ein Hilleberg Allak, das ist mit 3,3 kg sogar etwas schwerer als das Nallo 2 GT, das ich bisher als 2-Personen-Zelt hatte. Aber es ist freistehend. Mit dem Nallo ist es doch oft recht schwer eine geeignete Fläche zu finden.
Montiert habe ich jetzt eine Salsa Firestarter Deluxe. Die Auswahl war einfach, da es die einzige passende Gabel ist, die auf jeder Seite zwei Reihen an Cage-Mounts hat. So kann ich bequem meine Cages und meine
Flaschenhalter befestigen. Fotos folgen dann eher im Einsatz (Gabel ist zwar schon montiert aber das Rad zur Zeit eingemottet im Keller).
Die größere Baustelle ist jetzt ein Neuaufbau für meine Freundin (Basis wird ein 8bar Tflsberg Rahmen). Hier mache ich dann aber einen eigenen [A]-Thread auf.
In diesem Sinne wollte ich jetzt einfach nochmal Danke sagen an alle. Ihr habt mir hier unheimlich weitergeholfen und ich habe hier echt viele hilfreiche Tipps bekommen, vor allem in der schwierigen Zeit des Aufbaus (Corona) wo man halt nicht einfach jedes Teil im Internet bestellen konnte.
Danke!
Felix