Bericht: Scheiss da nix, dann feid da nix!

23.06.17, 9:00 Uhr: Saint-Florenz
Und was mache ich heute? Bin noch am überlegen, ob ich zurück nach Bastia fahre und morgen Korsika verlasse oder weiter nach L'Île-Rousse, wo erst Montag eine Fähre zum Festland ausläuft. Ich fahre mal los und entscheide mich unterwegs.
 
23.06.17, 12:00 Uhr: Bar U Canterellu
Brauche was zu trinken. Hier gibt Wasser und Cola … war nötig, da es 34C heiß ist.
Ich habe mich für die Rückfahrt nach Bastia entscheiden. Nicht auf dem kürzesten Weg, sondern erst Richtung Calvi und dann durchs Landesinnere. Fehlentscheidung, denn hier ist es noch heißer, da die frische Meeresbrise fehlt. Um 11 Uhr hat es schon 33°C. Ich suche mir den kürzesten Weg über den Lac de Padula und versuche anschließend schnellstmöglich den Pass zu erreichen, denn mein Wasser ist alle und dort sehe ich Löffel und Gabel auf OruxMaps.


Raus aus Saint-Florenz …


… erst noch Richtung Calvi …


…- dann aber auf Minimalstraßen …


… ins Landesinnere


Meinen Startpunkt heute … das Hafenstädtchen Saint-Florenz


Und da bin ich durchgefahren und wurde durchgebraten … auf dem Hügel um den Lac de Padula
 
23.06.17, 14:00 Uhr: Am Strand von Montesoro
Die Abfahrt führt auf einem Sträßchen durch eine einsame Schlucht. Schön anzuschauen und schön bergab zu fahren.
Unten hat mich die Wirklichkeit wieder. Eine breite Straße trennt die Ortschaft vom Meer. Und ich will eigentlich noch an den Beach. Letztendlich finde ich ihn auch, sogar eine kleine Snackbar ist da. Das passt perfekt, denn ich brauche Nahrung. Ein Pinini mit Käse und Speck … eigentlich ein Magentratzer, aber lecker.
Am Strand buche ich noch ein Hotel über Booking.com. Ein paar Meter weiter. Angeblich Schnäppchen des Tages von 320 auf 80€ herunter gesetzt. Da Freitag und Bastia voll ist nehme ich das Hotel trotzdem. Ist 3km vor Bastia, aber ein Restaurant haben sie auch, dann esse ich eben dort.


Schöne leere Straße …


… mit Schlucht …


… in Richtung der Ostküste


Geht’s du weg … meine Reifen mögen keine Dornen


Unschöner Streckenabschnitt vor Bastia
 
@Trekiger
Dir auch einen guten Rutsch :)
Der Bericht nimmt langsam Fahrt auf und ich lese gerne mit!
War vor 20 Jahren mal einen Tag auf Korsika in Bonifacio (von Sardinien aus). Hatte 10 D-Mark als Tagesbudget. 5 Mark Umtauschgebühr bei der Bank gelassen und 5 Mark für ne Dose Cola am Hafen :lol:

Scheint ja da immer noch recht hochpreisig zu sein...
 
Gratulation und danke für Deinen Bericht - bin extrem neidisch auf das, was Du gemacht hast :daumen:. Geh' auch auf die 50 zu und denke schon lange über ein Sabbatical bzw. über eine mehrmonatige Auszeit nach. Man hat einfach zu wenig Urlaub zum Biken und um all die schönen Orte zu besuchen - zudem wird man durch den stressigen Job auch nicht gesünder.
Und ich finde Deine Einstellung richtig - Land und Leute lernt man nicht nur auf Trails kennen :cool:. Zudem ist ein Sabbatical auch dazu da, den Kopf freizubekommen und nicht um die meisten Hm zu schrubben. Bin gespannt, wie es weiter geht...
 
24.06.17, 10:30 Uhr: Bastia
Ticket holen und an Bord gehen war problemlos. Nur so eine Korsin hätte mich am letzten Kreisverkehr beinahe vom Rad geholt. Sie fährt aus dem Kreisverkehr heraus, obwohl ich neben ihr bin und geradeaus will. Durch eine Vollbremsung vermeide ich die Kollision. Mit dem Fuß touchiere ich ihren Hinterreifen. Rindvieh, noch mal Glück gehabt. Überhaupt ist Bastia und Umgebung nicht fahrradfreundlich … viele Autos und keine Radwege. Außerhalb war es kein Problem, da dort wenig Verkehr ist.


Mein Bike auf der Fähre
 
24.06.17, 17:30 Uhr: Nizza
So schön die erste Schifffahrt war, so unschön ist die zweit. Nur ein Mini-Oberdeck im Freien, das schon voll ist. Bin die ganze Fahrt innen drin. So macht Fähre fahren keinen Spaß.
Ich checke im Hotel Verdon ein. Nur 2 Sterne … zu Recht … aber mit 59€ noch erschwinglich.


Nach 5 Stunden sehe ich das Festland wieder …


… und fahre …


… in Nizza …


… am Beach entlang
 
24.06.17, 21:00 Uhr: Nizza
Erst besuche ich einen Radhändler und kaufe einen neuen Schlauch. Dann schlendere ich durch wunderbar orientalisch riechende kleine Gassen. Abends gibt es eine teure Pizza.
Während sich die Stadt an einem heißen Samstag für das abendliche Vergnügen füllt gehe ich ins Bett um morgen fit zu sein.


Schöne Plätze …


… und kuschlige Gassen …


… in Nizza


Abends …


… ist alles schön beleuchtet
 
Zuletzt bearbeitet:
Fazit
Nizza macht einen schönen Eindruck ist aber sehr teuer. Man sieht viele gut gekleidete Leute. Auffallend sind aber auch die viele Obdachlose. Bin ich von Deutschland her nicht gewohnt
Schau mer mal was die Provence so bietet.


Zum Thema Preis in Frankreich. Auch bezeichnend: Deutsch fehlt, dafür gibt es eine russischen Übersetzung.
 
Bei mehrspurigen Kreiseln haben Fahrzeuge auf den Innenspuren Vorrang, ein im äußeren Kreis fahrender muss Rücksicht nehmen.
Das wäre dann aber nur in F so, in D ist das nämlich nicht so, musste mich auch erst belehren lassen......Ist wie Spurwechsel, man darf erst fahren wenn Platz ist. Wobei, auf Korsika hat man als Nichteinheimischer sowieso nie Recht.

@Trekiger : Bearige Sach, i bin scho gschband wias weida gehd.
 
25.06.17, 13:00 Uhr: Restaurant Du Bon Puits
Das meiste des Geplanten habe ich schon erledigt, habe noch 5km vor mir.
Gestern waren wohl noch alle am Feiern, denn Nizza wirkt ausgestorben, als ich es verlasse. Bis Level fahre ich langweilig über eine Asphaltstraße, unterbrochen nur durch eine Flickpause am Vorderrad. Versuche es nochmal mit Flicken. Diesmal hält die Luft.
In Tourrette-Levels hole ich mir Wasser und als Frühstück zwei Croissants.
Dann wird es unerwartet spektakulär. Die Straße ist stellenweise in die Bergflanke gezimmert. Macht Spaß zu fahren, kaum Verkehr und fürs Auge ist auch was geboten.
Irgendwann bin ich im Tal und muss zurück auf die Hauptstraße. Nach einigen Kilometern komme ich an diesem Restaurant vorbei und setze mich auf die schattige Terrasse zum kleinen Mittagssnack.


Raus aus Nizza …


… nach Tourrette-Levels …


… wo ich mir einen Schleicher einfange … gut das ich gestern noch einen Ersatzschlauch gekauft habe


In Levels reist plötzlich die dichte Wolkendecke auf … habe nichts dagegen


Der Vésubie hat ein …


… schönes Tal …


… durch die stattlichen Berge gegraben


Ich bewege mich oberhalb davon …


… auf der wunderschön …


… angelegten Straße


Vor Durans schlage ich einen Haken …


… und kann auf den vorher gefahrenen Weg zurückblicken


Plateau …


… mit Aussicht


In Saint-Jean bin ich im Tal …


… und flogen der Hauptstraße


Kleines Mittagsessen
 
25.06.17, 14:45 Uhr: Roquebillière
In Lantosque will ich noch nicht aufhören. Könnte jetzt über einen 800hm-Anstieg und dann einen Trail nach Roquebillière fahren oder schnell über die Straße. Die Auffahrt an Südhang in praller Sonne schreckt mich aber ab, also nehme ich die Straße. In Roquebilliere gibt's nochmal eine Erfrischung.


Lantosque ist genauso…


… ein Dörfchen wie Roquebillière
 
25.06.17, 16:45 Uhr: Saint-Martin-Vésubie
Wollte immer noch nicht aufhören, also bin ich noch weiter nach Saint-Martin-Vésubie. Waren nochmal 350hm, die ich jetzt gemerkt habe.
Ich checke in der Herberge Le Bonne Auberge ein. Wieder nur zwei Sterne, meine Ansprüche sinken. Schaut von außen schön aus, ist von innen aber nur 2 Sterne wert.


Alles schön angeschrieben, die Entfernung und die aktuelle Höhe


Saint-Martin-Vésubie macht einen schöneren Eindruck
 
25.06.17, 21:00 Uhr: Saint-Martin-Vésubie
Crazy: Durch den Ort fließt ein kleiner kanalisierter Bach. Gefällt mir, aber warum? War der früher für die Abwasser?
Beim Abendessen stören heute die Unmengen von Fliegen.
Thema Fliegen: Eigentlich habe ich auf der Tour noch keine Fliege gesehen. War's denen zu heiß? Dann, aber nur dann, unterstütze ich mal Trumph beim Thema Kyoto Protokoll.


Nettes erfrischendes Rinnsal …


… durch den Ort
 
Fazit
Der Weg war interessanter als ich dachte. Vor allem solche Berge hätte ich nicht erwartet. Die Landschaft hat mich positiv überrascht. Bei der Besiedelung ist das anders. Der Kontrast von Nizza zum Hinterland ist schon extrem. Dort die laute grelle moderne übervolle City und hier dagegen die dünn besiedelte Gegend mit den minimalistischen eher unterentwickelten Dörfchen. Etwas mehr Zivilisation wäre schon schön. Nach den Berichten konnte ich schon damit rechnen, aber überrascht bin ich trotzdem.

Nizza - Tourrette-Levens - Levens - Duranus - Lantosque - Roquebillière - Saint-Martin-Vésubie
61km, 1394hm↑, 462hm↓
Track auf gpsies
 
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