XC-News: Marc Schäfer neuer MTB-Bundestrainer

Sportförderung läuft aber überall so ab, das ist kein radsportspezifisches Problem.
Ich behaupte sogar aus eigener Erfahrung (dazu muss ich im Mehrspartenverein gar nicht weit schauen), dass es bei Turnen, Leichtathletik oder Schwimmen noch viel krasser durchgezogen wird. Dagegen ist Radsport auf der Ebene unterhalb Sportschule SEHR spaßorientiert.
Leistungssport bedeutet schon als Jugendlicher 100% als Profi leben zu müssen. Das muss man können und wollen. Würde ich jemanden dazu drängen, insbesondere über Jahre hinweg? Klares Nein.
Hast du völlig recht. Mir geht es nicht um Umfänge etc sondern die Steuerung von (Wertungs-)Inhalten und die Förderschwerpunkte.

Was die Umfänge angeht, sind zumindest wir (konkret bezogen auf meine Töchter) absolut harmlos verglichen mit z.B. nationalem Schwimmen. Hier durfte ich die Tage am Frühstückstisch aus erster Hand erfahren, dass in Alterklasse der 14-jährigen 20h+ an 6 Tagen pro Woche zu leisten sind.
 
Ich meinte auch die Schwerpunkte in der Förderung. Etablierter Stützpunkt wird weiter gefördert. Die Trainer kann man ja auch nicht alle 2 oder 3 Jahre an einen anderen Ort schicken, Infrastruktur dito. Also müssen die Kids ins Internat. Internat ist ein ordentlicher Schritt in Richtung Persönlichkeitsentwicklung und Selbständigkeit, an sich nicht verkehrt.
Radsport erst ab 8. oder 9. Klasse, das passt ganz gut. Bei unserem MTB-LSP sind aber auch Biathleten parallel untergebracht. Wenn man die 10jährigen dort im Internat und der bei aller Betreuung notwendigen Selbstorganisation sieht...

Umfänge sind auch krass, keine Frage. Schwimmen für 6jährige: 3x je Woche Pflicht, erwartet wird 4x. Nach der Grundschulzeit Doppeleinheiten.
Andererseits ist der altersmäßige Leistungspeak bei Turnern und Schwimmern schon viel eher, das spiegelt sich hier wider. 20 Stunden wöchentliches Training hast Du im Radsport in der U23...

Wie gesagt, das muss man alles wirklich wollen. Und es ist keine Garantie, dass der Sportler / die Sportlerin oben ankommt.
 
Die Erklärung liegt eher in der begrenzten Anzahl von Veranstaltern. Streckenverfügbarkeit (Anspruch), Orga allgemein, finanzieller Aufwand usw. usf. Die Termine müssen auch noch in den nationalen Rennkalender passen...
Es gibt schon mehr Interessenten für NWS-Termine, aber da geht viel vor und zurück. Die konkreten Gründe zu Absagen werden auch nicht publik, aber gelegentlich erfährt man mal ein paar Punkte von dem einen oder anderen Veranstalter. Ich hätte auch gern mehr als nur 2 Rennen in der Gesamtwertung wie 2024, insbesondere wenn man bei den Nachwuchssportlern auf langfristige Leistungsentwicklung statt einem einzigen Peak schauen will.
(Vor einigen Jahren hieß die BNS übrigens noch NWS, nur um die Verwirrung komplett zu machen 8-))

Bzgl. Athletik kann man sich gern streiten. Aber ich kenne zu viele Kids, die ja nur Radfahren wollen und dann massive Rückenschmerzen bekommen, wenn die Renndauer 30 Minuten erreicht. Allgemeine athletische Ausbildung ist für die Kids wichtig. Ob der BDR-Übungskatalog nun das einzig Wahre ist, naja. Der sächs. LV hat einen eigenen Katalog und glaube mir - es geht noch dämlicher als der vom BDR, der übrigens fast deckungsgleich mit Aufnahmetest Polizei, Feuerwehr usw. ist :)
Das nördlichste BNS-Rennen wird 2025 afaik Gedern (Süd-Südhessen, irgendwas 45km vor Bayern) sein. Macht man die Deutschlandkarte auf, sieht man, dass quasi mehr Deutschland darüber als darunter liegt. Rennen wie Winterberg, Saalhausen, Bad Tabarz oder Weißenfels wurden ignoriert und/oder ausgebootet. Wir haben kein Rennen in NRW, kein Rennen in Norddeutschland (da wurde XCO schon getötet) und kein einziges Rennen trotz guter Strecken in Ostdeutschland. Das die Strecken es nicht wert wären ist auch nicht zutreffend, hier könnte zudem mit Planungssicherheit viel bewegt werden. Das Niederländer und Belgier auf ihren Strecken hervorragende Athleten hervorbringen (damit meine ich gar nicht MVDP sondern z.B. Jugendeuropameister Lars Peers) ist auch klar.

Strecken wie Gedern oder Hausach sind wirklich super (Gedern ist meine absolute Lieblingsstrecke) und die Orga überragend - dennoch stelle ich die Frage warum diese Strecken jedes Jahr ein Abo haben und andere konsequent ignoriert werden/wurden.

Albstadt hat letztes Jahr wegen Pleite abgesagt - trotzdem dieses Jahr wieder statt "stabilen" Veranstaltungen dabei.

Hier rotiert der BDR Nachwuchsbereich um sich selbst.

Was der BDR aktuell - mir unverständlicherweise - anders macht als alle anderen mir bekannten Sportarten ist die BNS/die DM eben WERTUNGS-technisch mit Athletik und Geschicklichkeitsfahren zu verknüpfen. Unbestritten sind diese Komponenten extrem wichtig - sowohl für Gesundheit (deine erwähnten Rückenschmerzen) wie auch den sportlichen Erfolg. Dennoch halte ich die zwangsweise Verknüpfung für falsch und sehe es eben auch überhaupt nicht in anderen Sportarten:
  • Kein Apnoe-Tauchen beim Bundesliga-Schwimmen
  • Kein Federball-Spiel vor dem Endspiel der Basketball-DM
  • Kein Kasten-Boomerang-Test vor dem Fussballspiel zur Stadtmeisterschaft
  • usw.
Es gibt schlicht keine andere Sportart, die "wünschenswerte" Trainingsinhalte derart offensiv abfragt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, über das Abo für Gedern und Hausach kann man sich manchmal schon wundern.
Die Strecke in Bad Salzdetfurth 2022 hat mir sehr gefallen, aber das ist faktisch eine One-Man-Show (wie so viele Veranstaltungen) und der Schwerpunkt liegt dort jetzt auf Cross.
Weißenfels hatte dieses Jahr Bauarbeiten um den Bismarckturm, da lief nur der XCO-Bikecup (unsere regionale Serie) auf einer abgespeckten Strecke.
Tabarz war eigentlich in der Planung für 2024, ich fürchte, da hing es an Terminen / Finanzen, somit auch nur ein Rennen des XCO-Bikecups.
Saalhausen und Winterberg war Bundesliga. BL und BNS zusammen ist zeitlich immer sehr eng.

Regional konzentriert es sich eben immer auf BaWü, Bayern und Hessen. Ob aus Tradition, Vitamin B oder was auch immer - ich weiß nur aus unserem Verein, dass auch die Orga eines Rennens der regionalen Serie ein ganz schöner Aufwand für eine Handvoll Ehrenamtler ist.
Ich würde dem BDR keine Absicht unterstellen, deren Personaldecke ist lächerlich dünn und insgesamt ein Verein alter weißer Männer. Die haben mit Sicherheit keinen großen Plan, man verzeihe mir die Despektierlichkeit :rolleyes:
Ist bei MTB jedoch insgesamt noch locker und unkompliziert, versuche mal, mit einem Sportler am Straßen-Pendant zur BNS / BL teilzunehmen. Da merkt man schnell, warum so wenig Nachwuchs antritt. Die suchen nicht nach Lösungen (Lizenzen, Anmeldung RG oder Einzelstarter innerhalb der Saison) sondern nur nach Gründen zur Verhinderung!

Zum Thema Eingang in die Gesamtwertung:
Das "Abfragen" dieser Inhalte in den Wettkämpfen ist sicher ein Weg, den notwendigen Trainingsfokus auf solche Dinge zu "erzwingen". Bei der Umstellung auf DM = Gesamtwertung der BNS wurde es ganz gut analysiert, kann mich jetzt nicht ad hoc erinnern, wo zu finden. Evtl. unter "Amtliches" auf rad-net oder im Vorwort des Nachwuchsprogramms?
Die konkrete Art und Weise ist allerdings fraglich und die hohe Wichtung dieser anderen Elemente für viele Sportler eher ärgerlich, da stimme ich Dir voll und ganz zu.
Allerdings kann gerade Marc Schäfer das sehr vernünftig einschätzen: "Ich suche Sportler, die Rennen gewinnen können!"
Daher haben wir in den letzten Jahren auch immer wieder Sportler in der Junioren-Nationalmannschaft gesehen, die eben nicht in den Top5 der vorjährigen U17-Gesamtwertung waren (weil jene vielleicht sehr gut im Slalom waren aber im Rennen nie von hinten nach vorn fahren mussten).
 
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