Wheelie lernen

Hier ein paar Erfahrung meinerseits:
Mit dem alten Alutech Cheaptrick (26 Zoll noch) mit 390mm reach und 390mm Kettenstreben (winzig) kommt das Vorderrad sehr leicht hoch und der Balancepunkt ist relativ klein.

Mir hilft es aber den Sattel soweit abzusenken, dass ich noch vernünftig pedalieren kann aber der Körperschwerpunkt deutlich niedriger sitzt. Dadurch wird gefühlt nicht nur der Balancebereich größer, auch seitliche Ausgleichbewegungen fallen deutlich leichter.

Abseits davon ist es auch vorteilhaft die Arme ausgestreckt zu lassen (Stell dir vor deine Arme seien nur lockere Seile, die du mit der Körperbewegung nach hinten spannen musst). Durch gestreckte Arme wandert dein Schwerpunkt weiter nach hinten und das Vorderrad muss deutlich weniger Höhe erreichen um in den Balancepunkt zu gelangen. Außerdem sinkt die Chance das Vorderrad seitlich beim anheben zu verreißen.

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, kann es auch hilfreich sein, wenn mit einer Hilfsperson im Stand erfährst wo der Balancepunkt mit verschiedenen Körperpositionen (ausgestreckte Arme vs angwinkelte Arme) liegt. Dazu muss dein Helfer einfach die Gabel festhalten und dich in den Balancepunkt heben, während du mit angezogener Hintteradbremse und Gewichtsverlagerung nach hinten hilfst. Dein Helfer kann dir dann sagen, wann du im Gleichgewicht bist ohne dass du nach vorne oder hinten fällst. Du wirst merken, dass schon leicht angewinkelte Arme die notwendige Höhe des Vorderrades stark erhöht.
 
Ich schätze ich beherrsche den Balancepunkt zu etwa 70% Da ist also noch Luft nach oben. Man muss ihn zu 100% beherrschen, man muss sich quasi im Balancepunkt "zuhause" und sicher fühlen, man muss ihm vertrauen. Nur so kann man das komplette Spektrum des Wheeliefahrens voll ausschöpfen.
Ich übe in letzter Zeit nur noch auf Balance, lasse mich bewusst weit hinter den Kipppunkt fallen und das eine Zeit lang beizubehalten, dabei bringe ich bewusst Störungen ins System und versuche dabei im Wheelie zu bleiben. Ist manchmal ganz schön krass...
 
mein Aha-Erlebnis war, dass man den Lenker mit den Armen nach vorne pusht während man reintritt und ihn nicht nach hinten reisst. Damit war auf einmal der Ankick enorm. Am Gleichgewicht im Sweetspot muss ich aber noch arbeiten.

Hier gabs mal ein Video und Schritt 1 begann stehend neben dem Rad. Quintessenz: Wenn man neben dem Bike steht und den Lenker mit den Armen nach vorne kickt (nicht nach oben!), dann kommt das VR dabei automatisch hoch.

Und das klappt auch wenn man auf dem Bike hockt. "einfach nach hinten fallen lassen mit dem Oberkörper" funktioniert nämlich leider nicht wenn man nur 1.7m gross ist ;). Als Kampfzwerg muss man sich etwas mehr ins Zeug legen für solche Spielereien. Manual ebenso. Die notwendige Akrobatik ist als Kurzbeiner leider deutlich anspruchsvoller.
 
Jetzt brauche ich auch mal eure Hilfe. Ich habe jetzt schon viele Stunden in den Wheelie gesteckt. Ich bin jetzt soweit das ich bei 1 von 20 Versuchen in eine Art Wellenbewegung komme und per Tretimpuls und Bremse um den Balancepunkt pendel. Das Ganze klappt aber nur wenn das Vorderrad die ganze Zeit exakt gerade bleibt. Bei jeder noch so kleinen Störung drifte ich zur Seite ab und der Versuch ist beendet. Irgendwie bekomme ich es nicht hin, das seitliche Gleichgewicht zu halten. Die Knie zum Ausgleich haben gefühlt gar keine Auswirkung. Wie kann man das seitliche Gleichgewicht am besten üben?
 
... Um den Balancepunkt pendeln. Das bedeutet dass du schon eine gewisse Bremskontrolle entwickelt hast, das ist gut und wichtig. Ich würde den Sattel (noch) ein Stück tiefer machen und den Reifendruck (Hinterrad) vorübergehend radikal absenken - so auf 1,2 - 1,5 bar.
Probier das mal aus und berichte.
 
Im Ernst, das ist dein Tipp zum wheelie lernen? Also zum üben erstmal Reifen wechseln oder 2. Laufradsatz?
Ja, das macht definitiv viel aus. Probiere es aus!
Diesen Zusammenhang bestätigt auch mein Sohn, der sehr sehr gut im Wheelieren ist.

Wenn ich den Reifen wechsle (gleiches Modell, zuletzt immer der Vitoria Mezcal) dann frustriert mich immer, dass die Wheelies wieder kürzer werden, und auch die Kurven nicht mehr so gut klappen... bis der Reifen gut eingefahren ist.
 
Erstmal Danke für eure Anworten und hier noch ein paar Details:
  • Freihändig fahren, ja (Asphalt, Schotter, Kurven)
  • Trackstand (Ebene, Steigung, Gefälle, auch auf dem Trail)
  • 'Trackstand' im Sitzen (In der Hoffnung das es mir irgendwie beim Wheelie hilft, da ich hier über die Knie Gleichgewicht halte)
  • Reifen ist ein mittig stark angefahrener Eleminator T9. Seitenstollen sind noch ok.
  • Dämpfer ist gelockt.
  • Sattel ist ganz unten.
Mit niedrigen Luftdruck hatte ich schon experimentiert. Das ergab aber gefühlt keine Verbesserung. Ich muss noch erwähnen das ich immer aus sehr langsamer Schrittgeschwindigkeit starte. Bei höherer Geschwindigkeit ist mehr Stabilität vorhanden, aber ich merke das trotzdem keine seitliche Kontrolle vorhanden ist. Irgendwie kommt es mir so vor, als ob ich zu steif auf dem Rad sitze und es nicht schaffe das Gleichgewicht mit dem Oberkörper zu halten. Gibt es irgendwelche Übungen (vielleicht auch ohne Rad o.ä.) um sowas gezielt zu üben ?
 
Ich würde tatsächlich die Arme möglichst gestreckt lassen und etwas schneller fahren. Dass der Oberkörper steif ist liegt daran, dass das nötige Vertrauen an die Hinterradbremse noch nicht ganz ausgeprägt ist. Wenn du der Bremse vertraust, wirst du lockerer
 
Am besten finde ich geht der seitliche Ausgleich mit dem Hintern/Hüfte. Das bewirkt etwas mehr als mit den Knien bei mir jedenfalls. Vielleicht mal mit einem HulaHop Ring trainieren :)
Im Kunstradfahren wird als Voruebung zum Hinterradfahren das Einradfahren geuebt, da kann man viel uebertragen.
 
Blick weit nach vor.... Also wirklich weit. Wenn ich 100m wheelie fahren will, schau ich gerade anfangs ganz ans Ende. Wenn der sweetspot passt, rennt's eh.
 
Das mit der Bremse muss (sollte dann) unbewusst passieren. So kann man sich auf die anderen Dinge konzentrieren.
Was mir geholfen hat war schon mit minimal schleifender Bremse nach oben zu gehen. Wenn man garnicht bremst beim "Start", greift man da gern zu fest zu. Ich kann seit der dominion sehr passabel wheelie fahren. Mit den shimanos war es ein bissl ein Glücksspiel, Segen servo wave. (soll net heißen, dass die bremsen schlecht wären. So fein zu dosieren sind sie aber nicht für mich)
 
Bisher habe ich immer auf Asphalt geübt. Schön glatt mit etwas Steigung. Gestern durch Zufall ein paar Versuche auf einem breiten Ackerweg mit kurzem Rasen aber doch sehr huppelig. Was soll ich sagen...der erste Kick in den Balancepunkt klappt viel zuverlässiger. Ich würde schätzen das ich bei 10 von 20 Versuchen in die vorher erwähnte Wellenbewegung gekommen bin. Dadurch konnte ich die seitliche Balance besser üben und es war der erste ~5m Wheelie dabei. Zum Gegentest bin ich wieder auf Asphalt und dort hat es wieder nicht geklappt. Am Bike Setup hat sich nichts geändert. Ist mir völlig unklar warum der schlechte Untergrund zu besseren Ergebnissen führt :confused:
 
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