Servus die Damen und Herren,
ich lese in dem Forum regelmäßig mit und beschäftige mich vor allem mit den Threads rund ums Thema "Brille". Als Augenoptiker ist es einerseits interessant zu erfahren, wie denn die meisten von euch Erfahrungen machen und vor allem was sie so alles beschreiben. Andererseits ist es natürlich auch nie verkehrt, nochmal frischen Wind zu dem Thema zu hören, denn in der "Szene" bin ich bisher nur "leichtfüßig" unterwegs. Ein hochwertiges MTB steht aber 2011 oder spätestens 2012 an und dementsprechend auch größere und umfangreichere Touren als mit meinen bisherigen Rädern.
Bis jetzt (passend zu Weihnachten

) habe ich nur mitgelesen und noch nicht meinen Senf zu den Themen hier abgelassen, aber zu Schumi-76 möchte ich dann doch gern ein paar Zeilen schreiben und antworten.
Schumi-76 schrieb:
Für die Verglasung dieser Brille mit Rodenstockgläsern wollte der Optiker dann aber ca 450 Euro, wohl gemerkt nur die Gläser! Ich habe danach einige Optiker abgegrast und bin am Ende tatsächlich bei F...mann gelandet. Dort kosten die klaren Gläser mit 1,6 Index, Vollentspiegelung und Hartschicht 230 Euro! Ohne Firlefanz kosten die klaren Gläser dort dann ca 170 Euro...
Solche Preisunterschiede kommen natürlich bei uns der Branche vor, aber sie kommen
nicht von irgendwoher. Du schreibst in deinem letzten Satz das Wort "Firlefanz". Weißt du denn noch was die Gläser für 450 EUR zu bieten hatten? Erwähnst du diese Unterschiede hier?
Genauso wie man bei den verschiedensten Bike-Komponenten die
Qualitäts- und Funktionsstufen unterscheidet, geschieht dies auch bei Brillengläsern und Fassungen. Auf dem Datenblatt sehen die Daten wie "Superentspiegelung", "Hartschicht" usw. ja immer gleich aus und wenn hier dann Preisunterschiede auftreten die mehr als das Doppelte sind, dann ist das garantiert nicht, um den Kunden auszuquetschen. Keine Sorge, Augenoptiker haben nicht solche Umsätze, um sich ihre Kunden "aussuchen" zu können.
Die zum Beispiel oben genannten Begriffe sind
keine geschützten Begriffe.
Jeder Hersteller kann seine Entspiegelungsschicht als Superentspiegelung drucken, auch wenn sie qualitativ mit denen anderer Hersteller hinterher hinkt. Und nun könnte ich dir Preise von Gläsern aus Fernost nennen, die 200 EUR günstiger sind als Gläser aus (beispielsweise) Bamberg von R+H. Obwohl Superentspiegelung, Hartschicht usw. drauf steht.
Schumi-76 schrieb:
Ich war natürlich auch bei anderen Optikern, aber achje was ein Drama um derart viel Inkompetenz.
Kommt vor, natürlich, hat aber nichts mit Kette oder traditionellem Augenoptiker zu tun, sondern Erfahrungswert. Ein MTB bei einem Händler zu kaufen, der nur Pegasus-Fahrräder verkauft ist zwar ein MTB, aber bestimmt nicht vergleichbar in der Qualität und auch in der
Beratungsqualität mit Fachhändlern für MTBs. Logisch, oder?
Das sieht man natürlich von aussen nicht, keine Frage, aber ein Beratungsgespräch ist in den meisten Fällen ja kostenlos und es ist keineswegs frech, vorher mal zu fragen, ob denn der/die Augenoptiker genug Erfahrungswerte mit MTB-Brillen und Kunden haben. Anhand der kommenden Reaktion kannst du dir schon ein sehr gutes Bild machen.
Schumi-76 schrieb:
Lediglich Apollo und Abele, beides Ketten mit eigener Schulung waren kompetent genug. Abele möchte für Essilor Gläser 300 Euro, und Apollo ist bei Fremdgestellen eine Apotheke und verlangt für die R+H entspiegelt 415 Euro! Andere Optiker haben gleich angefangen rumzumessen und ihre Kataloge nach möglichen Gläsern gewälzt...
Hier läuftst du schon wieder Gefahr Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Eine
kompetente Beratung bei einer Fremdverglasung (Fassung nicht aus eigenem Hause) geht auch mit der Vermessung des Gestells einher in Verbindung mit der Glasberatung, denn beides stellen nun mal
eine Einheit dar und es sind gerade bei einer Sportbrille sehr, sehr viele Faktoren zu berücksichtigen.
Schumi-76 schrieb:
Mein Tipp, geht hier wieder, ihr werdet nicht glücklich, denn wenn die Optiker ersteinmal selbst Gläser in Sportbrillen einschleifen wird´s leider häufig Murks (eigene Erfahrung)! Ich habe schon gelesen dass einige sich haben normale Gläser einschleifen lassen, aber dass ist abgesehen von dem vermurksten Aussehen Optisch absolut nicht mit Sportsgläsern vergleichbar.
Es gibt hier mehrere Unterschiede in den zu wählbaren Gläsern und als Kunde kannst du nicht unbedingt erkennen, ob das Augenoptik-Geschäft die passenden Geräte zum fachgemäßen Einschleifen der Gläser hat. Die heutigen als auch viele alte Schleifautomaten sind sehr wohl in der Lage die Gläser optimal einzuschleifen. Entscheidend ist hier ebenfalls der Erfahrungswert des Augenoptikers. Und selbst wenn er einen hohen Erfahrungswert hat, kann er natürlich auch sagen er lässt die Brille vom Glashersterller verglasen. Aber das sind wiedermal zwei Paar Schuhe die du hier nennst.
Schumi-76 schrieb:
Sportsgläser sind Asphärisch und damit auch am Rand noch gut korrigiert, aber eben nur wenn sie auf die Fassung optimiert sind.
Diese Aussage ist aus dem Kontext gerissen und falsch. Sportsgläser müssen nicht asphärisch sein.
ABER, und das ist richtig, asphärische Gläser haben eine bessere optische Abbildungsqualität in der Peripherie, dennoch werden auch sphärische Gläser für Sportbrillen gefertigt. Und
Asphären müssen IMMER auf die Fassung bzw. auf die Kundendaten genau angepasst werden, fernab der Sportbrille genauso wichtig bei den normalen Korrektionsbrillen.
Schumi-76 schrieb:
Optiker die mit Sportbrillen schon Erfahrung gesammel haben, wissen dass die Preise unabhängig von der Größe sind ....
Auch das ist eine falsche Aussage im Kontext. Die Größe der Brille und insbesondere der Scheibe ist sehr ausschlaggebend für eine Sportbrille mit Korrektion. Je nach Augenabstand und Dioptrien, kann eine Sportbrille verglasbar sein oder nicht für den Kunden. Das muss aber im Kundengespräch und bei einer Vermessung (siehe Fassungsvermessung oben) geklärt werden.
Schumi-76 schrieb:
...und auch dass mehr wie vier Dioptrien selten möglich sind. Bzw. ist mehr möglich, aber dann sind die Randbereiche wieder unscharf. Ich finde gerade im Sport ist das "periphere Sehen" außerordentlich wichtig.
Im Kern ist die Aussage richtig, aber hier ist Bewegung im Spiel und inzwischen gibt es auch Gläser die eine starke Durchbiegung (Basiskurve) "mitmachen" und auch höhere Dioptrien korrigieren können. Das ist allerdings ein
höher Fertigunsaufwand und dementsprechend auch wieder mit dem Preis gekoppelt.
Allgemein: Ich weiß, dass es für den Laien sehr, sehr, sehr schwierig ist hier konkret vergleichen zu können. So ziemlich jedes Rad kann ich "probesitzen" oder einmal kurz fahren, aber eine Sportbrille mit Korrektion kann ich nicht mal eben testen. Es ist enorm wichtig, dass man sich über das Thema Gedanken macht, was ich eigentlich will.
Eine Brille die fürs MTB passen soll, Skifahren und am Besten noch Joggen ist ziemlich unmöglich. Zumindest mit Korrektion. Hier sind grundverschiedene Abstimmungen und Bedürfnisse vonnöten.
Die EINE Brille gibt es nicht!
Generell würde ich jedem Kunden Kontaktlinsen empfehlen, weil man eindeutig die geringsten Einschränkungen in allen Aspekten hat. Sei es die Fassungswahl, Gläserwahl oder eben die Preisfrage.
Ob Filialkette oder traditioneller Augenoptiker hat
nichts mit der Beratungsqualität zu tun, denn auch wenn vllt eine Kollegin theoretisch das Fachwissen hat, ist der Erfahrungswert über dieses Thema und speziell auch die eigene Liebe zu diesem Sport unabdingbar für eine
kompetente, qualitativ hochwertige und angemessene Beratung.
Ihr solltet immer mit genug Zeit für eine Beratung vorbeikommen. Das Beste ist sogar das Equipment mitzubringen, das auch häufig eingesetzt wird (
Helm(e), Nackenpolster etc. pp) und wenn jemand bereits eine Gleitsichtbrille hat, dann am Besten sogar das Fahrrad an sich.
Grund: Korrektionsbedarf in der Ferne und Nähe sind notwendig. Die Zeitung will man vielleicht nicht auf dem Rad lesen, aber der Abstand zum Lenker ist ein anderer als der Hügel in 10m Entfernung.
Und wie in so vielen Bereichen auch, gilt meistens: "If you pay peanuts - you get monkeys!"

Soll nicht heißen, dass man tief in die Tasche greifen muss um glücklich zu werden, aber wer keine hohen Erwartungen hat, der wird auch nicht viel ausgeben. Wer hohe Erwartungen hat, der kann beim Sparen am falschen Ende enttäuscht werden.
@ Harty
Harty schrieb:
Bevor man im Netz bestellt, sollte man zumindest mal bei einem gut sortierten Optiker schauen.
Kannst du gerne tun, aber dann bitte nicht um ein Beratungsgespräch, denn das ist einfach nur dreist. Die Preisunterschiede zwischen Internet und "Laden um die Ecke" entstehen nicht durch den gierigen Augenoptiker, sondern durch die Beratung vor Ort, die du online gar nicht oder nur sehr eingeschränkt hast. Ein gutes und ausführliches Beratungsgespräch kostet nun mal Zeit und dementsprechend auch irgendwo Geld. Irgendwie muss der Händler vor Ort ja dies auch finanzieren können.