Ich hatte heute die Gelegenheit das neue Gambler beim "testRIDE" in Lenzerheide, neben ein paar anderen DH Bikes, probe zu fahren.
Zu mir: Ich bin 1,89m groß, fahre im Park bisher mit meinem Freerider (LV 901, 180/200mm Geometrie auf flachster Einstellung -> 365mm Tretlager / 64° Lenkwinkel). Da ich damit inzwischen nur noch im Park fahre (Touren fahre ich lieber mit dem Trailbike), suche ich für die nächste Saison ein reines DH Bike. Ich bin kein Racer, mag es aber doch eher schnell, Sprünge sind nicht so mein Ding. Wichtig ist mir ein guter Geradeauslauf und eine satte Front, die Heckfederung ist mir weniger wichtig. Auch wenn ich es eigentlich straff mag, suche ich für DH-Strecken mehr Komfort um entspannter den ganzen Tag bzw. Tage fahren zu können.
Die Bikeparkstrecke in Lenzerheide kenne ich ganz gut, leider war es heute nass, so dass man besonders am Vormittag nicht ganz so hart wie gewohnt fahren konnte.
Das Gambler wollte ich einfach mal probieren. Da die Geometrie doch ziemlich radikal ist (ultra tief und flach) und das Bike nach dem Testbericht in der "dirt" richtig krass und nicht einfach zu fahren scheint, habe ich nicht viel für mich erwartet. Das Testbike (Gr. L) war in tiefer und kurzer Einstellung vorbereitet. Überraschenderweise ließ sich das Bike schon auf dem Weg zum Lift sehr angenehm fahren, überhaupt nicht träge, keine abkippende Lenkung. Der Eindruck blieb auch auf der Abfahrt. Das Gambler ließ sich sehr einfach umlegen und lag durch das tiefe Tretlager sehr schön in den Anliegern. Auf den rumpeligen Waldpassagen bergab fand ich die Lenkung komischerweise fast schon nervös. Mir war die Federung allerdings etwas zu weich (evtl. hätte mir mehr Dämpfung besser gefallen) und etwas wenig Luftdruck in den Reifen. Die Sitz-/Stehposition war bei meiner Größe zwar nicht beengt, aber doch deutlich anders als bei meinem Freerider - ich stand auf dem Gambler aufrechter und hatte den Eindruck der Lenker könnte etwas tiefer. Obwohl das Bike mit dem weichen Fahrwerk sehr sicher lag, habe ich mich nicht 100% wohl gefühlt, da ich etwas Probleme mit der Balance (geometriemäßig) hatte - mir war die Front etwas zu leicht - damit hatte ich aber weniger in den Anliegern als auf den Geraden bergab Probleme.
Insgesamt fand ich das Gambler schon fast verspielt, konnte leider die lange Kettenstrebenposition nicht testen um zu sehen, ob ich damit eine bessere Balance gefunden hätte.
Sehr interessant war für mich wie unterschiedlich sich die getesteten Bikes fahren ließen. Ich denke allerdings, dass die sehr unterschiedlichen Federungssetups großen Einfluß hatten. Da hat man bei 2 Abfahrten leider keine Zeit/Möglichkeit rum zu probieren.
- Norco Aurum (Gr. L): Das Bike war zuvor mein Favorit. Ich kam mit dem Bike jedoch nicht richtig zurecht. Sitzposition und Handling waren zwar meinem Freerider ähnlich (also gefühlt etwas gestrecktere Position, aber mehr auf als im Rad feeling), aber ich fühlte mich irgendwie unsicher. Die Federung war straff mit sehr wenig Dämpfung. Auf den ruppigen Geraden wurde das Bike sehr unruhig und sprang hin und her. Möglicherweise lag es an den günstigen Federlementen des Aurums 2 (2012er), oder einfach am Setup? Mein Kumpel kam mit der "L.E." Version allerdings auch nicht zurecht. Wäre nach der Testfahrt für mich eher was für flowige, sprunglastige Strecken.
- Devinci Wilson (Gr. L): Sitzposition ähnlich wie beim Gambler, gefühlt nicht ganz so tief (Tretlager). Die Federung war ähnlich straff wie beim Norco, aber im Gegensatz dazu mit sehr viel Dämpfung (evtl. deshalb gefühlt straff). Das Bike lag dadurch ruhig und klebte am Boden, hob bei Sprüngen kaum ab. Ich fand es etwas träge (vermutlich durch das Setup) und hatte auch etwas Balance Probleme (vorne etwas leicht). Mein Kumpel war sehr angetan, hatte aber ein anderes in Gr. M.
- Santa Cruz V10 (Gr. L): Fühlte sich schon beim Aufsitzen gut an. Sitzpostion ähnlich meinem Freerider, aber der Lenker war mir etwas zu tief (da verstehe ich, warum Minnaar und Peaty so viele Spacer unter dem Vorbau fahren). Vom Tretlager halt nicht so tief wie beim Gambler, nicht unangenehm, aber es könnte für meinen Geschmack tiefer. Das Setup war auch hier straff mit nicht ganz so viel Dämpfung wie beim Wilson. Fand ich schön abgestimmt, aber auch wenig komfortabel. Die geometriemäßige Balance hat mir hier am besten gefallen (Lenker müsste etwas höher), mit dem Setup sicher ein super Race Bike.
Anzumerken ist, dass die Eindrücke natürlich sehr subjektiv und wohl auch stark vom jeweiligen, individuellen Setup gebildet sind. Zudem ist es nicht ganz einfach das Fahrverhalten von 4 Bikes (mein Kumpel ist 5 gefahren) mit je 2 Abfahrten hintereinander an einem Tag einzuordnen. Gerade auch wenn man nicht so viel Erfahrung hat.
Leider weiß ich auch nach diesem Tag nicht so wirklich was ich kaufen soll, nur dass das Norco nicht mehr mein Favorit ist. Ist eher komplizierter geworden.
