Umstellung von Hydraulik-Öl auf Bremsflüssigkeit bei Scheibenbremse?

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Hat irgendjemand mal eine Scheibenbremse, die die Dichtungen für Hydrauliköl hat auf Bremsflüssigkeit umgebaut? Bzw Dichtungen ersetzt.

Es geht um eine BEES´Scheibenbremse, die z.Z immerwieder neu einzustellen ist, ich denke sie zieht irgendwoher Luft und ich muß die Dichtungen ersetzen, ich hab mir darum überlegt, ob ich gleich auf Bremsflüssikeit umstelle (DOT 5.1) habe damit gute Erfahrungen mit meiner HOPE Mini.

Grüße
Rüdiger ;)
 
Nun, das wird sich max. ein Freak antun, denn die Kunst dürfte wohl sein, die Dichtungen in die passenden Größe/Stärke für das jeweils benötigte System zu finden (ggf. selbst herzustellen) und dann einzubauen.
Wo soll der Sinn der Sache liegen?:confused:

Wegen den 20°C Temp-unterschied beim Siedepunkt, der ja für die meisten das Argument pro Bremsflüssigkeit schlechthin ist. Bedenkt man aber, dass die Bremsflüssigkeit hydroskopisch ist, ist dieser Vorteil nach einigen Monaten dahin, sofern nicht wieder neu befüllt/entlüftet wird.
 
Mineralöl hat einen Siedepunkt von ungefähr 160°C, bei DOT 5.1 liegt er bei 270°C!! Der vielzitierte Nachteil von DOT, dass diese Bremsflüssigkeit Wasser aufnimmt, ist in Tat und Wahrheit ein Vorteil. Genauer gesagt DER Vorteil. In jedem Hydrauliksystem wird sich über die Zeit Feuchtigkeit ansammeln, egal ob Mineralöl oder DOT oder sonstwas. DOT hat die Fähigkeit diese Feuchtigkeit zu binden, aus diesem Grund hat der Mensch Bremsflüssigkeit entwickelt. In einem System mit Mineralöl sammelt sich diese Feuchtigkeit in Form von Wasser, welches bekanntermassen einen Siedepunkt von 100°C hat!! Dieses Wasser hat eine höhere Dichte als Öl und sammelt sich im Bremssattel an, wo die höchsten Temperaturen entstehen.

Hier mal ein Zitat aus einem "Lexikon" über Fahrradbremsen zum Thema DOT oder Mineralöl:

Beide Medien haben Vor- und Nachteile, wobei die Vorteile von Mineralöl vorwiegend in der unproblematischeren Wartung liegen.
Mineralöl ist nämlich im Gegensatz zu DOT weder giftig noch greift es bei Kontakt die Haut oder den Lack am Bike an.
Für den Einsatz von DOT spricht der höhere Siedepunkt, die geringere Kompressibilität (harter Druckpunkt!), die geringere Viskosität (dünnflüssig) und dass als Werkstoff für die Dichtungen EPDM zum Einsatz kommen kann, welches im Gegensatz zu NBR oder HNBR, welches bei Mineralöl verwendet wird, über einen breiteren Temperaturbereich hinweg konstante Eigenschaften und eine sehr hohe Gebrauchsdauer aufweist.
Das hygroskopische Verhalten von DOT, also die Eigenschaft Wasser chemisch zu binden, bringt sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich.
Auf der einen Seite verschlechtern sich durch die Hygroskopie mit der Zeit die Eigenschaften von DOT (siehe auch: Alternde Bremsflüssigkeit bei service.bike-brake.com im Lexikon unter BREMSEN - Technik & Produkte)), andererseits bindet DOT aber wegen der Hygroskopie auch Wasser, welches durch Unachtsamkeiten bei der Montage oder durch undichte Dichtichtungen in das Bremssystem gelangen kann. Nicht chemisch gebundenes Wasser im Bremssystem würde schon bei 100° Celsius verdampfen und zum Ausfall der Bremsanlage führen (Druckpunktverlust). Das bessere Medium für hoch beanspruchte Bremsen ist ganz sicher DOT, dafür ist der Umgang mit der giftigen Flüssigkeit nicht ganz unproblematisch.

In der FMVSS 116 (Federal Motor Vehicle Safety Standard) der USA sind Prüfvorschriften für Bremsflüssigkeiten festgelegt. Zu prüfen sind demnach unter anderem der Trockensiedepunkt, der Nasssiedepunkt und die Viskosität, um die Brauchbarkeit einer Bremsflüssigkeit beurteilen zu können. Das Department of Transportation (DOT) hat anhand dieser Prüfkriterien drei Gruppen eingeteilt: DOT 3, DOT 4 und DOT 5. Die Werte für DOT 3 und 4 waren für konventionelle Bremsflüssigkeiten auf Polyglykoletherbasis vorgesehen, die Werte für DOT 5 für Bremsflüssigkeiten auf Silikonölbasis. Mittlerweile gibt es konventionelle Flüssigkeiten, welche die Werte der DOT 5 erfüllen. Diese wurden eine Zeitlang als DOT 4plus im Handel geführt. Heute tragen diese Flüssigkeiten die Bezeichnung DOT 5.1. Hier ist Vorsicht geboten: DOT 5 ist nicht kompatibel mit DOT 5.1 oder DOT 4, findet sich aber auch kaum im normalen Handel. Um Verwechslungen auszuschließen sind Flüssigkeiten nach DOT 5 blau eingefärbt, die konventionellen Bremsflüssigkeiten auf Glykoletherbasis (DOT 3, DOT 4 und DOT 5.1) sind gelb.

Umbauen einer Bremse von Mineralöl auf DOT dürfte schwierig werden, wie Netbiker ausgeführt hat. Der bessere Weg wäre wohl eine richtige (sprich DOT) Bremse zu kaufen. So als Ostergeschenk oder so...
 
Netbiker schrieb:
Stimmt nicht!
Magura's Royal Blood liegt bei 230°C.;)
Info ist gesichert, da direkt von Magura-Technikabteilung!


Auch der Siedepunkt von DOT5.1 stimmt nur bedingt. 270°C ist der Trockensiedepunkt. Der effekive Siedepunkt liegt tiefer, je mehr Wasser die Bremsflüssigkeit gebunden hat. Aber immernoch viel höher als das ungebundene Wasser in der Mineralölbremse.
 
KLT schrieb:
...
das ungebundene Wasser in der Mineralölbremse.
Kann denn einer der Experten erklären, wie das Wasser da hinein gelangt?
Denn Mineralöl ist ja nicht hygroskopisch, demzufolge sollte sich nach meiner laienhaften Vorstellung kein Wasser im Öl ansammeln.
 
Zum Umgang mit Bremsflüssigkeit ein Vergleich:
- Hayes-Bremse an meinem BigHit: 3 Saisons gefahren, nie entlüftet, nach wie vor harter Druckpunkt.
- Magura Marta am Racer: 1 Saison, vo/hi jeweils mind. 3x entlüftet, jeweils nach langen Abfahrten oder längerem Nichtgebrauch Luft im System.

Da die DOT-Bremse also weitgehend wartungsfrei funktioniert, greift auch das Argument gefährliche Bremsflüssigkeit nur bedingt.
 
hi,

wenn deine bremse nicht für bremsflüssigkeit ausgerichtet ist dann sag ich hier mal FINGER WEG. du tust weder dir noch deiner bremse einen gefallen. kauf dir einfach wenn du probleme mit deiner hast eine andere bremse mit bremsflüssigkeit.

es wird immer leute geben die mit dem einen oder anderen system besser zurecht kommen. ich bin bereits auch mehrere bremsen typen gefahren udn bin bei forumula mit bremsflüssigkeit hängen geblieben. bei meinen maguras musste ich auch immer wieder neu entlüften da das mineralöl eben wasser zieht, das verdunstet und wird dann logischerweise zu luftblasen.

also lass bitte das herumdoktern mit bremsflüssigkeit in eine mineralölausgerichtete disc.


coffee
 
Martin M schrieb:
Kann denn einer der Experten erklären, wie das Wasser da hinein gelangt?
Denn Mineralöl ist ja nicht hygroskopisch, demzufolge sollte sich nach meiner laienhaften Vorstellung kein Wasser im Öl ansammeln.

Im Öl kann sich kein Wasser ansammeln, aber im System. Geber- und Nehmerkolben sind bewegte Teile, welche mit gleitenden Dichtungen gedichtet sind. Gleitende Dichtungen sind aber nie 100%ig dicht. Vor allem der Geberkolben transportiert mit jedem Hub eine geringe Menge Feuchtigkeit in das Hydrauliksystem. Je nach Umgebung mehr oder weniger. Bei hiesigen Verhältnissen eher mehr :( . Im weiteren nehmen Bremsschläuche Feuchtigkeit auf und geben diese unter dem Einfluss von Temperaturschwankungen wieder ab. Nach aussen sowie innen.
 
KLT schrieb:
...
Vor allem der Geberkolben transportiert mit jedem Hub eine geringe Menge Feuchtigkeit in das Hydrauliksystem.
...
Im weiteren nehmen Bremsschläuche Feuchtigkeit auf und geben diese unter dem Einfluss von Temperaturschwankungen wieder ab. Nach aussen sowie innen.
Der von dir o.a. Link ist wirklich sehr informativ, und auch durchaus allgemeinverständlich.
Und widerspricht Deinen Ausführungen in beiden Punkten.
 
Martin M schrieb:
Der von dir o.a. Link ist wirklich sehr informativ, und auch durchaus allgemeinverständlich.
Und widerspricht Deinen Ausführungen in beiden Punkten.

Widersprechen wohl nicht. Vielmehr sind die von mir aufgeführten Punkte zum Eindringen von Feuchtigkeit als Ergänzung zu den von ATE aufgelisteten Punkten zu verstehen. Die Aufzählung von möglichen Stellen an denen Feuchtigkeit in ein Bremssystem eindringen kann, liesse sich noch erweitern. Z.B. Schlauchverschraubungen oder Dichtungen der Nehmerkolben oder unvorsichtiges Handling beim Öffnen des Bremssystems. Aus den Homepages von Mobil, Lucas, Motorex, Shell undundund liesse sich zu diesem Thema eine ellenlange Liste erstellen. Es spielt aber keine Rolle wo die Feuchtigkeit eindringt. Eine Stelle genügt und die Bremse macht Probs.
 
das ist eine sehr schöne zusammenfassung die du da gepostet hast :daumen:

vielleicht sollte man zu dem wasserproblem noch erwähnen:
das ist mit sicherheit bei KFZ bremsen ein grösseres problem, da dort mit dickeren und längeren leitungen, T-stücken und wasnichalles gearbeitet wird, und die witterungseinflüsse z.b. bei einer autobremse auch deutlich heftiger ausfallen...
ich würd mir deswegen also keinen kopf machen - aber trotzdem: wenn eine bike bremse LUFT ziehen kann, kann sie theoretisch auch wasser ziehen, oder?

Ist es nicht so, dass DOT 5 kein Wasser aufnimmt?
wie oben schon erwähnt: DOT 5 ist silikonbasiert und somit wieder NICHT mit den glykolbasierten "kompatibel". das zeug wurde für rennbremsen entwickelt, wo die wasserproblematik wegen laufender wartung nicht auftritt.
ist für fahrradbremsen uninteressant (denn da gibts ja mineralöl) und darf -wieder wegen den dichtungen- nicht in DOT3/4/5.1 bremsen eingefüllt werden.
 
Umstellung wie schon erwähnt wohl nicht realisierbar. Hab beides, muß beides regelmäßig entlüften und von daher ist der größte Vorteil von DOT5.1 der Preis, naja und die Verfügbarkeit. Wieviel Magura (und Shimano) für dieses "Royal Blood" in Apotheker Größe uns aus der Tasche zieht, ist echt ne Frechheit :mad:
 
eosfan schrieb:
Warum befüllen eigentlich die Hersteller von LKWs, Autos und Motorrädern ihre Bremsanlagen nicht mit Bremsflüssigkeit auf Mineralölbasis sondern mit 'klassischer' Bremsflüssigkeit?
Billiger, weltweit verfügbar.
Zudem müßte man bei einer eventuellen Umstellung dann 2-gleisig fahren: einerseits für die alten Autos DOT bereitstellen, andererseits Mineralöl billig & überall verfügbar machen.
Ein unzumutbarer logistischer Aufwand!;)
 
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