Unerwartet bin ich im
Konjuh in einer vergleichsweise touristisch erschlossenen Gegend.
Mir kamen am Morgen, als ich früh weiterfuhr, Wanderer in einer Gruppe entgegen - das hatte ich hier bis dahin noch nicht erlebt.
Dieses alt-jugoslawische Hotel mit wenig Betrieb hat mir gefallen, außerdem gab es dort den ersten Kaffee des Tages.
Es folgen direkt nach dem Hotel bestens zur Übernachtung geeignete Hütten in mehrfacher Ausführung! Trinkwasser ist auch nicht weit.
Plötzlich wird die Landschaft für wenige hundert Meter industriell dreckig, in der Nähe ist ein großes Kohlekraftwerk.
Mein Track leitet mich alsbald weg von der Straße auf einen Pfad, der zu einem als MTB-Route ausgewiesenen Forstweg führt.
Durch stärker verdichtetes Umland erreiche ich die Industriestadt Tuzla, die wohl nicht den besten Ruf hat. Jedenfalls wurde ich mehr als ein Mal gefragt, was ich in Tuzla wollte, wenn ich die Stadt als nächstes Ziel genannt habe. Für mich war Tuzla aber ganz angenehm, gutes Eis gab es gleich neben dem typischen Markt, der hier ziemlich zentral liegt.
Der auf Palatschinken (Eierkuchen, Naleśniki, Crépes, ...) spezialisierte Gastronomiebetrieb war gut geeignet, um das Fon aufzuladen, wieder ins Internet zu kommen (meine lokales Mobilfunkpaket war schon nach 7 statt den bezahlten 15 Tagen zu Ende) und natürlich zu essen und zu trinken.
Warum es die regionale Sitte verlangt, Kekskrümel auf die Palatschinken zu streuen, weiß ich nicht, irgendwie überflüssig...
Von Tuzla aus geht es nochmals in die Höhe, aber nur auf ca. 700m, und auf Asphalt. Ab dann mit kleinen, abnehmenden Ausnahmen im Bereich weniger zehner Höhenmeter ging es stetig bergab.
Am Straßenrand immer wieder Zeugen des vergangenen Krieges.
Beeindruckend war immer wieder die Vielzahl an kleinen Lebewesen, die einem begegnen, v.a. Schmetterlinge und auch dieser Kollege (er kam sicher über die Straße).
Bäuerliche Flachlandarchitektur.
In Brčko, Rad frisch geputzt.
Hinter Brčko (Stadt mit Sonderstatus) kam ich dann wieder in die Republika Srpska. Die Serbien- und Rußland-Freundschaft wird hier öffentlich gezeigt.
Flaches Flachland, dagegen sind die meisten Teile von Brandenburg geradezu bergig.
Da ich meinem Plan um einen Tag voraus war, machte ich noch einen Umweg über Šamac, eine kleine Stadt an der Sava. Die in der Karte verzeichnete Fähre nach Kroatien existiert nur theoretisch.
Dafür gibt es eine kostenfreie Zeltwiese mit Wasseranschluß, inklusive Dusche, und einer bereits geöffneten Bierbar.
Die Sava und damit die Grenze nach Kroatien überquerte ich dann mit Hilfe der Straßen- und Eisenbahnbrücke. Topfeben geht weiter Richtung Vinkovci. Vor einem Dorfbäcker kam es zu hohem Radaufkommen.
Der Bahnhof von Vinkovci ist großzügig gebaut, ab hier geht es nach einer Übernachtung in der Stadt zurück.
Der D-Zug von Vinkovci über Zagreb und Ljubljana nach Villach ist in der zweiten Klasse noch ohne Klimaanlage und geschlossenes WC-System (Nutzung im Bahnhofsbereich verboten!) aber mit bequemen Sitzen und Platz für einige Fahrräder in zwei umgebauten ehemaligen Abteilen.
Die Weiterfahrt am folgenden Tag hat dann aus verschiedenen Gründen noch deutlich länger als geplant gedauert, war mir aber egal.