21.06. 19:40 Bärentrail beim Casa Nischiuarch, 700m
Vom Teerpass Sella Carnizza pistle ich mich leicht rechts ansteigend noch ein wenig in die einsamen julianischen Voralpenberge hinein.
Ziel für heute: Das Bivacco Nischiuarch. Innendrin bestens eingerichtet, ein Haufen Holz hinter der Hütt'n, in der Küche warten ein Dutzend Gewürze auf den Chefkoch. Nur eines fehlt:
So viel ich auch anderweitig rumsuche und am Brunnen irgendwelche Schalter drücke, es will einfach KEIN WASSER aus dem Boden sprudeln. Das ist jetzt relativ blöd, hab nämlich erstens nix mehr und zweitens fetten Durst.
Hilft nix, dann fahr ich halt weiter. Fünfhundert Tiefenmeter unter mir gurgeln der Rio Uccea und der Rio Bianco durch respektablen Schluchten, da muss es Wasser geben. Dann trail ich eben noch runter. Ist zwar schon halb acht, aber immerhin ist heute der längste Tag des Jahres: gutes Timing für einen unbekannten Gutenabendtrail.
Oben ist noch Flow und Licht, ...
... doch bald schon wird's finster und laubig und ein bisserl gruslig. Glaube in Slovenien rennt ein ganzer Haufen dämmerungsaktiver Bären durch die Wälder, ein paar habens sicher die zwei Kilometer in meinen italienischen Niemandslandgrenzwald geschafft. HEY BEAR, GO AWAY BEAR!
Mein experimentelles Wegerl ist zum Glück größtenteils ein Flowwunder und bis auf ein paar kleingemeine Gegenanstiege komme ich schnell voran. Hauptsache die Bärenfamilie wartet nicht hinter der nächsten Highspeedflowkurve auf ihr Abendessen.
Gegen halb neun erreiche ich die leicht gruselnde und absolut verlassene Siedlung "Uccea"...
... und gleich darauf einen Campingspot mit Wellness-Whirlpool und Trinkwasserspender in einem. Ich hüpf gleich rein und sauf den halben Rio Uccea leer... war ein ziemlich schwitziges und durstiges und am Ende noch ungewollt spannendes Tagesfinish heute. Jetzt noch schnell zwei mitgebrachte Capricciosa-Ecken von heute Mittag, dann ab auf die Matte. Habe fertig.