Tirol, Dolomiten, Pustertal, Vierschach, Toblach, Innichen

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Hallo allerseits,

ich komme gerade aus dem Bikeurlaub, den ich in den Dolomiten im Pustertal / Tirol verbracht habe.
Besonders beeindruckt haben mich die Guides vor Ort und die vielfältigen Möglichkeiten, die man mit dem Bike in der Gegend hat. In diesem Thread wollte ich mal meine Reiseeindrücke schildern und Links
und Tips geben.

Mehr in Kürze,

Trailsauger


PS: Hier schon mal ein Kartentip: die Locals haben sehr die 3D-MTB Karten von Tappeiner
gelobt, fast jeder Trail drin, Touren mit Höhenprofil etc. etc.

MTB-Karte Sexten und Pragser Dolomiten
ISBN: 978-88-7073-821-6
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum Pustertal,

wir haben uns mit der Family für einen Urlaub in den Bergen entschieden, aber es sollte was für die ganze Familie sein, Wander, Spaß für die Kinder und Biken für den Papa :winken: und nach einigem Suchen entschieden wir uns für's Pustertal. Anfahrt mit dem Auto läßt sich gut bewältigen, auch wenn einige Strecken in Österreich und Italien Mautpflichtig sind (z.B. Brennerpass).


Ausflugsziele für die Familie gibt's zu Hauf : Sommerrodelbahn und Funpark auf dem Haunold bei Innichen, Mt. Elmo mit Bergrestaurant und Streichelzoo von Vierschach und Sexten aus, Toblacher See mit Hochseilgarten und Tretbootfahren,
B-Toblacher-See-IMG_4822.JPG

zahlreiche Schaumanufakturen wo man beim Käse, Marmelademachen etc. zuschauen kann und jede Menge Erlebnisspielplätze. Im Tall werden die Ortschaften durchRad- und Fusswege verbunden, so dass man auch die eine oder andere Flachlandetappe mit der ganzen Familie machen kann. Durch's Tal gibt es auch eine Bahnstrecke, so dass man z.B. per Bahn nach Toblach fahren kann, und dann das Pustertal gemütlich in Richtung Winnebach rollen kann. Brunnen mit Quellwasser sorgen für Erfrischung und Spaß bei den Kindern.
http://www.vinschgauerbahn.it/de/555.asp

Attraktion für Biker (Marathonracer) ist der Dolomiti Superbike, der jedes Jahr tausende Biker anlockt (2015 waren es 5500)
und mit zwei Strecken ~60 und ~120 km jede Menge Höhenmeter zu bieten hat.
http://www.dolomitisuperbike.com/
Das Revier hat so ziemlich alles zu Bieten, das Tal liegt bei 1200-1400m üNN und die Berge reichen bis über 2500m, so dass
jeder Racer auf seine Kosten kommt, aber auch die Tourer und Trailfahrer jede Menge Möglichkeiten haben. In direkter Näher liegt der
Naturpark Drei Zinnen, der selbst aber nur bedingt mit dem Bike "erfahren" werden kann.


Ich habe in der Urlaubszeit vier geführte Touren gemacht, organisisert von Dolomiti Mountain Sports, die Biketouren, eine Bikeschool, Wanderungen (z.B. auch Kräuterwanderungen) und einen Kidsclub anbieten :
http://www.dolomiti-ms.com/index.php/de/


Touren und Kurse kosten hier ca. 20 bis 60 Euro, ggf. incl. Liftkarten (siehe unten). Es besteht die Möglichkeit Leihräder zu organisieren, Verpflegung und
ausreichend zu Trinken sollte man mitbringen, Dinge wie Lampen und Schoner etc. können Euch die Guides nötigenfalls leihen.
Startpunkt ist die "Punka" in Vierschach, auch mit dem Rad gut von Innichen, Sexten oder Toblach zu erreichen (auch per Zug, siehe oben),
bei Bedarf holen Euch die Guides aber auch mit der Tour in den nahegelegenene Ortschaften ab.
http://www.s-dolomiten.com/de/bergbahnen-skigebiet/skiregion/punka-vierschach-service-center.html
Fast jeden Tag in der Woche werden Touren angeboten, aber die Guides richten sich bei der Planung auch gerne nach Eueren Wünschen.



Warum geführte Touren ?

Wenn man ein Bike hat, kommt man ja gut überall hin, es gibt GPS und sehr gute Karten, Tourenvorschläge in jedem Magazin ... warum
also Geld für geführte Touren ausgeben ? Ich habe mich dafür entschieden und jeder mag das anders sehen, aber das hier waren für mich
die auschlaggebenden Gründe:

- Der Guide kennte die Gegend wie seine Westentasche und hat ein sehr gutes Gefühl für seine Gäste. Er kann genau enschätzen, wieviel Höhenmeter er mir noch zumuten kann, welcher Trail für mich noch fahrbar ist und welche Strecke am meisten Spass macht - Steigung bolzen, Downhill knallen oder Panorama genießen. So wird jede Tour individuell angepasst und keinem vergeht der Spaß durch nerviges Verfahren, grenzwertige Erschöpfung oder unfreiwilliges absteigen mit Kniebremse im Schotter.

- Die Guides vermitteln viel mehr als nur Technik und Ortskenntnis. Auf den langen Uphills und in den Pausen auf der Alm hat man viel Zeit, sich mit den Locals zu unterhalten und man lernt viel Über Land und Leute, das nicht im Reiseführer steht. Von "was ist das da für eine Pflanze ?!?" über "mit welchen Bremsen hast Du hier eigendlich die besten Erfahrungen" oder "wie heißt nochmal der Berg, auf den wir gerade strampeln" bis hin zu "wie ist das eigendlich, lernen die Kinder hier schon im 1. Schljahr Deutsch und Italienisch ...".

Gast : "Was ist das denn für ein großes Tier ???"
Guide : "Ein Bär ..."
Tier : "Mmmmmmuuuuuuh !"


- In der Gruppe knüpft man Kontakte, lernt neue Leute kennen und hat Spaß zusammen, ein Punkt der mir am Biken immer besonders gefallen hat. Diesmal
waren es z.B. drei Norweger, die für den Superbike gekommen waren. Zusammen haben wir die Giro Tour gefahren, ein echtes Erlebniss (s. unten) und
nun ziehe ich auch Norwegen mal für einen Bikeurlaub in Betracht :cool:.

Unten findet Ihr ein paar kurze Eindrücke von meinen Touren mit Dolomiti-MS, der Silvesteralm/Markinkele, Plätzwiese/Strudelkopf, Giro-Tour und
Helm/Nachtfahrt.

Ich hoffe, Ihr habt viel Spaß beim Lesen :daumen:
 
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Die erste Tour fürhre von Toblach aus ins Silvestertal bis auf die Silvesteralm und nach einer Einkehr dann weiter bis auf den Marchinkele.
Insgesamt kamen ca. 45 km und 1400 hm zusammen. Start war gegen neun Uhr Morgens, am frühen Nachmittag waren wir wieder
an der Punka.

Von Toblach aus rollt man umgeben von Nadelwald entspannt auf breiten Schotterwegen in Richtung Nord-Ost ins Silvestertal.
Hier kommt man schon von 1300 auf 1800m, aber die Strecke ist nicht sehr technisch und auch nicht steil. Dafür wird man immer wieder mit
traumhaften Aussichten ins Tal belohnt und am Ende winkt ein kühles Getränk auf der Sivesteralmhütte. Hier muss man sich den Weg ein kurzes Stück
durch die Kühe bahnen, die seelenruhig auf der Alm grasen und im Chor die Glocken klingen lassen ...

Nachdem ich beschlossen hatte, dass meine Beine noch gut sind, ging's weiter rauf zum Marchinkele auf 2550m. Wie bei allen Touren gilt,
je nachdem was die Tourteilnehmer fahren wollen, wie sie sich fühlen und wie weit es noch ist, können die Guides die Touren so modifizieren, dass jeder
auf seine Kosten kommt.
Der weitere Weg war dann schon etwas mehr Ackerei, da der Pfad weiter oben recht steil wird und auch teils ziemlich ausgewaschen ist. Hier ist auf die Dauer auch die Technik gefragt. Dafür ist der Ausblick spektakulär. Nebenbei bemerkt - hier auf der Spitze kreuzt man auch den legendäre Stoneman-Trail, ein Leckerbissen für alle, die es extrem lieben :
http://www.stoneman.it/de/content/stoneman-dolomiti
http://www.mtb-news.de/forum/t/stoneman-trail-erfahrungen-und-tipps.660791/


So, wenn man dann ein paar Stunden nur Bergauf gefahren ist, kommt die Belohnung - ein langer, rauher Trail bergab. Mein Guide Gerry hatte
sich einen Leckerbissen abseits der breiten Schotterwege ausgesucht. An einem kleinen Schmelzwassersee ging's auf einem Stufigen Singletrail
bis zur Silvesteralm zurück (das Bild zeigt den harmlosen Teil des Trail ... 8-) ).
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Hier hatte ich Zeit, meine Technik in steilen Spitzkehren zu verbessern und zu lernen, dass auch manche 180er Scheibe
schnell an ihre Grenzen kommt o_O. Das Tolle daran - der Guide gibt Tipps und Hinweise, was man noch besser machen kann,
welche Stellen knifflig sind und wo es was zu sehen gibt.

Von der Silvesteralm folgt dann die Abfahrt in Richtung Vierschach zurück, überwiegend breite Schotterwege - auch mein Guide Gerry
meinte an der einen oder anderen Stelle, dass durch das Schottern von viel bewanderten Wegen oft der Charakter eines Trails dahin ist.
Andererseits lassen sich immer wieder kleine Trails abseits der Wege finden, so dass auch der Trip in den "grünen Tunnel" nicht zu kurz kommt :daumen:

Auf jeden Fall eine super Tour, die neben Höhenmetern und Ausblick auch einiges an Trail-Leckerbissen zu bieten hat.
 
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Das richtige Equipment in den Bergen ?

Schon bei der ersten Tour war mit einiges aufgefallen - da ich gerne schraube und über Equipment philosophiere habe ich mir mal die Bikes
der Locals und Guides angeschaut. Im Gegensatz zu mir altem Wochenendfahrer mit 1000 km pro Jahr sitzten die Jungs fast das ganze Jahr
im Sattel und haben mehr Erfahrung als die meisten Leute die ich so fragen kann.

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Bilder von Dolomiti-MS, http://www.dolomiti-ms.com/index.php/de/galerie?id=106855369650653

Die Guides, die ich kennengelernt habe fahren alle typische All-Mountain Bikes, man findet fast keine 11 kg race fullys, verständlich wenn
Preis/Leistrungsverhältnis und Haltbarkeit eine Rolle spielen. Besonders wichtig - der Boden ist felsig und die Trails eher staubig, dichtel Nadelwadteppiche
und feine Erde eher selten, daher stehen dickere Reifen mit viel Volumen hoch im Kurs. Gerad auf dem typischen Schotter sind race-Reifen wie
ein Furious Fred nicht wirklich empfehlenswert.
Andere Details die mir aufgefallen sind - Bremsen vorne 203, hinten 180 scheint eine beliebte Combo zu sein, wenn fast genausoviel hm wie km gefahren werden. Auf dem felsigen Boden sieht man oft einen Bashring an den Bikes, lohnt sich wohl, wenn man zur etwas härteren Gangart im Gelände neigt.

Was mich überascht hat, nur weniger der Guides und Locals scheinen tatsächlich Klickies zu fahren. Vermutlich weil die technischen Strecken extrems steil sein können und man schnell mal rauf und runter muss, wo man praktisch nicht mehr stehen kann. Ich bin eingefleischter Klickie Fahrer und hatte an sich keine Probleme, denke aber nach, auch mal eine andere Variante auszuprobieren.

Was die Ausrüstung angeht, bin ich mit meinem 15l Daypack mit Trinkblase (aka "Presswurst") belächelt worden, nach ein paar km habe ich verstanden warum ....
Die Guides sind mit 25l Rucksäcken unterwegs, denn als Guide ist man besser für alles gewappnet. Allerdings hat es einige Vorteile, wenn man etwas mehr Platz hat. In den Dolomiten kann es schnell mal einen "kleinen Spritz" geben (Übersetzung des Redakteurs: anhaltendes Gewitter mit starken Böen, das alle Tourteilnehmer bis auf die Knochen durchweicht). Also hat man besser eine Regenjacke. Arm/Beinlinge sollten auch dabei sein, genauso wie eine Weste (Buff ?) und eventuell auch ein Wechseltrikot. Ersatzschläuche vielleicht doch besser zwei als einen (der Guide nimmt auch immer welche in Euerer Größe mit !). Die Jungs vor Ort fuhren eher Schläuche als Tubeless - bei nachfragen wurdem mir Storries von aufgeschlitzten Reifen erzählt, da hilft auch mehr Dichtmilch nicht viel :ka:
Und einen Satz Schoner kann man auch getrost mitnehmen, ich hatte das Glück, dass der Guide mir welche geliehen hat - Ihr seht schon, auf ein Deuter Transalp mit 25l wird bequem voll.

Ja, ja, ich weiss, mancher hat auf dem Transalp weniger dabei, aber wer auf der Tour keine bösen Überaschungen erleben will, rüstet sich besser vorher.
Und Ihr merkt ja schon, ich bin kein Gewichtsfetischist, sonst wäre so manches Accessoire, das ich hier anbiete ein absolutes No-Go :dope:

Soviel zu den wirren Gedanken eines Schraubers beim Anblick von echten Vielfahrern und Bergziegen :daumen:
Weiter geht's zu nächsten Tourbeschreibung !
 
Toblach - Höhlensteintal - Plätzwiese - Strudelkopf

Die zweite Tour, die ich mit Dolomiti-MS gemacht habe, ging von Toblach aus durchs Höhlensteintal am Toblacher See vorbei in Richtung Schluderbach und von
dort aus auf die Plätzwiese. Nach einer kurzen Pause dort fühlten sich alle noch fit genug, den Anstieg auf den Strudelkopf in Angriff zu nehmen. Insgesamt
waren es am Ende 65 km und 1200 hm auf meinem Tacho.

Der Weg von Toblach aus durchs Höhlensteintal verläuft überwiegend flach auf wenig Asphalt und viel Schotter. Das ausgezeichnete Wegesystem
ist ideal auch für Tourenfahrer, prinzipiell kann man bis nach Conrtina d'Ampezzo durchfahren. Man passiert den Toblacher See, der sehr idyllisch zwischen
schroffen Bergen gelegen zur Rast einläd, und anschließend den Dürrensee.

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Vorsicht vor den großen, gefährlichen Tieren, die es hier immer wieder gibt. Wer Milch mag, kann hier auch seine Trinkblase vollmelken :lol:


Der Aufstieg auf die Plätzwiese ist mäßig steil, meist auf Schotterwegen im Wald. So ist der Unterschied von 1400 auf 2000 m gut zu schaffen.
Die Plätzwiese ist eine wunderschön gelegene Alm, auf der im Winter auch eine Höhenloipe angelegt ist. Breite Schotterwege gehen hier langsam
in steinige Trails über und eine große Almhütte bietet alles, was der hungrige Wanderer so begehrt.

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Von dort aus geht es in Richtung Strudelkopf. Für die letzen paar km und 300 hm empfiehlt es sich, nicht gerade in der Stoßzeit dort zu sein. In der Nähe der Plätzwiese gibt es einen Parkplatz, der von Brückele aus angefahren wird, so dass sich auf den Trails dort manchmal sogar Grüppchen in FlipFlops antreffen lassen. Dieses letzte Stück hat's in sich, teils sehr zerklüftet, Steigungen, in denen man permanent gegen ein steigendes Vorderrad kämpfen muss und
ausgewaschene Trails. Das kostet nicht nur reichlich Körner, sondern fordert auch die Technik - aber der Weg lohnt sich.

Wenn viele Wanderer unterwegs sind ist vor allem eins gefragt, die Trail-Etikette. Dazu schreibe ich weiter unten nochmal was, da ich festgestellt habe,
dass die Guides, die auch viel als Wanderer unterwegs sind, sich besonders vorbildlich verhalten, wenn es um das friedliche Miteinander von Wanderern und Biker geht - da habe ich noch einiges dazugelernt :bier:.


Während man sich den Weg rauf zum Strudelkopf quält, fragt man sich die ganze Zeit, warum gerade hier doch schon etwas mehr los ist, und was
an dieser Spitze so spizte ist. Die Antwort auf diese Fragen erhält man erst buchstäblich auf den letzten 10 Metern :
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der Strudelkopf liegt direkt gegenüber dem Naturpark drei Zinnen. Von hier aus hat man einen unverstellten Blick gen Osten auf die drei Zinnen.
Der Rest des Panoramas ist ebenso spektakulär wie die drei Zinnen selbst.

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Am Gipfel haben wir uns nett mit einem Wanderer (nach dem Akzent wohl aus Berlin - gruß an alle Berliner !!) unterhalten.
Der war am Vortag an den drei Zinnen wandern gewesen und ließ sich nun von unserem Guide erklären, welchen Teil des
Massivs man von hier aus sehen kann. Nachdem er uns nochmal gesagt hat, wie toll er es findet, dass sich
manche sogar mit dem Bike auf die Gipfel schinden, gingen wie unserer Wege, es gab ja noch eine lange, flowige Abfahrt zur Plätzwiese.

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Bilder mit Dank an Alessandro von Dolomiti-MS !!

Danach ging es über Serpentinen wieder Bergab, praktisch die selbe Strecke wie hoch zur Plätzwiese, allerdings kannten die Jungs von Dolomiti-MS
manchen Trail ab der breiten Wege, die abwechslungsreiche "Abkürzungen" boten :daumen:
Auf der Rückfahrt durch das Höhlensteintal hat uns dann doch ein "kleiner Spritz" erwischt, aber bei Temperaturen gut über 30 Grad waren wir
genauso schnell wieder trocken, wie wir nass geworden sind.
Zu Hause habe ich dann gemerkt, dass ich auf der Halbtagstour meine 3l Trinkblase komplett leer getrunken habe, was ich an sich selten tue.
Auch hier gilt - niemals unterschätzen, wieviel Wasser man unterwegs braucht, für mich war das immer der Grund gegen Trinkflaschen und eine -lieber etwas größere - Trinkblase gewesen :D
 
Die dritte und vorletzte Tour, dich ich mit Dolomiti-MS gemacht habe, ist die Giro Bike Tour. In der Sextener Gegend ist das ein
Begriff. Für Fahrer, die gerne die Aussicht genießen, das Rad mal rollen lassen aber nicht so höhenmeterwütig sind, ist
ist diese Tour genau das richtige.

Okay, damit Ihr wisst, worum es geht :
  • knapp 50 km Strecke
  • knapp 400 hm raufstrampeln
  • knapp 3500 hm bergab !
  • 4 Berge und 5 Lifte
Man kann also fast jedes Panorama der Gegend bewundern und kommt einmal durch das ganze Gebiet und läßt die ganze Zeit praktisch nur
das Rad laufen.

http://www.s-dolomiten.com/de/bergbahnen-skigebiet/bergsommer/giro-bike-tour.html

Das ganze fängt damit an, dass man die Liftkarte kauft, die die Eintrittskarte für die ganze Tour ist. Dann geht es mit der Helm-Bahn
auf die Bergsatition am Helm und vor dort aus runter richtung Innichen.

Diese Tour geht nur mit Guides - nur diese dürfen mit Gästen die Gondeln mit Rädern besteigen. Da der Bike Tourismus im Pustertal noch im Aufbau ist, sind die
Bergbahnen noch nicht so ausgefuchst wie in einer Gegend mit Downhill-Park. In die kleinen 6er Gondeln geht jeweils eine Person mit Rad, bei einem 29er wird es schon mal ein bisschen knapp ;), aber die Guides sind immer mit helfender Hand zur stelle :
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der 4er Sessel mit dem Bike musste bei uns ohne Passagiere fahren, also erstmal einsteigen, der Guide pack die Räder auf den Lift und kommt dann nach.
Nur in der neuen Vier Zinnen Bahn und der großen Gondel von Sexten auf den Helm was alles kein Problem, hier ist viel Platz.

In Innichen angekommen, wird gleich der nächste Berg in Angriff genommen - mit dem 4er Sessel geht es auf den Haunold, wo man nochmals einen herrlichen Ausblick genießen kann. Nach der Abfahrt führt der Weg durchs Tal bis zum Lift auf die Rotwandwiesen.
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Wir sind dann auf der Rotwandwiesenhütte eingekehrt und haben eine Kleinigkeit gegessen - meine Empfehlung: der Kaiserschmarrn auf den Hütten
ist grandios :cooking:.

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Auf dem Weg zur Hütte muss man so manche Wiese mit den ladestypischen "Bären" überqueren. Achtet mal auf die Glocken, manchmal stehen auch Namen drauf !

Von der Rotwand aus folgt die Abfahrt nach Sexten zurück und gegenüber geht's gleich in die neue Drei Zinnen Bahn, von der aus man den entsprechenden Blick auf die drei Zinnen hat. Hier kommt man beim Stiergarten an.
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Hier noch ein Panorama - ehrlich gesagt habe ich auf der Tour so viele Panoramabilder gemacht, dass ich schon gar nicht mehr weiss, welches welches war ....

Dann wieder die Abfahrt richtung Sexten zur großen Gondel auf den Helm, den Ausgangsberg der Giro-Tour. Hier kann es sein, dass man mal eine Pause einlegen muss, da die Gondel im Sommer nicht regelmäßig fährt, sondern nur, wenn sich genug Leute finden. Zeit für ein Eis !

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In den Dolomiten finden sich noch zahlreiche Spuren des 1. und 2. Weltkriegs und die Tiroler pfegen Ihre Geschichte. Dieses Anwesen ist
im 1. Weltkrieg zerstört worden und steht seitdem als Denkmal. Einer der vielen Brunnen hilft bei leerem Wasservorrat.

Vor dort aus die Abfahrt nach Vierschach zurück und zum Ende der Tour, die wenig Spuren in den Waden aber viele Bilder im Kopf
hinterläßt.

Ist die Giro Tour eine Downhill und Enduro Tour ? Würde ich nicht sagen, es sind einge km auf Schotter und auch Asphalt dabei, so dass
die 200mm Federwegs Fraktion vielleicht enttäuscht wäre. Allerdings bauen die Guides für Enduristen gerne viele Stücke ein, die jedem
biker das Herz höher schlagen lassen, so dass die Tour extrem abwechslungsreich ist.

Ist die Giro Tour eine kleine Panoramarunde ? Wenn Ihr keine Fahrtechnik-Freaks seid, dann stellen sich die Guides gerne darauf ein. Aber
auch hier gilt - es gibt manche technischen Streckenabschnitte zu meistern, und wer bergab nicht ganz sicher ist, der wird vielleicht an der einen oder
anderen Stelle ein bisschen fluchen :mad:.

Wer die Gegend vielleicht am Anfang des Urlaubs kennenlernen will und vielleicht nicht gleich fit für 1500 hm ist, für den ist diese Tour genau das Richtige.
Und - so oder so - in jedem Fall ein echtes Erlebnis !
 
Hier ein paar Dinge, die ich oben schon erwähnt habe ....

natürlich sind in den Dolomiten auch viele Wanderer unterwegs, und ob ein Ausflug auf dem Bike zum Genuss wird, hängt auch davon
ab, wie sich die Begegnung mit anderen gestaltet, die auch Ihr Naturerlebnis genießen wollen. Mich hat die klare Ansicht der Guides
aus dem Pustertal hier begeistert und auch darin bestätigt, wie man auf dem Trail miteinander umgehen sollte.

Zunächst mal zum langweiligen und schulmeisterlichen Teil :spinner:.... diese Tipps für die "Trail Etiquette" finden sich fast überall,
(DIMB Trail Rules - gucks Du http://www.adfc.de/ausruestung/regeln-fuer-mountainbiker)
sie werden in MTB-Vereinen groß geschrieben, sind meist auch auf Karten oder in Broschüren zu finden. Ich komme gerade
aus den Rocky Mountains zurück, uns selbst da findet man die Hinweise auf den Infos der Bikeparks ...

1) Seid nett zu Eueren Mitmenschen :D
in der Praxis heisst das: Rücksicht nehmen. Grüßen und auch mal ein freundliches Wort gehört auch auf dem Trail
zum Miteinander. Manchmal vergessen wir, dass wir alle zum Spaß unterwegs sind, und dieser Spaß wird größer, wenn
wir ihn teilen.

2) Wanderer, Pferde, Hunde etc. haben Vorfahrt. :wink:
Denkt an auch Euere eigene Sicherheit - fahrt immer so, dass Ihr Euer Bike unter Kontrolle habt. Seid Euch auch
im Klaren darüber, wie Ihr als Oma mit 80 reagieren würdet, wenn ein Biker mit 20 fünf meter vor Euch im Soppie
zum Stehen kommt. Kleine Übung - stellt Euch vor, Ihr reitet auf so einem riesen Gaul, der durchgeht, weil er vor
einem MtBler scheut, der gerade mit einem 2 meter Drop vor Ihm gelandet ist. Vorausschauend fahren ist der Trick,
dann sind auch Stoppies, Drops und Sprünge kein Problem. Mein Tipp - macht doch einfach mal einen "langweiligen"
Wanderausflug in Euer Revier und schaut Euch die Trails mal zu Fuß an (Flasche Bier ist erlaubt, wenn es Euch zu langweilig wird :bier:).
Danach sieht so mancher Biker die Wanderer-Welt mit anderen Augen ....
(das kennt jeder Biker, der auch mal mit dem Auto unterwegs ist :mad: "scheiß Radfahrer, die schauen weder Rechts noch Links ....")

3) Schont die Natur :anbet:
Bremsen mit blockierenden Rädern ist nicht immer optimal und auch meistens nicht cool. Hier gilt die alte goldene Regel
(Kant läßt grüßen...) fragt Euch, wie der Wald oder der Trail aussehen würden, wenn 200 Biker genau das gleiche machen würden.
Furche statt Waldboden ? Müllhalde statt Wiese ? Bikepark statt Naherholungsgebiet ?

und denkt dran, dass auch Euere Ausrüstung wichtig ist, um gut anzukommen. Ich finde die Idee des "ride self-sustained" gut,
man sollte also immer so unterwegs sein, dass man nicht auf Andere angewiesen ist. Egal ob es um Schoner, Essen, Trinken oder
erste Hilfe geht. Ich kann gar nicht glauben, wieviele Artikel und Videos es gibt in denen es um die wichtigsten Dinge auf der Tour geht
- und jedes Mal fehlt die erste Hilfe Tasche ..... :confused:


Warum schreibe ich das zum 1000sten und auch noch hier im Forum ? Nun, in den Dolomiten hatte ich zwei Situationen, die mir gezeigt haben,
wie sehr die Guides das verinnerlicht haben und wie wichtig diese einfachen Regeln sind ...

Auf der Strudelkopf Tour zeigte mir Alessandro von Dolomiti-ms einige technische Singletrails ab der breiten Wege, von flowigen Trails,
engen Serpentinen bishin zu stufigen Steinpfaden alles dabei. Zwischendurch meinte er nur kurz "probier mal, nicht zu viel die Räder zu blockieren,
am Ende sind's dann immer Biker gewesen und wir müssen uns einschränken ..."
Man denkt erst "na gut, einmal kurz gedriftet ..." aber - siehe oben - wenn das alle machen, sprießen irgendwann die "biken verboten" Schilder nur
so aus dem Boden ....

Bei der Giro Tour erzhälte ein Guide, dass er mal mit einem Kollegen schimpfen muss, der kurz vor uns unterwegs gewesen ist. Was war passiert ?
Alle Wanderer und Spaziergänger die wir trafen, sprangen schell zur Seite und machen uns Platz - ich fand das ausgesprochen nett, mein Guide
fing sich an zu wundern.
Er meinte dann nur "wenn die ganzen Wanderer sich vor uns in Sicherheit bringen, dann ist die Gruppe vor uns eindeutig zu schnell
an denen vorbeigerauscht ..."
So sollte man nicht miteinander umgehen. Ist zwar toll, wenn ich schnell fahren kann und ein cooler Biker bin, aber wenn ich
auf dem Trail Wanderen begegne, sollte ich mich nicht so verhalten, dass Mütter nicht ängstlich ihre Kinder an sich drücken ...
Auch wenn genug Platz ist - lieber einen Gang runterschalten, freundlich grüßen und es krachen lassen, wenn kein anderer dafür in die Büsche springen muss.

So, nun aber zum nächsten Highlight des Urlaubs - ein Nightride vom Helm mit Technik-Training auf dem Gipfel bei Sonnenuntergang ...

Hier schon mal eine kleine Impression von Dolomiti-MS

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So, sorry für die langen Pausen zwischendurch, bin momentan mal wieder viel unterwegs, und die Ferien sind leider auch vorbei ;-)

Hier die letzte Tour, die ich mit Gerry von Dolomiti-MS in Vierschach gemacht habe - für mich die Krönung der Touren in den Dolomiten.

Wir haben uns gegen 16.30 an der Helm-Talsation getroffen und mein Guide packt für mich Schoner und Lampe
ein. Heute werden nicht viele hm raufgestrampelt, vielleicht 400, aber dafür geht es etwas mehr bergab. Mit der letzten Gondel
fahren wir rauf zum Helm.
Hier ist der Trubel des Tages vorbei, die letzten Wanderer machen sich talwärts auf den Weg und an der
Bergstation wird es still. Von der Bergstation oberhalb von Vierschach fahren wir in Richtung Hahnspielhütte. Hier hat man Gelegenheit,
auch mal Handy oder Lampe aufzuladen, währen man die umliegenden Gipfel erkundet.

Von der Hanhspielhütte fahren wir rüber zur Silianer Hütte. Auf dem Weg kann man sich dann mit dem Vorderrad in Österreich und dem Hinterrad in Italien
aufstellen, die Grenze läuft dann praktisch durchs Bike :D, eine echte Grenzerfahrung.
Die Wege hier oben gehen von breiten Schotterpisten in steinige Singletrails über, ein Traum zu fahren, zu dieser Zeit praktisch ungestörter Biker-Flow.
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Wir fahren zurück nach Italien und nehmen den Trail, der rauf zur Gipfelhütte des Mt. Elmo (Helm) führt. Hier war früher die Grenzstation, nun steht die Hütte leer. Der Weg ist sehr steinig und grenzwertig steil, aber wir haben es nicht eilig. An einigen Stellen bleiben wir stehen, schauen uns die beste Linie an
und probieren über die schwierigen Stellen raufzukommen. Für Gerry kein Problem - ich muss manches mal aufgeben. Aber mit den Tipps vom
Profi verliert so manche Stufe im steilen Uphill den Schrecken.

Von hier oben hat man einen herrlichen Blick über das Tal, in den Ruinen eines alten Bunkers spielen die Murmeltiere ...

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Nein, sorry, auf diesem Bild sind keine Murmeltiere zu sehen ...

Nachdem wir die Aussicht genossen haben und Gerry mir noch ein paar Dinge zur Gegend erzählt hat, geht es wieder Runter in Richtung Hahnspielhütte.
Diesmal über den "Heimatsteig", einen felsigen Wanderweg, der teils mit Holzgeländern gesäumt ist, damit weniger geübte Wanderer im Steilen und zerklüfteten Terrain nicht stürzen.

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Hey Leute - dieses Bild zeigt den Einstieg in den Trail, der im Vergleich zum Rest völlig harmlos ist .... ;)
(Bild - Dolomiti-MS https://www.youtube.com/watch?v=_MF-wvdeu8U#t=21 )


Hier habe ich jetzt eine satte Technik-Trainingseinheit genossen - immer wieder steigen wir ab, Gerry zeigt mir die "fiesen Stellen"
und gibt mir Tipps, wie ich drüberkokmme. Mittlerweile wünsche ich mir einen Bashguard, meist hängt das Kettenblatt kurz überm
Felsen und der Hintern komplett auf dem Hinterrad. Enge Kehren mit Stufen, mehrere hohe Stufen hintereinander und ein durcheinander
von großen Felsen und sehr lockerem Schotter. Für jeden, der es gerne technisch liebt, ein Leckerbissen. Ich nehme mir für zu Hause
vor, mehr Zeit auf meinem Trial-Bike zu verbringen :daumen:

Dann kehren wir in der Hahnspielhütte zum Abendessen ein. Mittlerweile ist es gegen halb acht.
Gerry erzählt mir, dass die Hütte hier in der Gegend für das gute Essen bekannt ist. Nach einem Gulasch mit Knödel kann ich das nur
bestätigen - Hauptgerichte, Salate etc. alles frisch gemacht und super lecker ! Die Wirtin spendiert noch einen Schnaps, die Stimmung ist
super und wir sind neben ein paar Wanderern, die die Nacht wohl hier oben verbringen werden, die einzigen Gäste.

Gegen neun stehen wir wieder am Trail, die Sonne geht langsam dem Horizont entgegen, wir haben die Helmlampen aufgesetzt
und sehen uns das Spektakel an - alle 5 Minuten sehen die Berge ringsum völlig anders aus, Schatten wandern, die Farben gehen ineinander
über von grün ins braune ins graue.

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Dann geht es von der Bergstation wieder in Richtung Vierschach. Es ist mittlerweile stockdunkel, die Welt reduziert sich auf den Kegel
der Stirnlampe. Teils fahren die die Dolomiti-Superbike Strecke, teils kleine Trails als Abkürzungen durch die Serpentinen, teils versteckte felsige Singletrails
die mein Guide wohl auch im Schlaf finden würde. Ich merke schnell, dass es stimmt, was Gerry mir gesagt hat - mit Lampe im Dunkeln wählt man eine
ganz andere Linie, man fokussiert auf den Trail, der Rest der Welt verschwindet. Und noch was merke ich - 1200 Lumen sind ausreichend Licht und
auf einem Nightride kommen einem 40 km/h wie ein ICE in der Nacht vor :cool:.

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Auch hier wieder viel technisches Terrain, mein Guide hat wohl gemerkt, wieviel Spaß mit das Balancieren über schwierige Trails macht.
Die letzten Meter sind dann lockeres Laufen lassen auf breiten Wegen und zum Schluß auch etwas Teerstraße.
Dann tauchen wir wieder in Raum und Zeit ein und finden uns in Vierschach, wo die Tour begonnen hat.


Also wenn ich Euch nur einen Tipp für die Sextner Dolomiten geben sollte, dann wäre es diese Nachttour.


Ich freue mich über Euer Feedback, jeder Post ist willkommen :bier:

Happy Trails,
Euer Trailsauger
 
Danke für die interessanten Berichte. Wir waren auch vor kurzem für zehn Tage in Innichen (Biken und Wandern) und es hat uns sehr gut gefallen. Das Hochpustertal ist wirklich zu empfehlen.

Gruß
Tobias
 
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