Der durchaus unverhalten gemeinte Spott bezog sich im wesentlichen auf die vermeintliche Gewissheit
Ob ich die Speichen nun mit einem Gegenstand anklopfe oder mit dem Tensio messe. Beim letzteren habe ich wenigstens Gewissheit.
Erstmal sollte man zur Versachlichung zwei Prüfvorgänge trennen.
Die Absolutwertmessung, also welche tatsächliche (mittlere) Spannung haben die Speichen tatsächlich ist tatsächlich schwierig, da ist ein kalibriertes (Danke an geronet für die Korrektur

) tatsächlich ein, vor allem für den Profi, wo's schnell gehen muss, und regelmässige Kalibrierung lohnt, ein probates Mittel. Für den Amateur gibts andere. Ich bin ziemlich zuversichtlich, daß mein Bastelzugmaschinchen aus Dachbalkenrest und einer digitalen Fischwaage vollkommen ausreichend genau ist, die halbe Stunde um für ein neues/anderes Speichenfabrikat einzulitern ist mir bei den paar Sätzen im Jahr egal. Das entspricht übrigens prinzipiell ziemlich genau dem Zugmaschinchen, daß Du zum Kalibrieren des Tensis beschreibst. Damit habe ich nicht nur ein Tensiometer, sondern auch ein Normal für jede x-beliebige Speiche.
An dem Punkt ist meine einzige Kritik an der Benutzung eines Tensiometers, daß man sich der systemimmanenten Schwächen der Übertragungskette vom Normal zur Speiche bewusst sein sollte. Ich halte eine Tonhöhe für weniger fehlerbehaftet, als eine Referenzfeder mit Ableseskala und Umrechnungstabelle, aber das lassen wir mal dahingestellt. Daß eine handelsüblich Waage mit einigermassen passendem Bereich (z.b. 150-200kg) heutzutage halbwegs genau sein sollte ist wohl keine Diskussion wert.
Bzgl. der Relativwertmessung, also dem Vergleich der Spannungen einzelner Speichen auf einer Seite (nicht links/rechts) kann ich immer noch nicht glauben, daß da irgendjemand flotter und genauer etwas sinnvolles mit einem Tensi als mit den Ohren hinbekommt. (Ich hoffe, Felix hat in dem Kontext auch nicht die Relativ- sondern die Absolutmessung gemeint, was die "subjektiven Ohren" angeht)
Machen wir uns nichts vor, um was geht es denn überhaupt? Ein Laufrad ist keine Harfe, das soll rundlaufen, und nicht in Dur oder Moll gestimmt sein. Das real verfügbare Material ist begrenzt homogen über den Radumfang, zuförderst die
Felgen. Ich hatte bislang noch kein Rad in Händen, das gleichzeitig rund lief und, je Seite, unter einem Halbton/10% Abweichung in der Spannung hatte, egal ob die Felge geschweißt, gestiftet oder Carbon war. Vielleicht benutze ich zu schandelige Komponenten, aber das Prinzip bleibt. Was erreiche ich also mit einer Relativmessung? Ich werde über Aussreisser auf mögliche Schwächen aufmerksam gemacht. Vielleicht habe ich noch nicht richtig abgedrückt, die Felge hat ein echtes Problem oder ich habe versehentlich eine! falsche Speiche aus dem Regal gefischt.
Den Unterschied zwischen einem Halbton Abstand (satt ok) und z.B. einer Quart (eher nicht) sollte eigentlich jeder hören, der unfallfrei "Alle meine Entchen" vom Schneewalzer unterscheiden kann.
Wenn das Rad rundläuft und die Speichen machen sowohl Plink als auch Pluk, kann ich eh von vorn anfangen.
Mir gehts also weniger um die Messmethode allein, als darum, daß keine wirklich taugt, wenn man nicht weiß, was man tut. Ein Tensiometer ist keine gleissende Fackel im Dunkel der Ahnungslosigkeit.
P.S.: Der Fairness halber muss ich zugeben, daß ich noch amtlich bestätigtes Resthörvermögen habe, andererseits mit reinem "Reinlangen", also dem Drücken der Speichen mit den Fingern nicht mal bei einer Record-HR-Nabe links von rechts sicher feststellen würde. Was das Gefühl mit den Fingern angeht, ist meine Genauigkeit also eher schlechter als 50%.
P.P.S: Weshalb ich der Geschichte mit dem Hören trotzdem anhänge, hat auch den Grund, daß damit eine regelmässige Kontrolle auf noch nicht sichtbare Schäden über die Nutzungsdauer für (fast) jeden problemlos möglich ist.