Was mir nicht ganz einleuchtet oder ich etwas einseitig finde, ist die Argumentation bezüglich der ungünstigen Radhebungskurve einer Teleskopgabel und der Lenkwinkel-Aufsteilung beim Einfedern.
Klar, wenn ich abrupt bremse ohne mich nach hinten zu lehnen oder wenn mich im steilen Gelände auf den Lenker plumpsen lasse, taucht die Gabel ein und wird steiler. Das ist dann ungünstig. OK, auch wenn ich flach lande, stehen die Rohre nicht im idealen Winkel. So lange die Bremse offen ist, kann sie ja trotzdem einigermaßen einfedern, wenn auch die Buchsen dann natürlich verkantet werden.
Aber beim normalen Fahren ist doch die Hauptaufgabe der Gabel das Schlucken von Unebenheiten, so dass der Hauptrahmen möglichst stabil in seiner Lage bleibt. Dafür ist doch die lineare Radhebungskurve schräg nach hinten (fast) ideal*, weil das der Kraftrichtung beim Kontakt mit einem Hindernis entspricht. Beim Hinterbau versucht man ja auch immer wieder, mit High Pivot-Kinematiken ein ähnliches Verhalten zu erreichen. Außerdem verändern sich gerade dann Lenkverhalten und Nachlauf gar nicht!
Es sollte zumindest erwähnt werden, dass dieser wichtige Punkt bei einer Teleskopgabel günstig ist.
Bei einer Parallelogrammgabel kommen ggf. Vorteile hinzu: Bremsnicken zu kompensieren, ist bestimmt wertvoll. Außerdem kann die Radhebungskurve in Grenzen designt werden - allerdings ist eine lineare wiederum nicht mehr möglich! Vorteil oder Nachteil? Und das Verkanten der Buchsen entfällt; hier tauscht man Buchsenreibung und -lebensdauer gegen Lagerreibung und -lebensdauer... Vorteil oder Nachteil?
Ich würde mir wünschen, dass solche Gabeln lange genug Erfolg auf dem Markt haben, bis man nach einigen Evolutionsstufen klarer sieht, ob der Aufwand sich lohnt. Es gibt ja noch andere Fragen, z.B. die Skalierbarkeit des Konzepts bezüglich unterschiedlichem Federweg.
Aber ehrlich gesagt würde ich mir jetzt auch nicht Hals über Kopf eine Trust kaufen...
Fußnote:
*)
Ken Sasaki wies darauf hin, dass die ideale Radhebungskurve situationsabhängig unterschiedlich wäre. Beim Überrollen von Hindernissen wäre eine Kurve von schräg nach hinten zu senkrecht nach oben ideal. Dies würde dann für eine Gelenk-Kinematik sprechen.