Ein Vorfrühlingswochenendausflug nach Feldberg
Rückblickend war es es vielleicht das einzige Wochenende in den ersten drei Monaten des Jahres 2013 wo man einen Hauch Frühling hier und da bereits ganz vorsichtig erahnen konnte. Die Wetteraussichten für das erste Märzwochenende waren ausgezeichnet und neben strahlendem Sonnenschein versprachen die Wettergötter sogar Temperaturen von über 0°C im Tagesverlauf.
Natürlich wollte ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und beschloss, dem Hotel "Altes Zollhaus" in Feldberg und der auf der Webseite verführerisch beworbenen Sauna direkt am Luziner See einen Besuch abzustatten. Leider hatte ich am am Sonnabendmorgen überraschend leichtere Startschwierigkeiten und so fand ich mich nach dem Frühstück um kurz nach 9 anstatt im
Sattel in meinem Bett wieder und der Tourstart verzögerte sich um weitere zweieinhalb Stunden.
Deutlich ausgeschlafener aber nicht weniger gut gelaunt begab ich mich also auf die nördliche Ausfallroute aus der Stadt. Das Reisetempo wählte ich allerdings mehr als moderat, so wie es sich halt nach einer dreimonatigen Radpause empfiehlt. Genießen, entspannen, abschalten und die Gedanken schweifen lasse war das Ziel dieser Tour.
Oranienburg ließ ich vorsichtshalber direkt links liegen und gönnte mir nur kurz von der Ostseite des Lehnitzsee einen Blick auf das gegenüberliegende Ufer. Kurz vor der Schleuse wurde ich mal wieder an längst vergangene Zeiten erinnert. Der Stintgraben war Anfang der 80er Jahre schon einmal im Rahmen des Heimatkundeunterrichts Ziel eines Tagesausfluges.
Am Beispiel des Stintgrabens sollte mir damals verdeutlicht werden wie ein Flussdelta entsteht und welchen Einfluss der Transport von Sedimenten durch einen Fluss auf die Landschaft hat. Erstaunlich, dass das jetzt bereits schon gut 30 Jahre her sein soll... Kinder wie die Zeit vergeht.
Kurz hinter dem Grabowsee bildete ich mir ein, die letzten Reste des Winters schnell noch einmal ablichten zu müssen bevor endgültig der Sommer einzieht. Eine ziemlich grobe Fehleinschätzung wie man heute weiß
Zwei Wochen später kam ich an der gleichen Stelle noch einmal vorbei, also bevor es noch einmal richtig begann zu schneien
Am Vosskanal genoss ich die wärmenden Strahlen der Sonne in vollen Zügen und konnte mir eine kurze Fotopause auch nicht verkneifen.
Wo bin ich? Genau, im Ziegeleimuseum Mildenberg. Wo früher Ziegelsteine verladen wurden überwintern heute Hausboote.
Kurz hinter Dannenwalde ließ es sich nicht mehr leugnen, mir fehlten die zweieinhalb Stunden die ich mir heute Morgen zum ausschlafen gegönnt hatte deutlich. Mein Tagesziel war noch ein gutes Stück entfernt und es würde nicht mehr lange dauern bis die Sonne untergehen würde.
In Himmelpfort war es dann so weit, die Sonne hatte sich verabschiedet und ich hatte den ersten Phantomplatten meiner Radkarriere.
Während ich an dem Cafe mit dem leckeren Apfelkuchen vorbeifuhr zischte es mit einem Mal laut und deutlich hörbar und ich spürte auch wie die Luft im Vorderrad weniger wurde. Ich stoppte sofort und baute das Rad aus aber es war immer noch Luft auf dem
Schlauch. Ungewöhnlich dachte ich mir aber da ich weder ein Loch finden konnte noch ein zischen zu hören war entschied ich mich den
Schlauch wider besseren Wissens einfach wieder einzubauen.
Während ich noch darüber nachdachte, dass das eigentlich totaler Unsinn ist und mich die ganze Zeit fragte wie eigentlich Luft entweichen kann wenn kein Loch im
Schlauch ist baute ich alles wieder zusammen und pumpte den
Schlauch wieder auf.
Ein vorsichtiger Test bestätigte mir, dass der Luftdruck fast schon wieder zum weiterfahren reichte. Gerade als ich wirklich ernsthaft an mir zu zweifeln begann hörte ich das beruhigende Geräusch von austretender Luft.
Bei der Zweitanalyse stellte sich dann heraus, dass das Ventil ausgerissen war. Zum Glück hatte ich am Vorabend noch einen Ersatzschlauch nachgekauft und so beeilte ich mich mit der Reparatur, da es bereits ziemlich dunkel war und ich noch bis Lychen ohne Licht kommen wollte. Da ich nur mit der kleinen Lupine unterwegs war und es bis Feldberg noch ein gutes Stück zu fahren war musste ich ein wenig mit meinen Lichtreserven haushalten.
Auf dem Weg nach Lychen hätte ich in der Dämmerung fast noch einen Waschbären überfahren. Der arme Kerl hatte anscheinend nicht mit mir gerechnet und flüchtete ausgerechnet auf dem Radweg vor mir. Ich verfolgte ihn ein paar hundert Meter bevor er sich nach einer gefühlten Ewigkeit dann beherzt mit einem Sprung ins Unterholz vor mir rettete
In Lychen stattete ich dem Netto noch einen Besuch ab und gönnte mir neben einer Tafel Schokolade noch ein wenig Nachtisch für den Abend. Es war bereits kurz nach 19 Uhr und ich rechnete nicht damit vor 21:00 Uhr Feldberg zu erreichen. Da ich bereits im letzen Winter meine Erfahrungen mit der Versorgungslage in Gaststätten im Niemandsland außerhalb der Sommersaison gesammelt hatte war ich dieses Mal dementsprechend gut auf alles vorbereitet.
In den Wäldern hinter Lychen machte mir dann der Winter wieder klar, dass mit ihm immer noch zu rechnen ist. Schnee und Eisfelder machten das vorankommen auf den Wegen nicht unbedingt leichter. So kam es, dass es bereits halb 10 war als ich endlich das "Alte Zollhaus" erreichte.
Zu meiner Überraschung war es im Hotel verdammt dunkel. Das Schild Betriebsruhe ignorierend fokussierte ich mich auf das hintere Haus in dem Augenscheinlich noch Licht brannte. Schließlich war ich extra aus Berlin angereist um nach einem entspannten Saunagang in den erfrischenden Luzin zu springen.
Ich klingelte und klopfte bis sich im inneren des Hause etwas tat und der überraschte Wirt erklärte mir anschließend, dass sein Hotel im Moment geschlossen ist und die Sauna sowieso gerade umgebaut wird. Er meinte ich sollte es doch mal in Feldberg versuchen, da gibt es noch ein paar Hotels wo ich auf jeden Fall unterkommen sollte.
Begeistert war ich darüber natürlich nicht aber ich hatte auch keine Lust mehr über etwas zu diskutieren was ich eh nicht mehr ändern konnte und zugegebenermaßen war es auch schon ziemlich spät. So landete ich im Seehotel Feldberg wo ich die Nacht verbrachte.
Die Küche hatte auch nach mehrfachen Nachfragen bereits seit zwei Stunden geschlossen und würde auch nichts essbares im Angebot haben wie mir glaubhaft versichert wurde. Zeit für mich den Survivaljoker aus dem Rucksack zu ziehen und sich aufs Zimmer zurückzuziehen. Hungrig musste ich an diesem Abend jedenfalls nicht ins Bett gehen
Der nächste Morgen präsentierte sich für meinen Geschmack leider noch etwas zu grau. Ein wenig mehr Sonne und blauer Himmel hätte der Gegend und mir sehr gut getan. Da es noch früh am Tage war verließ ich Feldberg in Richtung Norden und mein nächstes Ziel war der Reiherberg bzw. der Reinhard Barby Höhenweg.
Schon wieder dieses weiße Zeug *grummel* und es sollte noch schlimmer kommen. Welcher Mensch braucht eigentlich Schnee im Frühling? ... zumal auch noch im Flachland wo es so etwas normalerweise nicht mal im Winter gibt? Wie wäre es denn stattdessen mal mit etwas mehr Sonne zur Abwechslung?
Tief verschneite Trails auf dem Höhenweg...
Ich will mir gar nicht ausmalen wie das dort wohl letztes Wochenende ausgesehen hat.
Am nördlichsten Punkt meiner Tour, dem Lichtenberger Badestrand, traf ich auf seltsame aber sehr nette Menschen. Es handelte sich um sogenannte Eisbader. Menschen die bei Eiseskälte in Seen baden gehen und sich gerade an einem Feuerchen vom letzten Badegang aufwärmten. Wie es der Zufall wollte ergab sich ein Gespräch und die Kollegen waren überrascht von mir zu hören, dass ich heute noch bis Berlin fahren wollte. Man bot mir an stattdessen doch mit ins Wasser zu kommen was ich natürlich dankend ablehnte
Zum Abschluss wurde ich ausgerechnet von den Eismenschen noch gefragt, ob es nicht ein wenig kalt ist zu dieser Jahreszeit ohne Handschuhe Rad zu fahren. Diese Frage konnte ich nur milde lächelnd mit dem Kommentar beantworten, dass es auch nicht kälter ist als bei den aktuellen Temperaturen im See schwimmen zu gehen. Die Lacher hatte ich damit jedenfalls auf meiner Seite und nachdem ich den angebotenen Glühwein ebenfalls dankend ablehnte wünschte man mir eine gute Fahrt. Es waren jedenfalls sehr angenehme Menschend diese Eisbader...
Am Ostufer des Breiten Luzin führte mich ein einsamer Ufertrail wieder zurück in Richtung Feldberg und auch die Sonne ließ nicht mehr länger auf sich warten
Betriebsferien im "Alten Zollhaus"
Für den Rückweg wählte ich erneut einen Ufertrail, dieses Mal am Schmalen Luzin. Es lag förmlich so etwas wie Frühling in der Luft. Die nächsten Wochen werden sicher mit zu den schönsten Wochen des Jahres zählen. Freut euch drauf, es wird traumhaft
Ich genoss jeden Moment in denen ich die wärmenden Strahlen der Sonne spürte in vollen Zügen und nach einer gefühlten Ewigkeit erreicht ich dann das Hans Fallada Dorf Carwitz. Zu meinem Glück war ich zu diesem Zeitpunkt anscheinend der einzige Gast im Dorf.
Da der Winter den Norden, zumindest Stellenweise, noch fest im Griff hatte durfte der obligatorische Eistest natürlich nicht fehlen. Fazit der Winter fetzt und das Eis hält mich sogar mit Rucksack aus
Inzwischen hatte ich mich so richtig eingetrödelt und die Zeit lief mir langsam aber sicher davon. Natürlich war das für mich noch lange kein Grund hektisch zu werden oder irgendetwas zu ändern. Zu schön war es allein in dieser wunderbaren Ecke unterwegs zu sein.
Wo sind wir denn jetzt gelandet?
Und erkannt? Genau, es ist der Ufertrail des Krüselinsees. Von dort ging es natürlich direkt weiter zur Kolbatzer Mühle. Wie heißt eigentlich gleich nochmal diese Stelle an der Brücke? Altglienicker Help!
Von der Kolbatzer Mühle ist es nur ein Katzensprung zum Küstriner Bach. Auf der Abfahrt fiel ich überraschend in ein Funkloch, so dass meine gerade aufgebaute Liveschaltung zu Rennschnecke unterbrochen wurde und wir unsere Unterhaltung auf später vertagen mussten. Für mich Grund genug eine kleine Pause einzulegen um mich genüsslich dem zweiten Frühstück hinzugeben.
Es dauerte bis 15 Uhr als ich mich endlich bis nach Lychen durchgebummelt hatte. Es war somit definitiv an der Zeit mal wieder etwas voranzukommen und die Kamera wegzustecken und stattdessen etwas unterbrechungsfreier in die Pedalen zu treten.
Kurz vor Zehdenick war es dann nicht nur an der Zeit für die letzte Pause des Tages, nein, es wurde auch so frisch, dass ich das dringende Bedürfniss verspürte schnell wieder die Handschuhe anzuziehen.
Anschließend plünderte ich den Cateringrucksack und versorgte mich mit warmer Kleidung.
Ich verabschiede mich an dieser Stelle dann schon mal. Vielen Dank fürs begleiten und über den Rest des Heimweges muss man wirklich nicht mehr viele Worte verlieren. Der Spaß war vorbei und es folgte der Pflichtteil