Moinsen,
hier mal mein ein kleiner Bericht zu der Reichmann Tuning Wippe V2:
Setup:
Rahmen: Scott Voltage FR 2011 Rahmengröße S
Federgabel:
RockShox * Boxxer RC 2014 (mittlere Feder)
Dämpfer:
RockShox * Kage RC 2013 (350er Feder)
Ausfallenden: 12mm Steckachse +10mm (long)
Dämpferaufnahme: 241/76mm
Fahrergewicht: 78-80kg
Einstellung an der Wippe: Tiefste Tretlagerposition macht beim 2011er Rahmen eine Tretlagerhöhe von 33,5mm (von Boden bis Mitte Tretlager) und 63,5° Lenkwinkel
Verarbeitungsqualität:
Die Qualität ist über jeden Zweifel erhaben. Man bekommt für sein Geld ein sehr hochwertig gearbeitetes Frästeil. Alle Bohrungen und wie auch die Lagersitze sind massgerecht gefertigt. Die Lager laufen leichtgängig werden also nicht von einem unrunden Sitz verformt. Wirklich top Arbeit und das Geld wert.
Verstellmöglichkeiten:
Durch verschiedene Positionierung des Dämpferaufnahmeblocks und der kreisförmigen Einsetze für den Dämpferbolzen kann man die verschieden Tretlagerhöhen bzw. Lenkwinkel einstellen. Wenn man sich nen kurzen Moment orientiert hat weiß man recht schnell wie, welche Position aufgebaut werden muss.
Erster Eindruck:
Ich fahre derzeit einen
RockShox * Kage RC, mit einer 350er Feder und dem M/M Tune. Mit der Standardwippe war die Feder einen ticken zu hart jedoch nicht soviel das ich eine 300er hätte fahren können, der "sag" lag bei ca. 25%. Man merkt jedoch warum beim Voltage der L/L Tune für
RockShox * Ferderbeine empfohlen wird, da er meiner Meinung ordentlich überdämpft war. Die Zugstufe war da weniger das Problem als die Druckstufe, welche ich komplett offen fahren musste und somit die Einstellmöglichkeit der Druckstufe praktisch weg fiel.
Mit der Reichmann Wippe passt der M/M tune jetzt perfekt. Man kann den Einstellbereich der Druckstufe schön nutzen, von sehr straff für sprunglastige Freeride-Strecken bis sehr "plüschig" für grobe Downhill-Strecken, das gleiche gilt auch für die Zugstufe, von sehr schnell bis stark gedämpft ist alles einstellbar, nix mehr von dem überdämpften Gefühl wie mit der Standardwippe.
Die Federhärte passt jetzt leider gar nicht mehr. Mit der 350er Feder hab ich jetzt 40% "sag" was einfach ne ecke zu viel ist. Ich hab bereits ne 400er Feder bestellt und werde berichten wie es sich dann aussieht.
Das erste Proberollen auf der Straße brachte schon ein kleines "Aha"-Erlebniss, das Heck fühlte sich jetzt deutlich linearer an und das Ansprechverhalten hat sich sich deutlich verbessert. Die Antriebsneutralität des Hinterbaus hat sich nicht verändert. Im Wiegetritt bergauf auf der Straße war dem Hinterbau wie schon bei der Standardwippe nur ein leichtes Wippen zu entlocken. Natürlich ist das Voltage nicht so Antriebsneutral wie ein guter VPP-Hinterbau, jedoch ist es Welten von so mancher Eingelenker Gummikuh entfernt. Der Parkplatztest (Hinterrad von einem Meter auf den Boden fallen lassen) zeigt auch nen Unterschied. Wo woher das Hinterrad noch mehrmals aufsprang, klatscht es nun mit dem einem dumpfen Geräusch zu boden und springt nicht wieder auf.
Erster Test (Bikepark Warstein, Freeride und Downhill):
Ich war erstmal etwas skeptisch weil das extrem tiefe Tretlager im Verbund mit zuviel "sag" schon sehr sehr tief sind. Und die ersten Abfahrten fühlten sich auch noch etwas seltsam an weil sich das Rad durch die Geometrieveränderung schon ganz anders fährt. Jedoch hatte ich tatsächlich über den ganzen Tag gesehen nur ein leichten Aufsetzer an einer Kante auf der Downhillstrecke welche ich einfach zu langsam überfahren habe.
Freeride:
In der Luft hat sich natürlich nix geändert. Das Bike liegt immernoch genauso neutral in der Luft wie vorher und lässt sich leicht beherrschen. Das Voltage vermittelt einem da einfach so viel Sicherheit und verzeiht ungemein viel. Mit etwas mehr Druckstufe sackt der Hinterbau an Absprüngen nicht weg und fährt sich wie gesagt nicht anders wie vorher mit 180mm FW.
Was aber ein unglaublichen Unterschied macht ist niedrigere Tretlagerhöhe. Mit wieviel mehr Speed man Kurvenwechsel mit Anliegern nehmen kann und das Bike dabei so ungemein satt auf der Strecke liegt ist schon krass. Besonders hervorheben muss ich dass das Bike dabei auch total "souverän" bleibt und einem auch als nicht Profi ganz viel Sicherheit und Reserven gibt.
Downhill:
Das man mit dem Voltage sehr gut Freeride fahren kann ist ja bekannt, interessanter sind da die "besseren" Downhilleigenschaften mit der Tuning Wippe. Der Hinterbau hat mit der neuen Wippe seine bockigkeit abgelegt und ist jetzt absolut downhilltauglich. Wo er sich vorher sehr straff angefühlt und gerade auf sehr groben Abschnitten mit dicken Wurzeln und Steinen sehr viele Schläge an den Fahrer weitergegeben hat, merkt man dem Hinterbau seine stärkere linearität deutlich an und fährt sich viel ruhiger und komfortabler. Das Hinterrad bleibt auf der Strecke hat viel mehr Traktion, spricht viel besser auch auf kleinere Schläge an und man kann die Geschwindigkeit deutlich steigern. Wenn man jetzt mal eine gröbere Linie wählt und auf gut deutsch einfach mal drauf hält merkt man dem Hinterbau sein dazu gewonnen Reserven an. Trotz eigentlich zu weicher Feder hab ich keine merkbaren Durchschläge gehabt und trotzdem den Federweg ausgenutzt.
Meine anfängliche Skepsis mit dem sehr tiefen Tretalager hat sich nicht bestätigt. Die Strecke in Warstein hat ein paar Passagen bei denen man trotz großen Wurzeln auch reintreten muss und da bin ich nicht einmal mit dem Pedal aufgesetzt.
Fazit:
Die Reichmann Tuning Wippe macht aus dem Voltage keinen reinrassigen Downhillracer mit dem man über alles drüber bügeln kann ohne viel davon zu merken. Jedoch macht sie das Voltage besser und vielseitiger. Für Freizeitdownhiller wie mich die nicht auf Zeit fahren und spaß an sprunglastigen Freeridestrecken wie auch an groben steilen Downhillstrecken haben ist es mit der Tuningwippe der perfekte Kompromiss. Matthias Reichmann hat mit der Wippe aus einem sehr guten "do it all" Parkbike meiner Meinung nach das perfekte Bikeparkbike gemacht, indem er dem Bike deutlich bessere Downhilleigenschaften verliehen hat, ohne ihm die Freerideeigenschaften zu nehmen.
Gruß
Adam