Ich möchte mich nun auch einmal zu Wort melden, da ich schon mehrere Male stiller Mitleser in diesem Thread gewesen bin, so wie wahrscheinlich tausende andere – dank dem guten Google-Ranking dieses Threads. Ich bin sicher, dass ich mit meinen Geschichten dem/r ein oder anderen "helfen" kann, so wie auch mir Beiträge geholfen haben. Andere Geschichten zu hören und "Leidensgenossen" zu haben, hilft halt einfach.
Ich habe mir bis jetzt zweimal das linke, einmal das rechte Schlüsselbein gebrochen. Alle dreimal beim Snowboarden. Letzteres auch erst kürzlich.
Das erste mal hatte ich links einen stark verschobenen Bruch mit Splitterfragment. Wurde nach einer Ärzteodyssey gottseidank opertiert. Riesige Narbe, aber nicht schlimm. Ist halt immer einmal auf, Platte rein, Knochen & Haut heilen, Platte raus, Haut heilen (und auch der Knochen wieder etwas, aufgrund der Schraubenlöcher). Verheilt ist alles sehr gut, hatte danach keine Beschwerden. Leistung genauso wie vorher. Aber halt recht viel hussle mit den ganzen nicht zu vernachlässigenden Eingriffen.
Das zweite mal ca. 3 Jahre später. Allerdings geringer Impact, nur angebrochen. Paar Wochen Sportpause und dann alles back to normal. Ist jetzt minimal schiefer, aber kaum merklich gewesen.
Das rechte hab ich mir paar Tage vor Weihnachten gebrochen:
Der UKH Arzt meinte "wenn es seines wäre, würde er es nicht operieren". Also Rucksackverband und ruhig stellen. Hämatom war nicht allzuschlimm. Aber generell doch ordentlich durchgebrochen. Leichtes Knirschen und das Gefühl, als würde sich der Bruch verschieben, waren da, sind normal und vergehen! Hab mir dann noch eine andere Meinung eingeholt und er meinte "ja, würde vsl. auch ohne OP verheilen...".
Da meine Mum Physiotherapeutin ist, und ich über Weihnachten dann einfach 10 Tage daheim war, konnte sie mich in ganz speziellen Rückenlagen (Kissentürme auf der Couch) bereits täglich behandeln, in dem sie vor allem die Schulter und Trapezius-muskulatur ausmasiert hat. Diese sind vor allem aufgrund der Schutzwirkung des Körpers und aufgrund des Rucksackverbandes sehr schnell sehr verspannt und schmerzhaft. Zusätzliches Unterarmtraining (zB. mit so Klettererbällen und co) halte ich für sinnvoll, damit man nicht so sehr verkümmert einseitig. Aber kein richtiges Training die ersten zwei Wochen, wenn konservativ behandelt wird, nur Therapie!
Schlafen geht am besten auf einer schiefen Lage auf der anderen Seite / Rücken. Hier helfen Sofapolster oder ähnliche Kontrukte im Bett. Man liegt halb, lehnt sich halt an.
Ich habe den Rucksackverband in den ersten Wochen nur 2-3 mal zum "Duschen" ganz kurz abgenommen. Die Schultern aber nie entspannt. Ich wollte um eine OP herumkommen und so braucht es eben etwas Disziplin, dass der Bruch komplikationslos und ohne Pseudo-Arthrose gut verheilt. Seids nicht eitel und duschen ist wirklich nicht Priorität in den erstenbeiden Wochen. Ich kann mich noch dran erinnern, dass ich nach meinem ersten Bruch direkt mal heiß duschen gegangen bin unter Schmerzen, und sich dann durch die Entspannung der Muskeln mit einem lauten Knall beide Bruchstücke verschoben.

Nicht so geiles Gefühl. Vergesst auch den Struggle mit T-Shirts: Hoodie oder Hemd über den Rucksackverband tuts auch.
Mit der richtigen Physio konnte ich dann nach zwei Wochen starten, also hatte eigentlich nur 4-5 Tage Physiopause. Ich muss auch dazu sagen, dass ich in Österreich gut versichert bin und nun wöchentlich 2-3 mal zur Physio konnte, jeweils eine gute Stunde! In Deutschland ist das sicher nich Usus und mir auch klar, dass das nicht immer geht. Dennoch kann ich den Stellenwert von gscheiter Physio nach so einem Bruch nicht noch mehr unterstreichen. Je besser und intensiver die Physio, und damit auch Aufbautraining, umso schneller und besser ist man wieder "back in the game".
Die ersten Wanderungen waren nach 3 Wochen wieder drin. Vorsichtig Snowboarden war ich bereits nach 6,5 Wochen wieder. Es heißt ja, nach 6 Wochen ist ein Knochen verheilt. Naja. Fest vllt, verheilt sicher nicht. Also wer da ohne Platte drin nochma drauffällt, wird ihn sich ganz flott wieder brechen. Auch (nur im Top-Rope) Klettern in der Halle hab ich nach 7 Wochen wieder probiert, war eher keine so gute Idee. Hat schon noch ordentlich weh getan. Die erste kleine Skitour war nach 8 Wochen dran, und das ging ganz gut, nur ein paar mal musste ich aufgrund der Schulterschmerzen pausieren (bei insgesamt ca. 900hm). Flusssurfen ging nach 10 Wochen wieder (hier braucht man Stützkraft damit man auf dem Flussufer wieder aus dem Wasser kommt).
Generell kann man sagen, dass konservativ nach 6 Wochen das alltägliche Leben sich wieder "normal" anfühlt. Nach 12 Wochen war ich sportlich wieder voll unterwegs. Merken tut mans hier und da noch, aber der Körper verheilt und verheilt und verheilt immer weiter. Klettern war schon sehr früh wieder beschwerdefrei möglich, nur Stützbewegungen (Dips, Liegestütze) sind auch nach knapp 4 Monaten noch net so geil. Hier hilft nur monatelange Physiotherapie und Training, aber das bekommt jeder hin.
Wenns noch Fragen gibt, fragt einfach. Ansonsten wünsch ich euch eine gute Genesung. Das wird wieder, auch ohne OP