Rund um die Cordillera Huayhuash und Cordillera Raura

Chiuchin - Parquin, 18.08.2018

Entfernung 15 km, Bergauf 764 m, Netto Fahrzeit 2:23 h

Da wir Parquin als Sprungbrett über den Abra Chucopampa (4858 m) benötigen, müssen wir heute nicht sehr weit fahren und auch nicht sehr früh aufstehen. 6:30 Uhr ist daher eine gute Zeit für den Wecker. Frühstück gibt es heute auf dem Zimmer, wäre aber nicht unbedingt notwendig, denn die Restaurants, die gestern fürs Abendessen schon alle geschlossen hatten, sind in der Früh schon wieder geöffnet.

Wir machen uns auf den Weg und treffen noch vor den Thermen Pater Wilfredo, der zu Fuß unterwegs ist. Er hat soeben seine morgentliche Anwendung in der Therme genommen.



Die Straße steigt im Tal nur leicht an und lässt sich einigermaßen fahren.



Wir passieren eine Fischzucht und lassen später die Abzweigung nach Jujul rechts liegen.







Picol ist der letzte Talort, in dem wir nochmal Verpflegung einkaufen. Er hat seinen speziellen gemütlichen Charme.













Es gibt gerade einen kleinen Markt, bei dem auch Hühner gehandelt werden.



Der Vollständigkeit halber frage ich noch nach einer Hospedaje; ja, gibt es und liegt an der zentralen Plaza.



Von hier geht es hinauf nach Parquin. Die Straße ist zwar etwas grob, aber nicht unangenehm zu fahren.







Wir gewinnen gleichmäßig Höhe und erreichen gegen 12:15 Uhr den einfachen Ort.



An der Plaza fragen wir nach einem Alojamiento, und werden auf eine junge Dame verwiesen, die uns einen muffig, staubig riechenden Raum im Erdgeschoss direkt am Platz zeigt, ohne Baño und mit drei wenig gepflegt aussehenden Betten. Viel Auswahl haben wir nicht, also nehmen wir ihn.





Ein Junge, der im Ort mit seinem Rad unterwegs ist, ist sehr daran interessiert, meines Probe zu fahren.



Er scheint das schon öfters gemacht zu haben, denn er steuert gezielt eine Bank zum Aufsteigen an und verschwindet nach einer Runde um den Platz in einer Seitenstraße. Seine Runde abschätzend gehe ich ihm entgegen und sehe, dass er das Rad schon einem älteren Freund angeboten hat, der gerade wieder absteigt.



Ich scheuche ihn wieder zur Plaza und beende das Schauspiel nach einer weiteren Runde.



Den Nachmittag vertreiben wir uns mit Spaziergängen im Ort. Es gibt nördlich eine recht aufwändige Aussichtsplattform, von der ich später noch Zeitrafferaufnahmen machen werde.





Die zentrale Straße nach Süden ist recht steil und führt am Friedhof vorbei wieder aus dem Ort hinaus. Dort müssen wir morgen lang.



Tiendas gibt es zwar einige, aber die haben mittags alle geschlossen, so dass wir bis zum Einkauf lange warten müssen. Die Besitzerin des Ladens am zentralen Platz ist sehr gesprächig und erzählt uns die ganze Familiengeschichte. Ihre Nachkommen leben alle in Lima, sie selbst mag die Stadt aber nicht.





Wir kaufen Verpflegung und für heute abend noch zwei Flaschen Pilsen. Wir werden exzessiv darauf hingewiesen, dass sie die leeren Flaschen unbedingt zurück benötigt.

 
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Hallo Guido,
schade das Ihr nicht durch das Minengelände gekommen seit,
ich wollte laut Exif Daten deine Position auf einer Karte ansehen, aber leider sind keine vorhanden.
Hat deine Kamera kein GPs ?
Weiterhin schöne Tour.
Hans

Hallo Hans,
nein hat sie nicht eingebaut. Man kann vom Telefon per WiFi die GPS-Position übertragen, aber das ist mir zu umständlich. Zu Hause synchronisiere ich die Bilder per "darktable" mit dem Track vom Garmin. Das ist praktischer, fürs Forum natürlich zu spät.

Das versperrte Tor ist hier:

https://www.openstreetmap.org/?mlat=-10.78259&mlon=-76.71633#map=17/-10.78259/-76.71633

Gruß
Guido
 
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Parquin - Vichaycocha, 19.08.2018

Entfernung 39,6 km, Bergauf 1340 m, Netto Fahrzeit 5:00 h

Es ist uns eine Freude, der staubigen Behausung möglichst früh zu entfliehen. Der Wecker klingelt daher um 5:15 Uhr. Die Nacht war etwas merkwürdig; das durchgelegene Federrost zwingt mir eine Hängemattenhaltung auf, wenn ich gerade liege. Dieser versuche ich irgendwie durch krummes Liegen zu entgehen. Dann sind da noch diese gelegentlich auftauchenden Nagegeräusche, die ich versuche, zu ignorieren. Karin beruhige ich damit, dass das nur Mäuse sind, die tun nichts. Damit liege ich nicht ganz richtig, wie sich später herausstellen sollte.

Der Wecker klingelt, jetzt könnten wir das Licht an schalten, wenn denn nicht der Strom abgestellt wäre. Mit den Batterieleuchten wirkt der in kräftigem Blau gestrichene Raum gleich doppelt so romantisch. Unsere Vermieterin hatte sich seit der Schlüsselübergabe nicht mehr blicken lassen, auch der Preis für unseren Aufenthalt wurde nicht verhandelt. Ich habe mir überlegt, dass ich einfach 10 Soles da lasse, mehr scheint mir der Service nicht wert zu sein. Das fehlende Baño zwingt uns Toilettengänge am Ortsrand auf, was doch eine arge Komforteinbuße ist.

Um sechs sitzen wir auf den Rädern und schieben bald die steile Straße im Ort den Berg hinauf. Oben kann man dann wieder fahren, bzw. das kommt etwas auf den Standpunkt an. Die Originalbeschreibung der Pikes warnt hier vor der Steilheit des Weges, andere wundern sich, warum die Pikes das hier schreiben, wäre doch normal fahrbar. Die Beurteilung durch Karin und mich fällt ähnlich zwiespältig aus.



Jedenfalls gewinnen wir schnell an Höhe; bei 4000 m können wir feststellen, dass im Ort unten gerade der Sonnenaufgang stattfindet. Unser Hang liegt immer noch im Schatten und damit bei Temperaturen von 3 - 4 °C. Kühe und Pferde sind hier schon unterwegs und weiden weitgehend frei.







Bei 4400 m wird es langsam interessant, der Weg biegt nach links in ein Tal ab und die Berge werden markant bunter. Ein roter Schotterhang liegt rechts oberhalb von uns, der Weg quert diesen und ich meine dort drei Personen ausmachen zu können, die sich wie wir fortbewegen. Sie haben etwa eine halbe Stunde Vorsprung vor uns. Ich frage mich, wo die wohl herkommen, im Ort haben die sicher nicht übernachtet. Auf dem Weg lassen sich Fahrradspuren ausmachen, das Profil geht eher in Richtung Reiserad.



Ab 4500 m muss ich auch gelegentlich schieben, der Weg sieht gar nicht so steil aus, hat es aber in sich. Er scheint deutlich häufiger von Zweirädern genutzt zu werden, als von vierrädrigen Fahrzeugen. Eine schmale Spur ist einigemaßen frei von Geröll. Die Vegetation ändert sich nun auch leicht . Am Wegesrand tauchen gelbgrüne Mooskissen auf, die geschmeidig um Konturen herum wachsen.







Rechts liegt eine Grasfläche, auf der knapp 50 Lamas weiden, es ist spaßig den jungen Tieren beim Herumrennen zuzuschauen.





Die Anwesenheit dieser Tiere hatte sich schon angekündigt, denn der Weg wird an einer windgeschützten Stelle von ihnen offenbar als Nachtlager genutzt und bei der Gelegenheit massiv mit Ausscheidugen (und zwei Skeletten) belegt.





Der Weg wird nun ebener und die Berge nehmen Farben von blassgrün über gelb, ocker und dunkelrot an. Auch eine Kleinversion des Rainbowmountain passieren wir.







Im Hintergrund stehen graue massive Bergspitzen, die mit dem Sonnenlicht und den Wolkenschatten eine kontrastreiche Kulisse gestalten. Die Bewölkung ist zwar ausgeprägt, es ist aber keine Schauerneigung erkennbar. Bei einer kleine Pause packt Karin ihre Brotreserven aus. Eine Tüte ist nicht mehr unversehrt und zwei der Brote sind im sauberen Halbkreis abgebissen. Das werden wohl die Mäuse dieser Nacht gewesen sein.





Am Pass machen wir noch schnell ein paar Beweisfotos, dann geht es wärmer angekleidet die Abfahrt hinunter. Der Wegbelag wird braun, erdig und lässt sich angenehm fahren. Wir passieren einen kleinen Bergsee, der mangels Wasserstand aber keine Spiegelung fürs Foto beitragen kann.





Unterhalb gibt es weitere tolle Talblicke, auch die so kuschelig aussehenden bodennahen Kakteen wachsen hier in großer Menge und warten auf Streicheleinheiten.





Weiter unten kommen wir an einem Weidebereich vorbei, auf dem eine größere Herde Alpakas grast.







Mental sind wir eigentlich schon fast unten, als wir rechts eine gigantische Felswand wahrnehmen, die aus senkrechten Scheiben zu bestehen scheint. In den Alpen würde sich an einem solchen Ort schon eine Auflugshütte befinden.







Die Abfahrt führt weiter auf unseren Übenachtungsort zu, der am Hang vor uns in der Sonne liegt.





Von oben durchfahren wir ihn, um nach einer Hospedaje zu suchen. Der hoch gelegene Stadtplatz ist eine einzige Baustelle, erst unten an der Durchgangsstraße werden wir nach längerem Herumfragen und unter Mithilfe von zwei älteren Damen fündig.



Im Hotel "San Miguel" ist keiner anwesend, aber die andere Alternative, nochmal ein Quarto Privato ohne Baño zu beziehen, reizt uns heute nicht. Gegen vier Uhr erscheinen die Betreiber und wir können ein einfaches Zimmer mit Bad auf dem Flur beziehen (25 Soles).



Dusche und Waschbecken sind noch nicht in Funktion, so dass die Basishygiene wieder mit einem Waschlappen stattfinden muss. Abends werden wir im Haus noch bekocht.
 
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Vichaycocha - Huayllay, 20.08.2018

Entfernung 53 km, Bergauf 1362 m, Netto Fahrzeit 5:57 h

Die Nacht war ruhig in unserem hellhörigen Hotel, aber ich habe immer noch den Geruch der Chemikalie in der Nase, mit der der Holzboden schlampig bearbeitet wurde. Auf Karins Wunsch stehen wir erst um 5:30 Uhr auf. Das könne auch noch ausreichen, Huayllay heute im Hellen zu erreichen. Die Straße dorthin machte gestern einen guten Eindruck und wird offenbar regelmäßig von privat PKW genutzt. Zu viele Kilometer sind es heute auch nicht, allerdings ist eine Menge davon über 4000 m.





Wir starten bei 8 °C im Ort unsere Auffahrt. Es ist zunächst noch windstill, aber das ändert sich, als wir die Abzweigung erreichen, an der wir gestern für unsere Übernachtung ins Tal abgebogen sind. Das schmale Tal, durch das sich die Straße hoch windet, kanalisiert die Luftströmung und die bläst uns leider entgegen. Die Temperatur fällt immer weiter bis auf 5 °C und die sind mit Gegenwind ganz schön frisch. Es dauert, bis die Sonne hinter dem Berg hervor kommt und dann muss sie sich erst durch Wolken kämpfen. In Richtung Küste gibt es kaum Bewölkung dort ist es bestimmt schön warm.





Bei der Auffahrt hält ein Autofahrer an, und fragt, wo wir hin wollen. Er hat einen Kombi und bietet an, uns mitzunehmn. Wir lehnen dankend ab. Ein von oben kommender PKW hält etwas später bei Karin und warnt vor den kalten Temperaturen, es gäbe sogar Schnee. Später bei einer Pause hält ein eher komfortables Allradfahrzeug bei uns; es stellt sich heraus dass die beiden Herren - dialektmäßig Niederländer - von Lima her die Anden queren um nach Oxapampa zu fahren.





Mittlerweile scheint die Sonne und die Temperaturlage entspannt sich etwas, am Tacho läßt sich nun allerdings keine brauchbare Zahl mehr ablesen. Die Sonne heizt alles auf, was sich ihren Strahlen in den Weg stellt.

Bei ca. 4200 m erreichen wir einen ersten Talboden, bei dem die Straße etwas flacher verläuft. Es weiden Kühe und Schafe, an machen Bergflanken kann man Spuren alter Minentätigkeiten erkennen. Die nächste Geländestufe bringt uns auf einen neuen Talboden, der aber optisch noch nichts besonderes her gibt.











An einem kleinen See machen wir Mittagspause; in unmittelbarer Nähe gibt es eine Mine, die rund um einen herausstehenden Berg das rote Gestein abgetragen hat, bzw. noch abträgt.





Die Straße wird hier nochmal breiter, als gäbe es einen großen Bedarf für Gegenverkehr. Die einzigen LKW, die hier unterwegs sind, scheinen aber eher kleinere Viehtransporter zu sein.





Etwas oberhalb davon, es ist jetzt auch nicht mehr weit zum Pass, begegen uns zwei Fahrradfahrer; es sind Patrick und Ratna aus Deutschland. Sie sind zwei Dauerradreisende, die sich schon seit mehreren Jahren zwischen Alaska und Feuerland bewegen. Sie sind von Oyon über Cerro de Pasco nach Huayllay gefahren und wollen nun der Pikes-Route weiter nach Süden folgen. (https://www.facebook.com/hikebiketheworld/). In ihrem Schlepp haben sie noch eine junge Indonesierin und einen zeichnenden Portugiesen, die sie seit dem letzten Aufenthalt in Huaraz begleiten.





Sie berichten, dass sie morgens noch durch Schnee gefahren sind, der dann aber schnell geschmolzen ist, die Straßen waren aber recht matschig. Einen Programmhinweis für uns haben sie noch, vor dem Pass gäbe es einen der Top 20 Aussichtspunkte, die sie bisher kennengelernt haben.



Wir verabschieden uns und wünschen noch eine gute Weiterreise. In der Tat, nur wenig weiter tut sich eine prächtige Aussicht auf. Eine phantastische, grünrote Berglandsschaft, die auch noch von der richtigen Menge an Wolken begleitet wird. Wir schießen von unterschiedlichen Standpunkten Panoramafotos, eines alleine kann die ganze Pracht gar nicht wiedergeben.



Am Pass selbst folgen die üblichen Beweisfotos, danach geht es mit thermisch optimierter Kleidung an die Abfahrt.





Diese führt in ein eher flaches Seengeläden, das gar nicht so richtig zu Peru zu passen scheint. Zudem ist die Vegetation eher grün statt braun.







Wir steuern direkt auf die Laguna Shegue zu, an Ufer entlang zum Ort "Santo Rosario", dessen Äußeres uns wieder davon überzeugt, das wir hier in Peru und nicht im Norden Europas sind.





Die Straße quert rüber zur benachbarten Laguna Huaroncocha, an deren gegenüberliegendem Ufer sich ebenfalls malerisch Berge erheben.



Merkwürdigerweise bin ich bei Internetrecherchen nie auf Abbildungen mit diesen beiden Seen gestoßen, dabei sind sie wunderschön in die Landschaft integriert.



Wir folgen der Straße und stoßen schließlich auf eine Mine, die ihre Schlamm-/Absetzbecken unmittelbar am See hat.



Die Straße selbst führt durch das Minengeläde, ohne dass z.B. Huayllay ausgeschildert wäre.





Es geht nochmal etwas hoch, dann beim Ort La Cruzada haben wir erstmalig einen Blick hinunter zum Bosque de Piedra, dessen Zackenfelsen von weitem schon beeindrucken. Dahinter blicken wir in eine Ebene, die wiederum von weiteren Bergen begrenzt wird.





Wir holpern die Hauptstraße nach Huayllay hinunter und suchen im Ort nach einer gescheiten Bleibe. Am zentralen Platz werden wir schließlich im Hostal Huayllay fündig.



 
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Wieder ein sehr schöner und entspannter Reisebericht. Die Bilder wecken den Wunsch mein Spanisch aufzufrischen und endlich nach Südamerika überzusetzen. :D
 
Hallo Guido,
deinem locker geschriebenen Bericht nach scheint es für Euch ein angenehmer, stressfreier Radurlaub zu sein.
Macht Freude dabei zu sein, rollt gut weiter.
Hans
 
So viele schöne Blicke und stets ein neuer toller Ausblick. Da fällt es schwer ein Bild des Tages zu definieren, kaum entdeckt, taucht noch ein tolles auf.
Das Zimmer mit Bad-noch-nicht-in-Funktion war klasse. Nur nach Zimmer mit Bad fragen ist halt eine ungenaue Definition :D

Dankeschön für die Mitreisemöglichkeit - ist so beeindruckend
 
Wunderschöne Bilder!

Hast du ev. auch die Möglichkeit uns deine Position, bzw. eine Übersicht der gefahrenen Strecke zu zeigen?
Hallo,
die Strecke habe ich ja ganz zu Anfang vorgestellt, davon gibt es bisher nur eine Abweichung. Verfolgung habe ich keine, würde auch nicht funktionieren, da der Telefonempfang sehr große Lücken hat. Jetzt gerade sind wir auf dem Weg nach Cerro de Pasco, nahe dem Junin-See. Hier im platten Nichts gibt es plötzlich Empfang.
Gruß
Guido
 
Huayllay - Canchacucho, 21.08.2018

Entfernung 10 km,
Bergauf 0 m,
Netto Fahrzeit 0:36 h

Nach drei Tagen ohne brauchbares Baño war gestern abend erstmal großes Waschen angesagt. Leider sind auf 4300 m die Trockenbedingungen in unbeheizten Räumen, wir messen 11 °C, nicht ideal. So sind die Radlklamotten nach dem Aufstehen alle noch klamm und kalt. Langsames Aufwärmen und Trocknen im Bett ist daher angesagt. Zeitlich ist das heute kein Problem, denn wir wollen nur ein kurzes Stück runter nach Canchacucho zum Bosque de Piedras bzw. Santuario National Huayllay. Außerdem kann ich so noch den Rückstand beim Reisebericht aufholen, denn hier haben wir Empfang. Das WLAN des Hotels gibt leider viel zu wenig Durchsatz her.



Gegen halb elf ist alles soweit erledigt, dass es raus an die frische Luft gehen kann. Ein Frühstück finden wir um die Ecke, dort bekommen wir an einem kleinen Stand Pan con Huevos, frisch gebratenes Spiegelei im Brötchen. Super lecker.







Unsere Devisenbestände müssen auch mal aufgefrischt werden. Gleich neben dem Hotel gibt es eine Banco de la Nación, dort bekomme ich für meine Kreditkarte leider kein Geld. Es gibt unweit noch einen Bankautomaten, der problemlos ein paar Hunderter ausspuckt. Mit denen gehe ich dann wieder zur Bank, um diese in Zehner und Zwanziger zu wechseln.

Noch ein paar Lebensmittel einkaufen, dann rollen wir runter aus der Stadt und verlassen damit wohl auch mal wieder den Telefonempfang. Auf halber Strecke liegen die Baños Termales La Calera.



Hier schauen wir kurz vorbei; Eintritt kostet 2,50 Soles pro Person, Öffnungszeiten sind 24 h am Tag (soll das stimmen?). Ob wir die nutzen, ist noch nicht klar.



Weiter gehts runter in das kleine Dorf, um erstmal eine gescheite Bleibe zu finden. Es gibt mehrere Angebote, auch ein etwas moderner wirkendes Arrangement mit kleinen separaten, runden aus Naturstein gebauten Appartements, aber da soll alles ausgebucht sein, so die Küchenhilfe.



Wir orientieren uns also zu dem grünen Gebäude in zweiter Reihe, das uns Patrick und Ratna empfohlen haben. Dort bekommen wir ein sauberes Zimmer für 25 Soles, Dusche und WC sind auf dem Gang. Die sehr engagierte Vermieterin erzählt gleich von den radelnden Deutschen mit den Gepäcktaschen, die vor Kurzem hier waren. Wir können bestätigen, dass wir sie getroffen haben.

Wir ziehen uns um und gehen rüber zum Informationszentrum und Eingang in den Park.





Wir registrieren uns mit Name, Reisepassnr. etc. und zahlen die 1 Soles pro Person an Eintritt, eine Karte gibt es kostenlos dazu. Es gibt mehrere Routen, wir wählen den mit drei Stunden angesetzten Rundweg Nummer 1; die Nummer 2 soll auch für das Fahrrad geeignet sein, der kommt dann später dran. Die Dame am Eingang weist uns noch auf ein Zelt hinter dem Gebäude hin, das deutschen Kletterern gehört. Es ist verschlossen und wir können auch niemanden ausmachen, sonst hätten wir natürlich gerne mal guten Tag gesagt.



Allzu intensiv ist die Beschilderung nicht, aber der teilweise eingelaufene Weg erleichtert die Orientierung. Verlaufen tun wir uns nicht. Die Steinformationen sind wirklich spektakulär, das Gelände ist riesig und wir sind quasi alleine unterwegs. Später treffen wir noch drei Peruaner, die mit Hund unsere Runde gehen. Sonst sehen wir niemanden, von weidenden Schafen und Lamas mal abgesehen.



Der Weg ist so angelegt, dass man langsam Höhe gewinnt und damit auch immer mehr Blickweite in die benachbarte Hochebene bekommt, in der sich auch Perus zweitgrößter See, der Junin-See bzw. die Laguna Chinchaycocha befindet.







Zwischendurch gibt es ausgewiesene Figuren, wie die Krone des Königs, einen Mexikaner, Mönche, eine Cobra etc. aber auch die zahllosen namenlosen Steinfiguren sind sehenswert und setzen allerhand Assoziationen frei.









Bei der Mönchsgruppe haben wir einen schönen weiten Blick, der zusammen mit der aktuellen Wolkendynamik eine Zeitraffersequenz attraktiv erscheinen läßt.





Also machen wir eine Stunde Pause, allerdings bewölkt es sich so sehr, dass wir schließlich fröstelnd weiter ziehen. Rund herum können wir Schauer verfolgen, am Ende erwischt uns auch noch einer.







Den sehr locker bebauten Ort durchstreifen wir noch nach Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants. Es gibt einige; ein Café, in das wir uns jetzt gerne zu einem Stück Kuchen niederlassen würden, gibt es leider auch hier nicht. Den Rest des Abends verbringen wir in unserem Zimmer bei 8 °C, mit heißen Kaffees, Tees und Brühen. Ein Gewitter zieht während dessen auch noch vorbei.
 
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Für die Stummfilmliebhaber gibt es auch wieder einen Zeitraffer. Beim Anschauen denkt man leicht, der könnte noch länger dauern, aber es wurde Zeit, dass wir uns weiter bewegt haben.

 
Canchacucho, 22.08.2018

Entfernung 28,5 km,
Bergauf 334 m,
Netto Fahrzeit 3:30 h

Für heute steht die Besichtigungstour "Ruta 2" an. Diese soll zum Radln geeignet sein und hat einige ganz markante Steinfiguren zu bieten. Wir stehen halb sieben auf und machen erstmal heißen Kaffee in unserem 8 °C warmen Zimmer. Die Nacht war unter den drei Wolldecken recht angenehm temperiert, aber sobald man aus den Bett schlüpft, wirds frisch.

Wir fahren vor zum Eingang des Parks und können erkennen, dass die beiden Zeltbewohner beim Packen sind. Tom und Andrea (http://offtoclimb.com/) wollen für zwei Tage in den Djungel nach Oxapampa. Ihr Zelt bleibt solange hier stehen. Die beiden reisen schon rund ein Jahr zum Bouldern um den Globus, am 01.09. geht es aber wieder nach Hause.





Die Radlstrecke durch den Park fängt erstmal harmlos an und ist zunächst noch leicht zu verfolgen. Die betonierten Hinweisschilder sind aber nicht immer optimal positioniert und der Weg als solcher zwischendurch von normalem Grasland nicht unterscheidbar.



Wir halten uns an einen Trampelpfad nahe der Felsen, müssen aber umkehren, als sich auch an strategischen Punkten kein Schild mehr zeigt. Auf der touristischen Karte ist der Weg als mehr oder weniger gerade Hin-/Rückroute eingezeichnet. Wir erleben ihn aber als ovale Runde; außer uns scheint hier niemand unterwegs zu sein.









Als wir schon zu zweifeln beginnen, ob wir überhaupt noch an den bekanntesten Figuren vorbei kommen, taucht auf dem Rückweg schießlich eine nach der anderen auf.

Das Alpaka, unverkennbar:


Der Elephant, auch einwandfrei:






Zum Mittagessen nehmen wir im Ort eine Suppe ein und da sich das Wetter doch noch stabiler zeigt, als befürchtet, fahren wir noch einen Feldweg südlich der Hauptstraße hoch durch die Felsformationen.







An einem Aussichtspunkt mit Blick in die Ebene baue ich die Kamera nochmal für einen Zeitraffer auf.

Zwischendurch bekommen wir Besuch von einer netten Hirtin, die nach ihren Alpakas schauen will. Sie wohnt in einem Haus direkt unterhalb von unserem Aussichtshügel und plaudert in ihrem Spanisch unbeirrt dahin, egal ob wir sie verstehen oder nicht.

In verschiedenen Richtungen entwickeln sich Schauer, aber für uns scheint die Situation nicht akut bedrohlich zu sein, so dass wir nach Ablauf der Zeitrafferphase noch weiter hoch fahren. Der Weg könnte letztendlich in Huayllay herauskommen, aber so weit kommen wir nicht. Wir begegnen noch einer Einheimischen, die mit ihren Hunden unterwegs ist und weiter oben eine Trucha-Zucht unterhält. Sie meint, auf dem Weg käme man nicht nach Huayllay, und da die Wetterlage so langsam bedrohlicher aussieht, drehen wir um und fahren bergab zurück. Nahe unseres Aussichtspunktes donnert es zum ersten mal.



Noch fällt kein nennenswerter Niederschlag, aber als wir den Talboden erreichen, prasseln die ersten Graupelkörner auf uns ein. Wir kürzen nach links über einen Pfad ab; müssen uns aber noch um diverse Weidezäune herum kämpfen, bis wir die Wohnstraße erreichen. Vor unserem Hostal angekommen, sind aus den Graupelkörnern schon Hagelkörner bis ca. 3 mm Größe geworden. Leider ist unsere Vermieterin nicht da, so dass wir unter dem Vordach ausharren müssen (Schlüssel werden keine an die Gäste ausgehändigt).



Nach einer Weile kommt noch ein Motorradfahrer dazu (Gustavo) und sein Sohn. Sie machen eine Motorradreise von Lima aus über 800 km durch das Gebirge. Auch sie müssen warten, bis sie ihr Zimmer beziehen können.

Schließlich kommt Señora Diana aus dem Ort gelaufen und schließt auf. Das Gewitter legt jetzt nochmal richtig zu und lässt die Hagelkörner auf bis zu 1 cm wachsen. Davon liegen dann schließlich 2 cm überall herum. Sieht aus, wie im Winter bei uns.









Auf der Straße müssen die PKW-Fahrer aufpassen, dass sie mit ihren Sommerreifen nicht herunterrutschen. Normalerweise müsste jetzt ein Winterdienst die Straße räumen, aber da tut sich nichts.



Wir gehen noch kurz Einkaufen und treffen auf eine politische Kundgebung. Dieses Jahr sind in Huayllay noch Bürgermeisterwahlen und der Kandidat ist mit einer Schar seiner Anhänger unterwegs, um auf sich aufmerksam zu machen.



Die jungen Leute sind alle gut drauf, es gibt warmes Quinoagetränk und Kracker, wir dürfen bei diversen Gruppenfotos als Attraktion herhalten.
 
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Für die Stummfilmliebhaber gibt es auch wieder einen Zeitraffer. Beim Anschauen denkt man leicht, der könnte noch länger dauern, aber es wurde Zeit, dass wir uns weiter bewegt haben.


Absolut genial deine Bilder und Filme.
Die Wolkenstimmung ist sehr gelungen, vor allen gegen Ende, als es aussieht,
wie wenn jemand mit der Taschenlampe über die Berge leutet.
 
Canchacucho - Cerro de Pasco, 23.08.2018

Entfernung 58 km,
Bergauf 520 m,
Netto Fahrzeit 4:25 h

Die Schlechtwetterwolken von gestern haben sich wieder verzogen und wir können bei schönstem Sonnenschein den Tag beginnen. Der Blick vom Dach des Hauses zeigt, dass nur der Bereich ums Dorf und etwas hinauf in die Skulpturberge von dem Hagelschauer betroffen war.









Unser nächstes Zwischenziel ist Pumpu, eine ehemalige Inkasiedlung, die direkt an der Hochlandschnellstrecke des Camino del Inka liegt. Seinerzeit soll Francisco Pizarro dort gewesen sein, um eine Ladung Gold abzuholen. Wir fahren dazu durch das Grasland Richtung einer Staustufe des Río Mantaro.







Dort halten wir uns am linken Ufer entlang auf wenig genutzten Wegen auf die Ruinen zu. Außer einer großen Menge an Mauerresten lässt sich hier nicht viel ausmachen. Der Besuch von Pizarro scheint also für die Entwicklung des Ortes nicht unbedingt förderlich gewesen zu sein.



Die eigentliche Attraktion ist der teilrestaurierte Ushnu, eine Plattform für Feierlichkeiten.







Statt den direkten Weg von hier nach Cerro de Pasco zu nehmen, machen wir noch einen kleinen Abstecher in Richtung Junin-See, der der zweit größte See Perus ist. Bis zur freien Seefläche werden wir es nicht schaffen, aber bei Pari gibt es eine sehenswerte Kirche, die wir uns anschauen wollen.

Dazu müssen wir zunächst zur Staustufe zurück und dort den Fluss queren. Die Beschilderung weist darauf hin, dass das Betreten nur entsprechendem Personal erlaubt ist, aber alle Türen stehen offen, so nutzen wir die Gelegenheit.



Auf der anderen Seite sind wir rasch bei der Brücke von Upamayo, wo der alte Inka-Weg am Flusslauf entlang nach Süden verläuft.



Wir nutzen die mehr oder weniger ebene Straße mit schönen Blicken auf das unter Naturschutz stehende Feuchtgebiet bis kurz vor Pari. Dort kürzt ein Weg in gerader Linie auf die Kirche ab.











Noch bevor wir diese erreichen, werden wir von zwei jungen Herren heran gewunken und zu einem Trunk eingeladen. Wir sind erst ablehnend, probieren aber dann doch den Schnaps, der geschmacklich an eine hochwertige österreichische Marille erinnert. Aus welcher Frucht der gemacht wurde, verstehen wir nicht so recht. Die beiden bereiten die Fiesta Patronal vor, die Anfang September stattfinden soll. Da soll es auch eine Pachamanca geben, die Steine liegen schon bereit. Es macht natürlich Sinn, die Getränke vorher zu testen.





Wir bedanken uns herzlich für die Kostprobe und machen uns auf zur Kirche aus dem 16. Jahrhuntert. Leider kann man sie nicht von innen besichtigen, da sie verschlossen ist, aber von außen ist sie auch ganz nett.



Unser Weg führt nun zurück zur Brücke über den Río Mantaro und damit zur Straße direkt auf Vicco zu. Diese wird aktuell ausgebaut und es sind einige LKW unterwegs.







In Vicco kaufen wir Nahrungsmittel ein und nähern uns dann auf Asphalt der stark befahrenen PE-3N.

Die Wolken quellen heute nachmittag auch wieder ganz fleißig und bilden an der ein oder anderen Stelle Niederschläge aus.



Für uns sieht das bisher noch so aus, als würden wir von diesen verschont. Hinter Colquijirca endet aber unser Glück und wir kommen in einen Graupelschauer, der sich bis Cerro de Pasco zu einen handfesten Hagelgewitter entwickelt. Die Intensität ist ähnlich zu dem, was wir gestern in Canchacucho erlebt haben, nur diesmal sind wir mitten drin.





Der Verkehr in der Stadt hat seine Probleme mit der Fahrbahnglätte, so dass wir teilweise die Autos überholen können. Wir werden aber selbst auch ordentlich nass und kalt.



In der Innenstadt fragen wir nach einem guten Hotel und landen schließlich im Hotel Plaza, dass etwas altmodisch daher kommt, aber mit heißem Tee, Wärmestrahler auf dem Zimmer, Balkon zur Plaza und großzügigem Raumangebot seine Gäste überzeugen kann. WLAN wird zwar angeboten, der Internetzugang funktioniert aktuell aber nicht.



Größere Bemühungen müssen wir heute für das Trocknen der Radlklamotten unternehmen. Alle potentiellen Möglichkeiten zum Aufhängen im Zimmer werden genutzt. Vor allem die Schuhe, die während der Fahrt von oben mit Hagelkörnern befüllt wurden, werden zusammen mit den Socken und Handschuhen sorgfältig vor dem Heizstrahler positioniert, damit sie bis morgen wieder nutzbar sind.

Nach dem Umziehen drehen wir noch eine kleine Runde durch die benachbarten Gassen. Hier treffen wir auf einen Einkaufsbereich, der einem orientalischen Souk ähnelt, nur ist die Gewerbetrennung hier nicht so sauber. Dort kämpft man auch mit dem Schnee, teilweise mit Humor.















 
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Sehr schöne Fotos mit fast schon zu ausführlichen aber dennoch interessanten Beschreibungen. Vielen Dank fürs virtuelle mitnehmen!
Ich wünsche euch noch viel Spaß. Irgendwie wäre mir das aber für eine längere Reise da derzeit zu kalt.
 
Ich frage mich auch, warum ihr ausgerechnet jetzt, wo dort doch Winter ist, fahrt. Ist es im Sommer oder besser Frühling zu heiß oder habt ihr da keine Zeit?

Peru liegt zwischen dem Äquator und dem südlichen Wendekreis, also in den Tropen. Dort gibt es die vier Jahreszeiten nicht, sondern nur Trockenzeit und Regenzeit. Die Trockenzeit ist im örtlichen Winter, die Hauptreisezeit entsprechend Mai bis Oktober.

Die Trockenzeiten fallen nicht immer gleich trocken aus, so ist sie dieses Jahr etwas nasser.
 
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Habe ich gerade offen: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Cerro_de_Pasco
Demnach seid Ihr auf 4300m und gegen Ende der Trockenzeit.
Dann ist so ein Heizstrahler im Zimmer vielleicht wichtiger als Wlan :)
Ich verziehe mich auch in die Berge - nicht so weit weg und nicht so hoch, aber ebenfalls sehr schön und hoffentlich mit mehr Glück mit dem Wetter.
Wünsche Euch noch viel Spaß und weiterhin eine gute Reise!
 

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