RR: Passau - Hamburg

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Hallo,

Ich möchte nächstes Jahr mit dem Rennrad von Passau nach in die Nähe von Hamburg (genauer: hälfte zw. Hannover und Hamburg) radeln.
Die Strecke sollte möglichst kurz und auf jedenfall mit Rennradreifen befahrbar sein.

Könnt ihr mir irgendeine Route empfehlen?
Außerdem: Kann man auf deutschen Straßen bedenkenlos mit dem rr fahren (gesetzlich? verhalten der autofahrer?). Ich frage deshalb, da mir ein paar schon erzählt haben, dass "die deutschen" (bin selber einer, obwohl ich in Österreich lebe) teilweise ziemlich eng bzw. rücksichtslos mit radlern auf der straße umgehen.

Grüße,
 
Hi,

Bike_RR schrieb:
Ich möchte nächstes Jahr mit dem Rennrad von Passau nach in die Nähe von Hamburg (genauer: hälfte zw. Hannover und Hamburg) radeln.
Die Strecke sollte möglichst kurz und auf jedenfall mit Rennradreifen befahrbar sein.

Könnt ihr mir irgendeine Route empfehlen?

Für die nördliche Hälfte Deiner Radreise kannst Du ja mal auf www.radweit.de schauen. Dort gibt es direkte, auf Fernfahrten optimierte Routen, die auch rennradtauglich sind. Generell sind fast alle Straßen in DE, die außerhalb von Ortschaften verlaufen, rennradtauglich. In Städten kannst Du gelegentlich Überraschungen erleben, z. B. mieses Kopfsteinpflaster mit Gleisen für Straßenbahn. Sowas hat z .B. Leipzig zu bieten.

Bike_RR schrieb:
Außerdem: Kann man auf deutschen Straßen bedenkenlos mit dem rr fahren (gesetzlich? verhalten der autofahrer?). Ich frage deshalb, da mir ein paar schon erzählt haben, dass "die deutschen" (bin selber einer, obwohl ich in Österreich lebe) teilweise ziemlich eng bzw. rücksichtslos mit radlern auf der straße umgehen.

Gesetzlich solltest Du beachten, daß in Deutschland eine Radwege-Benutzungspflicht gilt. D. h. wenn ein Radweg beschildert ist (blaues Schild mit Fahrradsymbol, kann auch kombiniert mit Fußwegen auftauchen), dann muß dieser benutzt werden. Ansonsten: Autobahnen und Kraftfahrstraßen (blaues Autosymbol) sind für Radfahrer tabu, Bundes- und Landstraßen dürfen genutzt werden. Wenn nicht irgendwo explizit ein Verbotsschild für Radfahrer (schwarzes Fahrrad auf weißem Grund in rotem Kreis) herumsteht, dann darfst Du dort fahren.

Was Sicherheit angeht, gehen die Meinungen auseinander. Soweit ich es erlebe sind die Hauptprobleme 1. mangelnder Sicherheitsabstand beim Überholen auf Straßen und 2. die leidigen Pflicht-Radwege, insbesondere an Straßeneinmündungen. Gegen 1. kann man sich nicht wirklich schützen, aber selbst für etwas zusätzliche Sicherheit sorgen, indem man nicht direkt am rechten Fahrbahnrand fährt, sondern ein wenig Ausweichabstand hält. Gegen 2. hilft selektive Ignoranz, sprich Fahrbahnbenutzung trotz Radweg, wenn die Situation zu unüberschaubar oder der sog. "Radweg" in Wirklichkeit ein Singletrail ist.

Wie rücksichtsvoll Autofahrer tatsächlich bezogen auf Radler sind ist regional sehr verschieden. Oftmals ändert sich an der nächsten Kreisgrenze schlagartig das Radlerbewußtsein. Die wirklich üblen Regionen für Radreisende dürften wohl die Großräume Frankfurt und Stuttgart sein, aber da kommst Du ja nicht vorbei...

Viel Spaß bei Deiner Deutschland-Tour,
Daniel
 
danke für die ausführliche antwort.

Wege, die als Radwege gekennzeichnet sind, sind die im allgemeinen größtenteil rr-tauglich?
 
Bike_RR schrieb:
Wege, die als Radwege gekennzeichnet sind, sind die im allgemeinen größtenteil rr-tauglich?

Da kannst Du Dich nicht drauf verlassen. Manchmal gibt es außerorts schön geteerte Wege, die auch mit brauchbarer Geschwindigkeit befahrbar sind. Häufig findest Du aber auch schlecht befestigte Wege (alter Asphalt, durch den die Wurzeln nach oben wollen oder sofort irgendwelchen Schotter), die dennoch mit einem "blauen Lolli" gekennzeichnet sind. innerstädtisch wirst Du auf Radwegen nie auf eine brauchbare Reisegeschwindigkeit kommen. Die Wege sind von der baulichen Anlage her meist eher mäßig, es gibt andere (langsame) Radler, wenig Platz zum Überholen und ständig Seitenstraßen, die man im Auge haben möchte - und den von der Straße abbiegenden Verkehr auch (lebenswichtig!).

Wenn ich in unbekannten Regionen unterwegs bin ignoriere ich in kleineren Ortschaften zumeist die Radwege, außerorts nutze ich sie, soweit in akzeptablem Zustand. In größeren Städten tendiere ich dazu, die Radwege zu nutzen (und zuzusehen, schnell wieder aus dem städtischen Bereich zu verschwinden). Wenn ich eine Verkehrsführung nicht überblicken kann gehe ich grundsätzlich auf die Fahrbahn, spart Zeit und Frust für den Fall, daß man mal wieder an so 'ner Kreuzung gelandet ist, wo Radfahrer schlicht "vergessen" wurden...

Daniel
 
Thema Radwegepflicht:

Ist es nicht so, dass Rennräder bis 11 kg Gewicht von dieser Pflicht ausgenommen sind?

Ich weiß zwar jetzt nicht, ob das so genau deine Strecke ist, aber:

Den Main-Donau-Radweg solltest du mit RR-Reifen befahren können. Weiß ich zwar nicht 100%-ig, bin mir aber sehr sicher.

Nach Bamberg gibt es eigentlich auch schöne geteerte Radwege bis Bad Königshofen (mehr oder weniger an der B279) entlang. Von Bad Königshofen geht ein sehr schöner, komplett asphaltierter Radweg über Bad Neustadt nach Bischofsheim. Ab Bischofsheim kannst du dann auf dem R1-Radweg wieder komplett auf Asphalt nach Fulda fahren.

Weiter ins Hessische habe ich mich noch nicht getraut.

Irgendwo auf einer Webseite, die mit Bayernnetz für Radler zu tun hat gibt es auch Overlays für die TOP50-Programme der Landesvermessungsämter mit den Fernradwegen in Bayern. Leider kann ich dir den genauen Link nicht mehr sagen.

Hoffe, du hast viel Spaß bei deiner Tour!
 
cvey schrieb:
Thema Radwegepflicht:

Ist es nicht so, dass Rennräder bis 11 kg Gewicht von dieser Pflicht ausgenommen sind?

Ja, es ist nicht so. Die einzige "Rennrad-Ausnahme" bezieht sich auf die Art der Beleuchtung (§ 67 StVZO). Sprich es besteht keine Dynamopflicht. Mit der StVO/StVZO-Novelle, über die schon viel Müll durch die Presse ging und deren Verabschiedung nach wie vor unklar im Raume steht, wird sich grundsätzlich daran auch nichts ändern.

Daniel
 
heisst das, dass ich eine beleuchtung und rückstrahler montiert haben muss (auch am Tag)? Oder ist es ausreichend, wenn sich die scheinwerfer im rucksack befinden?
 
Bike_RR schrieb:
heisst das, dass ich eine beleuchtung und rückstrahler montiert haben muss (auch am Tag)? Oder ist es ausreichend, wenn sich die scheinwerfer im rucksack befinden?

Beleuchtung im Rucksack ist ok. Genaues ist unter http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/stvzo/__67.html nachlesbar.

Reflektoren müssen eigentlich immer vorhanden sein. Das dürfte in der Praxis aber nicht interessieren. Wenn wirklich jemand nervig wird, oute Dich als Ausländer, spätestens dann dürfte das glimpflich (= ohne Finanzeinsatz) ausgehen.

Allerdings würde ich mir an Deiner Stelle zumindest vorn einen weißen und hinten einen roten Rückstrahler dranpappen. Die Dinger wiegen doch nichts und sind zusätzliche Sicherheit für kleines Geld. Oder willst Du in Tagesrandzeiten gar nicht fahren?

Ansonsten, was deutsche Ordnung angeht: Don't panic. Generell ist es auf Fernreisen eigentlich eher unwahrscheinlich, daß Dein Rad überhaupt jemals irgendwo kontrolliert wird. Polizisten, die außerorts Radreisenden auflauern, dürften extrem selten sein. "Zielgruppe" der Polizei sind eigentlich primär Schüler/Jugendliche allgemein sowie Studenten in Universitätsstädten. In kleineren Orten gibt es meist kaum Straßenverkehrspolizisten, und die "bewachen" dann zumeist den Autoverkehr in der Gegend von Schulen oder achten auf Fahrzeugfreiheit in Fußgängerzonen.

Ach ja, das ist auch noch so 'n Punkt: Linenbusse allgemein und Schulbusse im speziellen. Fahrgäste haben an Haltestellen, wenn Busse in der Nähe sind, Vorrang. D. h. Du darfst nur langsam vorbeifahren und mußt im Extremfall anhalten. Busse haben übrigens beim Verlassen von Haltestellen Vorfahrt. Es ist eine gute Idee, an Bussen, die gerade die Türen schließen, nicht mehr vorbeizuziehen, weil die mancherorts dann sehr schnell losfahren. Gerade im ländlichen Bereich, wo teilweise noch Busse unterwegs sind, die keine Fahrsperre bei geöffneten Türen haben und damit bereits beim Schließen der Türen anfahren können...

Daniel
 
danke für die ausführlichen erläuterungen. jetzt muss nur noch das wetter nächstes jahr passen ;).

die regeln bez. radfahrer sind also ca. so wie in österreich; nur hier (österreich) gibt es für rennräder sonderregelungen (am tag).

grüße,
 
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