Mal eine Frage an die community und diejenigen welche die das Event im TV gesehen haben. Wie seht ihr denn die Punktevergabe und müsste man vielleicht etwas an der Transparenz der Punktevergabe verändern?
Die Bewertung bei der Rampage ist schon immer ein Reizthema. Transparent ist die Punktevergabe schon immer gewesen, nachlesen kann man das hier im Interview:
https://www.mtb-news.de/news/behind-rampage-fmb-judge-tibor-simai-im-ibc-interview/
Soweit ich weiß (man mag mich korrigieren), ist das immer noch so:
Beim Turnen gibt es einen Code, der die jeweiligen Elemente mit einer Punktzahl bewertet. Gibt es soetwas auch für euch Mountainbike Judges?
Teilweise ist das ähnlich. Generell gibt es zwei Arten von Judging: Einmal das Dirt/Slopestyle- und zum anderen das Big Mountain-Judging. Für die Rampage, die hier einzigartig ist, wurde das Big Mountain Judging angepasst. Zu Recht, denn um einen Freerider, Slopestyler, Downhiller und Dirtjumper fair bewerten zu können muss ein System geschaffen werden. Einen Gee Atherton, der mit Mach 1 ohne Tricks aber mit weiten Sprüngen die Strecke abfräst, musst du mit einem Kyle Norbraten, der zwei 360’s in seine Line einbaut, vergleichen können… Wer ist jetzt besser? Deswegen gibt es folgendes System. So läuft die Punktevergabe:
- Max. 25 Punkte für die Wahl deiner Line – Line Choice
- Max. 25 Punkte für die Airtime deines Runs – Amplitude
- Max. 25 Punkte für flüssiges und kontrolliertes Fahren – Fluidity and Control
- Max. 25 Punkte für deine Tricks oder deinen Style – Tricks and Style
Wenn man nur mal Brett Rheeder nimmt, würde ich beispielweise folgende Punktzahlen vergeben:
- 20 Punkte (Lines wie von Zink oder Semenuk haben mir persönlich besser gefallen)
- 24 Punkte (war praktisch alles dabei)
- 23 Punkte (wer hohe Drops springt, muss dabei oft recht langsam fahren, das gibt vielleicht minimal Punktabzug...)
- 25 Punkte (Opposite, Tailwhips, Backflip-Varianten, 360ies, alles dabei)
= 92 Punkte. Ohne es vorberechnet zu haben was rauskommen muss, würde ich
persönlich also recht nahe an die Punktzahl drankommen.
Nochmal bei Andreu Lacondeguy im direkten Vergleich meine Wertung:
- 22 Punkte ( kreativ und speziell, aber etwas viel Gerutsche)
- 21 Punkte (gefühlt etwas weniger Airtime als die Jungs ganz vorne)
- 14 Punkte (Gerutsche am Anfang, sehr langsam im Mittelteil, unten weggerutscht bevor ins Ziel gekommen)
- 22 Punkte (sehr variabel, aber 2x gleicher Trick, daher nicht ganz perfekt)
= 79 Punkte. Auch hier hab ich nicht vorher auf das offizielle Ergebnis geguckt oder vorab gerechnet – bin halbwegs nah dran bei seinen 73 Punkten, wobei bei mir ganz sicher noch Extra-Sympathie-Punkte mit reinspielen.
Und zum Abschluss noch Godziek:
- 20 Punkte (Ridgeline ist im Vergleich wirklich langweilig, keine steilen Parts, weniger technischer Anspruch als Rheeder)
- 24 Punkte (Airtime nah an der Perfektion)
- 23 Punkte (geht kaum besser)
- 25 Punkte (war alles dabei, höchste Variationen)
Da käme ich also auf 92 Punkte, für mich wäre Godziek daher gleichauf gewesen.
Fazit:
Ich habe mir jetzt für diese Bewertung die Abfahrten nochmal in Ruhe angeschaut und hatte zusätzlich nochmal den Live-Eindruck, habe mir Sachen notiert und abgewogen und wäre mir jetzt dennoch nicht sicher, ob ich das live alles auch so werten würde im Wissen, dass ich eben nicht weiß, was und wer noch alles kommt. Die Judges (die auch mehr oder weniger ein bisschen voreingenommen sind, jeder für sich hat halt Vorlieben) müssen das innerhalb sehr kurzer Zeit vor einem kleinen Bildschirm in einem Container erledigen und sich auch noch diese Gedanken machen.
Noch dazu mit dem Hintergrund, dass im besten Falle in Part 2 nochmal geilere Runs kommen könnten und ich daher nicht alle Punkte "verbraten" möchte und nachher keine mehr habe. Vielleicht würde Godziek einen Doppelbackflip im zweiten Run springen? Jetzt habe ich aber schon 25 Punkte vergeben - blöd.
Ich stelle mir das sehr, sehr schwierig vor und muss, allen Diskussionen zum Trotz, in diesem Fall sagen:
Kann ich für dieses Jahr (mehr oder weniger) nachvollziehen.