Hallo zusammen,
ich bin (mittlerweile) zufriedener Fahrer eines Jealous AL 8.0 2020. Das Rad ist wirklich toll, fährt sich super und ist optisch ein absoluter Traum.
Das Jealous ist mein drittes Radon-Bike. Eines davon habe ich "fahrbereit" direkt vor Ort im Shop gekauft. Das andere auf Basis eines Rahmensets selbst aufgebaut. Beide Bikes haben mir treue Dienste geleistet und ich war stets zufrieden.
Weiterhin gebe ich zu, dass ich ziemlich kleinlich bin, was Geräuschentwicklungen außerhalb der Norm angeht. Das betrifft all meine Gegenstände des täglichen Nutzens. Sei es das Auto, der Computer oder eben das Bike - jedes kleinste unnormale Geräusch stört mich enorm und ich investiere gerne sehr viel Zeit in die "Stummschaltung" all dieser Dinge.
Also habe ich vor gut einem Monat das Jealous in einem großen Karton geliefert bekommen. Schnell den Lenker montiert und die erste Testfahrt gestartet. Mit dem ersten Eindruck: Wow, dieses Bike ist wirklich laut. Das ganze Rad fühlte sich polterig, klappernd und knarzend an. Die Front klapperte, als wäre der Vorbau nicht korrekt montiert. Der Antrieb knarzte, als hätte das Tretlager schon viele Kilometer hinter sich und die Bremsen schliffen und quietschen. Der Ersteindruck war also, abgesehen von der tollen Optik, äußerst ernüchternd.
Also begann die Fehlersuche, deren Lösungen ich in chronologischer Reihenfolge schildere:
Die Klapperfront
Die an der Jealous-Front verbauten Kabelzüge sind wirklich, wirklich geräuschanfällig, wenn mann sie so lässt, wie sie sind. Ich hatte wirklich schon viele Fahrräder, aber derart "laute Kabel" habe ich noch nie erlebt. Ohne die entsprechenden Abstandhalter (oder Kabelbinder, oder Klebeband - was eben am besten gefällt) sollte man das Jealous besser von Kopfsteinpflaster oder Wurzeltrails fernhalten. Trotz meiner Geräuschempfindlichkeit konnte ich meine beiden anderen Radons gänzlich ohne solche Maßnahmen fahren. Selbst unabhängige Außenstehende bemerkten direkt die Lautstärke der Jealous-Front: "Ist da irgendwas nicht richtig montiert?".
Das Problem ließ sich natürlich dennoch vergleichsweise leicht beheben.
Der knarzende Rahmen
Besonders oft vermutet man in diesem Szenario ja den Antrieb als Quelle allen Übels. Meine erste "Press Fit", von der ich ja schon gelesen hatte, dass sie geräuschanfällig sein kann, stand als erster Verdächtiger im Raum. Oder kommt es doch von der Tellis-Stütze, die entgegen aller Testberichte doch nicht so spielfrei sitzt, wie beworben? ... Nein, nicht in diesem Fall: Die hintere Steckachse war die verantwortliche Geräuschquelle. Auf gut Glück hatte ich die Achse entfernt, um sie auf ausreichende Fettung zu prüfen und anschließend wieder montiert. Und siehe da: Das Geräusch trat nicht mehr auf. Somit erzeugte bis dahin die wohl nicht ganz einwandfreie sitzende Steckachse über den Resonanzkörper des Rahmens laute Geräusche, die das Ohr eher in der Mitte des Bikes verortet hätte. Hier hat der Radon-Monteur wohl nicht ganz sauber gearbeitet.
Die Magura-Bremsen
Obwohl diese im stehenden Zustand des Bikes schleiffrei und mittig durch den Bremssattel liefen, erzeugten sie beim Fahren in bestimmten Geschwindigkeitsbereichen besonders störende und sich verstärkende Schleifgeräusche. Die genaue Überprüfung zeigte, dass die Scheiben minimal unrund liefen bzw. verzogen waren und offenbar ab einer bestimmten Geschwindigkeit ausreichende Schwingungen entwickelten, um letztlich doch genussvoll an den Belägen zu reiben - aber eben immer nur an einer bestimmten kleinen Position pro Umdrehung, was die Schärfe des erzeugten Sounds noch weiter verstärkte. Durch etliche Feinjustierungen des Bremssattels und Formkorrekturen der Bremsscheiben konnte dieses Problem letztlich behoben werden.
Der knarzende Rahmen / Die klappernde Front Teil II
Ich stellte fest, dass das Bike knackende Geräusche macht, wenn die Front bzw. Gabel unter Last stehen. In diesem Fall war die Steckachse korrekt festgezogen. Die Kabelzüge hatte ich ja bereits optimiert. Der Vorbau hatte kein Spiel. Die Gabel funktionierte normal. Mein Verdacht war schließlich, dass irgendein Teil am Lenker nicht richtig / zu fest montiert sein muss bzw. der gesamte Vorbau trotz korrekten Einbaus einen "Knacks" hat. Aber weit gefehlt: Es begab sich, dass der Zug des Schaltwerks, welcher als einziger innerhalb des Rahmens verläuft, an exakt dieser "Rahmeneintrittsstelle" unter Belastung / Dämpfung ein lautes Knacken erzeugt, welches der Rahmen mal wieder um ein Vielfaches verstärkte. Das Geräusch war so laut, dass es selbst im Gelände deutlich zu hören war. Ursprung war die Verbindungsstelle zwischen Schaltzug, Rahmen und dem kleinen Plastikteil, das am Rahmeneingang angebracht ist. Abhilfe verschaffte ein weiteres Fixieren des Schaltzuges zusammen mit Dropper-Zug und HR-Bremse, wodurch dieser kein "Spiel" mehr am Eingang zum Rahmen hatte. Problem gelöst.
Der plötzlich nun doch knackende Antrieb
Während der bereits beschriebenen Maßnahmen und Geräuschverortungen hatte ich vermutlich jede Schraubverbindung des Bikes mehrfach überprüft, gelöst und wieder angezogen. Nachdem ich nun die Problematik des zuletzt beschriebenen Geräusches überwunden hatte, war ich einige Kilometer geräuschfrei unterwegs und extrem glücklich. Nach einem etwas steileren Anstieg vernahm ich aber erneut ein Knacken im Antrieb und verdächtigte natürlich primär wieder das Hinterrad. Um diesen Punkt aber etwas abzukürzen: Hier hatte ich mir eine Geräuschquelle nachträglich selbst eingebaut, da ich offenbar das rechte Pedal zu fest und mit zu wenig Montagepaste eingedreht hatte. Auch dieser Umstand erzeugte ungewöhnlich laute Geräusche beim Treten. Eine erneute Montage des Pedals konnte aber auch dieses Geräusch wieder verschwinden lassen.
Was quietscht da leis am Hinterrad?
Das Rad war jetzt schon so richtig leise. Juchu! Endlich. Aber was ist das? Bei jeder Radumdrehung pfeift irgendwas am Hinterrad. Leise, aber doch vernehmbar und auf Dauer nervig, wenn man darauf achtet. Doch wieder die Bremse? Gibt es doch einen Berührungspunkt, den ich übersehen habe? Mantel rutscht? Lager fehlerhaft? Oder die Steckachse doch wieder falsch angezogen? Alles geprüft, alles okay - Geräusch blieb. Hier im Forum habe ich dann in Beiträgen gelesen, dass das Ventil Ursache eines solches Geräusches sein kann. Und tatsächlich! Das Herunterlaufenlassen eines kleinen Tropfen Öls am Ventil hat geholfen. Hier scheint es, warum auch immer, bei jeder Umdrehung gequietscht zu haben. Also war auch dieses Problem gelöst....
Letztlich ist mein Jealous doch noch ein echter Leisetreter geworden und ich kann geräuschfrei durch den Wald fahren. Ich bin glücklich und finde das Bike mittlerweile genau so super, wie ich es mir von Anfang an gewünscht hätte.
Was lernt man daraus?
Viele Grüße
Andreas
ich bin (mittlerweile) zufriedener Fahrer eines Jealous AL 8.0 2020. Das Rad ist wirklich toll, fährt sich super und ist optisch ein absoluter Traum.
Das Jealous ist mein drittes Radon-Bike. Eines davon habe ich "fahrbereit" direkt vor Ort im Shop gekauft. Das andere auf Basis eines Rahmensets selbst aufgebaut. Beide Bikes haben mir treue Dienste geleistet und ich war stets zufrieden.
Weiterhin gebe ich zu, dass ich ziemlich kleinlich bin, was Geräuschentwicklungen außerhalb der Norm angeht. Das betrifft all meine Gegenstände des täglichen Nutzens. Sei es das Auto, der Computer oder eben das Bike - jedes kleinste unnormale Geräusch stört mich enorm und ich investiere gerne sehr viel Zeit in die "Stummschaltung" all dieser Dinge.
Also habe ich vor gut einem Monat das Jealous in einem großen Karton geliefert bekommen. Schnell den Lenker montiert und die erste Testfahrt gestartet. Mit dem ersten Eindruck: Wow, dieses Bike ist wirklich laut. Das ganze Rad fühlte sich polterig, klappernd und knarzend an. Die Front klapperte, als wäre der Vorbau nicht korrekt montiert. Der Antrieb knarzte, als hätte das Tretlager schon viele Kilometer hinter sich und die Bremsen schliffen und quietschen. Der Ersteindruck war also, abgesehen von der tollen Optik, äußerst ernüchternd.
Also begann die Fehlersuche, deren Lösungen ich in chronologischer Reihenfolge schildere:
Die Klapperfront
Die an der Jealous-Front verbauten Kabelzüge sind wirklich, wirklich geräuschanfällig, wenn mann sie so lässt, wie sie sind. Ich hatte wirklich schon viele Fahrräder, aber derart "laute Kabel" habe ich noch nie erlebt. Ohne die entsprechenden Abstandhalter (oder Kabelbinder, oder Klebeband - was eben am besten gefällt) sollte man das Jealous besser von Kopfsteinpflaster oder Wurzeltrails fernhalten. Trotz meiner Geräuschempfindlichkeit konnte ich meine beiden anderen Radons gänzlich ohne solche Maßnahmen fahren. Selbst unabhängige Außenstehende bemerkten direkt die Lautstärke der Jealous-Front: "Ist da irgendwas nicht richtig montiert?".
Das Problem ließ sich natürlich dennoch vergleichsweise leicht beheben.
Der knarzende Rahmen
Besonders oft vermutet man in diesem Szenario ja den Antrieb als Quelle allen Übels. Meine erste "Press Fit", von der ich ja schon gelesen hatte, dass sie geräuschanfällig sein kann, stand als erster Verdächtiger im Raum. Oder kommt es doch von der Tellis-Stütze, die entgegen aller Testberichte doch nicht so spielfrei sitzt, wie beworben? ... Nein, nicht in diesem Fall: Die hintere Steckachse war die verantwortliche Geräuschquelle. Auf gut Glück hatte ich die Achse entfernt, um sie auf ausreichende Fettung zu prüfen und anschließend wieder montiert. Und siehe da: Das Geräusch trat nicht mehr auf. Somit erzeugte bis dahin die wohl nicht ganz einwandfreie sitzende Steckachse über den Resonanzkörper des Rahmens laute Geräusche, die das Ohr eher in der Mitte des Bikes verortet hätte. Hier hat der Radon-Monteur wohl nicht ganz sauber gearbeitet.
Die Magura-Bremsen
Obwohl diese im stehenden Zustand des Bikes schleiffrei und mittig durch den Bremssattel liefen, erzeugten sie beim Fahren in bestimmten Geschwindigkeitsbereichen besonders störende und sich verstärkende Schleifgeräusche. Die genaue Überprüfung zeigte, dass die Scheiben minimal unrund liefen bzw. verzogen waren und offenbar ab einer bestimmten Geschwindigkeit ausreichende Schwingungen entwickelten, um letztlich doch genussvoll an den Belägen zu reiben - aber eben immer nur an einer bestimmten kleinen Position pro Umdrehung, was die Schärfe des erzeugten Sounds noch weiter verstärkte. Durch etliche Feinjustierungen des Bremssattels und Formkorrekturen der Bremsscheiben konnte dieses Problem letztlich behoben werden.
Der knarzende Rahmen / Die klappernde Front Teil II
Ich stellte fest, dass das Bike knackende Geräusche macht, wenn die Front bzw. Gabel unter Last stehen. In diesem Fall war die Steckachse korrekt festgezogen. Die Kabelzüge hatte ich ja bereits optimiert. Der Vorbau hatte kein Spiel. Die Gabel funktionierte normal. Mein Verdacht war schließlich, dass irgendein Teil am Lenker nicht richtig / zu fest montiert sein muss bzw. der gesamte Vorbau trotz korrekten Einbaus einen "Knacks" hat. Aber weit gefehlt: Es begab sich, dass der Zug des Schaltwerks, welcher als einziger innerhalb des Rahmens verläuft, an exakt dieser "Rahmeneintrittsstelle" unter Belastung / Dämpfung ein lautes Knacken erzeugt, welches der Rahmen mal wieder um ein Vielfaches verstärkte. Das Geräusch war so laut, dass es selbst im Gelände deutlich zu hören war. Ursprung war die Verbindungsstelle zwischen Schaltzug, Rahmen und dem kleinen Plastikteil, das am Rahmeneingang angebracht ist. Abhilfe verschaffte ein weiteres Fixieren des Schaltzuges zusammen mit Dropper-Zug und HR-Bremse, wodurch dieser kein "Spiel" mehr am Eingang zum Rahmen hatte. Problem gelöst.
Der plötzlich nun doch knackende Antrieb
Während der bereits beschriebenen Maßnahmen und Geräuschverortungen hatte ich vermutlich jede Schraubverbindung des Bikes mehrfach überprüft, gelöst und wieder angezogen. Nachdem ich nun die Problematik des zuletzt beschriebenen Geräusches überwunden hatte, war ich einige Kilometer geräuschfrei unterwegs und extrem glücklich. Nach einem etwas steileren Anstieg vernahm ich aber erneut ein Knacken im Antrieb und verdächtigte natürlich primär wieder das Hinterrad. Um diesen Punkt aber etwas abzukürzen: Hier hatte ich mir eine Geräuschquelle nachträglich selbst eingebaut, da ich offenbar das rechte Pedal zu fest und mit zu wenig Montagepaste eingedreht hatte. Auch dieser Umstand erzeugte ungewöhnlich laute Geräusche beim Treten. Eine erneute Montage des Pedals konnte aber auch dieses Geräusch wieder verschwinden lassen.
Was quietscht da leis am Hinterrad?
Das Rad war jetzt schon so richtig leise. Juchu! Endlich. Aber was ist das? Bei jeder Radumdrehung pfeift irgendwas am Hinterrad. Leise, aber doch vernehmbar und auf Dauer nervig, wenn man darauf achtet. Doch wieder die Bremse? Gibt es doch einen Berührungspunkt, den ich übersehen habe? Mantel rutscht? Lager fehlerhaft? Oder die Steckachse doch wieder falsch angezogen? Alles geprüft, alles okay - Geräusch blieb. Hier im Forum habe ich dann in Beiträgen gelesen, dass das Ventil Ursache eines solches Geräusches sein kann. Und tatsächlich! Das Herunterlaufenlassen eines kleinen Tropfen Öls am Ventil hat geholfen. Hier scheint es, warum auch immer, bei jeder Umdrehung gequietscht zu haben. Also war auch dieses Problem gelöst....
Letztlich ist mein Jealous doch noch ein echter Leisetreter geworden und ich kann geräuschfrei durch den Wald fahren. Ich bin glücklich und finde das Bike mittlerweile genau so super, wie ich es mir von Anfang an gewünscht hätte.
Was lernt man daraus?
- Die "Fahrfertigkeit" eines Bikes aus dem Karton ist ein dehnbarer Begriff
- Geräuschquellen am Bike sind meistens NICHT dort, wo man sie zuerst vermutet
- Besser alles mehrfach prüfen - aber nicht zu oft, sonst läuft man Gefahr, noch mehr Fehler einzubauen
- Fahrradrahmen besitzen die Eigenschaft, kleinste Geräusche unglaublich zu verstärken
- Die meisten Bikes, die mir auf den Touren entgegen kommen, knacken und knarzen (für meinen Geschmack) viel zu laut!
Viele Grüße
Andreas
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