Mountainbike Weltmeisterschaften 2011 Champéry/Schweiz
Cross Country Rennen der Elite Damen
In Abwesenheit von Weltcup-Gesamtsiegerin Julie Bresset konnten sich die folgenden Damen berechtigte Hoffnungen machen, am Ende des Rennens doch den für die junge Französin vermeintlich im Vorhinein bereits reservierten Podiumsplatz zu belegen.
Zu diesen Damen (von oben nach unten) zählten Emily Batty, Heather Irmiger, natürlich Irina Kalentieva (die in den letzten 5 Jahren immer eine Medaille bei Weltmeisterschaften gewinnen konnte), Eva Lechner aus Italien, eventuell auch Blaza Klemencic (SLO) und auch Lisi Osl, der die steilen Anstiege der WM-Strecke eigentlich liegen sollten. Immer für eine vordere Platzierung gut selbstredend auch Marie Hélène Prémont aus Kanada und Marathon-Weltmeisterin Annika Langvad aus Dänemark, die allerdings mit angebrochenen Rippen an den Start gehen musste (oder besser gesagt wollte). Auch die amtierende Europameisterin Gunn-Rita Dahle Flesjaa rechnete sich nach ihrem bemerkenswerten Comeback in der zweiten Saisonhälfte einen Platz auf dem Podium aus.
Sie alle mussten jedoch erst einmal an den beiden absoluten Topfavoritinnen auf den Titel vorbei: der Weltcup-Gesamtzweiten Catherine Pendrel und Titelverteidigerin Maja Wloszczowska aus Polen.
Gleich nach dem Start, den Tanja Zakelj aus Slowenien für sich entscheiden konnte, waren die Top-Favoritinnen und Medaillenanwärterinnen vorne zu finden.
Wie es sich für eine Titelverteidigerin gehört führte Maja Wloszczowska das Feld aus der Start-Loop in die erste von 6 regulären Rennrunden. Dahinter gleich Pendrel (2), Dahle (5), Lechner (6), Klemencic (8), Prémont (9), Batty (12) und Kalentieva (3).
Auch in Runde 1 war die Startnummer 1 noch in Front. Was Maja zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht wissen konnte: sie sollte zum letzten Mal für den heutigen Tag Führungsluft schnuppern dürfen. Dicht hinter ihr nach wie vor Pendrel. Dahle-Flesjaa hatte Lechner und Kalentieva passieren lassen müssen. Emily Batty lag auf einem hervorragenden 6. Rang vor Sabine Spitz, die sich nach der Einführungsrunde noch auÃerhalb der Top Ten befand. Marie Hélène und Blaza komplettierten die ersten Zehn. Während man Nathalie Schnitter (11), die ein Jahr zuvor den Worldcup in Champéry gewinnen konnte, weit vorne erwarten durfte, war das zu Beginn des Rennens auf Platz 13 auftauchende Gesicht von Vera Andreeva (45, unterwegs auf dem âaltenâ Bike von Irina Kalentieva) eine Ãberraschung. Lea Davidson (27), Lisi Osl (4) und Katerina Nash (24) kämpften derweil eher mit der Strecke, als mit ihren Gegnerinnen.
In Runde 2 hatte Catherine Pendel (Bild ist nichts geworden) die Führung inne. Die Titelverteidigerin lag nun auf dem Silberrang - kurze Zeit später ereilte sie ein Reifendefekt und sie fiel aus den Medaillenrängen heraus. Eva Lechner und Irina Kalentieva erbten kurzzeitig die Ränge 2 und 3. Unverändert auf 5, 6 und 7 Gunn-Rita, Emily und Sabine. Auf dem Vormarsch Nathalie Schneitter, wohingegen Marie Héléne gut sichtbar Bodenkontakt zu verzeichnen hatte und zu diesem Zeitpunkt keine einstellige Platzierung mehr inne hatte. Lisi Osl war sogar aus den Top 20 herausgerutscht.
Während Giorgia Gould sich am Ende mit Rang 20 zufrieden geben musste, startete Landsfrau Heather Irmiger, die zum Zeitpunkt, als dieses Bild entstand eben auf jenem 20. Rang positioniert war, eine imposante Aufholjagd, die knapp auÃerhalb der Top Ten (11.) enden sollte.
Hut ab vor Esther Süss aus der Schweiz. Als ich dieses Foto schoss japste die routinierte Schweizerin dermaÃen nach Luft und stöhnte hörbar vor Anstrengung, dass ich nicht geglaubt hätte, sie würde das Rennen zu Ende fahren können. Sie kämpfte bis zum Schluà und wurde 34.
Weitere Frauen in Schwierigkeiten: Elisabeth Brandau (GER), Judy Freeman (USA) und Annika Langvad (DEN), die zwar auf die Zähne biss, mit 2 Runden Rückstand jedoch ganz schön Lehrgeld zahlen musste.
Zur Halbzeit des Rennens führte Pendrel bereits mit einem beruhigenden Vorsprung. Eva Lechner war hier zwar noch auf dem 2. Platz, wurde jedoch noch vor Ende der Runde von der Weltmeisterin überholt. Irinchen war wieder auf Rang 4 zurückgefallen - Reifenschaden; es sollte nicht der einzige bleiben. Derweil schien Gunn-Rita den 5. Platz abonniert zu haben, doch sie spürte bereits den heiÃen Atem von Nathalie Schneitter, der der heimische Kurs offenbar Flügel verlieh, die es ihr möglich machten, an Emily Batty vorbeizuziehen. Prémont nun wieder einstellig, Heather auf dem Vormarsch und Katerina Nash ebenfalls. Stagnation hingegen weiterhin bei Lisi Osl, Sabine Spitz war sogar auf Platz 21 zurückgereicht worden.
Dies ist der Streckenabschnitt, der mich am meisten beeindruckt hat. Es handelt sich um den Einstieg in den Downhill gleich nach dem Steilanstieg. Stellt euch vor, ihr hangelt euch mit den letzten Reserven eine nicht enden wollende steile Rampe nach oben, deren Steigungsprozente zum Ende hin immer mehr zunehmen. Ihr sehnt euch nun - nach Luft ringend - nach einer Erholungsphase. Stattdessen erwartet euch eine wurzelgespickte und mit Wackersteinen durchsetzte Abfahrt, die keine Sonne sieht und deren Beschaffenheit daher nass und glitschig und entsprechend tückisch ist. Traumhafte Bedingungen! Die Gesichtsausdrücke von Amanda Sin (38), Rie Katayama (21), Judy Freeman (66) und Anja Gradl (35) zeigen eindrücklich, was ich meine.
Aber auch die Anwärterinnen auf die Medaillen und vorderen Platzierungen hatten mit den Tücken der Strecke zu kämpfen. Reihenfolge übrigens unverändert, mit Ausnahme der Neuseeländerin Rosara Joseph (25), die sich auf Rang 8 vorgearbeitet und die ich bis zu diesem Zeitpunkt vernachlässigt hatte.
Während Katerina Nash dankenswerter Weise ihr Bike noch knapp vor mir zum Stillstand bringen konnte, legte sich Sabine Spitz Sekundenbruchteile nach dieser Aufnahme gleich neben mir auf die Nase. Für den Rest des Tages hatte ich den frischen Schweià einer Olympiasiegerin am rechten Arm.
In der vorletzten Runde habe ich die Kamera ausgelassen - wenigstens eine Runde wollte ich genieÃen. Wie immer musste die letzte Runde dazu genutzt werden, schnellstmöglich zurück in den Zielbereich zu gelangen, um einen der begehrten Fotografenplätze zu ergattern.
Am Ziel ihrer Träume: die verdiente und überaus sympathische Catherine Pendrel aus Kanada. Während Maja Wloszczowska sich aufrichtig sowohl für die neue Titelträgerin, als auch über ihre Silbermedaille freute, machte Irina Kalentieva keinen Hehl aus ihrer tiefen Enttäuschung über die verpasste Medaille. Durch einen weiteren Reifenschaden in der letzten Runde hatte sie keine Chance mehr, Eva Lechner das Edelmetall für den dritten Platz noch zu entreiÃen.
Bronze für Eva Lechner
Silber für Maja Wloszczowska
Gold, der Weltmeistertitel und das Regenbogentrikot für eine sichtlich gerührte Catherine Pendrel
AnschlieÃend das übliche Medaillenbeissen und -küssen für die Fotografen, erste Glückwünsche aus der Heimat und die abschlieÃende Pressekonferenz.
Wird fortgesetzt mit dem Rennen der Elite Herren.