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Liebes Forum,
Ich bin hier schon eine Zeit passiv unterwegs gewesen, doch jetzt habe ich das Gefühl, dass meine Erfahrung mit Orbeas Umgang mit Defekten mittlerweile die Schwelle der Relevanz für einige von euch überschritten haben könnte, weshalb ich nun diesen Beitrag schreibe.
Das ganze ist mittlerweile bereits ein Drama in zwei Akten.
Angefangen hat das ganze mit dem Erwerb eines Alma M-Pro (OMX, XL) im April 2022. Das Rad wurde artgerecht bewegt bis bei der ersten Ausfahrt 2024 bei einem Antritt die antriebsseitige Kettenstrebe einbrach (Bilder am Ende, 1). Infolgedessen wurde der Rahmen (4.1.) von einem Händler zur herstellerseitigen Begutachtung zu Orbea nach Spanien versendet. Nach zweieinhalb Wochen (23.1.) erreichte mich dann über den Händler die Nachricht, dass Orbea den Rahmen nicht kostenlos ersetzen will, sondern lediglich ein crash replacement (= 1500€ für einen neuen Rahmen) anbietet. Begleitet wurde diese Nachricht von einer als “technical report” betitelten Datei.
Unter conclusions ist folgender Text zu finden gewesen:
(Nach diesem Absatz befinden sich zwei Bilder, die Carbonstrukturen eines fremden weißen Rahmens darzustellen scheinen, und mutmaßlich mit relativ geradlinigen weißen Rissen (im Lack??) als Beispiel für die Präsentation eines Materialfehlers dienen sollen. Falls es sich tatsächlich um einen Riss im Lack handeln sollte, würde das der direkt zuvor getätigten Aussage, dass der Lack bei Material- und Produktionsfehlern keinen Schaden nimmt, widersprechen.
Weiter ging es mit folgendem Text:
Meinem eingeschränktem Verständnis von CFKs nach würde bei einer dünnwandigen Carbonstruktur aus bidirektionalen Matten, die eine einer Kettenstrebe ähnliche Form hat, bei Biegung mit hinreichender Kraft die unter Zug stehende Seite relativ unversehrt bleiben, während die gestauchte Seite Schaden nehmen würde. Auf der gestauchten Seite würde ich dann einerseits Risse im deutlich weniger elastischen Lack, als letztendlich auch den Bruch der einzelnen Faserstränge sowie in Folge auch deren Abhebung erwarten. Ich sehe nicht, wie sich diese Vorstellung mit der Argumentation Orbeas im obigen Absatz vereinbaren lässt.
Ich war mit dieser Einschätzung seitens Orbea, die manch einer wohl als persönliche Meinung bezeichnen würde, nicht zufrieden. Glücklicherweise konnte ich noch Bilder als Dokumentation der innerhalb von 12 Monaten nach Kauf aufgetauchten milchig-weißen Flecken auf der antriebsseitigen Sitzstrebe finden und nachreichen.
Durch größere Bemühungen meines lokalen Händlers konnte dieser doch noch einen kostenlosen Austauschrahmen erreichen, welcher dann im März 2024 (drei Monate nach Reklamation) bei mir ankam. Leider ist die Geschichte hier jedoch noch nicht vorbei.
Der modellgleiche Austauschrahmen wurde wieder mit den gleichen Teilen aufgebaut. Als ich das Rad dann Ende April, nachdem ich den Rahmen insgesamt etwa 29 Stunden bewegt hatte, das erste Mal mit aktivem Lockout an der 32er und dem originalen OC XC Team Laufradsatz gefahren bin, trat ein erneuter Defekt auf. Dabei wollte ich schnellkräftig aus dem Stand von der Ampel wegbeschleunigen, als sich das hintere Rahmendreieck spontan komplett desintegrierte, die Überreste sich wohl (mutmaßlich) an den Reifen drückten, diesen blockierten, und ich um ein Haar otb gegangen wäre. Bei genauerer Betrachtung am Straßenrand fiel mir auf, dass der Rahmen —verteilt über Sitz- und Kettenstreben— an mindestens neun Stellen einen Bruch, Riss, oder anderen Defekt aufwies (Bilder wieder am Ende, 2). Im Nachhinein war ich sehr froh, dass dieser kapitale Defekt mit gänzlichem Fahrstabilitätsverlust so glimpflich ausgegangen ist und nicht etwa bei hoher Geschwindigkeit oder in einer Gefahrensituation stattgefunden hat.
Zum Zeitpunkt des Defekts war der Rahmen noch quasi neu (~29h Fahrzeit), verbauter OC XC Team Laufradsatz war noch original steif eingespeicht und dass die Gabel frisch entlüftet einen soliden Lockout hat, dürfte den Rahmen auch nicht unzulässig überrascht haben. Ich müsste zu dem Zeitpunkt 72-73 kg bei 188cm auf die Waage gebracht haben und hatte keinerlei Krafttrainingshistorie (und leider aufgrund der Wartezeit 2024 auch wenig Ausdauertraining), dürfte allerdings meiner subjektiven Einschätzung nach, sowie der Meinung meines Xcadey Xpower s (den ich jedoch bisher noch nicht mit einem verifizierten Leistungsmesser vergleichen konnte) nach, relativ Schnellkräftig sein.
Vor zehn Wochen (30.4.) habe ich Orbea über meinen Händler mit Bildern und Beschreibung ausführlich über den erneuten Defekt berichtet, in der Hoffnung, dass die Offensichtlichkeit der Ähnlichkeit zwischen den Defekten der beiden Rahmen in Kombination mit guter Dokumentation den Weg zu einer schnellen Lösung ohne langwieriger “Untersuchung” seitens Orbea und darauffolgender Diskussion ebnet. Jedoch bekam ich nach zwei Wochen (15.5) vom Händler die Nachricht, dass das Rad doch als ganzes zu Orbea nach Spanien einzuschicken sei. Zum Einschicken abgegeben habe ich das Rad beim Händler am 21.5.. Innerhalb dieser nun vergangenen sieben Wochen konnte ich beim Händler lediglich in Erfahrung bringen, dass das Rad bei Orbea den Status “wird untersucht” hat. Meines Wissens konnte auch mein lokaler Händler trotz mehrerer Versuche den für den Fall Verantwortlichen bei Orbea nicht erreichen. Nun frage ich mich natürlich einerseits, wie es sein kann, dass ein praktisch neuer Rahmen an der Ampel derartig zerbricht, und andererseits, wie es sein kann, dass dieser kafkaeske Prozess -in der naiven Hoffnung, dass bei Orbea diesbezüglich tatsächlich ein solcher läuft- so lange dauern und nach außen so gänzlich informationsdicht sein kann.
Und wenn ich bedenke, dass ich diese Erfahrung mit Defekten innerhalb der gesetzlichen zwei Jahre gemacht habe, hoffe ich sehr stark, nie auf “Orbea lifetime warranty” angewiesen zu sein.
Alle Bilder von Rahmen eins und einige von Rahmen zwei sollten hier angehängt sein, der Rest von zwei sollte in meinem ersten Kommentar sein.
Ich bin hier schon eine Zeit passiv unterwegs gewesen, doch jetzt habe ich das Gefühl, dass meine Erfahrung mit Orbeas Umgang mit Defekten mittlerweile die Schwelle der Relevanz für einige von euch überschritten haben könnte, weshalb ich nun diesen Beitrag schreibe.
Das ganze ist mittlerweile bereits ein Drama in zwei Akten.
Angefangen hat das ganze mit dem Erwerb eines Alma M-Pro (OMX, XL) im April 2022. Das Rad wurde artgerecht bewegt bis bei der ersten Ausfahrt 2024 bei einem Antritt die antriebsseitige Kettenstrebe einbrach (Bilder am Ende, 1). Infolgedessen wurde der Rahmen (4.1.) von einem Händler zur herstellerseitigen Begutachtung zu Orbea nach Spanien versendet. Nach zweieinhalb Wochen (23.1.) erreichte mich dann über den Händler die Nachricht, dass Orbea den Rahmen nicht kostenlos ersetzen will, sondern lediglich ein crash replacement (= 1500€ für einen neuen Rahmen) anbietet. Begleitet wurde diese Nachricht von einer als “technical report” betitelten Datei.
Unter conclusions ist folgender Text zu finden gewesen:
After having realized the analysis and the test performed, our conclusion is that the break has not been produced by material defect.
In case of producing the break by material or manufacturing defect, the fissures present a uniform direction and the painting does not damage.
(Nach diesem Absatz befinden sich zwei Bilder, die Carbonstrukturen eines fremden weißen Rahmens darzustellen scheinen, und mutmaßlich mit relativ geradlinigen weißen Rissen (im Lack??) als Beispiel für die Präsentation eines Materialfehlers dienen sollen. Falls es sich tatsächlich um einen Riss im Lack handeln sollte, würde das der direkt zuvor getätigten Aussage, dass der Lack bei Material- und Produktionsfehlern keinen Schaden nimmt, widersprechen.
Weiter ging es mit folgendem Text:
In our case the fissure presents a detachment of carbon fiber and painting in addition to painting cracks, which indicates that the fissure has been produced by an external agent.
Due to there being no material or manufacturing defect on the component, the break has not been covered by the warranty policy.
Meinem eingeschränktem Verständnis von CFKs nach würde bei einer dünnwandigen Carbonstruktur aus bidirektionalen Matten, die eine einer Kettenstrebe ähnliche Form hat, bei Biegung mit hinreichender Kraft die unter Zug stehende Seite relativ unversehrt bleiben, während die gestauchte Seite Schaden nehmen würde. Auf der gestauchten Seite würde ich dann einerseits Risse im deutlich weniger elastischen Lack, als letztendlich auch den Bruch der einzelnen Faserstränge sowie in Folge auch deren Abhebung erwarten. Ich sehe nicht, wie sich diese Vorstellung mit der Argumentation Orbeas im obigen Absatz vereinbaren lässt.
Ich war mit dieser Einschätzung seitens Orbea, die manch einer wohl als persönliche Meinung bezeichnen würde, nicht zufrieden. Glücklicherweise konnte ich noch Bilder als Dokumentation der innerhalb von 12 Monaten nach Kauf aufgetauchten milchig-weißen Flecken auf der antriebsseitigen Sitzstrebe finden und nachreichen.
Durch größere Bemühungen meines lokalen Händlers konnte dieser doch noch einen kostenlosen Austauschrahmen erreichen, welcher dann im März 2024 (drei Monate nach Reklamation) bei mir ankam. Leider ist die Geschichte hier jedoch noch nicht vorbei.
Der modellgleiche Austauschrahmen wurde wieder mit den gleichen Teilen aufgebaut. Als ich das Rad dann Ende April, nachdem ich den Rahmen insgesamt etwa 29 Stunden bewegt hatte, das erste Mal mit aktivem Lockout an der 32er und dem originalen OC XC Team Laufradsatz gefahren bin, trat ein erneuter Defekt auf. Dabei wollte ich schnellkräftig aus dem Stand von der Ampel wegbeschleunigen, als sich das hintere Rahmendreieck spontan komplett desintegrierte, die Überreste sich wohl (mutmaßlich) an den Reifen drückten, diesen blockierten, und ich um ein Haar otb gegangen wäre. Bei genauerer Betrachtung am Straßenrand fiel mir auf, dass der Rahmen —verteilt über Sitz- und Kettenstreben— an mindestens neun Stellen einen Bruch, Riss, oder anderen Defekt aufwies (Bilder wieder am Ende, 2). Im Nachhinein war ich sehr froh, dass dieser kapitale Defekt mit gänzlichem Fahrstabilitätsverlust so glimpflich ausgegangen ist und nicht etwa bei hoher Geschwindigkeit oder in einer Gefahrensituation stattgefunden hat.
Zum Zeitpunkt des Defekts war der Rahmen noch quasi neu (~29h Fahrzeit), verbauter OC XC Team Laufradsatz war noch original steif eingespeicht und dass die Gabel frisch entlüftet einen soliden Lockout hat, dürfte den Rahmen auch nicht unzulässig überrascht haben. Ich müsste zu dem Zeitpunkt 72-73 kg bei 188cm auf die Waage gebracht haben und hatte keinerlei Krafttrainingshistorie (und leider aufgrund der Wartezeit 2024 auch wenig Ausdauertraining), dürfte allerdings meiner subjektiven Einschätzung nach, sowie der Meinung meines Xcadey Xpower s (den ich jedoch bisher noch nicht mit einem verifizierten Leistungsmesser vergleichen konnte) nach, relativ Schnellkräftig sein.
Vor zehn Wochen (30.4.) habe ich Orbea über meinen Händler mit Bildern und Beschreibung ausführlich über den erneuten Defekt berichtet, in der Hoffnung, dass die Offensichtlichkeit der Ähnlichkeit zwischen den Defekten der beiden Rahmen in Kombination mit guter Dokumentation den Weg zu einer schnellen Lösung ohne langwieriger “Untersuchung” seitens Orbea und darauffolgender Diskussion ebnet. Jedoch bekam ich nach zwei Wochen (15.5) vom Händler die Nachricht, dass das Rad doch als ganzes zu Orbea nach Spanien einzuschicken sei. Zum Einschicken abgegeben habe ich das Rad beim Händler am 21.5.. Innerhalb dieser nun vergangenen sieben Wochen konnte ich beim Händler lediglich in Erfahrung bringen, dass das Rad bei Orbea den Status “wird untersucht” hat. Meines Wissens konnte auch mein lokaler Händler trotz mehrerer Versuche den für den Fall Verantwortlichen bei Orbea nicht erreichen. Nun frage ich mich natürlich einerseits, wie es sein kann, dass ein praktisch neuer Rahmen an der Ampel derartig zerbricht, und andererseits, wie es sein kann, dass dieser kafkaeske Prozess -in der naiven Hoffnung, dass bei Orbea diesbezüglich tatsächlich ein solcher läuft- so lange dauern und nach außen so gänzlich informationsdicht sein kann.
Und wenn ich bedenke, dass ich diese Erfahrung mit Defekten innerhalb der gesetzlichen zwei Jahre gemacht habe, hoffe ich sehr stark, nie auf “Orbea lifetime warranty” angewiesen zu sein.
Alle Bilder von Rahmen eins und einige von Rahmen zwei sollten hier angehängt sein, der Rest von zwei sollte in meinem ersten Kommentar sein.
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