OK, produktiv:
Das Argument von
@hellmachine , dass mancher XC-Mararthon auch deutlich über 100km lang ist und mehrere 1000hm beinhalten kann, hat mir zu denken gegeben.
Ich kenne zwei: den
Nationalpark Bike Marathon und das
IronBike Einsiedeln. Letzteres ist klar nichts für das Schotterrennrad, den NPBM habe ich nie als ernstzunehmende Mountainbikestrecke angeschaut; den könnte man machen. Wenn ich mich richtig erinnere, wäre einzig die Abfahrt vom Chaschauna nicht komplett fahrbar (gewesen, da wurde jetzt ja ein neuer Trail gebaut). Allerhöchstwahrscheinlich wäre derselbe Fahrer mit einem schön leichten Hardtail auf der Strecke aber wohl trotzdem schneller als mit einem Gravelbike mit sagen wir mal 42mm Reifen, einfach weil das Gravelbike in den Abfahrten zu viel Zeit verliert, da man es nicht gleich gut laufen lassen kann.
Spannend wäre zu schauen, mit welchem Lenker (gerade oder krumm) derselbe Fahrer mit ansonsten demselben Bike schneller wäre. Bringt der Rennlenker tatsächlich so viel Aerovorteil, dass er den Handlingnachteil in den Abfahrten ausgleicht? Oder ist man mit dem Rennlenker gar grundsätzlich entspannter unterwegs und hat darum mehr Reserven und ist so schneller? Feldstudien vor!
Aber auch der NPBM ist keine für mich typische Gravelrunde. Eine für mich typische Graveltagestour hat vielleicht 120-150km und ca. 3000hm und führt im Idealfall von A nach B, meistens aber aus praktischen Gründen von zu Hause nach zu Hause mit irgendeinem spannenden Höhepunkt dazwischen. Das bedeutet, dass davon häufig 60-100km unspektakuläres Kilometerschrubben sind und da ist für mich ein Rennlenker und allgemein eine Rennradgeometrie deutlich angenehmer als ein gerader MTB-Lenker und ein MTB (bevor ich mit dem Graveln angefangen habe, hab ich mir dazu einen Aeroaufsatz aufs Hardtail geschraubt, das ging auch, aber seit ich das Gravelbike habe, hab ich das nie mehr gemacht - das könnte durchaus Gründe haben).
Die Untergründe verteilen sich dann (bezüglich Strecke) vielleicht folgendermassen:
50% Asphalt (wahrscheinlich eher mehr, gefühlt aber weniger, da man da ja schnell fährt und verhältnismässig wenig Zeit verbringt)
20% problemloser Schotter, den man auch mit einem 25mm Rennradreifen fahren könnte.
20% gröberer Schotter, der für 42mm Reifen noch voll im Komfortbereich ist.
7% herausfordernder Untergrund, der aber noch richtig Spass macht (hier beginnt das MTB-Gelände)
3% grenzwertiger Untergrund, wo man anschliessend stolz ist, das mit einem Gravelbike geschafft zu haben (bei mir sind das meistens alpine Übergänge).
Und ist das jetzt Rennradfahren oder Mountainbiken? Das will ich nicht entscheiden müssen.
Es hat beides: Das Gefühl vom Unterwegssein in total unterschiedlichen Regionen, das ich vom Rennrad her kenne und das Gefühl der Freiheit, (fast) jeden Weg unter die Räder nehmen zu können und auch mal etwas Verrücktes zu wagen, das ich vom Biken her kenne.
Darf man auf einer werbefinanzierten MTB-Plattform, die für die User gratis ist, Artikel über Gravelbikes (und e-Bikes) veröffentlichen?
Dass es überhaupt Leute gibt, die sich diese Frage stellen

(Gratistipp: Die wirkungsvollste Methode mit Dingen im Internet umzugehen, die man nicht will, ist ignorieren. Je mehr Kommentare die Vorstellung des Grizls generiert, je mehr Leute also im Zusammenhang mit dem Artikel Zeit auf MTB-NEWS verbringen und je häufiger sie interagieren, desto eher werden weitere ähnliche Artikel folgen.)
Und meine Meinung zum Grizl? Wenn ich nicht schon ein sehr ähnlich ausgerichtetes Gravelbike hätte, wäre es durchaus interessant für mich. Mir gefällt 2fach, dass es Platz hat bis 50mm Reifen (bei meinem ist leider bei 45mm Schluss) und dass es scheinbar eine sportliche Geometrie hat (ich habe die aber noch nicht genauer angeschaut).
Die Beschränkung auf ein Systemgewicht von 120kg ist nicht ideal, aber auch das, was verschiedene Komponentenhersteller angeben. (Gravellaufräder von Hunt haben z.B. auch ein max. Systemgewicht von 115-120kg, DT Swiss 130kg.) Die Typisierung ist das, was normalerweise für Gravelbikes angegeben wird. Und wenn man bedenkt, dass ein Rennrad auch mal ein Schlagloch bei 60km/h oder schneller aushalten muss, würde ich mir da nicht allzuviele Gedanken machen (zumal wir ja weiter oben eh gelernt haben, dass man mit einem Rennlenker gar nicht krass fahren kann

)