Was in den Foren ja direkt, oder indirekt Intense vorgeworfen wird, ist ja, dass sie nicht wüssten was sie tun beim Konstruieren des neuen DH-bikes. Seit dem letzten Serienbike, das im Worldcup gefahren wurde, dem M29, gab es weitere VPP-Protos, den HP-Viergelenk-Proto und nun eben diesen. Ich würde das so interpretieren, dass man irgendwann mit dem VPP Design nicht mehr die Schritte vorwärts manchen konnte, die man wollte, bzw. die Vorlieben der Fahrer (inbesondere Gwin) nicht befriedigen konnte. Daher der Umschwung auf den Viergelenker. Der Proto von letztem Jahr schien etwas "auf die Schnelle" gemacht und war sicher nie für eine spätere Serie gedacht. Dazu ist das Bike in einigen Punkten wirklich zu abenteuerlich.
Das neue wirkt da schon viel stimmiger und lässt eine Vielzahl an unterschiedlichen Progressionskurven über die zusätzliche Dämpferanlenkung zu. Gerade die sah beim Proto von letztem Jahr mit der Ellen-langen ,geraden Wippe und dem sehr flach dazu positionierten Dämpfer sehr wild aus. Das System hier bei dem neuen Proto finde ich sehr stimmig. Dass solche Hinterbauten funktionieren sieht man beim Specialized Demo, hier dazu noch als HP ausgeführt und Intense wird sicher seine ganz eigene Abstimmung der Progression, etc. einfließen lassen. Ich finde es sehr gut und das stimmigste Intense DH-Bike seit längerem.
Man muss ja auch mal betrachten woher das ganze kommt. Größter Einflussfaktor ist sicherlich Aaron Gwin, mit dem Intense auch neues entwickeln wollte.
Ich oute mich mal als Gwin-Fan und das schon seit sehr langem (noch zu seinen Yeti-Zeiten). Wenn man mal alles zusammenfasst, was Gwin über Bikes erzählt, sich seine Erfolge und Misserfolge ansieht, seine Schwierigkeiten mit manchen Bikes, dann kommt man (ich zumindest) zu einigen Erkenntnissen:
Gwin hat sehr spezielle Vorlieben bei Bikes und tut sich schwer, wenn das Bike nicht seinen Vorstellungen entspricht. Es gibt Fahrer, die können ihren Fahrstil leichter an Bikes adaptieren, Gwin tut sich damit schwer.
Betrachtet man seine Aussagen und gleicht das auch mit seinen Ergebnissen und eigenen Beobachtungen ab, dann bevorzugt Gwin Bikes die sehr viel Gegenhalt haben, hoch im Federweg stehen und eine schon relativ hohe Progression haben. Ähnliches gilt für den Antirise. Lieber keine zu großen Werte und ein Bike das nicht in den Federweg gezogen wird. Gwin ist teilweise im Gegensatz zu quasi allen anderen öfter hohe Geo-Einstellungen gefahren in Kombination mit sehr straffem Fahrwerk um seinen Fahrstil bei dem er gerade durch grobe Sachen auch recht brutal durchbombt durchziehen zu können. Das war schon zu seinen erfolgreichen Trek-Zeiten so. Der Wechsel zu Spezi auf das alte Demo war wenig erfolgreich. Das Bike war das Gegenteil. Unausbalancierte Geo, sehr tief, weiche Federung, die schnell viel Hub freigibt. Es hatte einige Zeit gedauert bis Protos da waren, die funktioniert haben. Dann der Wechsel zu YT. Dachte mir schon damals, dass das passt. Ausbalancierteres Bike, nicht ganz so tief, viel Progression, niedrige Antirise-Werte. Gwin war direkt schnell darauf.
Dann Intense. Zunächst reiner 29er, nicht unbedingt Gwins Ding. Dazu baut Intense quasi traditionell extrem progressive Hinterbauten. Nur war die Progression beim M29 vor allem am Anfang des Hubes stark und danach deutlich nachlassend, wo Gwin sein Rad eigentlich am Federwegsbeginn stramm fährt und was die Basis für viel Gegenhalt später im Hub bringen soll. Dazu hat das M29 wie die meisten VPPs deutlich mehr Brakesquat und es hatte auch mehr Pedalrückschlag. Das konnte quasi nix werden mit den zweien. Der VPP Proto war ein Mullet und mit deutlich veränderter Progression. Das war Teil 1 der Verbesserung, für Gwin aber sicher noch nicht das gelbe vom Ei, da man mit dem System beispielsweise den Antirise nicht so niedrig bekommt. Der HP-Viergelenker hat die Punkte Antirise und Pedalrückschlag verbessert. Nun kommt der Feinschliff. Ich bin gespannt, was er dieses Jahr auf dem Bike bringt. Es ist mal wieder eine vielversprechende Kombi, wo alles passen könnte. Und dann war Gwin auch immer schnell.
Von daher macht der Weg von Intense bei DH-bikes in den letzten Jahren absolut Sinn.