Hi,
ich war so mit mir selbst beschäftigt daß ich wenig geschaut hab ob ich jemanden kenne
Man musste mich schon anbrüllen damit ich was mitgekriegt hab
Hier wie versprochen mein Bericht den ich einfach mal aus dem Tria-Forum nebenan kopiert habe:
Es ist unglaubliche 4 Uhr in der Früh als der verflixte Wecker sich tatsächlich meldet. Hätte er aber nicht brauchen denn schlafen konnte ich sowieso nicht! Also aufstehen und Frühstück machen. Ich merke dass ich topfit bin, um die Uhrzeit, das zeigt aber auch dass die Vorbereitung ziemlich optimal verlaufen ist. Genug geschlafen habe ich an den Tagen vorher auch also auf gehts!
Beim Frühstück muss ich mich zwingen ein Brötchen samt Banane runter zu bekommen, mehr geht definitiv nicht rein. Ich packe die letzten Sachen und werde um punkt 5 Uhr vom Vater meiner Freundin abgeholt der mich nach Langen zum Waldsee bringt. Als wir fast da sind werden wir umgeleitet, und von dort aus können wir auch schon den Mega-Stau zum Waldsee sehen. Wir drehen also um, an einem Waldweg paralell zum See wird gehalten und ich laufe von dort aus den Rest zum See. Das ist nur knapp 1 Km und danach bin ich schon mal aufgewärmt.
Ich betrete die Wechselzone und lasse die Stimmung auf mich wirken. Von angespannt bis locker drauf ist hier so ziemlich alles vetreten. Wie geht es mir? Es ist nach meiner fast 3-monatigen Verletzungspause von Februar bis Ende April ein kleines Wunder dass ich überhaupt hier stehe. Egal, das ist Vergangenheit, heute zählt nur eines : ankommen!
Ich fühle merkwürdigerweise kaum etwas, fast schon neutral, als ob ich das alles nur von außen betrachte.
Das übliche Vorbereitungsgedöhns beginnt. Luftdruck checken ( wo zum Henker sind die Pumpen die der Veranstalter stellen wollte???? ), Verpflegung in die Oberrohrtasche stecken ( das will ich alles essen???? ), zweiten Ersatzschlauch an der Sattelstütze festtapen, Handtuch ausbreiten, Schuhe und Strümpfe drauf, Startnummernband an den Lenker,
Helm, Kopftuch die Brille dazu fertig. Und nu? Da war doch noch was? Richtig Neoprenanzug ja oder nein?????? Angeblich soll die Temperatur des Sees knapp 25° betragen. Aber es gibt kein Neoverbot. Ich sehe niemanden der nicht seinen Neo anlegt. Also mache ich das was sonst nicht meine Art ist: ich orientiere mich an der Masse und zieh ebenfalls die Pelle an. Da es mein erster Ironman ist will ich auf Nummer sicher gehen. Dann schon der Startaufruf für die Altersklassen-Athleten. Als es runter zum See geht bin ich ob der Massen an Leuten schon erschrocken und orientiere mich sofort nach rechts außen. Ich hab keine Lust auf Schlägerei. Als ich ins Wasser eintauche denke ich nur : ********. Viiiiieeeeeeel zu warm für den Neo!!!! Jetzt gibts aber kein zurück mehr. Ich schwimme mich ein und warte auf den Start. Und dann ist es tatsächlich soweit! Mein erster Ironman beginnt!
Ich komme gut weg und kann sofort von Beginn meinen Rhythmus schwimmen. Aber ich merke auch dass das warme Wasser Kraft kostet. Verflixter Neo!! Die ersten 2,3km laufen trotzdem super und der kurze Landgang läutet die nächsten 1,5km ein. Meine Zeit nach 2,3km beträgt knapp 42min. Hmm, das ist deutlich unter meinen Möglichkeiten aber so ist jetzt halt. Ich versuche, auf der letzten Runde Zeit gut zu machen und orientiere mich näher an den Bojen entlang Fehler! Ein hauen, stechen, schubsen, prügeln ohne mich! Ich schwimme einfach quer aus dem Getümmel raus und orientiere mich am Rand entlang. Das bedeutet zwar mehr Strecke aber hier ist es ruhig. Nach genau 1:14;47 steige ich aus dem Wasser und ich bin mir sofort sicher dass ich ohne Neo schneller gewesen wäre, zumindest in dieser pipiwarmen Brühe. Beim wechseln lasse ich mir gut 7 min Zeit und los gehts auf die Radstrecke.
Gleich von Beginn an versuche ich meine Taktik Schnitt nicht über 30km/h oder unter 28km/h durchzusetzen. Es läuft bestens. Durch die Innenstadt, ab über die Hanauer Landstraße und dann schon der erste Anstieg, The Beast hoch nach Bergen. Wie auch bei MTB-Marathons fahre ich auch hier mit hoher Umdrehungszahl hoch. Das kostet zwar Geschwindigkeit, spart aber massig Kraft und die brauche ich noch nachher beim abschließenden 42km-Spaziergang!
Das, was sich morgens beim Frühstück angekündigt hat, setzt sich fort ich bekomme kaum feste Nahrung runter. Ich hab schlicht keinen Hunger, zwinge mich aber trotzdem dazu ab und an in einen Riegel zu beissen oder an den Verpflegungsstellen ein Stück Banane zu schnappen. Dann The Hell in Maintal Hochstadt, quasi bei mir zu hause um die Ecke. Mächtig viel Stimmung und man fliegt förmlich das Kopfsteinpflaster hoch. Kurz danach schon der Anstieg am Hühnerberg den ich auch gut hochdrücken kann. Hier sehe ich auch die ersten bekannten Gesichter! Falls ich jemanden nicht gegrüßt haben sollte, sorry, ich kann ja nicht auf alles achten, war also nicht böse gemeint! Nach der rasanten Abfahrt geht es quer durch die Wetterau auf welligen Profil. Eigentlich ist der erste Abschnitt des Kurses der anspruchsvollste weil eben ständig Wellen und Hügel im Wechsel folgen und der Wind zu 99,99% von vorne bläst. Man sehnt fast die Streckenteilung bei KM45 in Bad Nauheim herbei.
Es läuft immer noch sehr gut bei mir und der zweite Teil des Kurses vergeht fast wie im Flug. Kurz vor Frankfurt dann der berühmt-berüchtigte Heartbreak-Hill in Bad Vilbel! Die Zuschauer bilden eine schmale Gasse zum hochfahren und schreien dich die Steigung hoch! Dadurch ist der Anstieg schneller vorbei als gedacht, auch wenn es weiter oben etwas einsamer ist und der Gipfel des Berges noch lange auf sich warten lässt es zieht sich böse nach hinten raus bevor es endlich bergab Richtung Frankfurt/Innenstadt geht. Ehe man sich versieht ist man am Mainkai und die zweite Runde beginnt. Es geht mir weiter bestens und ich beginne schon, mir eventuelle Kann-Zeiten auszumalen. Ich beschließe, ein paar Kohlen aufzulegen und Druck zu machen, aber weiter nicht schneller als 30km/h im Schnitt. Man merkt jetzt schon auf der zweiten Runde wer am Anfang zuviel Gas gegeben hat ich kann schon einige einsammeln und in Hochstadt spurte ich im Wiegetritt das Kopfsteinpflaster hoch und kassiere noch ein paar. Wahnsinn wie gut das bisher läuft!
Aber dann kommt die Krise. Ab Km 120 plötzlich will der Kopf nicht mehr. Einfach so, aus heiterem Himmel! Ich krieg keinen Druck mehr auf die Pedale, der Wind kommt eh wieder von vorne und überhaupt ist ja alles kagge. Was soll das hier alles?? Die Beine brennen plötzlich und mit denen soll ich nachher noch 42km laufen? Vergiss es! Ich komme so mies drauf dass ich am liebsten anhalten und losheulen möchte. Der Schnitt sinkt und sinkt. 27km/h, 26km/h. Nur der Gedanke an meine Freundin, die kreuz und quer durch die Wetterau fährt um mich anzufeuern, hält mich auf der Strecke. Und dann, bei Km 150, ist die Krise so schnell weg wie sie gekommen ist. Die Beine gehen auf, der Kopf wird frei und die gute Laune ist auch wieder da. Na super! Hätte das schneller gehen können? Wieviel Zeit hat mich das jetzt gekostet? Egal, die letzten 30km packst du auch noch schreie ich mich selbst an. Vollgas. Die Rampe hoch nach Karben weggedrückt. Der kleine fiese Hügel kurz vor Vilbel abgehakt. Heartbreak-Hill war da was? Ich schalte ab und funktioniere nur noch. Als ich nach 6:22 Std. Radzeit die Wechselzone erreiche hab ich noch den 28er Schnitt gerettet.
Mein Rad wird weggebracht, ich suche und finde sofort den roten Beutel mit den Laufsachen und setze mich ins Wechselzelt. In aller Ruhe ziehe ich frische Socken und meine Schuhe an, creme mich noch mal ein, setze die Mütze auf und ab dafür. Der letzte Akt beginnt!
Tausende Zuschauer stehen am Main und peitschen dich an. Ich versuche, locker loszulaufen und bremse mich. Als ich an der 2-km-Marke auf die Uhr schaue bekomme ich nen Schreck : 12 Minuten! Das ist viel zu schnell, das halte ich definitiv nicht bis zum Ende durch. Also runter mit dem Tempo, auch wenn es schwerfällt. Ich bremse so weit ab bis ich bei 7:30/7:40min pro km angekommen bin. So läuft es sich locker und gut. An den Verpflegungsstellen beherzige ich die Tips von Matthias, meinem Teamkollegen, der schon in Hawaii gestartet ist : mach Gehpausen an der Verpflegung! Trinke und iss in Ruhe! Pack dir Eiswürfel unter die Mütze und Schwämme unters Trikot damit die Körpertemperatur unten bleibt! Dann wieder loslaufen und an der nächsten Verpflegung das gleiche! Essen fällt mir weiter schwer, ich bekomme einfach kaum was runter. Der Magen macht keine Probleme aber irgendwie kann ich heute kein essen sehen. Wenn mir jemand in den nächsten Tagen Iso, Banane oder Powerbar unter die Nase hält flippe ich aus versprochen!! Ich halte mich also weiter an Wasser, stark verdünntes Iso und auf den letzten 10km dann noch Cola.
Und so funktioniert es tatschlich bestens. Jetzt sind auch wieder bekannte Gesichter an der Strecke zu sehen und das motiviert natürlich zusätzlich. Bis zum Beginn der 4ten Runde bei km31,5 kann ich meinen Schnitt aufrecht erhalten obwohl jetzt die muskulären Probleme zunehmen. Aber die kann ich einigermaßen vergessen denn mein Bruder begleitet mich laufenderweise auf der letzten Runde! Er pusht mich immer wieder an, der alte Sklaventreiber! Aber es wird immer härter! Jetzt werden die Gehpausen doch etwas länger und das immer wieder neuerliche anlaufen kostet viel Kraft und die habe ich eigentlich nicht mehr. Wie wahr ist der Spruch ein Marathon beginnt erst auf den letzten 10km!. Der Satz wird dir nun minütlich um die Ohren gehauen. Dann, kurz vor der Wende bei km38,5 wo das letzte heißersehnte Bändchen auf einen wartet, ist plötzlich Alex ( kochi ) aus dem RR-News-Triathleten-Forum neben mir! Wir fallen uns fast in die Arme, so freuen wir uns. Jetzt laufen wir also zu dritt! Geteilter Schmerz ist halber Schmerz. Als wir endlich das letzte Bändchen haben versucht Alex noch mal das Tempo anzuziehen um unter 13 Std. zu finishen. Ich kann nicht folgen und bleibe bei meinem Bruder. Ca. 1,5km vor dem Ziel sehen wir aber wieder Alex gehen in Begleitung von Heiko ( cube )!! Der läuft zusammen mit seiner Freundin die letzte Runde. Jetzt haben wir fast ein Forumstreffen beisammen. Als es ins Ziel geht verabschieden wir uns von Heiko der ja noch mal am Main entlang laufen darf aber mit seiner Freundin wird er das schaffen!
Der Zieleinlauf ist Wahnsinn. Du läufst auf diesem roten Teppich und alles ist vergessen. Die Schmerzen, die Krisen, die negativen Gedanken alles weggewischt für diesen einen magischen Moment wenn tausende von Zuschauern dich ins Ziel brüllen! Und dann ist es geschafft : nach 13:10 Std. bin ich im Ziel! Der längste Tag des Jahres geht zu Ende fast. Denn hinter dem Zielbereich warten im Athlete`s Garden viele gute Geister die dich in Empfang nehmen und sich kümmern. O.k, duschen muss man schon selbst aber danach wartet die Massage und das verdiente Essen.
So ganz kann ich das ganze noch nicht fassen. Es wird wohl noch 1-2 Tage brauchen bis ich realisiert habe : Ich bin ein IRONMAN! Nur wer so was durchgemacht hat kann das nachvollziehen. Alle anderen denken evtl : verrückt, sich so zu quälen. Ja, verrückt ist es. Aber das gehört dazu!