Hey,
zuallererst: dranbleiben, du kriegst das hin wenn du wirklich willst. Ist scheisse schwer, weiß ich. Und es frustriert und man wird oft zurückgeworfen, aber es geht. Ich wog zu meinen schwersten Zeiten 172kg bei 1,82m, im Moment bin ich bei 134kg, Tendenz wöchentlich momentan ca. 0,5-1kg fallend. Ich fahre viel und gerne Rad, genaugenommen brachte das MTB zusammen mit einer radikalen (aber nicht diätisch-durchgeplanten) Ernährungsumstellung sogar erst die Wende.
Ziemlich genau jetzt vor einem Jahr war ich bei 168kg und wollte mir ein E-Bike kaufen, damit ich für den Weg zur Arbeit nicht so viel Diesel verballern und Auto verschleißen muss. Damit ging's eigentlich los. Das E-Bike fahre ich heute noch täglich und es hat 3300km runter. Daran sieht man wie kurz der Arbeitsweg ist, und ein normales Fahrrad hätte es auch getan - ich war aber nicht in Form, also GAR nicht, und ich glaube, ohne das E-Bike als Starthilfe wäre das bei mir anders gelaufen. Aber gut. Es standen mittlerweile auch diverse MTBs (alle ohne E) im Stall und keins davon ist unter mir zusammengebrochen (gut, der Carbonrahmen hat 'nen Schaden, siehe unten), nur das E-Bike hat das zweite Hinterrad drin, weil ichs mal mit Einkäufen (und mir) überladen habe, und das fand die Felge nicht gut - Speichenloch ausgerissen. Gerade bin ich MTB-los weil zwei neue kommen und wegen Corona dauert alles länger... aber egal, darum gehts nicht.
Ein paar Tipps zur Fahrrad- und Komponentenwahl, ganz durcheinander und ohne Rücksicht auf dein persönliches MTB-Wissen - als ich angefangen habe hatte ich keine Ahnung von nix, aber wenn man sich vor jedem Komponentenkauf erst mal wiegen und dann abwägen muss lernt man ne Menge...
XXL-Fahrräder sind schön und gut, aber das einzige Fahrrad, das durch mein Gewicht (und die Einkäufe) bisher einen Schaden erlitten hat ist mein XXL-E-Bike von Univega mit 170kg Systemgewicht. Mein erstes MTB war ein Trek Roscoe 6 (899€), zul. Systemgewicht 136kg (mein Gewicht nackt zum Zeitpunkt des Kaufs 165kg, Fahrradgewicht 15kg, also locker um 45-50kg überladen), und es hat keinerlei Schäden davongetragen, trotz einiger Stürze und durchaus unvernünftiger Fahrweise ab und zu (schnell durch Kompressionen) - aber: keine Sprünge, keine Drops. Die sind tabu! Habe ich auch grundsätzlich nie gemacht.
Generell sehe ich es so, dass die Hersteller das zulässige Systemgewicht eines MTBs bei üblichem Gebrauch meinen müssen. Wenn ich ein Trailbike, das 12kg wiegt mit 108kg fahrfertig bei 120kg zulässigem Systemgewicht bewege (Canyon,
Rose z.B.), muss es die Fahrweise, für die es gebaut wurde auch aushalten. Dafür garantiert der Hersteller, und er wird sicherlich keine Regressansprüche riskieren. Daraus folgt, dass ein MTB, das auch springen kann/können soll, nicht gleich unter dir zusammenbricht wenn du es überlädst und damit dann einfach nur über Waldwege fährst. Wenn allerdings doch was passiert ist es halt dein eigenes Problem, der Hersteller wird immer mit deinem Gewicht argumentieren und sagen, dass er da raus ist.
Das schwächste Glied, gerade bei günstigen Bikes, sind die Laufräder. Die Rahmen der Markenhersteller halten einiges mehr aus als man denkt, aber die Laufräder sind oft Grütze. Investiere in wirklich gute, sauber aufgebaute und auf Stabilität getrimmte Laufräder und du bist sehr gut unterwegs. Es gibt Systemlaufradsätze, die bis 150kg Systemgewicht zugelassen sind (meist für E-Bikes) und trotzdem nur 28 Straightpull-Speichen haben - ein sauberer Aufbau mit 32 Speichen hält 'ne Menge aus. Ich habe mir einen 27.5"-Satz
DT Swiss 350 Hybrid-HX581 mit 32x Alpine III Speichen aufbauen lassen und die Dinger sind Panzer.
Alles andere ist eigentlich egal, Gabel, Antriebsgruppe usw. - Der Rahmen muss nicht mal viel kosten... kann er aber, und deshalb sei gesagt: von Carbon würde ich rückblickend die Finger lassen, denn wenn man schwer ist, ist die Einlaminierung der Tretlagerhülse ein Schwachpunkt, wenn man "richtig" (also stehend) MTB, besonders Hardtail fährt und ein großer Teil vom Körpergewicht mit jedem noch so kleinen Schlag vom Boden ins Tretlager eingeleitet wird. Spreche aus Erfahrung. Zwischen Hülse und Carbon waren irgendwann einige Millimeter Luft und die Hülse im Rahmen frei beweglich. Das war gruselig.
Vermeide eine Schnellspannachse am Hinterrad. Wenn man viel wiegt wird der Hinterbau schnell so weich, dass die Schaltperformance leidet, weil sich da alles verwindet. Vermeide am besten auch eine Schnellspannachse am Vorderrad. Steckachsen sind dein Freund.
Gabeln sind erstaunlich gut belastbar, meines Wissens schreibt nur
DT Swiss ein maximales Fahrergewicht vor. Nimm aber maximal große Standrohre und hör dich nach der Steifigkeit um. Ich habe bisher Erfahrungen mit DVO,
Rockshox und Fox und bei allen war die Abstimmung gut machbar, innerhalb der (oft schwer recherchierbaren) Maximaldrücke - aufgrund des hohen Luftdrucks nutzt man nur evtl. aufgrund der großen Progression gegen Ende nicht den ganzen Federweg. Spacer dazu tu geht ja immer, aber wenn schon keine mehr drin sind kann man auch keine mehr rausnehmen...
Ein Fully mit Luftdämpfer und über 120, 130kg fahrfertigem Gewicht kannste vergessen. Mit Stahlfeder kann es evtl. gehen... wird dann aber teuer. Mir ist außer Nicolai (die es auch nur fürs G1 offiziell freigeben) keiner bekannt.
Die (meines Wissens) einzige Dropper Post (Vario-Sattelstütze) ohne Gewichtsbeschränkung ist die Fox Transfer. Ich habe drei Stück davon, alle funktionieren problemlos.
Dein Problem mit einsinkender Sattelstütze hatte ich auch am E-Bike, Abhilfe brachte letztlich nur Carbonmontagepaste. Wenn das Sitzrohr nicht wirklich sauber gefertigt ist reicht die schmale Klemmung oft nicht und die Stütze arbeitet sich durch die ständige seitliche Biegebelastung schnell locker.
Achtung, größter Trugschluss beim Abnehmen: du musst zwingend Sport machen. Das ist falsch. Du musst zwingend deine Ernährung umstellen, ich hab mal gelesen dass 90% von der Ernährung kommen wenn man nicht gerade Extremsport betreibt, und ich kann das bestätigen. Zu meiner MTB-Anfangszeit habe ich so weitergegessen wie immer und mich halt die Hügel hochgequält, es hat sich aber kaum was getan gewichtstechnisch. Das ging erst mit meiner Ernährungsumstellung los, dann aber richtig... du musst was finden, das langfristig für dich funktionieren kann. Bei mir ist es, dass ich Mo-Fr täglich zwei Mahlzeiten zu mir nehme: morgens gegen 11 zwei belegte Brote (vorher nur Kaffee und Wasser), Abends ein Stück Fisch und Salat (Feld, Romana, Rucola, whatever) mit Paprika, Tomaten, Gurke, Zwiebel, Essig/Öl. Am Wochenende wird normal gekocht, aber der Kalorien-Intake und die Zusammensetzung der Mahlzeiten wird dennoch beachtet, also nix mit Burger, Pommes, Schnitzel. Keine Chips (schmacht....), keine Süßigkeiten, nur ab und zu Obst/Beeren, Vitamine kommen aber über den Salat rein und ich ha eigentlich auch kein Bedürfnis mehr nach Süßem (verschwindet nach ein paar Wochen von selbst). Das funktioniert für mich, für dich wird es aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht funktionieren

du musst einfach was finden, das bis an dein Lebensende für dich denkbar ist, denn ein Zurück zur alten Ernährung gibt es nicht, wenn du nachhaltig abnehmen willst - du nimmst dann nämlich einfach wieder zu. Das gleiche Problem haben zeitlich begrenzte Diäten... wenn man wirklich schwer ist oder war, bleibt die Tendenz zum Schwersein auch bestehen. Zehn Wochen Fettweg ist also schön und gut, wenn du danach aber keine Erhaltungsdiät machst nimmst du wieder zu. Hab ich alles hinter mir, 25kg runter, 30kg wieder rauf... ist alles Mist. Je langsamer du abnimst und je besser du deine Ernährung in den Alltag dauerhaft integrieren kannst, desto besser. Das schöne ist, dass mit der Zeit auch das Hügelhochstrampeln einfacher wird, dadurch bringt es mehr Spaß, dadurch macht man es öfter, dadurch wirkt es sich dann schon auch auf die Fettverbrennung aus, man nimmt ein bisschen mehr ab als ohne Sport... ich bin zur Zeit so fit wie zuletzt mit 9 Jahren oder so und schaffe mit dem MTB (ohne E natürlich) Touren mit 40km und 750hm und bin danach gut drauf. Am Anfang war nach 10km und 150hm Schluss und Sauerstoffzelt und eine Woche nicht fahren weil alles weh tut und man jetzt gerne sterben will. Und das dann zu sehen und anzuerkennen, dass man echt was geschafft hat, ist eine so hammergeile Motivation, weiterzumachen...
So, das war jetzt wild durcheinander, aber ich wollte das mal alles runterschreiben und hoffe, es hilft dir irgendwie weiter. Ziehs durch!