Becak
Ein Becak hat drei Räder.
Die vergangene Wochen stand ich Abends öfters in meiner (Fahrrad-)Werkstatt und habe zerlegt, gereinigt, geschrubbt, entrostet, poliert, konserviert, zusammengebaut, eingestellt, gerichtet, ausgebessert, probiert und getüftelt, ja auch ein paar Teile online bestellt bzw. ersteigert, kurzum, es war viel Arbeit, so weit habe ich noch nie zuvor ein Fahrrad zerlegt.
Bis auf das Glockenlager des Tretlagers hatte ich alles auseinander, da das Glockenlager sich zwar trocken drehte, aber sehr leicht und spielfrei, also, Schmiernippel auf und "gib ihm" (Sprühfett) ... alles gut. Premiere war auch nach Anleitung aus der Wikipedalia den Achter aus der vorderen Stahlfelge rauszuziehen, naja so 1-2 mm hab ich drin gelassen, ich wollte die alte Felge und vor allem die originalen Speichen nicht überstrapazieren, aber das sieht man nicht... Eine andere Herausforderung, und da brauchte ich zwei Anläufe, bis es wieder so funktionierte, wie vorgesehen, war die hintere Freilaufnabe von F+S. Ja, und die Nähte des Ledersattels habe ich von Hand komplett neu gemacht.
Also jetzt, nach über 30 Jahren im Schuppen fährts wieder. Und es fährt sich ziemlich gut, wie ich finde, ich habe inzwischen etwa 15 km damit gefahren, schon während der Restauration um die Funktion der Rücktrittbremse zu testen, da war ich beim ersten Versuch nicht erfolgreich, weil ich es falsch geschmiert hatte. Alleine an dem Pferdchen und dem Steuerkopfschild habe ich jeweils eine gute Stunde mit Zahnbürste und Zahnpasta vorsichtig geschrubbt um den Dreck der Jahrzehnte aus allen Ritzen zu bekommen.
Glockenlager (im Prinzip sind die unverwüstlich!), "alte Felge", Rücktrittbremse, letzere übrigens von Fichtel&Sachs, neudeutsch SRAM, Ledersattel, Pferdchen auf dem vorderen Schutzblech, Steuerkofschild, ihr erratet es schon, es geht hier nicht um ein hochmodernes Singlespeed-Rad, sondern um ein
STRICKER Herrenrad, Bielefeld-Brackwede, Baujahr 1951.
Ohne Schaltung, also Single-Speed... Das ist das Fahrrad meines Großvaters, welches er sich Anfang des Wirtschaftswunders kaufte, um damit täglich pro Richtung etwa 12 km durch den Wald zur Arbeit zu fahren. Oder am Wochenende in den Garten außerhalb des Ortes, zur Verwandtschaft in der Umgebung, oder auch mal auf Ausflügen in die nähere und weitere Umgebung. Als ich noch klein war, bin ich ab und zu mit ihm hier in der Gegend unterwegs gewesen, er hatte meistens den Stricker benutzt. Meine Mutter erzählte mir, dass die Wochenend-Touren, und dabei fuhr mein Großvater dieses Rad, auch mal auf den Hahnenkamm und sogar auf den Feldberg (Taunus) führte. Respekt!
Der Stricker war eine Zeit lang sogar motorisiert, der entsprechende REX Hilfsmotor (Bj. 1952) ist auch noch da, dafür werde ich aber irgendwann mal ein ein anderes Rad dafür aufbauen, einen passenden Rahmen von Torpedo (Frankfurt-Rödelheim, 1949) habe ich schon, und (fast) alle anderen Teile sind noch da, denn mein Opa hat an den Rädern alles selbst gemacht und auch ein paar Teile gesammelt (und auch die Kunsträder des örtlichen Radsportvereins repariert). Als nächstes ist aber erstmal das Adler Damenrad meiner Großmutter an der Reihe, und dann noch das (vermutlich) Badenia Damenrad meiner Großmutter. Die sind von 1939 und 1926.
Der Stricker war weitestgehend im Originalzustand, ich habe an Altteilen nur die Klingel durch eine originale von Stricker ersetzt. Außerdem gab es einen neuen Zweibeinständer (ein originaler alter wäre mir lieber, die haben aber auch Liebhaberpreise...), neue Felgenbänder, Schläuche und Reifen (mir wären welche ohne Reflektionsring lieber gewesen, dann hätte ich aber Katzenaugen dran machen müssen) und eine Satteltasche. Nur das Schutzblech habe ich nach dem Entrosten etwas Farbe verwendet, weil das dann teils blanke Blech nicht zum Rest passen wollte, sonst ist alles nur mit Rostumwandler und Leinölfirnis behandelt. Mein Dank geht an zahlreiche Tippgeber im altesrad.net Forum, die jetzt natürlich wegen den Reifen meckern...
Zunächst ein "Vorher"-Foto, dann der aktuelle Zustand.
Und dann vom aktuellen Zustand.
Und hier liegen 66 Jahre Technikgeschichte dazwischen, das Grundprinzip wurde aber nur verfeinert...
Ich hoffe, diese kleine Entführung in ein anderes Fahhrad-Thema hat gefallen. So alte Räder zu restaurieren macht viel Spaß.
Bis auf das Glockenlager des Tretlagers hatte ich alles auseinander, da das Glockenlager sich zwar trocken drehte, aber sehr leicht und spielfrei, also, Schmiernippel auf und "gib ihm" (Sprühfett) ... alles gut. Premiere war auch nach Anleitung aus der Wikipedalia den Achter aus der vorderen Stahlfelge rauszuziehen, naja so 1-2 mm hab ich drin gelassen, ich wollte die alte Felge und vor allem die originalen Speichen nicht überstrapazieren, aber das sieht man nicht... Eine andere Herausforderung, und da brauchte ich zwei Anläufe, bis es wieder so funktionierte, wie vorgesehen, war die hintere Freilaufnabe von F+S. Ja, und die Nähte des Ledersattels habe ich von Hand komplett neu gemacht.
Also jetzt, nach über 30 Jahren im Schuppen fährts wieder. Und es fährt sich ziemlich gut, wie ich finde, ich habe inzwischen etwa 15 km damit gefahren, schon während der Restauration um die Funktion der Rücktrittbremse zu testen, da war ich beim ersten Versuch nicht erfolgreich, weil ich es falsch geschmiert hatte. Alleine an dem Pferdchen und dem Steuerkopfschild habe ich jeweils eine gute Stunde mit Zahnbürste und Zahnpasta vorsichtig geschrubbt um den Dreck der Jahrzehnte aus allen Ritzen zu bekommen.
Glockenlager (im Prinzip sind die unverwüstlich!), "alte Felge", Rücktrittbremse, letzere übrigens von Fichtel&Sachs, neudeutsch SRAM, Ledersattel, Pferdchen auf dem vorderen Schutzblech, Steuerkofschild, ihr erratet es schon, es geht hier nicht um ein hochmodernes Singlespeed-Rad, sondern um ein
STRICKER Herrenrad, Bielefeld-Brackwede, Baujahr 1951.
Ohne Schaltung, also Single-Speed... Das ist das Fahrrad meines Großvaters, welches er sich Anfang des Wirtschaftswunders kaufte, um damit täglich pro Richtung etwa 12 km durch den Wald zur Arbeit zu fahren. Oder am Wochenende in den Garten außerhalb des Ortes, zur Verwandtschaft in der Umgebung, oder auch mal auf Ausflügen in die nähere und weitere Umgebung. Als ich noch klein war, bin ich ab und zu mit ihm hier in der Gegend unterwegs gewesen, er hatte meistens den Stricker benutzt. Meine Mutter erzählte mir, dass die Wochenend-Touren, und dabei fuhr mein Großvater dieses Rad, auch mal auf den Hahnenkamm und sogar auf den Feldberg (Taunus) führte. Respekt!
Der Stricker war eine Zeit lang sogar motorisiert, der entsprechende REX Hilfsmotor (Bj. 1952) ist auch noch da, dafür werde ich aber irgendwann mal ein ein anderes Rad dafür aufbauen, einen passenden Rahmen von Torpedo (Frankfurt-Rödelheim, 1949) habe ich schon, und (fast) alle anderen Teile sind noch da, denn mein Opa hat an den Rädern alles selbst gemacht und auch ein paar Teile gesammelt (und auch die Kunsträder des örtlichen Radsportvereins repariert). Als nächstes ist aber erstmal das Adler Damenrad meiner Großmutter an der Reihe, und dann noch das (vermutlich) Badenia Damenrad meiner Großmutter. Die sind von 1939 und 1926.
Der Stricker war weitestgehend im Originalzustand, ich habe an Altteilen nur die Klingel durch eine originale von Stricker ersetzt. Außerdem gab es einen neuen Zweibeinständer (ein originaler alter wäre mir lieber, die haben aber auch Liebhaberpreise...), neue Felgenbänder, Schläuche und Reifen (mir wären welche ohne Reflektionsring lieber gewesen, dann hätte ich aber Katzenaugen dran machen müssen) und eine Satteltasche. Nur das Schutzblech habe ich nach dem Entrosten etwas Farbe verwendet, weil das dann teils blanke Blech nicht zum Rest passen wollte, sonst ist alles nur mit Rostumwandler und Leinölfirnis behandelt. Mein Dank geht an zahlreiche Tippgeber im altesrad.net Forum, die jetzt natürlich wegen den Reifen meckern...
Zunächst ein "Vorher"-Foto, dann der aktuelle Zustand.
Und dann vom aktuellen Zustand.
Und hier liegen 66 Jahre Technikgeschichte dazwischen, das Grundprinzip wurde aber nur verfeinert...
Ich hoffe, diese kleine Entführung in ein anderes Fahhrad-Thema hat gefallen. So alte Räder zu restaurieren macht viel Spaß.
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