Also, um mal noch tiefer in die Physik zu gehen, erkläre ich mal das Konzept der relativen Luftfeuchte. Wie
oben geschrieben ist die Wasseraufnahmefähigkeit von Luft abhängig von der Temperatur. Oben hatte ich die Faustformel genannt, um die absolute Luftfeuchte bzw. die maximale Aufnahmefähigkeit zu nennen. Diese wird in g Wasser /m³ Luft angegeben. Jetzt kann man aber auch angeben, wieviel von der maximalen Aufnahmefähigkeit bereits verwendet wurde. Diese wird in % angegeben. Als Zahlen: Bei 20 °C kann ein m³ Luft etwa 20g Wasser aufnehmen. Wenn die Luft aber nur 10g Wasser aufgenommen hat, sind das 50% der möglichen Kapazität. Bei 5g wären es 25% rel. LF. Bei 10°C schaut das wieder anders aus. Wenn da die Luft 10g aufgenommen hat, ist das bereits das Maximum (genannt "Sättigung"), also 100%. Und bei 5g sind das 50% rel. LF.
Nächster Effekt: Je niedriger die relative Luftfeuchte ist, desto besser kann Wasser verdunsten. Und das ist erst mal halbwegs unabhängig von der Temperatur. Deshalb sind Gebäudetrockner (z.B. nach einem Wasserrohrbruch) so gebaut, dass sie zwar nicht wirklich warm machen, aber eine grausam niedrige rel. LF erzeugen, immerhin so niedrig, dass du riskierst, dass die Holzeinrichtung dadurch zerstört wird.
Warum jetzt das Anwärmen von Luft was bringt, liegt an der Absenkung der relativen Luftfeuchte. Du hast (um die Zahlen von vorhin zu verwenden) Luft mit 10°C und 50% rel. LF, sind 5 g Wasser/m³ Luft abs. LF. Jetzt erwärmst du die Luft um 10°C. Die hat immer noch 5g/m³ abs. LF, aber jetzt mit 25% rel. LF. Und durch die niedrigere relative LF trocknet auch deine Wäsche/deine Schuhe besser.
Das Anwärmen ist halt eine einfache Methode, die rel. LF zu erniedrigen. Genauso wirkungsvoll wäre es, der Luft das Wasser zu entziehen, aber das ist technisch viel aufwändiger. Wiederum beim Gebäude trocknen: Du könntest das Gebäude auch auf 100°C aufheizen, um eine ähnlich niedrige rel. LF zu erzeugen wie es die jetzigen Trockengeräte machen, aber wahrscheinlich bekommst du dann andere Probleme

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Wo der Effekt der relativen Luftwärme auch auftritt, ist in der Sauna. Durch die große Wärme herrscht dort eine seeeehr geringe rel. LF (die absolute Luftfeuchte ist identisch mit der Außenluft, ist ja die gleiche Luft). Dadurch verdunstet der Schweiß sehr schnell, was dir durch die Verdunstungskälte hilft, dich abzukühlen. Wen jetzt jemand einen Aufguss macht, steigt die rel. LF schlagartig an (auch die abs. LF), es verdunstet viel weniger Schweiß, du hast weniger Verdunstungskälte und schon wird dir ganz schnell (zu) warm.
Jetzt wird vielleicht auch klar, wie schwierig die Abgrenzung ist wenn es darum geht, ob warme Luft schneller trocknet als kalte. Bei welchem Volumenstrom? Bei welcher Luftfeuchte, dabei abs. oder rel. Luftfeuchte? Zusätzliche Energiezufuhr z.B. durch Sonneneinstrahlung? Deshalb hinken alle Vergleiche hier: Fön: großer Volumenstrom, Schuhtrockner: kleiner Volumenstrom. Haare: große Oberfläche, Schuhe: kleine Oberfläche. Wäsche in der Sonne: erwärmt regional (direkt am Stoff) die Temperatur --> niedrigere rel. LF. Wäsche: große Oberfläche (zum Verdunsten und Wärme von Sonne aufnehmen), Schuhe: kleine Oberfläche.
tl;dr
Ums mal etwas verkürzt zu schreiben:
Wichtig zum Trocknen ist eine niedrige relative Luftfeuchte.
Um diese dauerhaft zu erhalten, ist eine ordentliche Konvektion (=Luftaustausch) zwingend nötig, sonst erreicht die Luft schnell den Sättigungspunkt (=100% rel. LF).
Zur Erniedrigung der rel. LF kann man die Luft anwärmen, weil es die technisch einfachste Möglichkeit ist.