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Viele dieser Einzelfälle begründen keine Bagatellisierung.
Mir ging es nicht vordergründig um eine Verharmlosung, auch wenn man meinen Beitrag so verstehen kann. Ich denke einfach, dass der Nachahmungseffekt eines Helidrops eher klein ist: Fahrtechnik ist nicht käuflich. Aber man kann sich einen Bergführer mieten, der einem ohne jegliche Eignung und alpinistische Erfahrung auf die Dächer der Welt schleppt. Oder man lässt sich ein Weltraumshuttle bauen, oder...
Genug Geld erkauft einem heute das Recht, für die eigenen Interessen ungeheuerliche (ökologische wie ökonomische) Lasten auf die Allgemeinheit abwälzen zu dürfen. Schaut man sich das in der Breite an, ist im Vergleich ein Helidrop wirklich unbedeutend. Zumal im vorliegenden Fall auch nicht durch ein Naturschutzgebiet gepflügt wurde. Manche Menschen meinen ja scheinbar auch, sich durch den Kauf eines entsprechenden Rades das Recht erworben zu haben, eben dies zu tun. Ich glaube hier gibt es eine andere Signalwirkung, auch wenn Werbung und Marketing diese Meinung stark befördert.
Ein weiterer krampfhafter Versuch um zu beweisen, dass Gravel das neue MTB/Dirt/Trial etc. ist. An Blödheit schon bald nicht mehr zu überbieten. Da ist der Heli noch das kleinste Übel.
Ich glaube hier geht es weniger um eine "Gravelbikeverschwörung" (denn ähnliche Videos gibt es mit anderen Radtypen zu hauf). Ich lese das als die ziemlich einfältige Werbebotschaft: "Trink unsere Plörre: Sie macht dich zu einem besseren Athleten und öffnet dir die Tür zu den großen Abenteuern". Oder anders gewendet: "Konsum ersetzt Fertigkeit".
Das das nicht funktioniert, merkt man dann beim Helidrop recht schnell, während das Signal: "Genug Kohle bringt dich sogar in den Weltraum, auch wenn du dabei Millionen Tonnen Abgas und Schrott produzierst, was okay ist, weil wir lieben ja unsere reichen Visionäre, und deshalb verteilen wir die eigentlichen Kosten für deinen bullshit gerecht und demokratisch auf die übrigen 99%." leider auch faktisch stimmt. Das Fazit (mit der Blödheit) ist für mich aber dasselbe.
ich glaube unsere Sicht der Dinge ist halt ziemlich deutsch - einmal über den großen Teich ist der Helidrop oder das Shuttle mit (Water-)plane fast so normal, wie für uns der Trip mim Auto in den Bikepark.
Dann gibt´s wieder welche die finden die 20 km Fahrt mim Auto zum Bikespot unter aller sau...
heißt jetzt aber nicht, dass ich das gut finde, aber wem obliegt´s zu beurteilen, was geht und was nicht???
Ich finde diese Beurteilung obliegt uns allen, da wir alle davon (direkt oder indirekt) betroffen sind. Schließlich gibt es keine "rein amerikanische Luft", kein "nationales Klima".
Daneben denke ich, dass das, was in anderen Ländern zur Normalität gehört, generell nicht Grundlage einer Rechtfertigung, Relativierung oder Urteilsenthaltung sein sollte. In Amerika sind auch Sturmgewehre im Privatbesitz, in Afrika Genitalverstümmelungen, in Asien Social Scoring Alltag und normal. Deshalb darf ich, auch ohne betroffen zu sein, trotzdem denken, fühlen und sagen, dass ich das ablehne.
Darf ich deswegen anderen vorschreiben, wie sie zu leben haben? Nein, das sehe ich auch nicht so. Auch wenn ich persönlich glaube, dass das Vertrauen in die menschliche Vernunft und die Hoffnung auf (rechtzeitige) Einsicht mittlerweile vergebens ist. Dagegen glaube ich mittlerweile an die Weisheit der Indianer (bei aller Abgedroschenheit):
Only after the last tree has been cut down / Only after the last river has been poisoned / Only after the last fish has been caught / Then will you find that money cannot be eaten.