die pause, dass angebot an speisen und getränken, sowie die stilecht verkleidete helferin hatten mir den sinn der veranstaltung wieder etwas in den fokus meiner schon recht eingeschränkten sichtweise geschoben: es ging um spass. wer mich kennt weiss, dass ich im rahmen radsportlicher ereignisse diesen leider gelegentlich anderen anspekten unterzuordnen verstehe - und schliesslich machte über weite strecken eddy merckx persönlich das tempo für mich... . jedenfalls nahm ich mir vor, die weitere reise etwas lockerer anzugehen. nur ungern verabschiedete ich mich von der kontroll-station:
leider fand ich so recht keine geeignete gruppe und so blieb mir nichts anderes übrig, als allein meines weges zu radeln. ja, weit war das land und ewig schlängelten sich die weissen strassen entlang der romantisch geschwungenen berge und gar lieblichen hügel:
zu mittag war die sonne hervor gekommen und brannte erbarmungslos auf die staubigen strassen nieder. bergauf lief mir das wasser am körper runter, bergab schüttelten die brutalen waschbrettpassagen die letzte kraft aus meinem geschundenen körper. teilweise war der griff zur trinkflasche unmöglich, weil einhändiges fahren auf diesen holperigen strassen schlichtweg unmöglich war. immer wieder hielt ich an und nahm mit zitternden händen einen trockenen schluck aus den 500ccm wasser die ich mitführte.
irgendwann baute sich vor mir eine regelrechte bergkette auf und ich fürchtete, dass meinen beinen eine weitere probe aufs exempel bevorstehen würde. konzentriert ging ich den hügel an, aber nach zwei, drei kehren musste ich aus dem
sattel. also schob ich den alten stahlkahn bergauf, der schweiss tropfte in den staub und ich zweifelte, ob ich dieser strecke wohl gewachsen sein würde.
als die steigung, kurve an kurve, kein ende nehmen wollte, traf es mich wie ein schlag: diese steigung war ich doch vorhin schonmal gefahren?! war es etwa möglich, dass ich den streckenpfeilen folgend vom richtigen weg auf ein bereits gefahrenen streckenteil abgekommen sein sollte, oder zwangen uns diese sadisten von streckenarchitekten diese dreckssteigung gar zweimal zu fahren? alle überlegungen zerplatzten in der erkenntnis falsch zu sein, als ich am gipfel der steigung den im abbau befindlichen kontrollpunkt fand, der mir vor stunden schon einmal das leben rettete.
der im amt befindliche kontrolleur starrte auf meinen fahrerpass, der bereits stempel von folgenden kontrollpunkten trug und realiserte langsam, in welcher misslichen lage ich mich befand:
in fliessendem, ja rauschendem italienisch erklärte er mir, dass ich den elenden berg wieder hinab, den folgenden anstieg hinauf und dann immer geradeaus zu fahren hätte. die strecke, wie eine acht geformt, berührte sich an dieser stelle und wer diesen einen pfeil übersah, rollte wenig später auf einem bereits gefahren stück der strecke weiter.
meine hand glitt in die trikottasche. sollte ich julia anrufen und sie bitten mich zu holen? konnte ich unverrichteter dinge zurückkehren? ich war wirklich kurz vor der aufgabe. ich war platt und stinksauer auf meine dummheit. trotz aller zweifel erreichte ich schliesslich die eine abbiegung und folgte den inzwischen zahlreich passierenden mitleidenden. meine moral war wirklich nicht mehr die beste, jedoch motivierte mich die tatsache, endlich wieder auf dem weg ins ziel zu sein.
trotzdem war die luft raus. ich fuhr nur noch mit dem ziel anzukommen. irgendwann gelang es mir einem italienischem mitfahrer die frage zu vermittel, wann den mit der nächsten kontrolle zu rechnen sei - immerhin war ich seit fast drei stunden mit nur 0.5 liter wasser auf staubigen sandpisten unterwegs und der durst machte sich wirklich unangenehm bemerkbar. an jedem der sehr vereinzelt gelegenen landhäuser überlegte ich, ob ich nicht stoppen und nach wasser fragen sollte, aber die hoffnung auf die nächste raststation treib mich weiter. endlich, ich meine wirklich endlich lief ich um 14.20uhr die nächste oase an:
ich kauerte mich in eine schattige ecke und trank ca. zwei liter wasser. dann rief ich julia an, heulte mich etwas aus und kündigte (leichtfertig) meine ankunft für 16.00-16.30 uhr an. durch die deutsche sprache auf mich aufmerksam geworden, nahmen mich gerade journalisten von der zeit, dem handelsblatt und der süddeutschen auseinander (ich erfüllte das von ihnen gesuchte profil "deutsch", "total am ende", "eingestaubt", "bemitleidenswert" zu
100%. mein einziger kommentar war: "ich bin völlig im arsh...!"), als die beiden münchner peter und matthias die kontrolle erreichten. ich war super froh endlich etwas labbern zu können und so auf den letzten 50-60 kilometern die schmerzen vielleicht etwas vergessen zu können.
die letzten kilometer zogen sich endlos hin. es folgten noch eine weitere verpflegungsstelle, eine spontane wegkontrolle und ein nicht enden wollendes auf- und ab der zum teil nahezu unfahrbaren weissen strassen. am nachmittag zog sich der himmel zu und es nieselte sogar einwenig. mir war das inzwischen absolut egal. ich radelte die strecke entlang, bemüht nicht vom rad zu fallen.
irgendwann dann ein schild "gaiole 5km". "mann - die fünf kannst du im notfall sogar schieben" dachte ich und endlose zeit später rollte ich gegen 17.00 uhr in gailo auf den marktplatz. komplett erldeigt fiel ich meiner süssen ehefrau in die arme, lies mir den letzten stempel in den pass drücken und nahm einen fetten korb mit wein, olivenöl und käse entgegen:
mit entgleisten gesichtszügen (siehe foto) versuchte ich bereits ein ersten resümee: "das ru-fa wird verkauft und in italien war ich das letzte mal". julia meinte "papperlappap!", schob, trug, zerrte mich in unser hotel, stieß mich in die duschwanne und reichte mir frische tomaten und in streifen geschnittenen käse herein. langsam regenerierte ich und nachdem ich einige tassen heissen kamillentee im bett getrunken hatte, flackerte das lebenslicht wieder etwas stabiler.
am abend trafen wir uns mit den beiden münchern zum essen. das essen war exellent, das lokal verwunschen und - die l´eroica endlich geschafft. und so sah das abschliessende resümee folgender weise aus:
- 2006 wieder dabei
- die tufos waren super
- die übersetzung defintiv kürzer
- zwei getränkeflaschen in festen, stabilen haltern
- italien im herbst ist einfach der hammer
- die veranstaltung ist beispiellos nett und unkompliziert
und
bitte, bitte betoniert die weissen strassen!
soweit. es war eine klasse reise und die veranstaltung war den aufwand wirklich wert. bis bald... menis