Kann (Lauf)-Sport süchtig machen ?

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Hi ! - seit 1995 laufe täglich halbwegs zügig 1,5 Stunden - Samstag od. Sonntag könnens auch mal 2,5 werden. - Unterlasse ich mein Training auch nur einen Tag oder reduziere ich die Trainingsdauer über einige Tage verschlechtert sich mein Konzentrationsvermögen, Aufmerksamkeit, meine Gemütslage, Schwitzen, Nervosität, Unruhe, usw. - habe gelesen und gehört, daß bei intensiver Sportausübung es zu starker Ausschüttung von Endorphinen und anderen hormonähnlichen Stoffen sowie Opiaten und Morpinen im Gehirn kommt, sich der Organismus daran gewöhnt und ein Unterbrechen oder Reduzieren des Trainings Entzugserscheinungen hervorruft. - Das würde meinen Erfahrungen entsprechen - macht Laufen tatsächlich süchtig - wer hat Erfahrungen mit "Laufsucht" ?

mfG
Tomcat
 
...anorexia athletica oder so ähnlich ;)

du wärst also im schlimmsten fall ein fall für den arzt... meistens hat eine solche störung erst schlimme auswirkungen, wenn der betreffende ins übertraining gerät, aber nicht mit trainieren aufhören kann und somit seinen körper bis zum !kollaps! weiter belastet...

...oder wenn im alter die knochen "mürbe" werden die athrose kommt und der betroffende trotz schmerzen weiter macht und dadurch verständlicher weise den restlichen tag ein schmerzkrüppel ist...

...oder der betreffende ordnet sein gesamtes leben einzig dem sport unter (so schlimm wirds bei wohl nicht sein)...

gibt da ne menge beispiele...

solange du nicht körperlich gehindert wirst an deinem sport ist es wohl kein prob, aber wie schon gesagt, kommt irgendwann die eine oder andere situation, wo man sich zu entscheiden hat...

aber natürlich werden diese opiate oder sagen wir eher, das angenehme gefühl danach (was nicht unbedingt durch opiate entsteht) dich psychisch zum sport hintreiben ;) ein durchaus angenehmer effekt, wo sich andere (noch) mit ihrer sportunlust abmühen :bier:
 
Gib mal den Begriff "exercise addiction" bei einer Suchmaschine ein. Ist bei mir vor langer Zeit auch mal diagnostiziert worden. Eine Sucht wie (fast) jede andere ... .
 
Es sind weniger die Opiate, die die Sucht auslösen. Zunächst ist der Mensch ein Gewohnheitstier. So wie ein fehlender Kaffee am Morgen eine schlechte Stimmung macht, ist es bei Dir ganz schlichtweg die Unterbrechung Deines normalen Alltags, zu dem das Training einfach dazugehört. Das ist ein Kopfproblem und je nach mentaler Stärke ein Grosses oder Kleines. Das tatsächlich reelle gesundheitliche Problem ist Dein durch die ständige Forderung und folglicher Anpassung vergrössertes Herz. Gerade Laufen erfordert eine immense Blutversorgung aller Muskelgruppen, so dass das vergrösserte Herz mit grosser Pumpleistung schon eine tolle Sache ist. Wird aber die grosse Blutausschüttung zu lange nicht benötigt, weil man einfach das tägliche Training unterbricht, kommt es zum Entlastungssyndrom mit Deinen beschriebenen Zeichen. Dieses massive Herz- Kreislauf-Problem kann tatsächlich gefährlich werden! Deine Blutgefässe werden mit einer Riesenmenge Blut belastet, so dass Sie an sensiblen Stellen reissen können. Folgen wären insbesondere die blutigen Schlaganfälle, die auch junge Menschen erleiden können. Also; Entweder Du macht mit dem Riesenpensum weiter, dann aber jeden Tag und immer, oder Du reduzierst Schritt für Schritt Dein Pensum, so dass Du bei einem kleinerem Herzen auch mal gefahrlos einen trainingsfreien Tag geniessen kannst. Ansonsten musst Du die Warnzeichen Deines Körpers unbedingt ernst nehmen! Ich kann Dir nur aus der Ferne raten, Informationen über das richtige Abtrainieren einzuholen, um auf ein gesundes Niveau zu kommen.
 
...schon längst nen alter hut sein... hab mich damit zwar noch nicht befasst, aber schon oft gelesen, das abtrainieren völlig unnötig ist, kannst du da glaubwürdige wissenschaftlich untermauerte quellen nennen, vielleicht primärlineratur oder am besten nen link?
 
Mit dem Computer kann ich nur recht eingeschränkt umgehen. Links oder sonstwas einfügen geht über mein Interesse hinaus, ist für mich reine Zeitverschwendung, will ich nicht.
Im Gegensatz zu Dir versuche ich mit eigenen Worten bildlich und verständlich Zusammenhänge zu erläutern, niemanden mit hochtheoretischen, abgelesen wirkenden Texten zu langweilen. Vielen Leuten hier, hoffentlich auch mir, merkt man an, dass sie z.B. berufsbedingt von dem, was sie schreiben, auch wirklich was verstehen.
Primärliteratur und wissenschaftlich untermauerte Quellen anzufordern passt zu Dir. Aber diese Anstrengungen werde ich mir ersparen. Glaub ruhig weiter, dass man nach einem jahrelangen Mammuttraining einfach so, von einem Tag auf den Anderen, aufhören sollte. Vielleicht hast Du sogar recht. Man kann alles, wenigstens einmal im Leben machen. Ob es logisch ist, stellt sich dann heraus. Bei guten Erklärungen halte ich an Nichts fest, nur weil ich aus Egogründen Recht haben muss.
Nichts für ungut, ein schönes neues Jahr, man liest sich!
 
sollte eigentlich eine interssierte frage von mir sein, da ich ebend bisher annahm, das das abtrainieren nicht nötig sei... nun wollt ich doch nur deine quellen wissen, weil ich sowas einfach nicht finde...

ich weiss nur von hypersistolen, die eine gewisse zeit nach totalabsetzen (was eh keienr macht! du bist da sehr theoretisch) eines wirklichen leistungssports! (macht der fragesteller leistungssport!? wohl nicht) für unwohlsein sorgen können, sich aber relativ rasch legen, das sich das herz eben auch schnell wieder zurückbildet, wie das nunmal so ist mit den muskeln und ausbleibenden reizen!

im übrigen bist du ja kein arzt und hast daher auch nicht wirklich mehr info als ich zur verfügung!

abtrainieren hat logischerweise vor allem einen psychologischen effekt und der kann genauso wichtig sein wie physiologie... aber in deinem zusammenhang kenn ich in der hinsicht nichts, es sei denn du meinst das selbe, hast es nur "laienhafter" ausgedrückt und lieber angst gemacht, als die volel wahrheit zu erzählen, das dies natürlich kein dauerzustand ist

ps:leute ohne bereitschaft zur quellenoffenlegung sind mir ja dann doch "unheimlich" schade, das feuersocke das nicht mehr lesen kann *g* aber vielleicht koriegiert er dich ja
 
Du sprichst mir aus der Seele und egal ob Du Arzt bist oder nicht oder sonstetwas, so hören sich doch Deine Beiträge immer sehr qualifiziert und überlegt an und ich lese Deine Tips sehr gerne.

Anders als die von anderen Leuten:p

@all

Alles Gute für 2004 und vor allen Dingen Gesundheit! Für den Rest können wir dann glaube ich alle selber sorgen!

Racegirl
 
...da sind wir ja einer meinung

nur das ich mir erlaube mal nachzufragen, wenn mir etwas suspekt vorkommt, dass meine antwort garnicht so weit entfernt ist von tourenplaners hast du wohl nicht ganz im parteiergreifen mitbekommen

irgendwelche gewaltigen blutmengen, die meine kapilaren zerfetzen...anschaulich

dass das kräftige herz bei ausbleibenden trainingsreizen zu kurzzeitigen blutdruckanstiegen neigt, die dann in der tat die unvorbereiteten kapilaren "aufpumpen" und unangenehm nervenenden "stimulieren" hört sich nicht so toll an, ist aber fast das gleiche, und das ist dann auch nach ein paar monaten vorbei, weil sich ebend der herzmuskel zurückbildet und daher jenes phänomen nicht mehr produziert...

desweiteren gibt es aber eine hohe psychologische bedeutung fürs abtrainieren, wenn jemand den ganzen tag dem sport witmete, dann braucht er eine gwisse zeit ins "normale" leben zu finden und nicht ins kalte wasser geschmissen ins "chaos" zu geraten... ein sich verminderndes training kann da eine sehr grosse hilfe sein, zum abtrainieren gehört dann auch das angewöhnen geringere nahrungsmengen zu sich zu nehmen, sonst folgt meistens die "schnelle" verfettung der ehemaligen sportler, was dann zu lähmung und unzufriedenheit führen kann, auch beinhaltet das "abtrainieren" im weitesten sinne, sich neuen zielen im leben zu verpflichten...

nu hab ich wieder viel zu weit ausgeholt, oder? die ursprüngliche frage ist damit auch nicht mehr inhalt dieses postings...

mfg :cool:

ps @ racegirl : hat deine seele auch noch den spruch "wer,wie,was, wer nicht fragt beleibt dumm" gespeichert? wenn ja, solltest du mein nachhacken verstehen!
 
Hi pingelchen,

habe gestern tatsächlich einen schlechten Tag gehabt und kam, bevor ich auf das Thema von Tomcat69 stiess, von einem "Zahlenthema", die, wie Du jetzt weisst, mich ganz schön nerven können. Ich glaube, Deinen Namen auch immer mal dazwischen gesehen zu haben. Tja, dann diese Frage nach wissenschaftlich untermauerten Untersuchungen mit Namen und Adresse. Hat gerade gepasst. Tschuldigung. Ein Arzt bin ich nicht, ich arbeite als Anaesthesiepfleger im OP und im Intensiv-und Anaesthesie-Bereich, fahre einmal die Woche den Notarztwagen als Rettungsassistent und bin Ausbilder im Rettungs-und Sanitätsdienst. Die Basis dafür ist die Ausbildung zum Kinderkrankenpfleger gewesen. Beruflich dreht sich also alles um den Menschen, dessen Körper- und Lebensfunktionen möglichst aufrecht erhalten bleiben sollen. Aber:Wie alles im Alltag reduziert sich das, was man wissen und in die Praxis umsetzen muss, auf das Nötige und nicht auf das maximal wissenschaftlich Mögliche. Durch die Ausbildertätigkeit habe ich mir angewöhnt, so zu erklären, wie ich es nun mal tue, vielleicht ein bischen zu Grundschullehrerhaft, dafür aber recht erfolgreich. Kaum Einer geht nach Hause, ohne die Thematiken grundsätzlich kapiert zu haben. Auch bin ich es gewöhnt, durch ständiges Lesen und Gespräche Informationen zu sammeln, um auf dem Laufenden zu bleiben. Ist mir etwas nicht klar, frage ich gleich Fachleute (z.B. Unfallchirurgen). Allerdings halte ich mich mit den Themen auch nicht überlange auf, ich filtere das für mich interessante heraus und gehe zum Nächsten über. Wie auch immer, meine Literatur besteht aus ganz vielen Büchern und Zeitschriften, so dass es wirklich mühsam wäre, genaue Quellenangaben zu machen.
Was das Abtrainieren betrifft, habe ich, wie schon vermeldet, noch Informationsbedarf. Physiologisch (wie Blutungen) kann etwas passieren, muss natürlich nicht! Bleibt das psychologische Problem: Es ist ein Physiologisches! Und zwar werden trotz Ausbleiben der Trainingsreize Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol in grossen Mengen ausgeschüttet. Warum? Diese Mittel sind die Schlüssel für die erhöhte Leistung der Muskulatur, des Herz-Kreislauf-Systems und des Stoffwechsels, insbesondere die erhöhte Verbrennungsrate in den Zellen unter gesteigertem Sauerstoffverbrauch. Läuft man jeden Tag 1,5 Stunden, steht man unter körpereigenem Medikamenteneinfluss, die, benötigt man die Überdosis nicht, Überdosiserscheinungen machen. In diesem Fall macht sich insbesondere die sympatische Übererregung bemerkbar. Was heisst das? Jedes Organ wird von einem die Funktion verbessernden (Sympatikus) und von einem funktionverschlechternden (Parasympatikus) Nervenstrang versorgt und innerviert. Am Beispiel des Herzens beschleunigt der Sympatikus das Herz, der Parasympatikus verlangsamt Dieses. Beim Darm wäre eine Beschleunigung der Perestaltik eine Verschlechterung (Durchfall), desshalb verlangsamt der Sympatikus die Darmmobilität (=Funktionsverbesserung). Bei Sportlern wird ständig eine Funktionverbesserung benötigt, die Folge ist ein kraftiger Sympatikus, dessen Überträgersubstanz unter anderem Adrenalin ist. Das Entlastungssyndrom mit seinen Symtomen zu beschreiben ist nichts Anderes, als die Unannehmlichkeiten der Funktionverbesserungen aller unserer Körperfunktionen zu beschreiben, Verstopfung, Herzrasen, hoher Blutdruck(verbunden mit der hohen Auswurfleistung des vergrösserten Herzens), Mundtrockenheit,.....Zudem kommt noch das Cortisol, welches u.a. für Gedächtnisprobleme, die Verschlechterung der Immunabwehr, die Ausschüttung zu vieler freier Radikale und und und verantwortlich ist. Das alles kann man natürlich aushalten, man muss nur die Rückbildung der Stresshormone abwarten. Dies geschiet über eine Rückkopplungsschleife, soll heissen, merkt der Körper, dass er nicht mehr so gefordert wird, schraubt er die Produktion der Stimulantien auch zurück. Dass das Prinzip Zeit benötigt, ist einfach so. Besser ist aber die schrittweise Reduktion der Bewegung, so das man sich der langsamen Rückkopplungsgeschwindigkeit anpasst. Einerseits ist die Bewegung das Einzige, was Stresshormone abbaut und verbraucht, (anfänglich werden nun mal noch zuviel davon produziert, sollten zur Schonung des Körpers auch verbraucht werden) Andererseits will man sich nicht mehr bewegen, baut aber das Zuviel an Zeug nicht ab. Mhmmm. Na ja, was man auch macht, irgendwann hat sich der Körper umgestellt und die Sympatikus-Parasympatikus-Inervation hat sich neutral eingependelt.
So pingelchen, ich hoffe, dass ich Dir jetzt nicht mehr suspekt bin, man liest sich!
 
jupp, diese beiden nervenregularien müssen sich dann wieder gegenseitig ausloten... bei dem einen sicher mehr als beim anderen

hab mal im inet a bissel rumgesucht, abtrainieren sieht dann wohl so aus laut irgendeiner leistungskaderschmiede:

sportartunspeziefisch

extensive ausdauereinheiten 60-90 minuten 5-7 mal pro woche für 2 monate

danach nur noch ca. 45-60 minuten 3-5 mal die woche für die nächsten 2 monate

und dann soll essig sein mit dem kampf der regelnerven ;)

ps: hoffentlich nehmen dich die andern jetzt noch für voll, wenn du hier so medizinisch erklären tust :bier:
 
Schön erklärt Tourenfahrer...leider größtenteils nicht richtig...

Primärliteratur kann Pingelchen hier so viel bekommen, wie er nur möchte : Link
 
kannste haben....

also...

was der liebe Tourenfahrer über Sympathikus/Parasympathikus so zu sagen hat, is so ungefähr richtig....aber halt nur so ungefähr....Adrenalin bzw. Noradrenalin haben ne Halbwertszeit von ca 3 Minuten...also recht kurz....(deswegen bei Reanimationen alle 3 Minuten nachspritzen), desweiteren bin ich mir nich sicher, ob Catecholamine aus der Peripherie überhaupt die Blut/Hirn-Schranke penetrieren....müßte ich nachgucken
Cortisol wirkt membranstabilisierend, hat nur wenig mit der Produktion von freien Radikalen zu tun...usw....da gibts noch viel zu zu sagen....

Spitzensportler müssen sich imho deswegen runtertrainieren, weil sie eigentlich ein abnorm großes Herz haben...das könnte, wenn es ganz dumm läuft, mal zu Herzrhytmusstörungen kommen, weil die unangebracht langsam sind, mit der Frequenz....weil der Sympathikus eben nich aktiviert is...ich kenn Leute, die laufen mit ner 30er Freuquenz rum, normalerweise würde man sojemand nen Herzschrittmacher einbasteln...

Für die exercise addiction sind ganz klar körpereigene Opiatderivate verantwortlich, die im ZNS als Reaktion auf körperliche Belastungen ausgeschüttet werden.....

wenn du noch Fragen hast, dann stell sie einfach..is relativ schwierig, das alles so hopp,hopp abzuhandeln...
ansonsten ---> LINK
 
Da meine Aussagen nicht von mir erdacht, sondern erlernt worden sind, bin ich auch sehr gespannt. Aber Lehrbücher und Lehrer können sich ja unterscheiden. Zudem ist das, was man hier unterkriegt ja immer nur eine Teilaussage. Das Thema, was im und mit dem Körper beim Sport passiert ist so komplex, dass ganze Bücher voll geschrieben werden können, Mal sehen, was alles noch so zusammenkommt.
 
War nicht gedacht, dir an den Karren zu fahren...ich habe nur die Erfahrung gemacht, das das, was auf Rettungsassistentenschulen und im Unterricht für Krankenpfleger gelehrt wird, nicht unbedingt dem entspricht, was man im Studium in den Physiologiebüchern nachlesen kann...
Weiterhin ist es nur bedingt für die Praxis relevant, da hast du schon recht...

Du hast weiterhin recht dait, das Adrenalin, bzw Noradrenalin und Crotisol Stresshormone sind...
Weiterhin ist richtig, das alle diese Hormone vasoaktiv sind...
allerdings wirken Catecholamine an einem Gefäß im Muskel ganz anders, als an einem Gefäß im GI-Trakt....is auch logisch, wenn man drüber nachdenkt
Das vegetative Nervensystem is für kurzzeitige Regulation von Herzzeitvolumen und Gasaustausch gedacht, bzw vermittelt kurzzeitig den Aktivitätszustand...also Flucht/Jagd oder Fressnarkose...
All dies hat aber nur indirekt mit der Herzmuskelhypertrophie bei Sportlern, die sich im übrigen deutlich von der pathologischen Herzmuskelhyperthrophie unterscheidet, was die Kapillarisierung und die Faserausrichtung angeht, zu tun...und nur sehr indirekt mit der exercise addiction.
Die ist imho mit zB. Endorphin vergesellschaftet

MFG
Jörg
 
Du warst schneller! Also: Richtig die Aussage über die Halbwertzeit von 3 Minuten bei Adrenalin. Wird aber durch elektrische Impulse vom Nebennierenmark ständig ausgeschüttet, ist also auch ständig vorhanden, manchmal auch ständig im Übermass.Dass periphere Katecholamine die Blut-Hirn-Schranke überschreiten sollen, habe ich nie behauptet. Bei einer Reanimation braucht man mehr Adrenalin, weil der Zentralisationeffekt benötigt wird, hier ist also primär die periphere Engstellung und die Besserversorgung der zentralen Organe das Ziel. Cortison hat weit mehr Wirkungen als nur die Membranstabilisierung. Durch seine Fettlöslichkeit kann Cortisol sehr gut durch Zellmembrane wandern, und so in der Zelle, auch Hirnzellen wirksam werden. Die Halbwertzeit beträgt hier mehrere Tage. Effekte sind Immunzellenblockade, Förderung des "Selbstmordprogramms" der Immunzellen (Entzündungshemmung),Beeinflussung der Gentätigkeiten der Zellen, Erhöhung der Stoffwechselaktivität der Zellen durch Beeinflussung der Mitochondrien (höherer Sauerstoffverbrauch, aber unvollständige Verbrennung, daher freie Radikale), Reizung empfindlicher Hirnzellen im Hippocampus mit evtl. Schädigung (Gedächtnisprobleme), evtl Reduktion von Messstellen für Cortisol mit einem "unregistrierten" zu hohen Cortisolspiegel als Folge, Entleerung von in der Menge eingeschränkten Noradrenalinbläschen im Hirnstamm mit Substitutionsschwäche (daher schnelle Ermüdung, Erschöpfung nach zugegebener Phase der erhöhten Konzentration), naja, reicht ja auch. Das gilt natürlich nur dann, wenn sich jemand wirklich Stress macht, und desshalb einen höheren Spiegel über einen längeren Zeitraum hat
 
Du warst wieder schneller, ich tippe so extrem langsam und überlege und verbessere soviel.Desshalb sind meine Antworten eher vor Deine zu setzen. Du hast recht, dass eine Pflegeausbildung recht eingeschränktes Wissen vermittelt, habe mich aber weitergehend mit Literatur versorgt und liebe Gespräche mit Ärzten, Physiotherapeuten und Kollegen, um meinen Horizont zu erweitern. Aber egal, ich möchte nicht noch mehr vom Thema abschweifen, das Einzige, was mich wundert ist, dass Du Zusammenhänge herstellst, die ich gar nicht beschrieben habe und nur schwer reagieren kann. Die Aussage, dass im Rahmen der kurzeitigen Regulationen eine Herzvergrösserung entstehen soll, ist natürlich Quatsch. Aber so verstehe ich Deinen Text. Naja, man liest sich!
 
Das Adrenalin, wie jedes Hormon, ständig ausgeschüttet wird, is klar. Ständig zu hoch gibt es imho nur bei Adenomen der Nebenniere oder beim Phäochromozytom....das jemand sich so viel Stress macht und ständig Catecholamine ausschüttet, um dadurch eine myothrophe Wirkung zu haben, halte ich mal für...naja....selten...natürlich ist die momentane catecholamininduzierte arrythmogene Wirkung am Herzen ein Risikofaktor für Infarkte...deswegen auch Stress als Risikofaktor..
Zentralisationseffekt is selbstverständlich richtig, richtig auch, das deswegen so große Mengen in die meist eh schon kontrahierte Peripherie...und weiterhin wichtig, die Wirkung am Herzen( positiv inotrop,chronotrop...blabla...)
Wenn peripher ausgeschüttete Catecholamine nicht die Blut-/Hirn-Schranke penetrieren können, dann fallen sie imho aus dem Kreis der möglichen Kandidaten für eine exercise addiction raus....

Cortison, ganz klar, Hormon, deswegen auch immer ein basaler Spiegel. Cortisol ist fettlöslich, penetriert die Zellmembran und wirkt zusammen mit seinem dimeren Rezeptor als Genpromotor an der DNA...dadurch Expression entzündungshemmend bzw Verhinderung der Bildung von proinflammatorischen Proteinen. Was die Mitochondrien angeht, bzw deren Switch von aerober zu anaerober Glukoseoxidation...who cares...beim Sport fällt soviel Lactat an, wenn kümmert da noch das bischen, was durch die erhöhte Konzentration an Cortisol tage später produziert wird. Abgesehen davon ist in Ruhe die Lebr so gut durchblutet, das der Corizyklus mühelos mit dem anfallenden Lactat fertig wird...sonst wären alle Sportler in der metabolischen Azidose und hätten Gedächtnisporbleme. Die Nebenwirkungen treffen sicher auf den unphysiologisch erhöhten Spiegel bei substituierten Patienten zu...aber wer von uns schafft schon 25mg Cortisol am Tag...außer er hat nen Cushing?
Also Cortisol auch raus aus der Überlegung, was eine exercise addiction macht
 
Jo..und genau diese Hypertrophie is das einzige Problem, was ein Leistungssportler haben könnte, wenn er plötzlich aufhört zu trainieren...und die hat wenig mit vegetativem Nervensystem zu tun...deswegen die physiologischen Zusammenhänge..sonst versteht das niemand
Gut, das du dich weiterbildest..ich bin da immer zu faul zu....:D
 
Lassen wir doch mal die ganze Physiologie und Biochemie weg!

Könnte es nicht einfach sein, dass einen eine Übung dermaßen entspannt, dass der Alltag dagegen der reinste Horror ist.
Dann wäre der Alltag das Narkotikum, dem man entflieht.
Ich weiss ja nicht, in wie weit der Mensch genetisch und morphologisch auf Bewegung programmiert ist, aber ich denke mal, das es wesentlich mehr Bewegung ist als wir uns so antun.
Wenn ich Kinder beim Spielen und Toben beobachte und sehe mir die Erwachsenen an, dann sind das dagegen Schlafmützen.
Vielleicht ist die "Laufsucht" das natürliche Verhalten und unsere Faulheit ein oktroyiertes Verhalten.
Vielleicht sind wir wie Panther im Käfig eingesperrt und siechen nur dahin.
Ist z.B. Sitzen auf Stühlen artgemäß? (Büro, Esstisch, Sofa, Auto)
Ich stelle also mal die Frage, wer denn nun der Behandlungswürdige ist. Der Exerciser, oder der Postmoderne?
Gruss!
Matthias
 
IMHO sindbeide behandlungsbedürftig. Aber was hat artgerechte Haltung beim Menschen mit der Fragenach einer Entwicklung einer exercise addiction zu tun?
 
Aber was hat artgerechte Haltung beim Menschen mit der Fragenach einer Entwicklung einer exercise addiction zu tun?

Die Frage ist doch die, ob exercise addiction pathologisch ist?
Vielleicht ist das der Normalzustand des Menschen.
Dass dort Hirnregionen aktiv sind, die auch bei der Gabe von bestimmten Alkaloiden aktiv sind, heißt doch nicht, dass das etwas schlechtes ist.
Shamanen tanzen sich z.B. auch in Trance.
Vielleicht ist der Mangel an Exercise der Grund für die sch§%& Rationalität und Nüchternheit unserer Gesellschaft und ihre Leere im Kopf und ihre ausgetrocknete metaphysische Gesinnung.
Ihre fehlende Beziehung zur Natur und ihre teleologische Verfehlung und Verirrung.
Das geht jetzt vielleicht etwas weiter, aber ist es nicht auch eine philosphische Frage? Immerhin ist das die Mutter aller Wissenschaft. Von Religion will ich gar nicht erst reden.
Suchtverhalten muß nicht unbedingt etwas Negatives sein. Substituiertes Suchtverhalten schon, denn das ist künstlich.
Aber Substitution kann doch nur auf natürlich angelegten und unterdrückten Mechanismen gedeihen.
Und der Bewegungstrieb ist gesellschaftlich und technologisch unterdrückt.
Gruss!
Matthias
 
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