Hallo Flo,
nun müssen wir genau differenzieren.
Diverse Statements in diesem Thread entbehren jeglicher physikalischer Grundlage oder sind als Allgemeinplatz zu sehen. Damit meine ich nicht deine Argumente.
Soweit ich deine These richtig verstanden habe, sagst du, daß größere Auflagefläche mehr Grip bedeute, richtig?
Damit liegts du auch grundsätzlich richtig, nur ist deine Herleitung ungeeignet dies zu untermauern.
Nur ein Beispiel:
wenn dünne
reifen nun genauso gut haften, wie dicke
reifen, warum werden diese dann dort benutzt, wo es auf grip ankommt, und warum haben wir (alle) das gefühl, dass wir einfach wesentlich mehr grip haben?
Wer was benutzt ist völlig unerheblich. Entscheidend ist vielmehr, ob größere Auflagefläche höheren "Grip" zulässt.
Du magst das möglicherweise als spitzfindig empfinden, womit ich leben muß
Kommen wir zur entscheidenden Argumentation:
desweiteren kann ich mir auch nicht ganz vorstellen, dass 80kg gewicht, konzentriert auf eine fläche von 50qcm (rechenwert), den gleichen druck ausüben sollen, wenn sie auf einer fläche von 20qcm (rechenwert) "liegen" würden. das ist doch einfachste physik, dass in dem zweiteren fall ein wesentlich höheres gewicht auf einem qcm liegt, als in dem ersteren fall. dementsprechend müssten dort doch bei querbelastungen - die wir beim fahren und stehen auf schrägen flächen, rohren etc. haben - auch höhere kräfte pro qcm wirken und somit eine schlechtere haftung bieten, als breitere
reifen.
Vorab, damit es zu keinen Mißverständnissen kommt:
Die Aufstandsfläche des Reifens ist nur eine Funktion der Gewichtskraft (von oben durch den Fahrer) und des Luftdrucks.
Bei gegebenem Fahrergewicht muß also der Luftdruck niedriger sein, um eine größere Auflagefläche zu erzielen. Die Reifenbreite spielt zunächst keine Rolle!
Also gut; größere Auflagefläche, besserer Grip.
Was ist nun der Grip?
Gemeint sind die übertragbaren Radkräfte. Dabei ist zunächst unerheblich, ob es sich Längs-(
Bremsen) oder Querkräfte (Kurvenfahrt) handelt. Diese Kräfte kommen durch die Beschleunigung in bestimmten Fahrsituationen zustande (F=m*a). Je größer die Beschleunigung, desto größer die Radkraft.
Es geht also um Kräfte und nicht um Drücke! Die Gegenkraft zu Beschleunigung mal Masse ist die Radkraft, der noch der Reibungskoeffizient vorangestellt wird. Die Fläche kommt dabei nicht vor!
Allerdings handelt es sich dabei nur um das idealisierte physikalische Modell.
Tatsächlich handelt es sich nämlich nur zu einem gewissen Teil um Reibung.
Ich möchte mal ein Extrembeispiel nennen: Wenn du mit dem Rad gegen die Wand fährst, wird die Fahrt abrupt zu Ende sein - egal wie der Reibungkoeffizient ausfällt. Ein klein wenig spielt sich so etwas auch ab, wenn der
Reifen über den Asphalt schrabbt und abgebremst wird. Er verhakt sich mit den Mikrounebenheiten, kleine Stückechen reißen raus, die dem Widerstand nicht standhalten. Je mehr Gummi "im Eingriff" ist, desto stabiler das Ganze.
Das physikalische Modell "kennt" dieses Verhaken nicht. Es ist ja auch nur ein idealisiertes Modell.
Dennoch ist es falsch zu sagen, daß der geringere Druck verantwortlich wäre. Der ist nur eine Begleiterscheinung.
Noch mal explizit zu Detailaussagen:
desweiteren kann ich mir auch nicht ganz vorstellen, dass 80kg gewicht, konzentriert auf eine fläche von 50qcm (rechenwert), den gleichen druck ausüben sollen, wenn sie auf einer fläche von 20qcm (rechenwert) "liegen" würden. das ist doch einfachste physik, dass in dem zweiteren fall ein wesentlich höheres gewicht auf einem qcm liegt, als in dem ersteren fall
Natürlich richtig. Im zweiten Fall ist der Luftdruck 2 1/2 mal soch wie im ersten Fall (Bin grad zu faul den Absolutwert auszurechnen).
dementsprechend müssten dort doch bei querbelastungen - die wir beim fahren und stehen auf schrägen flächen, rohren etc. haben - auch höhere kräfte pro qcm wirken und somit eine schlechtere haftung bieten, als breitere
reifen
Ja, aber so "logisch" ist das gar nicht. Logisch wäre eigentlich das von Dinsdale dargelegte, nämlich daß die Aufstandsfläche egal wäre, da physiklaisch irrelevant.
"Nur" die "Verzahnungseffekte" führen zu besserem Grip des Breitreifens.
Die Effekte kann man übrigens nur messen. Am Ende ists doch Empirie.
Gruß, Uwe