Heraklix - von Kreta zum Gardasee

18.09. 10:20 Tredici Laghi, 2300m

Gemütliche Nacht, diesmal wieder unterm Sternenhimmel statt einer Betonbrücke. Nach den obligatorischen Morgencappucini radle ich auf einer sacksteilen Piste hinauf in Richtung der Tredici Laghi.


Die erste halbe Stunde folge ich dabei einem Guide. Ein bisserl frustiert es schon, wenn der Vierbeiner lässig vorneweg hüpft und sich alle paar Meter schwanzwedelnd umdreht: "wo bleibt denn der komische mensch, der ist aber langsam".


Bis etwas 1900 Meter kann ich fahren, dann schiebe ich auf einem abenteuerlich verwahrlosten Weg weiter bergauf.

Bald verschwindet der Weg völlig und ich mühe ich querfeldein durch ein einsames Tal. Nach einer halben Stunde Kampf und Krampf erreiche ich endlich einen markierten Karrenweg, auf dem ich die letzten Höhenmeter weiterhin schiebenderweise aber wenigstens bequem absolviere.


Altes Fort bei den Tredici Laghi.

Den Uphill hab ich wohl ein bisserl versaut, besser unterwegs nicht vom Weg abkommen oder gleich die grosse Schleife über den Col Balma ein Stück weiter nördlich, dann gehts evtl ganz ohne Schiebung.

Egal, jetzt bin ich hier oben in einer etwas vernebelten und kahlen Schotterwüste und mampfe erst mal ein Panino. Zum Col Giulian ists jetzt hoffentlich recht einfach, eine leicht ansteigende Karrenwegquerung, ausgewiesen als Mountainbikeroute, führt angeblich dort hin. Ich hoffe das stimmt auch, im Moment sehe ich in dieser Richtung keine dreissig Meter weit.
 

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Re: Heraklix - von Kreta zum Gardasee
Woah schöne Bilder. Dieses Fort würde mich ja magisch anziehen. Aber schreib doch Cappuccino bitte wenigstens mit doppel p und doppel c wenn du schon Kakao und Bauschaum drauf hast. ;)
 
18.09. 12:00 Colle Giuilan, 2450m

Die Querung von den Tredici Laghi zum Colle Giuilian ist ein mühsames Geschäft.


Erstens mal seh ich nix von der Gegend.


Und zweitens ist der Weg oft viel zu brockig um vernünftig fahren zu können. Mindestens die Hälfte der Strecke ist demnach Schiebung.


Klar gibt's unterwegs auch nette Stellen, teilweise recht ausgesetzt.


Und als Lohn für die Mühen dann das gigantische Panorama am Colle Giulian!

Specki und Stockzorro genießen den fantastischen Weitblick auf den cottischen Kaiser, der Monviso steht mir hier schon ziemlich nah vor der Nase. Leicht nicht nah genug um ihn auch zu sehen, das wären etwa zwanzig Meter.

Der Trail auf die andere Seite hinab sieht dafür recht spaßig aus, immerhin eine einzelne erdige Serpentine kann ich bereits erkennen. Hoffe da kommen noch mehr!
 
18.09. 13:20 Bei Villanova im Val Pellice, 1400m


Mal schauen was geht, in dieser nebligen Schotterwüste.


Die erdigen Serpentinen sind anfangs sehr steil, der Boden völlig durchgeweicht. Na wenigstens kein Schnee.


Schon nach wenigen Minuten wird der Trail dann zum flowigen Wiesenweg. Nix spektakuläres, aber doch irgendwie ganz lustig zu fahren. Bei Nebel wirkt die Gegend allerdings ziemlich trist, dabei hätte man hier sicher ein tolles Panorama zum Monte Viso hinüber.


An der reichlich verschissenen Malga Giulian zweige ich nach rechts auf eine matschige Piste ab, teils sieht man den Lenker vor Augen nicht.


In geschätzten einhundert Kehren heize ich in ein nasses Tal hinab. Auch mal ganz lustig, auch wegen der vielen Sprünge, aber ein richtiger Trail wär mir irgendwie lieber gewesen.


Bei Villanova erreiche ich schließlich den Talgrund des Val Pellice. Die Häuslein sehen aus, als ob sie vor irgendwas Angst hätten.

Fazit zum Col Giulian? Naja. Wahrlich kein Highlight, aber auch keine Katastrophe. Man komm halt weiter, das zählt auch. Bei vernünftigem Wetter und besser gewähltem Uphill macht das Ding eventuell sogar richtig Sinn.

Als Alternative zur Matschpistenabfahrt könnte man auch noch satte 1000hm weiter auf einem Pfad (gta) bis nach Bobbio Pellice bleiben. Das kostet dann allerdings viel zusätzlichen Anstieg, wenn man sowieso wieder das Tal hinauf möchte. Vielleicht wärs ein toller Trail, aber mir wars zum probieren heute irgendwie zu nass und zu neblig.
 
18.09. 14:30 Rifugio Jervis im Val Pellice, 1732m

Im Val Pelice beginnt es aus dem Nebel zu tröpfeln, bald schon entwickelt sich ein heftiger Landregen. Na toll, ein einziger Tag schönes Wetter und jetzt schon wieder Wasser von oben? Super.


Egal, geht ja bergauf, also radle ich erst mal weiter. Auf guter, teils steiler Piste geht's durch's canyonartige und wilde Val Pellice.


Wasserfälle säumen den Weg, ständig rauscht der Bach. Von oben trommelt der Regen auf die Birne, insgesamt ein reichlicher feuchter Uphill.

Nach einem kurzen dreivertel Stündchen erreiche ich gut durchfeuchtet eine hübsche, grasige Hochebene. Rechterhand locken einladend die erleuchteten Fenster des Rifugio Jervis. Ist zwar erst früher Nachmittag und der nächste Pass wäre locker noch drin, aber bei diesem Sauwetter...


.. betrachte ich mir die Landschaft lieber von drinnen!

Das Alpenvereinshütterl macht einen sehr gemütlichen Eindruck. Warmduscherzorro beendet spontan den Tag und kauft sich für 35E ein Dach überm Kopf mit Abendessen und Frühstück. Auch die exorbitant heisse Dusche ist bei diesem Sparpreis inklusive und wird sogleich ausgiebig genossen.
 
Stuntzi wie macht sich der Fat Albert bei diesen Verhältnissen, hast Du schon bessere Reifen Gefahren bei den Bedingungen, taugt er Dir? Weist Du wieviel Druck drauf ist oder fährst Du übern Daumen?
 
stuntzi was machst du morgen?
Nur bis zum Refugio Visio ist etwas kurz, danach sehe ich auf deiner Strecke erst nach 5 Cols ! :eek: eine Übernachtungsmöglich im Refugio Blanchet. Oder übersehe ich was?

Hoffe du hast morgen halbwegs trockenes Wetter.

Ray
 
19.09. 08:15 Rifugio Jervis, 1732m


Das Rifugio Jervis ist rundherum empfehlenswert!

Sogar die zum Frühstück bestellte Sonne haben sie geliefert. Das Wetter sieht allerdings so aus wie gestern, lange bleiben wird sie nicht und dann geht das neblige Regendrama wieder los.

Egal, ich nehm jetzt mal den Colle della Croce in Angriff. Ein Stünderl tragen sollte reichen, dann gehts runter nach l'Echalp ins Offlineland Frankreich, wo ich wetterbedingt wahrscheinlich bis morgen feststecken werden.

Man sieht sich...
 
In den letzten 3 Tagen sind die für meinen Geschmack besten Fotos der Tour entstanden, angefangen vom Katalogfoto SpeckiBLUE vs. verschneiten Bergkamm bis zu der zusammengekauerten Bergsiedlung. Die haben bei mir das stärkste will-auch-dort-sein-Gefühl ausgelöst.
Auch wenn die Aussicht stramm gegen 0,x geht, der Eindruck, den die Natur macht, ist ungleich intensiver.

Ride on, Stuntzi!
 
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