Heraklix - von Kreta zum Gardasee

Gruess Di lieber Alpenzorro!

Hier meldet sich die Gisela vom Taygetos Gebirge in Greece getroffen!
Habe Dich mit Pumpernickel u. geräucherten Ricotta (gerettet!)
Haaa....das Bildchen vom 25.5. ist ja superlustig u. erst Du unten am Womo.

Sind seit 1 Woche dahoam.Schifffahrt von Patras-Venedig mit Blitz u.
Donner, aber hatten ja umsonst ne Kabine von Minoan Linie bekommen!
So wars super gemütlich !

Jetzt kann ich Deine Berichte täglich nachlesen wo Du steckst, juhuuuu...
Bei uns im Großraum Olching ist auch sch.... Wetter. Mal Regen mal
lacht wieder Sonne.
Pass nur gut auf Dich und Dein Radl auf...und keine Schildi ueberrollen,gell!

Fürti und liebe Gruesse von Gisela aus Olching mit Juergen:):daumen:
 

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Re: Heraklix - von Kreta zum Gardasee
06.07. 10:40 Hochebene von Brezna, 1100m


Auf etwas langweiliger, zweispuriger Straße verlasse ich die ebenfalls langweilige Ebene von Niksic in Richtung Berge.


Nach einem Stündchen zweige ich ab in die Wildnis. Keine Autos, keine Menschen, keine Schilder, nur eine Menge zugewachsener Pisten kreuz und quer durch die dichten, hügeligen Wälder und ein einsamer Biker mir dreissig Jahre altem Kartenmaterial. Aber es stimmt ausgezeichnet!


An einem kleinen Pass auf knapp 1300m plötzlich unvermittelt ein Grab mitten am Wegesrand. Blairwich Project lässt grüßen.


In einer Abfahrt zweige ich von der Piste ab und probiere was gestricheltes auf meiner Karte. Sozusagen ein Test, der Weg in den Canyon nachher ist genau so gezeichnet. Klappt alles prima, 200hm Singletrail auf weichem Waldboden erfreuen den Biker.


Dann entlassen mich die Bäume auf eine grasige Hochebene...


.. und ich folge einem kleinen, blumigen Teerweg zum Rand des Canyons.
 
Ein Hoch auf Gisela! Danke, dass Du mit Stuntzi auch uns gerettet hast. :daumen: Solche Leut braucht die Welt! Nicht auszudenken, unser Leid, wenn der Mann verhungert wär...

@Stuntzi: Denke auch, dass Kratzer von Werbe-Vorteil ist, also nicht verzagen und halte Dir stets einen Verwegenheits-Kratzer im Gesicht. Das ist nämlich bei Männern das Pendant zum aufgeschminkten Leberfleck, gell...
 
Nach einem Stündchen zweige ich ab in die Wildnis. Keine Autos, keine Menschen, keine Schilder, nur eine Menge zugewachsener Pisten kreuz und quer durch die dichten, hügeligen Wälder und ein einsamer Biker mir dreissig Jahre altem Kartenmaterial. Aber es stimmt ausgezeichnet!
Zum Glück hast du so altes Zeug. Der Weg sieht nicht aus, als ob er auf aktuellen Karten zu finden wäre :)
 
06.07. 12:00 Nevido-Canyo, Duzki-"Brücke", 780m


Dann gehen wir's mal an! Das Wegerl beginnt recht vielversprechend und flowig, später folgen leider ein paar völlig zugewachsene Meter, die mich schon ans Umkehren denken lassen.


Doch Hartnäckigkeit wird belohnt.


Teilweise auf S3-Niveau...


..und sehr grobschottrig mit einigen Schiebepassagen schraube ich mich in den Canyon hinab.


Weiter unten wird die Sache leichter, fast gemütlich rolle ich bis zur...


..Brücke von Duzki???

Was zum Teufel?! Und wo bitteschön ist jetzt meine Brücke? War das etwa der Grund, warum mir die Lady von Montenegro-Adventure-Travel von dieser Route abgeraten hat? Aber warum hat sie das dann nicht klipp und klar gesagt? Aus ihrem "I don't suggest it" konnte ich maximal rauslesen, dass der Weg für die üblichen Radltouristen nix wäre. Und das ist er auch wahrlich nicht.

Naja, das Flüsslein sieht doch ganz harmlos aus. Allerdings kann die Tiefe täuschen und die Strömungsgeschwindigkeit ist recht hoch. Aber es hilft nix, rüber muss ich irgendwie. Ich packe also meinen Kram in den Rucksack, hänge die Schuhe aussen dran und steige ins Wasser. Specki bleibt zunächst zurück und schaut nur zu.


Das Ergebnis seht ihr hier :-).

Wie befürchtet, der Fluss ist tiefer als erwartet. Das Wasser geht mir bereits bis zur Brust, als mich die Strömung von den Füssen reisst. Ich versuche verzweifelt, den Rucksack mit dem ganzen Elektrokrempl aus dem Wasser zu halten. Aber stemmt mal sieben Kilo über den Kopf ohne Boden unter den Füssen in einem reissenden Fluss, das funktioniert nicht.

Der Rucksack schwimmt zum Glück ein wenig, die geschlossenen Reissverschlüsse sowie die Regenhaube halten das Wasser eine kurze Zeit lang draussen. Nach ein paar Sekunden panischem Geplantsche hab ich die Sache dann im Griff und kann wieder stehen. Verdammt, das war knapp. Um ein Haar hätte sich mein ganzes Equipment auf die Reise zum Meer gemacht. So bleibt alles leidlich trocken, nur das Handy hat's ein bisserl gewässert in der Deckeltasche. Aber mein treues altes Nokia schwamm auch schon durch sizilianische Canyons, das wird trocken gelegt und läuft dann weiter als ob nix war.


Beim zweiten Gang mit Specki bin ich schlauer und mach es anders rum: Klamotten aus und Schuhe an! Nass sind sie jetzt sowieso schon, vor allem aber hat man so einen wesentlich besseren Stand im Fluss.


An die brusttiefe Stelle schaff ich's mit dem Zehnsekunden-Selbstauslöser nicht ganz. Aber immerhin erkennt man doch, dass die Geschichte nicht so ganz unkompliziert war :-).

Nach dieser etwas spannender als gewollten Flussdurchquerung ist Mittagspause dringend angesagt. Nackt und ohne Gepäck mit Spaß in die Gumpen hüpfen, auf der Isomatte in der Sonne braten, mein Sandwhich verspachteln, so macht radeln Laune! Soll das Gewitter doch kommen, hier im Canyon ist mir das reichlich wurscht. Zum drüben rauf schleppen dürfte es ruhig mal zwanzig Grad kälter werden, im Moment fühle ich mich auf dem Kiesstrand eher wie im Backofen. Zum Glück ist der kühle Fluss nur zwei Meter entfernt.
 
Eieiei, das ist ja mal wieder ne Story mit dem Rucksack!:D
Gab es in 100m Umkreis keine flachere Stelle zum rüberkommen? Naja, dafür ist das Bild mit dem geschulterten Specki recht nett, unterstreicht den Abenteuercharakter...:cool:
Ach ja, 20° kälter ist es hier bereits, und zum naßwerden stell ich mich dann raus in den Gewitterschauer...:rolleyes:
 
06.07. 16:00 Blockhaus bei Petnjica, 1070m


Nach ausgedehnter Mittagspause im Canyon mache ich mich schließlich auf den etwas mühsamen Weg die anderen Seite nach oben.


Hier war schon lange keine Kettensäge mehr, aber wenigstens kommt man leidlich voran.
Steil und teils verwachsen, aber immerhin ist der Weg deutlich auszumachen. Die Alternative wäre, nochmal durch den eiskalten Fluss und alles wieder zurück. Nicht unbedingt lustig, jetzt wo die Sonne verschwunden ist und die Gewitter wieder die Regie übernommen haben. Das Wetter ist heute im Gegensatz zu gestern nachmittag allerdings sehr vernünftig. Statt acht Stunden Dauerregen kommt immer nur ein kleiner Schauer daher, dann ist wieder Ruhe im Karton.


Beim Erreichen der Hochfläche auf der anderen Seite erkenne ich zum ersten Mal die Ausmasse dieser coolen Schlucht.


Ruhig jetzt Specki, sonst gibts dreihundert Meter Freiflug hinab in die grüne Hölle. Das wollen wir doch beide nicht.

Zugegeben, biketechnisch gesehen war die ganze Aktion ein bisserl fragwürdig. Viel Aufwand für wenige, schwierige, harte Höhenmeter. Aber ich liebe nun mal Canyons, die Durchquerung musste einfach probiert werden. Und der Abenteuer- und natürlich auch der Spaßfaktor waren riesig :).


Ein Stückerl noch auf Piste, dann folge ich bald einem perfekt angeleten Sträßlein auf der Nordseite des Nevido-Canyons.


Nach der vielen einsamen Wildnis macht Teer auch wieder Spaß, besonders in so einer gigantischen Umgebung.


Als ob jemand mit einem großen Beil ein paar schmale Kerben in den Erdmantel gehauen hätte. Mir scheint, ich hab hier grad eine besonders nette Ecke von Montenegro entdeckt.


Bald überwindet eine kleine Brücke den an dieser Stelle nur zehn Meter breiten Canyon.

Auf der anderen Seite verzweigt sich die Straße, entweder flussauf- oder flussabwärts. Jetzt ist guter Rat teuer, in welcher Richtung gibts am ehesten was zum Futtern? Die Ansiedlungen auf meiner Karte sehen auf beiden Seiten eher winzig aus. Ich fahre einfach mal rechts...


.. und habe Glück!

Schon nach ein paar Kurven erreiche ich ein völlig neu gebaute Blockhaus-Taverne. Hier entsteht scheinbar gerade eine ganze Feriensiedlung, drumherum sind noch einige Übernachtungshüttlein im Bau. Mir egal, so lange die Taverne bereits geöffnet ist und mir eiskalte Coke und heisses Omelette serviert... Mahlzeit, heut war ein Spitzentag!
 
Zuletzt bearbeitet:
@ceee&fubbes, stimmt genau... schuhe wurden wieder gebadet. aber süßwasser müssen die northwaves schon abkönnen, heissen ja schliesslich "expedition". war ja nur kurz.

@mikethebike, ist spannender als kaffee trinken... und mehr spass machts auch!

@enrgy, gab keine besser stelle, oder bin am ufer nicht hingekommen. entweder senkrechter fels oder zu viel gestrüpp. absichtlich geh ich sicher nicht mit meinem rucksack schwimmen :-).

@gisela, danke nochmal fürs füttern!
 
06.07. 19:00 Savnik, 840m

Ausgerechnet oben am Berg im Niemandsland gehen mir die Megabytes fürs Internet aus. Von einem Moment auf den anderen offline und von der Welt abgeschnitten, da fühl ich mich nicht wohl. Also rolle ich zum Aufladekärtchen kaufen 200hm bergab in den kleinen Ort Savnik, seltsam gelegen am Schnittpunkt dreier Canyons. Die Hömes muss ich zwar morgen wahrscheinlich wieder hoch, aber es hilft ja nix...


.. the show must go on!
 
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen!
Ich, als alter Griechenland-Fan, finde da doch glatt einen Reisebericht von jemandem der da auch noch mit dem Fahrrad durch will, und zwar nicht auf den Straßen, sondern richtig Up und Downhill durch die Landschaft. Und als ob das nicht genug wäre, Griechenland reicht ihm bei weitem nicht...
Während ich in den letzten 3 1/2 Wochen den gesammten Bericht von Anfang an nach lese, erfahre ich, dass dies wohl nicht die erste Reise dieser Art ist...
Da klappts mir echt den Kiefer runter!
Und wie das ganze geschildert ist! Ich habe von Kreta geträumt, mich an meinen Besuch in Delphi errinnert, mit gebangt als das Care-Paket nicht da war, mich gefreut als es dann doch noch ankam, war begeistert von der plötzlichen Hilfsbereitschaft der Bike-Szene auf dem Balkan, bekam James Bond Feeling bei diversen Grenzübertritten, und habe das gefühl selber im Regen nach einem Unterstand zu suchen.

Ganz großes Kino!
Werde hier auf jeden fall weiter mit lesen...
und jetzt entschuldigt mich, da gab es noch eine Schlange und ein paar andere Berichte die gelesen werden wollen!
 
Ruhig jetzt Specki, sonst gibts dreihundert Meter Freiflug hinab in die grüne Hölle. Das wollen wir doch beide nicht.

Sag mal, redest Du eigentlich mit Deinem Fahrrad während der Tour auch?

Ich muss gestehen, daß alle meine Bikes (Strasse und MTB) Namen haben. Und vor Rennen rede ich auch mal n paar Worte mit ihnen. Im Ernst! Dabei bin ich eigentlich sehr pragmatisch veranlagt.
Würd mich mal interessieren.

Danke für Deine Berichte. Ich les mich gerade parallel auch noch durch die Snake. Toll!
 
@wissefux, genau... x-fach! auslöser drücken, specki packen und auf den rücken werfen, ins wasser rennen, nach neuneinhalb sekunden umdrehen, lächeln!

@lookbehind, willkommen im thread. und nur nicht aufgeben, thesnake ist viel zu lesen :-).

@gigawatt, eigentlich quatsch ich unterwegs nicht mit meinem bike, ausser es rammt mir seinen zahnkranz in die wadeln oder das pedal an die ferse. dann gibts ärger!
 
Hi Stuntzi ,
hab jetzt auch angefangen deinen Bericht zu lesen. Der absolute Hammer. Wie ein Cowboy:-)
Wieso haste den Rucksack nicht einfach rübergeworfen??
Oder täuscht die Breite so wie auch die Tiefe auf dem Foto?

MAch auf jedenfall weiter !!!
 
@trailsucher, bin weder kugelstosser noch hammerwerfer. naja, mit dem richtigen schwung hätte man's vielleicht schaffen können. und was ist dann mit dem bike, soll ich das auch schmeissen??

Anyway, als ich mit dem rucksack unterwegs war, hatte ich den fluss ja noch nicht so als problem betrachtet. daher auch barfuss... keine gute idee. gescheite schuhe haben schon was für sich, auch unter wasser.
 
Hm, also ich fühl mich barfuß immer wohler beim Furten, ich hab da mehr Gefühl. Und ich hasse nasse Schuhe. Ok, auf Island muß man sich was andres einfallen lassen, sonst hängen nur noch Fetzen am Bein bei dem Vulkangestein, aber barfuß hats mich in Alpenbächen noch nie gesemmelt.

Übrigens ist mein Zorrocarry grad fertig geworden, lockere zwei Tage vorm Start, aber ich weiß ja daß es funktioniert... :D

ciao Christian
 
Stuntzi,

das ist ja wieder ganz großes Kino, dass Du uns servierst, danke. Demnächst werden wir aber früher informiert, wenn Du wieder auf Tour gehst. Große Klasse. Besonders beeindruckend finde ich, wie Du es solang allein mit Dir aushältst, Du triffst ja häufig Leute, aber der Faktor, mit sich selbst allein zu sein, ist nicht zu unterschätzen, bewundernswert!

Viel Glück weiterhin!
 
Nach einer Zwangspause vom Internet bin ich auch wieder da und habe die viele vielen Seiten nun nachgelesen.

Da hst du ja einige durchgemacht Stuntzi. Ich wünsche dir weiterhin viel Spass und schöne Trails.
Tolle Fotos und tolle Berichte, vielen Dank dafür!

Und bleib gesund wenns geht. ;)
 
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