Ja, weil es die Hersteller so wollen. Um eine deutlich höhere Marge zu erzielen, wird Carbon eben in der High-End-Preisklasse verkauft.
Ein Propain Tyee CF COMP gibt es komplett für 3000 EUR UVP. Da bekommst du bei anderen Herstellern ein frameset.
Carbon lässt sich sehr wohl im Mid Prize platzieren, alles andere ist pures Marketing.
Propain Tyee Trail:
13,8kg, Magura MT5, Sram GX 11fach, 2.800 EUR
Propain Tyee CF Trail
12,8kg, Magura MT7, Sram Eagle X01 12fach, 3.900 EUR
Wenn du die Preis der Ausstattung isn Verhältnis setzt, kostet das CF bereinigt max. 500 EUR mehr. Das ist wohl ein realer Mehrpreis, der die Herstellungskosten einigermaßen reflektiert.
Die 1.000 EUR mehr, die Propain haben möchte, wenn du dir den nackten CF Rahmen statt des Alu holst, sind dann wieder reine Gier.
Also, grundsätzlich ist es so: Wenn man nun einen Absatz von sagen wir 5000 Rahmen (pro Modell) im Jahr macht, dann sind die Mehrkosten für die Carbontools wirklich marginal und der Rahmen ist als nicht teurer als ein Alurahmen anzusehen. Solid hingegen ist eine kleine Firma aus dem Schwarzwald, wir verkaufen jedes Bike selbst und einzeln. Bei Propain sieht es vermutlich ganz ähnlich aus, nur dass die aus Ravensburg am Bodensee sind. Hier schlägt das Carbon dann doch ganz schön zu buche.
Die reinen Herstellungskosten pro Stück sind beim Carbonrahmen nicht viel niedriger als vom Alurahmen (vorausgesetzt, man lässt seinen Carbonrahmen bei einem renommierten, qualitativ Hochwertigen Hersteller machen), oben drauf kommen noch die Kosten für die aufwändigen Molds, und hier wird für jede Grösse eine eigene Mold benötigt. SOwas muss sich natürlich auch im Preis spiegeln.
Ich denke NICHT, dass der Mehrpreis bei Propain für das Carbonbike Gier ist - es ist einfach so, dass die Carbon-Schüssel bei einer vernünftigen Stückzahl teurer ist.
Und zur Ausstattung o.g. Beispiels: Die MT7 ist auch für einen Fahradhersteller etwas teurer als die MT5, und die SRAM Eagle X01 ist pervers massiv viel teurer als die richtig günstige GX.
Zu den Kosten von hydrogeformten Rohren: Es kommt immer darauf an, wie man es anstellt, aber 1. kann ich die hydrogeformten Alurohre zu lang machen, so dass ich z.B. eine Form für für das Unterrohr sämtlicher Grössen des selben Modells mache, für die kleinen Grössen werden die Rohre halt etwas kürzer abgesägt. Ich benötige für die unterschiedlichen Rahmengrössen lediglich unterschiedliche Schweissleeren, und die Dinger sind im Vergleich zu einer mehrteiligen Carbon-Mold echt total günstig. Auch die kosten für die Mold für ein Hydroforming-Rohre sind nicht sooo übertrieben teuer.
2. muss ich für meine Rahmen nicht einmal zwangsläufig 100% eigene Rohre verwenden - es gibt tausende Standardteile, sog. "Open Models", die ich im Katalog einfach mir aussuchen kann, und aus diesen Rohren kann ich dann meinen eigenen Rahmen konstruieren. Der Kraftfluss ist dann zwar evtl. nicht zu 100% perfekt, aber kann trotzdem in der Regel noch viel besser sein als bei der vom Industriedesigner motiverten Rahmenform. In der Regel macht man gern einen Mischmasch aus open-Model-Rohren und selbst konstruierten Rohren.
Was mein persönlicher Vorbehalt gegenüber CFK ist: Wenn ich meinen Alurahmen so anschaue - ich hab öfter mal fette Dallen drin. Mal knallt ein Stein gegen das Unterrohr, oder ich stürze und setze mein Bike gegen ein paar Felsen. Dallen am Alurahmen sind in der Regel unproblematisch. Ob ein belastungsoptimierter Carbonrahmen Schläge, auf die er gar nicht ausgelegt ist, so gut wegsteckt, ist fraglich. Und wenn er es ist, dürfte zumindest ein Teil des Gewichtsvorteils passé sein.
Das Lebensende des Alurahmens entdecke ich in der Regel durch Haarrisse... bevor ein Alurahmen bricht, sind meistens im Vorfeld Risse sichtbar. Das ist bei Carbon kaum möglich.