Erfahrungen mit Gleitlager-Hinterbauten

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Bislang habe ich viel Gutes über das Giant XTC Team gehört. Einzig die Tatsache, dass es nicht, wie manche anderen Viergelenker, mit Kugellagern, sondern mit Gleitlagern ausgestattet ist, ist mir suspekt.
Hat jemand (Langzeit-)Erfahrungen mit Gleitlagern oder sogar speziell mit denen des XTC Team gemacht? Wie aufwendig ist die Pflege, wie teuer ein Austausch? Und gibt es in punkto Steifigkeit Nachteile gegenüber kugelgelagerten Hinterbauten?

Danke für alle kritischen Erfahrungsberichte

Nasenbär
 
Ich kann dir nur von meinem Trek VRX berichten - aber vielleicht kannst du trotzdem was mit anfangen.

Ich persönlich halte von Gleitlagern (zumindest von dem Billigstmist, der im VRX war) überhaupt nichts. Die Dinger sind sehr schnell ausgeschlagen und teilweisse sind die Hülsen sogar gebrochen. Allerdings muss man auch berücksichtigen, daß Gleitlager einen Bruchteil von Kugellagern wiegen und kosten und notfalls kannst du dir schnell welche aus Polyamid nachdrehen lassen.

Für ein CC Bike sind Gleitlager aus Gewichtsgründen also durchaus sinnvoll - solange die Qualität stimmt (worüber ich nichts aussagen kann, da ich noch kein Giant gefahren bin). Allerdings für Tourenbikes usw. halte ich Kugellager für angebracht (wobei man auch das vermurksen kann wenn der Ingenieur mal wieder zu sehr auf die Herren der Finanzabteilung gehört hat)

Christian
 
Hallo Nasenbär,

ich hatte ca. vier Jahre lang mein gutes altes Trek Y22 im Einsatz.
Die Gleitlager machten dabei absolut keine Probleme.
Ich war auch anfangs skeptisch, zumal die Lager völlig ungedichtet sind.
Nur nicht von den Magazinen verrückt machen lassen, die pauschal alle Bikes mit Gleitlager verurteilen.
Wenn man's genau nimmt, sind Gleitlager für die Führung der Schwinge sogar besser geeignet als Wälzlager, weil die Kräfte sich besser, da auf eine größere Fläche verteilen. Und die "Drehzahl" des Lagers ist ja nicht besonders hoch ;)
Klar, die Reibung ist höher. Besonders wenn die Lager beim Viergelenker nicht genau fluchten. Da würde ich mal 'ne Probefahrt unternehmen und auf die Sensibilität des Hinterbaus achten.

Gruß

Forest
 
Die einzigen Gleitlager im Giant XTC NRS sitzen im Horst Link und gehören zu der Gattung, die präzise gefertigt ist und einiges aushält. Von der Steifigkeit her sind Gleitlager meist steifer als Kugellager, zumindest solange sie kein Spiel haben. Die Gleitlager im Giant sind präzis und leichtgängig. Wenn Du alldings sehr viel im Dreck fährst, kann es sein, dass nach einem Jahr (bei vielen Kilometern) Spiel im Lager auftritt, weil das Gleitlager auf der Seite etwas vom Alu, worauf es läuft, abgeschliffen hat. Als das bei mir auftrat, habe ich hauchdünne Stahlpassscheiben zwischen Gleitlager (es ist immer noch dasselbe Lager und dieslbe Achse drin, da dort zwischen Achse und Lager kein Spiel auftrat) und Rahmen eingesetzt. Jetzt läuft der Hinterbau am Horst Link wieder spielfrei.
Wenn man am Horst Link Industriekugellager einsetzt, sollte auf jeder Seite ein Paar eingesetzt werden, da ein einziges Lager sehr atsrke Seitenkräfte aufnehmen müsste, was für ein Rillenkugellager nicht optimal ist. Das wiederum ist recht aufwändig und wird daher vom wenigen Herstellern gemacht. (Bergwerk macht es so beim Faunus).
Gruss
Dani
 
im bikebereich hab ich jetzt zwar keine erfahrungen. da ich aber in der automobil-zuliefererbranche war und die dinger bei uns tausendfach nachgefragt waren, mal ein kurzes statement.

gleitlager brauche ne schmierung. und zwar permanent, beim PKW kein problem denn der hat öl. beim bike wage ich zu bezweifeln, daß die in den lagern öl so auf dauer drin halten, also heisst es schmieren. und schmieren heisst aufwand. ein gleitlager wie wir es hatten kostete so um die 60€. beim bike müssen die teile andere, vor allem unkontrolliertere und sporadischere belastungen aushalten, eben so, wie die stösse kommen. beim PKW war das gleichmässiger und berechenbarer. halte den einsatz nicht unbedingt für so optimal da der verschleiss betreffend ausleiern nicht unbedeutend sein dürfte.
 
Moin,

also es gibt Gleitlager die ohne Schmierung auskommen und welche die geschmiert werden müssen.
Die schmierbaren Lager haben meisten Schmiertaschen. Kleine "Eindrücke" in der Lauffläche die als Reservoir für das Schmiermittel dienen.
Was reibungmäßig besser ist, kann ich jetzt nicht sagen.
z.B. Ina sagt bei ihren wartungsfreien Gleitlager, das da überhaupt kein Schmiermittel rein soll! Also absolut trocken!
Bei den wartungsarmen soll in den meisten Fällen die Erstschmierung ausreichen.

Also nicht dauernd zerlegen und Schmieren. Sofern eben gescheite Gleitlager verwendet werden und die evtl auch noch ein bisschen gedichtet werden (O-Ring, Filzscheibe).

Und kosten dürften die auch nicht die Welt. Für 60€ kannste da schon n paar Lager kaufen denke ich. Kugellager sind ja in der Hestellung viel aufwendiger

Meiner Meinung nach können Gleitlager gut als Hinterbaulagerungen verwendet werden, sofern das natürlich richtig gemacht wird. Ich denke gerade in der Anfangszeit der Fullys wurde da ein Negativimage produziert, da viele Gleitlagerungen einfach ******** konstruiert wurden.
Ich denke da nur mal an die ersten Rocky Mountain, Edge glaube ich. Da grausst es den Hör Ingeniör.
Wenn man da genormte Standardteile als Lager verwendet kosten die nicht die Welt, Ersatz ist leicht zu beschaffen und man hat anständige Qualität.

Cya Maddin
 
Danke für die Erfahrungen. Da es tatsächlich nur ein Gleitlager gibt, ist es wohl kein Problem mit der Haltbarkeit etc. Fragt sich nur, ob es nicht gleich gut funktionierende Hinterbauten gibt, die gänzlich Kugelgelagert und abschmierbar sind, wie das Storck Adrenalin.

Gruß

Nasenbär
 
Original geschrieben von Maddin
z.B. Ina sagt bei ihren wartungsfreien Gleitlager, das da überhaupt kein Schmiermittel rein soll!

Richtig - aber INA stellt Lager in Industriequalität her und keinen Billigstramsch. Viele "Gleitlager" in Bikes sind so wie's aussieht simpelste Spritzgussteile aus nicht gerade hochwertigen Kunststoffen. Zum Schmiermittel: damit sollte man sowieso generell vorsichtig sein - gerade viele billige Kunststoffe können von Öl angegriffen oder aufgequellt werden - und dann ist das "Lager" futsch - noch witziger wird's allerdings wenn Kunststoffe verwendet werden, die mit Wasser quellen - damit ist das Ende des Lagers von vornherein vorhersehbar - ausser es wird nur bei schönwetter gefahren.

Ein gut konstruiertes Lager für ein Bike müsste normalerweisse aus einem zentralen Nadellager und 2 seitlichen Axialkugellagern für seitliche Kräfte bestehen - oder 2. Möglichkeit aus 2 gegeneinander angeordneten Schrägrollen oder Kegellagern - aber so eine Konstruktion ist wirklich teuer, platzraubend und relativ schwer.

Gruß
Christian
 
Original geschrieben von BlueIceDragon
Viele "Gleitlager" in Bikes sind so wie's aussieht simpelste Spritzgussteile aus nicht gerade hochwertigen Kunststoffen.


Genau, und das bei Bikes die einige tausend Euro's kosten. Da ist man als Kunde wirklich der Depp.
Industrielager heisst doch eigentlich nur, das es genormte Lger sind. Also fallen Gleitager von z.B. INA auch darunter ;-)

Ein gut konstruiertes Lager für ein Bike müsste normalerweisse aus einem zentralen Nadellager und 2 seitlichen Axialkugellagern für seitliche Kräfte bestehen - oder 2. Möglichkeit aus 2 gegeneinander angeordneten Schrägrollen oder Kegellagern - aber so eine Konstruktion ist wirklich teuer, platzraubend und relativ schwer.

Axialkugellager halte ich für Overkill. Schau mal Motorradlagerungen an. Das sind links und rechts 2 Nadellager mit Axialgleitscheiben. Zumindest so oft verbaut und auch sinnvoll.

Cya Maddin
 
Wenn ich da mal das GT LTS als Beispiel nehme für schlechte Gleitlager, billigste Teile, extrem empfindlich und sehr schnell hinüber; allerdings waren die Ende der 90er.
Heute haben die Hersteller einiges dazugelernt und verbauen sogar dann Kugellager, wenn ein Gleitlager doch mehr Sinn machen würde. Der Kunde will es halt so, wegen der schlechten Erfahrungen mit den Gleitlagern der 90er-Jahre-Bikes.

Wie ist das eigentlich mit den Canyon-Bikes, haben die auch wie das FAunus ein Industrielager im Horstlink?
 
meine persönliche Erfahrung mit den Gleitlagern des
Trek Fuel sind auch nicht berauschend. Ein tierisches Knacken
- dachte erst wäre das Innenlager- waren die ersten Anzeichen.
Dreck und Wasser hatten sich in den Teflonlagern angesammelt.
Die eine Lagerbuchse war schon 0,05 mm eingelaufen. Das alles
nach gut 1500 km. Alle 2 Monate mache ich jetzt automatisch die Lagerbuchsen sauber. Ein neuer Satz Buchsen kostet 70 EUR.
Hatte eigentlich vor auf spezielle Teflonbuchsen umzurüsten
die wir im Werkzeugbau oft einsetzen.Trek baut aber immer noch in Zoll und deswegen kannst de das vergessen.

Gruß
Andy 013
 
Jeder macht da so seine eigenen Erfahrungen, die wohl nicht zu verallgemeinern sind.
Aber: Gleitlager von guter Qualität sind einem Kugellager nicht mehr unterlegen. Gerade die Bikezeitschriften hauen da so viele Klischees raus, dass man denen kaum noch glauben kann (und nicht nur in diesem Bereich!).

Ich bin jetzt seit einem Jahr und etwas mehr als 3600 km mit meinem gleitgelagerten Steppenwolf Tundra FS unterwegs und habe noch nie (!!!) Probleme mit den Gleitlagern gehabt. Es handelt sich dabei um selbstschmierende Teflonlager. Die machen keine Geräusche und haben kein Spiel oder sonst irgendwas. Im Gegenteil, die Probleme habe ich bekommen, als ich dem Rat einiger "Fachleute" folgte und die Lager mit Teflon-Spray geschmiert hab. Das war keine gute Idee, denn ausgerechnet durch das Pflegemittel wurde die Lager-Lauffläche angegriffen.

Also, selbstschmierende Teflon-Gleitlager sind nahezu wartungsfrei! Natürlich empfiehlt es sich, mal ab und zu nach Dreck zu schauen, aber sonst ist nüscht!!

Dagegen hat der Versuch, zöllige Kugellager für mein vorheriges bike Santa Cruz Tazmon zu bekommen, mich in den Wahnsinn getrieben. !!11 Monate!! hat das gedauert, zusammen mit der Abwicklung eines Garantieanspruchs. 11 Monate!! Dann hatte ich den Kaffee auf und bin zu Steppenwolf gewechselt.

Grüße vom Pastorensohn!
 
Hallo, ich besitze seit mehreren Jahren ein RM Element mit Gleitlagern (war das erste Element-Modell von Rocky) und hatte noch nie ein Problem mit den Lagern. Habe sie im übrigen auch noch nie gewartet/warten lassen. Funktionert noch wie am ersten Tag.
Auch ich bin Ing. und im Maschinenbau tätig und denke, dass insbesondere auch bedacht werden muß, dass es sich um sehr kurze Wege handelt.
Schon mal ne Tür mit Industrielagern gesehen (ok, blöder Vergleich).
Ich persönlich würde die Vorteile von den einen oder anderen Lagern nicht überbewerten. Denke, dass das komplette System der Federung viel wichtiger ist als die Lager an sich.
 
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