Bist Du Dir sicher mit Ursache und Wirkung?
Schon ziemlich. Ich meine, man zahlt ja eh, halt nur nicht direkt mit Geld, sondern mit seinen Daten, mit nicht mehr objektiver Berichterstattung etc.
Die Medienlandschaft ist zunehmend darauf ausgelegt, dass Medien ohne Bezahlung konsumiert werden. Bestes Beispiel sind Tageszeitungen, aber auch Zeitschriften, deren Bezahlangebote im Internet gegenüber dem freien Angebot meist deutlich weniger genutzt werden (und ohne Internet-Präsenz geht es eh nicht mehr, weil die Verkaufszahlen von Print nach wie vor rückläufig sind). TV mit den Öffentlich-Rechtlichen ist aufgrund des Rundfunkbeitrags bei uns noch ein Sonderfall, aber da wird ja auch daran gearbeitet, dass der abgeschafft wird.
Wenn die Einnahmen von Medienhäusern nur noch durch Werbung, Affiliate Links etc. zustande kommen, dann ist mindestens gegeben, dass die Berichterstattung möglichst Traffic-generierend ausgerichtet ist. Das ist dann schon nicht mehr
100% objektiv und macht sich im "Ton" und bei der Themenauswahl bemerkbar. Das kannst du sogar bei den eigentlich seriösen Medien wie z.B. Spiegel, Zeit oder SZ feststellen. (Ein Beispiel ist auch die Affäre beim Spiegel mit den fingierten Relotius-Reportagen, obwohl das natürlich schon eine Stufe heftiger war. Da fehlen einfach die Ressourcen, das intern zu überprüfen, bevor es gedruckt wird. Natürlich ist das nicht der Stil oder die Strategie des Spiegel, sondern hier ein Unfall, bei anderen Medien sieht das aber wahrscheinlich anders aus.)
Im schlimmeren Fall ist dann die Berichterstattung nicht mehr ganz wahrheitsgemäß im Sinne von Weglassen (z.B. von relativierenden Fakten, Gegenmeinungen usw.) und ganz schlimm wird es natürlich, wenn tatsächlich falsch berichtet wird, aus welchem Grund auch immer. Zumindest den ersten Fall hast du bei der Bild z.B. regelmäßig (gut dokumentiert im BILDblog), genauso aber auch bei vielen anderen eher Boulevard-orientierten Zeitungen, insbesondere auch bei vielen Lokalzeitungen (der Merkur in München mit seinen ganzen Lokalablegern des OVB dürfte da vielen Bikern im Süden in den Sinn kommen).
Komplette Falschberichterstattung ist bisher sicherlich die Domäne dubioser Anbieter im Internet, kommt aber auch bei seriöseren Medien vor. Da kann ich mir vorstellen, dass z.B. auch bei Zeitschriften im Bike-Bereich der eine oder andere interne Konflikt auftritt. Was machst du als Redaktion etwa, wenn bei einem Test das Produkt des besten Anzeigenkunden durchfällt? Gut, einfach schönreden machen wahrscheinlich die wenigsten, aber z.B. einfach das Produkt dann aus der Berichterstattung rauszulassen, ist ja eigentlich auch nicht so toll. Da man aber ganz selten wirklich negative Tests liest oder zumindest genau zwischen den Zeilen lesen muss, ist eine solche Praxis vielleicht nicht ganz von der Hand zu weisen...
Die Gründe für nicht-objektive Berichterstattung reichen dann von erst mal "nicht bös gemeint" und einfach wirtschaftlichen Zwängen folgend bis hin zu gezielter Falschinformation im Sinne der Agenda von wem auch immer (gute Beispiele: Breitbart-News, das russische RT DE). Die Kosten, die der Einzelne durch das Einsparen von ein paar Euronen für Medienprodukte trägt, reichen damit von z.B. Fehlkäufen wegen schlechter Produkttests bis hin zu weitreichenden Kosten in der Gesellschaft (wenn man z.B. bedenkt, dass die Automobil- und Energiewirtschaft riesige Werbeausgaben tätigt, sollte es nicht wundern, dass die Mobilitäts- und Energiewende hierzulande nur wenig Rückenwind genießt).
Das Problem ist halt, dass es nicht seriösen Anbietern umso leichter gemacht wird, je weniger seriöse Anbieter es gibt. Entsprechend leidet auch der, der vielleicht noch für seriöse Medien zahlt. Wenn die kritische Masse fehlt, wird es schwierig. Andererseits fällt es dann allen, die über die entsprechenden Mittel verfügen, umso leichter, die allgemeine Meinung zu beeinflussen. Die Profiteure dieser Beeinflussung sind allerdings in den seltensten Fällen die gemeinen Bürger.
Sorry für OT, aber ich finde, das Thema ist zu wichtig.